Der DAB Freak Gabi hat geschrieben: ↑Sa 13. Jun 2020, 19:11
Naja zum Glück sind wir hier in Deutschland zum Glück weit davon entfernt. Hier ist das Mindestmaß immerhin 72kbps und die klingen ja auch häufig ganz ordentlich.
Oh, ein kleiner Scherz zum Abend.
HE-AAC geht gar nicht und LC-AAC läuft bug-frei auf allen Empfängern wohl erst ab 128 kbps Subchannel-Size. Wenn man bei 128 kbps LC-AAC die Slideshow weglässt, kommt man nach Abzug von PAD auf ca. 113 kbps. 2009 hatte das im EBU-Hörtest signifikant unter 192 kbps Layer II performt. Kann natürlich sein, dass die Encoder seitdem besser geworden sind.
Das ist die Schlüsselgrafik aus EBU BPN094 - "Subjective Assessment and Objective measurements of DAB+", riesiger europaweiter Hörtest. Zuerst hatte man nur Tonmenschen testen lassen, das verheerende Ergebnis konnte man nur veröffentlichen, nachdem man noch akustische Laien hinzugezogen hat. Gerhard Stoll hätte dazu was erzählen können,
aber leider weilt er ja schon nicht mehr unter uns.
Die Tests liefen ohne Slideshow mit minimal möglicher PAD-Rate von 1 bis 2 kbps. Aus 192 kbps Subchannel Size wurden 190 kbps netto-Audio. Aus 128 kbps LC-AAC wurden 113,3 kbps netto-Audio. Aus 96 kbps HE-AC wurden 85,9 kbps netto-Audio und aus 64 kbps HE-AAC wurden 56,6 kbps netto-Audio. Letzteres schaffen heute manche beinahe mit 72 kbps Subchannel-Size, weil sie so eine sinnlose Briefmarken-Show abfeiern. Und nun mal schauen, was da als Ergebnis rauskam: 44% gemittelt über alle Testfiles und alle Testhörer. Halleluja!
Noch vernichtender wird dieses Ergebnis, wenn man sich anschaut, was die Experten im Blindtest mit Item 16 gemacht haben: der bekam etwa 47%, also mehr als 64 kbps HE-AAC. Und was war Item 16:
High anchor: a filtered (10 kHz low-pass) version of the unprocessed signal.
Characteristic of the 10 kHz low-pass filter:
◦ f c = 10 kHz, linear phase
◦ Maximum pass band ripple = ±0.1 dB
◦ Minimum attenuation at 11.5 kHz = 25 dB
◦ Minimum attenuation at 13 kHz = 50 dB
(Zitat aus der o.g. EBU-Publikation). Also einfach bei 10 kHz steil mit Tiefpass dicht gemacht. War den Tonmenschen noch etwas lieber als das geschmirgel mit 64 kbps brutto und Fake-Höhen. Das muss man sich erstmal klar machen!
Von ARD-Tonmenschen (auch von einem, der schon aus Cuba mit Schmalbandcodec übertragen musste) weiß ich, dass HE-AAC die allerletzte Option ist, wenn nichts anderes auf der Gegenseite akzeptiert wird und die Bandbreite nicht mehr hergibt. Der hohe Klirr und die Anfälligkeit bei weiteren Recodierungen disqualifizieren HE-AAC.
Ich komme z.B. im gesamten MDR-Mux klanglich nur mit MDR Klassik klar, dem einzigen LC-Programm (112 kbps Subchannel Size, LC-AAC, 32 kHz). Alles andere ist für mich Körperverletzung. Mit Kopfhörer des Vertrauens an diversen TechniSat-Radios empfand ich auch die 112 kbps brutto von DLF Kultur als zeitweise künstlich und nervig. Bayern 2 (96 HE-AAC brutto), ca. 76 kbps netto-Audio) sind im Auto völlig ok, unter Kopfhörern bevorzuge ich sogar von DVB-S umgesetztes UKW.
Für die Briten: immerhin sind 32 kbps HE-AAC+PS laut Test irgendwo bei knapp 20%. Und damit ein kleinwenig höher als Item 17. Das war ein gezielt ruiniertes Signal, das deutlich hörbare Quantisierungsfehler produzierte und das Stereo-Image ruinierte. Die Erklärung dessen, was man da gemacht hat, geht über mehrere Seiten und ist Mathematik.
Sehr lustig ist auch, was hier noch ab PDF-Seite 11 zu finden ist:
https://ecfsapi.fcc.gov/file/6516287718.pdf - das sind Screenshots aus der alten Webseite digitalradiotech.co.uk, über der einst auch mal stand "DAB sounds worse than FM, Freeview and Satellite" oder etwas ähnliches. Da haben sich tatsächlich also schon im Jahre 2004 Leute bei der OFCOM beschwert wegen irreführender Werbung "DAB = CD-Qualität".
Weiter hinten steht aber Blödsinn zu HE-AAC. Das war damals offenbar abgeschriebenes Werbe-Blabla.