DDR-FS in Nordhessen

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Schwabinger

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von Schwabinger »

OlaP hat geschrieben: Zitat: "Im Radiobereich ist ja auch keiner auf die Idee gekommen, DS-Kultur oder Radio aktuell auch in den Kabelnetzen im Westen zu verbreiten."
Doch DS-Kultur und Radio Aktuell waren ja die Nachfolgeprogramme von "Stimme der DDR"
und "Radio DDR 1" und waren in vielen Kabelnetzten zunächst unter dem alten und dann
weiter unter dem neuen Namen drin, z.B. in Hamburg.
Das meinte ich doch gar nicht. Ich meinte, dass auch keiner auf die Idee kam DDR-Radioprogramme z. B. in SB, AC oder FR auszukabeln und nicht dort in Grenznähe, wo sie eh schon drin waren. Die tatsächlich etwas naive Anfrage des Abgeordneten bezog sich ja auch auf die nicht grenznahen Gebiete der alten Bundesrepublik.
Jens 1978 hat geschrieben: Das du mit deiner Aussage die DDR mit der Bundesrepublik vergleichst, als wären sie rechtlich auf ähnlichem Niveau ist dir schon aufgefallen, oder?
Offiziell waren sie das ja auch. Es war ja am 3. Oktober 1990 ein "Beitritt" und kein Anschluss. Auch wenn es na klar letzteres war.
Was die anderen Kommentare zur Geschichte angeht: Damals wusste keiner was irgendwie passieren wird, alles waren nur Vermutungen. Denn sonst wäre vieles anders, will heißen organisierter gelaufen. Das ist aber ganz normal, das ist einfach das Wesen von "Geschichte". Heutzusage zu sagen das doch alles ganz klar war und die Anfrage sowieso sinnlos ist doch einfach Unsinn.
Ab Februar 1990 hat sich deutich abgezeichnet, wohin die Reise gehen wird. Die westdeutschen Parteien haben ja intensiv bei dem Volkskammerwahlkampf mitgemischt. Insbesondere die CDU mit der Allianz für Deutschland (die nichts mit der heutigen AfD zu tun hat). Dass es eine Widervereinigung geben wird, war klar. Offen war nur der Zeitpunkt. Und dass ging dann -da hast du recht- schnell und unorganisiert. Insbesondere, die übers Knie gebrochene Währungsreform.
Dass es auf eine Art Vereinigung hinausläuft, war außerdem eigentlich schon im Dezember 1989 ersichtlich, als Kohl in Dresden war und die Parole der Massen nun plötzlich "Deutschland einig Vaterland" geheißen hat.
Frankfurt

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von Frankfurt »

@Dh3FBI

Du hast recht. Anfangs war der Teleclub FTA wurde dann über SAT mit einer Videoverschleierung "verschlüsselt"
Kay B

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von Kay B »

So schlecht wäre das wahrscheinlich gar nicht mal gewesen, wenn es das DDR-Fernsehen zumindest im Kabel landesweit gegeben hätte.

Gerade ab Herbst 1989 konnten die Redakteure beim DDR-Fernsehen und beim DDR-Rundfunk endlich als Journalisten arbeiten und mußten nicht einfach die vorgefertigten Nachrichten aus dem ZK vorlesen. Sie waren in dieser Zeit wahrscheinlich sogar freier als die Leute bei der ARD und beim ZDF, wo ja immer über die Rundfunkräte oder andere indirekte Wege irgendwelche Parteien mitmischen.

Es wäre mal interessant gewesen, was es gekostet hätte, das DDR-Fernsehen über Richtfunk an die Kabelkopfstationen in der ganzen alten BRD zu verteilen. Offenbar war die Satellitenausstrahlung damals schon günstiger, da die Privatsender, 3sat, 1 Plus, Bayern 3 und West 3 immer über Satellit den Kabelkopfstationen zugeführt wurden. Allerdings hatten die Privatsender, 3sat und 1 Plus auch keine oder keine weitreichenden terrestrischen Sender.

Hat jemand hier eine Karte mit den alten AMTV-Sternen? Damit könnten wir mal zusammenspinnen, welche Richtfunkverbindungen notwendig gewesen wären.
DH0GHU

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von DH0GHU »

Kay B hat geschrieben: Es wäre mal interessant gewesen, was es gekostet hätte, das DDR-Fernsehen über Richtfunk an die Kabelkopfstationen in der ganzen alten BRD zu verteilen.
http://starweb.hessen.de/cache/DRS/12/6/06146.pdf Seite 2 unter c): 100 Mio DM.
Robert S.

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von Robert S. »

CZ TV gab's damals bei uns,mein Vater drehte eine Antenne Richtung Usti,da schaute er sich dann immer die Motorradrennen an,natürlich ohne Ton,denn der war ja mit DDR Geräten nicht empfangbar.
dlf-fan

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von dlf-fan »

@ Jens1978:

Bis zum Mauerfall war die DDR neben der BRD ein souveräner Staat und Vollmitglied der UNO. Beim Honecker- Besuch der Bundesrepublik 1987 wurde dies auch protokollarisch klar. Kohl empfing Honecker mit allen militärischen Ehren, das war eine, wenn auch späte, Anerkennung der Realitäten. Nicht, dass ich der DDR eine Träne nachweine, aber so war es nun mal. Das die DDR keinen Bestand haben würde, war den meisten (nicht völlig realitätsfremden) DDR- Bürgern spätestens mit dem Mauerfall am 9. November 89 klar. Ich als geborener Leipziger vermutete dies bereits am 9. Oktober. Man kann den beiden Berlinern gar nicht oft genug danken, die an diesem Abend von der reformierten Kirche am Tröndlinring (gegenüber der "Blechbüchse") aus den Demonstrationszug filmten. So gelangte die Botschaft aus Leipzig in die (gesamt-)deutschen Wohnzimmer. Soviel zur vor allem emotionalen Seite dieser Geschichte. Politisch war die Sache spätestens mit dem Ergebnis der Volkskammerwahl vom 18. März 90 klar. Zumindest damit hielten die Politiker Wort.
Die schnelle und nahezu vollständige Versorgung des mitteldeutschen mit dem ZDF wurde im Prinzip durch nur drei neue Großsender erreicht: Leipzig- Wiederau, Chemnitz- Geyer und Dresden- Wachwitz. Mehr war auf die Schnelle schlicht nicht notwendig; die Menschen hatten sich während der DDR- Zeit längst anderweitig bedient. Ich weiß jetzt gar nicht, ob es einen ZDF- Sender Löbau gab. Calau aber bekam auf die Schnelle keinen. Der (bessere) Brocken ersetzte bald den Sender Torfhaus. In den grenznahen Bereichen Mitteldeutschlands wurde das ZDF über Höhbeck, Torfhaus, Hoher Meißner, Heidelstein/ Rhön, Coburg, Bamberg oder Hof/ Gr. Waldstein schon seit langem empfangen. So gab es z.B. in ganz Thüringen nach der Wende keinen analogen Großsender für das ZDF. In den weiter weg gelegenden Regionen spielte vor allem Berlin eine große Rolle.
Sorry, eigentlich war das komplett OT, wenn ich das Thema dieses Fadens lese. :cheers:
mittendrin

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von mittendrin »

dlf-fan hat geschrieben: ...Ich weiß jetzt gar nicht, ob es einen ZDF- Sender Löbau gab.
...So gab es z.B. in ganz Thüringen nach der Wende keinen analogen Großsender für das ZDF...
...und weiter OT (aber ganz schön weit!)
hier nur 3 Links dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schafberg_%28L%C3%B6bau%29
für Sender Löbau bzw.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Kalmberg
für ZDF-Großsender Thüringen ab 1994.
und überhaupt:
http://www.zdf-jahrbuch.de/2002/dokumen ... elekom.htm
dlf-fan

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von dlf-fan »

@ mittendrin:
Danke für die interessanten Links. Natürlich, Remda hatte ich vergessen, wenngleich der auch erst 1994 in Betrieb ging (waren 50 kW beim analogen TV schon ein Großsender?). Bis dahin ging es wohl auch einigermaßen gut ohne... Andere Standorte waren sicher erst einmal wichtiger.
Von 1989 bis 1990 steigt die Anzahl der ZDF- Großsender von 89 auf 94, also um 5 Sender. Das könnten gewesen sein: Brocken, Leipzig, Chemnitz, Dresden, Löbau. Wann das ZDF wo neue Sender im Norden in Betrieb nahm, weiß ich dank mangelnder Ortskenntnis nicht so genau.
Kay B

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von Kay B »

Das ZDF soll aus Remda laut Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Kalmberg
eine ERP von 420 KW gehabt haben.

Der Sender dürfte aber weitesgehend ins Leere gesendet haben. Mit der Aufschaltung von ARD und ZDF auf Astra im Herbst 1993 wurde die Terrestrik wohl allenfalls noch für die richtige Regionalversion des MDR genutzt.

Hätte man damals wirklich tm3 vom Inselsberg abgestrahlt, wäre die Terrestrik wohl noch etwas interessant geblieben:
http://radioforum.foren.mysnip.de/read. ... sg-1077541

Gerade tm3 sendete damals über Astra 1D, den ältere Satempfangsanlagen nicht empfangen konnten.
RheinMain701

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von RheinMain701 »

Er dürfte aber wichtig für die Kabeleinspeisung, vor allem bei den Antennengemeinschaften, gewesen sein.
mittendrin

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von mittendrin »

@RheinMain701:
Das sehe ich auch so. Meine Verwandtschaft in Rudolstadt wurde seit den 80ern zunächst über die örtliche Kabelanlage mit ZDF und 3. Programm vom H. Meißner versorgt. Mit Privatanlage vorher ging nur das 1. vom Torfhaus und natürlich DDR1 und 2 von örtlichen Füllsendern. Die Monsteranlage mit 2x Vierergruppe für K32 und K55 wurde dann abgebaut und fortan Remda genutzt + Schüssel für die Privaten, alles analog natürlich. Mit der Umstellung auf DVB-T wurde dann komplett auf Satellit umgestellt (analog und digital). Vorher gabs analog von Astra nur ein Gemeinschaftsprogramm für die 3 mdr-Länder.
Jens1978

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von Jens1978 »

@dlf-fan
Was du schreibst ist völlig richtig. Meine Aussage war auch eher so zu verstehen, dass die DDR ja nicht gerade für die völlige Meinungs- und Medienfreiheit bekannt war, welche in der Bundesrepublik damals wie heute extra gefordert wurde und wird. Von daher finde ich einen Vergleich ob Westfernsehen in der DDR ausgestrahlt wurde mit der Frage der Zuführung des DDR Fernsehen in die Kabelnetze z.B. in den Alt-Bundesländern irgendwie nicht so gelungen.
Was die Wiederverenigung angeht war es wohl den meisten klar das die kommen wird, nur wann war nicht so ganz klar. Von daher hatte/hätte eine Einspeisung der DDR Programme und eine Diskussion darüber schon Sinn gemacht. Die Dikussion um die Einspeisung setzte sich ja, zumindest weiß ich das von NRW, mit dem mdr dann quasi fort, so dass er 1994, also 1 Jahr nach Satellitenstart, ins NRW-Kabel eingespeist wurde (und zwar 24/7).

Um mal wieder etwas Topic zu werden ;-) Der Brocken wurde meines Wissens nach nicht sofort 1990 auf dem K49 in Betrieb genommen, ich denke das war wohl so 2-3 Jahre später. Ich hab hier eine kleine Broschüre vom ZDF vom August 1991, dort sind die folgenden Daten für bereits in Betrieb befindliche Sender angegeben:

Marlow K46 500kW rund
Helpterberg K52 500kW rund (zur Zeit nur 200kW bis sept 92)
Calau K57 500kW rund (zur Zeit nur 100kW bis sept 1992)
Leipzig K42 500kW rund (zur Zeit nur 250kW bis dez 1991)
Dresden K46 500kW rund (zur Zeit nur 300kW bis nov 1991)
Löbau K56 500kW 360° (zur Zeit nur 50kW bis sept 1991)
Chemnitz K49 500kW rund


Bild
RheinMain701

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von RheinMain701 »

Nein, die Fußnote ist bei Torfhaus gesetzt, nicht bei Chemnitz. Es war wohl geplant, Torfhaus abzuschalten sobald der Brocken in Betrieb geht. Chemnitz und Brocken hingegen sendeten tatsächlich beide auf K49 gegeneinander an.
Jens1978

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von Jens1978 »

Ja, ist mir auch gerade noch aufgefallen, ist wohl etwas spät, hatte es schon entfernt ;-)
Schwabinger

Re: DDR-FS in Nordhessen

Beitrag von Schwabinger »

Jens 1978 hat geschrieben: Meine Aussage war auch eher so zu verstehen, dass die DDR ja nicht gerade für die völlige Meinungs- und Medienfreiheit bekannt war, welche in der Bundesrepublik damals wie heute extra gefordert wurde und wird. Von daher finde ich einen Vergleich ob Westfernsehen in der DDR ausgestrahlt wurde mit der Frage der Zuführung des DDR Fernsehen in die Kabelnetze z.B. in den Alt-Bundesländern irgendwie nicht so gelungen.
:confused::confused:
Die Ausstrahlung des DDR-Fernsehens in der BRD -wie sie der Abgeordnete aus Hessen recht naiv angefragt hat- war nie ein Thema. Von Technik hatte der Abgeordnete wohl auch keinen blassen Schimmer.
Die Ausstrahlung der westdeutschen Sender in der DDR war schon ein Thema. So hat man in Sachsen kurzfristig in einer Nacht- und- Nebelaktion auf den DT64-Frequenzen rias1 ausgestrahlt. Und das war ein Fehler. Wenn rias2 aufgeschaltet worden wäre, vielleicht nicht ganz so.
Jens 1978 hat geschrieben: Die Dikussion um die Einspeisung setzte sich ja, zumindest weiß ich das von NRW, mit dem mdr dann quasi fort, so dass er 1994, also 1 Jahr nach Satellitenstart, ins NRW-Kabel eingespeist wurde (und zwar 24/7).
1994 gab es den Freistaat Sachsen schon fast 4 Jahre. Was hat das mit DDR-Fernsehen zu tun?
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