Ferienwelle DDR

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Mathias Volta

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von Mathias Volta »

Stefan Z. hat geschrieben: Zitat "Auf diese Weise outen sich Westimporte !"

Verzeihung, aber einige von Euch reden gerade kompletten Stuß !
...
Mit Ost und West hat das nichts zu tun.
Als "Stuß" würde ich es nicht bezeichnen, auch wenn ich pauschalisiert habe. Dennoch sachlich bleiben:
Daß die Alternative "Sonnabend" auch im norddeutschen Sprachgebrauch (SH, HH), bzw. hier im Nordwesten in den Medien (z.B. bei den Ablegern der Neuen OZ) und allgemein präsent ist, ist genauso bekannt wie die Tatsache, daß der "Sonnabend" zu DDR-Zeiten im offiziellen Sprachgebrauch war. Germanistik-Studenten u.a. Sprachwissenschaftler haben allein schon bei diesem vermeintlich simplen Thema alle Hände voll zu tun, was Hausarbeiten, Publikationen und sonstiges angeht, wo ins Detail gegangen wird.
Dennoch ist die Verwendung "Sonnabend" (MDR1 S.-Anh. bei Moderatoren, mit deren wenn auch nur leichten einheimischen Akzenten) vs. "Samstag" (89,0 RTL u.a. bei reinem Hochdeutsch) zumindest seitens der Hallender Funkhäuser schon recht auffällig.
Wie es allerdings in der Nachbarschaft bei anderen Privaten wie z.B. PSR, R.SA, bzw. LW-Thüringen, Antenne Thüringen u.a. aussieht, entzieht sich derzeit meiner Kenntnis.
Du hast natürlich Recht, mit Ost und West hat das in der Tat eher weniger zu tun, wenn z.B. zumindest theoretisch ein langjähriger Mitarbeiter von NDR 90,3 aus Hamburg, der in Beiträgen jahrelang den "Sonnabend" verwendete, als "Westimport" plötzlich nach Halle zu 89,0 RTL ginge um diesen Begrif dann weiter zu verwenden, es sei denn man würde ihm dort einen Malkorb verpassen und zum "Samstag" zwingen. ;-)
Daß hier mehr als nur Ost und West dahinter steckt, liegt auf natürlich auf der Hand obwohl ich selbst kein Sprachwissenschaftler bin.
Mc Jack hat geschrieben: die alten Leute kannten es gar nicht anders
Leider macht sich diese Kehrtwende auch bei den Jüngeren z.B. in Sachsen-Anhalt bemerkbar.
Lorenz Palm

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von Lorenz Palm »

Die Bezeichnungen Samstag und Sonnabend werden in der Regel im gesamten deutschen Sprachraum verstanden. Der "Sonnabend" ist tatsächlich in Norddeutschland auf dem Rückzug. Gerade deswegen sage ich bewußt "Sonnabend"..Dagegen ist es mit der Uhrzeitangabe so, daß z.B. hier in Hamburg kaum jemand Viertel Neun oder Dreiviertel Neun versteht. Viertel Vor und Viertel Nach wird überall verstanden. Darum verwenden es auch die überregionalen Medien. Für Zugezogene kann die Zeitansage bei ostddeutschen Radiosender zur Verwirrung führen, wenn es heißt: "Es ist drei Minuten vor Dreiviertel Neun"..
Felix II

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von Felix II »

Code: Alles auswählen

Viertel nach Acht
was in ostdeutsch aber heißt: viertel neun.

um dem ganzen zu entgehen bleibt nur die "digitale Zeitansage": achtuhrfünfzehn.
Marcus.

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von Marcus. »

Hatte die Ferienwelle und Messewelle, dann eigene Frequenzen oder wurden diese geklaut?
RheinMain701

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von RheinMain701 »

Außerdem missverstehen sehr viele Leute "heuer" als "heute", was z. B. beim ARD-Mittagsmagazin (wird vom BR produziert) regelmäßig für große Verwirrung sorgt.
Analog-Freak

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von Analog-Freak »

@Marcus: Ja, für diese Sonderprogramme (Ferienwelle, Messewelle, Festspielwelle etc.) wurden die Frequenzen ganz offiziell "geklaut". Habe hier eigene uralte Aufzeichnungen (damals aus der FF dabei abgeschrieben, fragt sich nur welches Jahr).

Ferienwelle:
Marlow 91,0: von Radio DDR 2 "entliehen"
Schwerin 88,5 MHz, Putbus 88,6 MHz: Zeitpartagierung mit "Hallo und DT64 auf UKW", welches erst nach Sendeschluss der Ferienwelle begann
Mittelwellen: vom jeweilgen Programm ebenfalls "entliehen".

Messewelle:
Leipzig (MW) 729 kHz: dafür wurde Radio DDR unterbrochen
Leipzig 98,5 MHz (mono): wurde ab 7.3.1986 für DT64 genutzt, vorher Zeitpartagierung mit "Hallo und DT64 auf UKW"

Festspielwelle (Geraer Arbeiterfestspiele, 1985?):
Leipzig 98,5 MHZ: s.o.
Weida 97,8 MHz: von Radio DDR II "entliehen"
Karl-Marx-Stadt (Geyer): 94,5 MHz: Zeitpartagierung mit "Hallo und DT64 auf UKW"

Festivalwelle (zum "Nationalen Jugendfestival" der FDJ, fand seit 1979 regelmäßig statt):
Wurde in das Programm des Berliner Rundfunks eingebunden und auf all dessen QRG ausgestrahlt

Noch ein Hinweis zu "Hallo und DT64 auf UKW" (Vorläufer des "Jugendradio DT64": Dieses Px war von 15.00 Uhr bis 19.00 Uhr Bestandteil des Berliner Rundfunks und wurde bis März 1986 täglich von 19.00 - 23.30 Uhr auf leistungschwachen Reservefrequenzen unter 100 MHz - größtenteils in mono - ausgestrahlt. Diese Reserve-Frequenzkette wurde insbesondere außerhalb der DT64-Sendezeit für Sonderprogramme genutzt. DT64 bekam ab 7.3.1986 leistungsstarke Frequenzen zwischen 100 und 104 MHz.
Rolf, der Frequenzenfänger

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von Rolf, der Frequenzenfänger »

WellenJäger hat geschrieben:Auch wenn das schon sehr OT ist. Folgende Karten zeigen, wo welche Uhrzeitangaben wo üblich sind:

http://www.donvanone.de/atlas-zur-deuts ... eue-runde/
Damit es noch mehr OT wird: diese Seite enthält einen Fehler. Das schweizerische "Viertel ab elf" ist eben nicht 10h15, wie es in der ersten Grafik heisst, sondern 11h15!

Richtig ist dagegen, dass auch in Baden-Württemberg "Viertel elf" für 10h15 durchaus üblich ist.
PowerAM

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von PowerAM »

Na da habe ich ja etwas losgetreten... :joke:
Chris_BLN

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Alternativ die Zeit im Frühprogramm dann halt so ansagen wie einst Karsten Blumenthal auf Sputnik:

"Es ist sieben Uhr dreiundvierzig - zwei Minuten vor viertel nach halb vor um acht."
HansR

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von HansR »

Chris_BLN hat geschrieben: Alternativ die Zeit im Frühprogramm dann halt so ansagen wie einst Karsten Blumenthal auf Sputnik:

"Es ist sieben Uhr dreiundvierzig - zwei Minuten vor viertel nach halb vor um acht."
Herrlich, selten so gelacht.
Danke
HansR

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von HansR »

Diedrichshagen (bei Rostock) 602 khz
Ich suche schon seit vielen Jahren ein Bild von diesem Sendemast, kann jemand helfen?
Ich weiß noch das der Mast in einer tiefen Kiesgrube stand.
digi-john

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von digi-john »

Rolf, der Frequenzenfänger hat geschrieben: Richtig ist dagegen, dass auch in Baden-Württemberg "Viertel elf" für 10h15 durchaus üblich ist.
Auch in Franken so üblich !

Hans
OlaP

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von OlaP »

Zitat

Diedrichshagen (bei Rostock) 602 khz

Nach meiner Erinnerung stand der Sender in der Nähe der Ausflugsgaststätte Wilhelmshöhe,
da wo heute der Parkplatz ist. Um den Sendemast herum standen mehrere blau lackierte
Technikfahrzeuge der Deutsche Post.
Nicht zu verwechseln mit dem heutigen Senderstandort Diedrichshagen, bei Kröpelin!
Später wurde ja dann von Rostock-Stadtweide auf 558 kHz gesendet.
FrankenWalder

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von FrankenWalder »

Kay B hat geschrieben: In Franken heißt es auch viertel, halb oder dreiviertel 9, das ist also keine ostdeutsche Zeitangabe.

Hier in Südwestthüringen sind Samstag und Sonnabend üblich. Im Schriftlichen scheint aber Samstag zu dominieren.
Im Ostfrankenwald (Altkreis Naila und Münchberg) ist in der Generation 60+ immer noch "Sunnomd" und "Guddn Douch" verbreitet. ("Grieß Godd" durchweg im katholischen Nachbarkreis Kronach). So viel zur Ossi-Wessi-Thematik. Da halt' ich mich raus. Ich bin "Süssi" (Süddeutscher) :p
FrankenWalder

Re: Ferienwelle DDR

Beitrag von FrankenWalder »

Felix II hat geschrieben:

Code: Alles auswählen

Viertel nach Acht
was in ostdeutsch aber heißt: viertel neun.

um dem ganzen zu entgehen bleibt nur die "digitale Zeitansage": achtuhrfünfzehn.
Ostdeutsch? Felix, hier in Oberfranken auch! So, wer muss jetzt hier die Uhr lernen? :p
Antworten