Westfernsehen in der DDR

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Studio Leipzig

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Studio Leipzig »

Schlosser hat geschrieben: ....In Gohlis, an der Grenze zu Möckern, sowie in Mockau, habe ich vereinzelt K7 Yagis nach Berlin gesehen. Oft waren die Leute am TV mehr interessiert als am Radio und dann gibt es keine Radioantennen. Wo K7 ging, muss auch der UKW-Hörfunk möglich gewesen sein.....
Hallo,

ja, in Mockau/Siedlung waren vereinzelt K7-Antennen Richtung Berlin zu sehen. Das hatte aber einen ganz besonderen Grund:

Die Siedlung war Richtung Westen durch die Plattenbausiedlung komplett abgeschirmt. "Dahinter" hatte man von einem niedrigen Eigenheim aus keine Chance auf Empfang. Deshalb wurde dort der SFB angepeilt. "Freiwillig" hätte das in Leipzig keiner gemacht. Schon wegen der "Schaubude" mit Carlo von Tiedemann. Die war hier überaus beliebt und läutete in vielen Haushalten den Fersehsonnabend ein.

MfG

Studio Leipzig
DLR-Fan Sachsen-Anhalt

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Das nordeutsche Regionalprogramm scheint bei den DDR-Bürgen wohl das Beliebteste gewesen zu sein. In Gegenden wo HR und NDR gleich gut gingen wurde auch eher ARD-NDR bevorzugt.
Wellenjaeger

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Wellenjaeger »

Wie sah es weiter östzlich in Dresden aus?
Konnte man dort tatsächlich überhaupt kein Westfernsehen schauen?
DLR-Fan Sachsen-Anhalt

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Der Normalbürger konnt mit vertretbaren Aufwand im dresdner Raum nur bei Tropo Westfernsehen sehen. An wenigen hochgelegenen Stellen war schwacher Empfang möglich, im Elbtal war nicht viel zu machen.
Ende der 80iger, so 1987 herum, hatten meine Verwandten in DD aber RTL und Sat1 via Sat in der GGA, vorher nur DDR-TV.
astranase

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von astranase »

Also ich kann da immer wieder nur von unserer Grünauer Großanlage (hatte ja Bilder hier eingestellt) auf der Stuttgarter Allee 4 berichten und schwärmen, ARD NDR, ARD Bayern,ZDF Hof und Berlin, 3 NDR/SFB/RB, 3 Bayern, 3 Hessen vollkommen Störungsfrei (wenn beim ZDF doch mal eine Frequenz grieselte wurde die andere gewählt), Hörfunk RIAS2, HR1, HR3, NDR2, NDR1, Bayern2, Bayern3, BFBS, Antenne Bayern alle Umgesetzt und störungsfrei .. ich kriege das alles gar nicht mehr zusammen.
Leider habe ich immer noch keine Gesamtaufnahme von der Anlage bekommen.
dlf-fan

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von dlf-fan »

@ Studio Leipzig: So ähnlich, nur in die andere Richtung, war das um 1980 herum in unserer damaligen Wohnung im Schloßweg (heute Kantatenweg) in L-Kleinzschocher. Wir wohnten bis Anfang 1983 in einem ziemlich heruntergekommenen und noch vor der Wende abgerissenen Wohnhaus. Nicht genug damit dass das Gelände Richtung Westen anstieg, die mächtige Taborkirche in der Windorfer Straße (die mit den zwei Türmen) schirmte alle UKW- und Fernsehsignale aus westlicher Richtung ab. Nur der Kanal 4 vom Ochsenkopf war empfangbar und so tummelten sich auf unserem Haus einige der bekannten "Ochsenköpfe" herum. Das Bild war nie besonders gut aber das nahm man mangels Alternativen eben hin. DDR1 wurde vom Wiederauer Kanal 9 (seltene Ausnahme!) über die vertikale Ochsenkopfantenne mitempfangen und den Kanal 22 mit DDR2 brachte die Zimmerantenne in der Erdgeschosswohnung glasklar. Auch an den zwar verrauschten aber absolut stabilen Empfang des Testbildes vom zweiten Programm des tschechischen Fernsehens erinnere ich mich, es war am frühen Nachmittag immer da, wenn ich von der Schule kam. Es war Kanal 38 vom 112 km entfernten Keilberg. Richtung Süd bis Südost war die Empfangslage nämlich recht gut. Als ich irgendwann den Radiorecorder mal an die Ochsenkopfantenne anschließ und Bayern3 (wieder-)entdeckte, hatte ich Blut geleckt. Viel besser wurde es dann mit dem Umzug nach Grünau. Darüber habe ich hier schon berichtet.
Besser war die Situation bei meinem Opa in der westlichen Limburger Straße in Plagwitz. Der "Rechen" mit 14 Elementen brachte ein fast immer gutes bis sehr gutes Bild vom Sender Harz-West auf Kanal 10 (DANKE NDR!). Als sich mein Opa 1978 den Farbfernseher Color22 kaufte, blieb der "Westen" schwarz-weis. Ein Pal-Decoder fehlte nämlich in dem Gerät. Den besorgte sich mein Opa über seinen in Heidelberg lebenden Bruder (mein Opa stammte aus Heidelberg und war nach dem Krieg in der "Oschtzone" hängengeblieben). Als der Fernsehmonteur des Vertrauens den Decoder eingebaut hatte, flimmerte eines schönen Samstagabends die Schaubude das allererste Mal in Farbe im Wohnzimmer. Schätzungsweise das ganze Haus war zu Gast, das wollten alle mal gesehen haben. ..
@ astranase: Von dieser Antennenanlage erzählte man sich Geschichten... Sie stellte wohl das absolute Maximum des damals Möglichen dar, was terrestrischen Empfang in Leipzig betraf. :spos::cool: Hattet ihr echt die ARD zusätzlich auch vom Ochsenkopf?
mittendrin

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von mittendrin »

DLR-Fan Sachsen-Anhalt hat geschrieben: Die Klangqualität war vom HR in den 80igern die Beste, die ich je auf UKW hören durfte...
Rias, NDR, BR kamen nicht mal in die Nähe
PowerAM hat geschrieben: Rias 2 hatte in den 1980ern m. E. ein sehr effizientes Soundprocessing. Es war sicher das krasse Gegenteil eines unbeeinflussten Ausspielens...
Meine Einschätzungen zur Klangqualität vom RIAS weiter oben bezogen sich auf den Zeitraum 2. Hälfte 60er / 1.Hälfte 70er Jahre, da kam es direkt von den Platten durch die Luft in die Ohren
(Treffpunkt / Schlager der Woche - bei der Sendung auf RIAS1 Notizen, bei der Wiederholung auf RIAS2 Aufnahme!).
Mit dem Dudelklangbett auf "RIAS2 auf 9-4-3" in den 80ern hatte das nichts zu tun.
Beim NDR wurden zu jener Zeit immer die Platten erst auf Band umgeschnitten (lt. Aussage der Moderatoren). Da wars noch Beamtenfunk:rolleyes:
astranase

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von astranase »

Ja dlf-fan, das hatte auch seinen Grund weil nämlich der Chef der Antennenfirma (Antenne Markranstädt) in dem Elfgeschosser gegenüber der heutigen Schwimmhalle wohnte.
An die Anlage war der größte Teil des WK 4 angeschlossen, die Brambacher Straße so viel ich weiß in einer Nacht und Nebelaktion als die Kabel durch Kollektoren unter der Ratzelstraße gezogen wurden.
Kurz VOR der Wende kam noch eine Satanlage dazu mit RTL, Sat1, Tele5 und dann sogar der entschlüsselte Teleclub.Zu den von mir genannten Programmen kam übrigens noch das Fernsehprogramm für dir Russischen Besatzungstruppen hinzu.
An den Tschechen erinnere ich mich noch als ich noch in Eicha bei Naunhof wohnte, Bild war immer glasklar aber ohne Ton
astranase

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von astranase »

Hier noch mal die Bilder vom Bau der Anlage, es ist aber nur ein Teil davon zu sehen, die Bilder habe ich bei einem Bekannten aus Album abgelichtet, Aufnahmen müssten um 1984 sein, weil 1985 war die Anlage schon weiter ausgebaut und besonders UKWmäßig hochgerüstet

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astranase

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von astranase »

Nachtrag: Dies war auch nur die allererste Baustufe und etwa ein drittel der Antennen

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2-0-8

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 2-0-8 »

DLR-Fan Sachsen-Anhalt hat geschrieben: Das nordeutsche Regionalprogramm scheint bei den DDR-Bürgen wohl das Beliebteste gewesen zu sein. In Gegenden wo HR und NDR gleich gut gingen wurde auch eher ARD-NDR bevorzugt.
Das Gespann Brocken/Torfhaus hatte den Vorteil, daß man mit einer Antenne ARD und DDR1 empfangen konnte. Außerdem hat Norddeutschland Küste und so den Geruch der großen weiten Welt. Hessen ist Binnenland und im Binnenland waren wir selbst.
Zintus

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Zintus »

Beim Betrachten des vierten Bildes in der ersten Bilderserie kam meine Frau an meinem Tisch vorbei und warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm. Sie fragte mich dann ganz erschrocken, ob dort gerade einer gehängt würde. :D
Aber sehr interessante Bilder, vor allem wenn man bedenkt, unter welchen Umständen die Anlagen damals erstellt wurden.
Wellenjaeger

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Wellenjaeger »

Immer wieder interessant, zu lesen, welcher Aufwand betrieben wurde, um in der DDR das Westfernsehen zu empfangen.
Umgekehrt wurden nicht annähernd solche Bemühungen unternommen: Im Westen interessierte sich fast niemand für das DDR-Fernsehen; dabei sollte gerade der Brocken weite Teile Niedersachsens, sowie Nordrhein-Westfalens abgedeckt haben.
Radio10

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio10 »

Die Reichweite des Brocken nach NRW zu analogen Zeiten des Kanal 6 hätten mit mich auch interessiert.Damals war die TV Antenne unserer Station in Gross Reken bei Borken auf einem Turm von ca 40 Meter Höhe auf dem Melchenberg.Da ging viel aus Süd und Nord.Den Brocken hätte man dort eventuell empfangen können,da Kanal 6 dort frei war.Also bitte nochmal einschalten damit ich das nachholen kann.....
hetietz

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von hetietz »

Das sind beeindruckende Fotos von der entstehenden Anlage.
Ich kann mich an Besuche in einem angeschlossenen 6-Geschosser in der Brambacher Straße erinnern, bei denen ich über den Empfang vom 3. Programm aus Hessen staunte.

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zu Band I-Antennen K4:
Mir war bei gelegentlichen Aufenthalten in Leipzig-Lößnig in den 70er Jahren ein 11-Geschosser aufgefallen, auf dessen Balkons viele K4-Antennen zu sehen waren. K10 wäre nicht möglich gewesen, da es die "falsche Seite" war. Als dann ca. ab 1978 die Gemeinschaftsantennenanlagen umgerüstet wurden, kam eine 13-Elemente-VHF-Antenne auf dem Flachdach zum Einsatz, und die Balkonkonstruktionen wurden abmontiert.
Ich war jedoch zu selten dort, um das systematisch zu verfolgen.
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