ulionken hat geschrieben: ↑Fr 17. Mär 2023, 08:51
Deutschland hatte sich im
Vertrag von Lugano 1996 verpflichtet, die Bahnstrecke am Oberrhein bis 2012 von zwei auf vier Gleise auszubauen, um einen Anschluss an die beiden NEAT-Tunnel in der Schweiz herzustellen. Die Schweiz hat ihren Teil der Abmachung pünktlich fertiggestellt (u.a. drei aufwendige Basistunnel), der Ausbau am deutschen Oberrhein wird sich voraussichtlich bis 2042 hinziehen. Konsequenzen für die Verantwortlichen dieses Planungsdesasters? Keine.
Ist ja mit dem Brennerzulauf nix anderes. Italien und Österreich haben ihre Hausaufgaben bereits gemacht, hier in Deutschland diskutiert man immer noch über den genauen Streckenverlauf. Ich verstehe ja die Leute vor Ort (Bekannte von mir würden dann direkt an einer der geplanten Strecken wohnen, wo jetzt schöne Wiesen und Wälder sind, da kann ich deren Protest schon verstehen), trotzdem hilft es nichts. Die Zustände im Inntal sind mittlerweile katastrophal und wenn Tirol mal wieder Blockabfertigung macht, weil ihnen der LKW-Verkehr zu viel wird und sie auch zur Recht sauer sind wegen der Verzögerungen auf bayerischer Seite, dann staut sich halt alles mal wieder bis München-Süd zurück.
DH0GHU hat geschrieben: ↑Di 29. Nov 2022, 21:33
Um nachhaltig zum Umsteigen auf den ÖPNV zu motivieren, müssen erstmal die Angebote her. Dass auch mit den bisherigen Preisstrukturen ein großer Prozentsatz der Pendler bereit ist, umzusteigen, zeigt der ÖPNV-Anteil in Großstädten. Auch auf dem Land würde manch einer lieber mit dem Zug fahren, statt allabendlich, z.B. vor Bad Tölz, im Stau zu stehen. Aber dazu müsste es Züge mit ausreichenden Kapazitäten geben. Und die erreicht man nicht durch Reduktion der Finanzmittel, sondern nur durch massiven Ausbau.
Auch tolle Intitiativen wie Rufbusse mit App-Unterstützung und dutzenden Haltestellen selbst in kleinen Orten (also wirklich komfortabel nutzbar), die von der Bevölkerung auch gut angenommen werden, werden häufig nach kurzer Zeit wieder gecancelt. Erst vor einer Woche gab es wieder einen Bericht in quer, dass der Rufbus in Murnau wieder eingestellt wird, obwohl er wirklich gut genutzt wird und ein noch besseres überregionales Angebot geplant ist, an das man sich dann anschließen könnte.
Klar, da geht es oft um die Finanzierung, aber trotzdem sind das sinnvolle Dinge. Auch hier im nordwestlichen Chiemgau haben wir mit Rosi seit bald einem Jahr so ein System und es kommt richtig gut an. Es ist mittlerweile eher das Problem, wegen der hohen Auslastung spontan überhaupt noch einen Platz zu bekommen. Dagegen sind die normalen RVO-Busse, die hier werktags paar mal am Tag rumkurven, nach wie vor fast immer leer, wenn nicht gerade Schüler drin sitzen.
Wenn man wirklich ERNSTHAFT eine Verkehrswende möchte, müsste man solche Dinge einfach wirklich fördern, die den ÖPNV stärken.
Das mit dem 49-Ticket ist ja eine nette Idee, aber in erster Linie geht es um die Attraktivität, das Auto stattdessen mal stehen zu lassen, also um Komfort und dass man nicht 2,3 oder gar 4x so lange braucht. In einer Großstadt wie München ist die sicherlich gegeben, ja! Aber noch ist der überwiegende Teil Deutschlands eben keine Großstadt und da hapert es nach wie vor gewaltig.
Höre ich mich im Bekanntenkreis so um, dann bedeutet Verkehrswende hier: irgendwann wird der Benziner/Diesel durch ein E-Auto ersetzt, und man hofft halt dann, dass bis dahin das mit der Ladeinfrastruktur halbwegs klappt, bzw. dass man beim Laden daheim an der normalen Steckdose (ohne PV) trotzdem von den Kosten her nicht wesentlich teurer wegkommt als jetzt mit Benziner/Diesel. Oder man hat daheim eine PV-Anlage und hofft, dass man dadurch einiges einsparen kann.
Kaufen steht für die meisten übrigens nicht zur Debatte, nahezu alle möchten ihr nächstes Auto, wenn es ein E-Auto ist, nur leasen, v.a. solange die Dinger noch arschteuer sind und keiner weiß, was die Zukunft bringt und man v.a. nicht weiß, ob man ein E-Auto nach 10 Jahren gebraucht noch zu einem adäquaten Preis losbekommt. Der Kauf eines gebrauchten E-Autos kommt praktisch für niemanden infrage.
ÖPNV aber kommt bei solchen Diskussion kaum zur Sprache, und wenn dann praktisch nur in negativer Form. Nicht zu Unrecht!