DH0GHU hat geschrieben: ↑Fr 8. Okt 2021, 10:20Nunja, lass es uns als "Wost-Case-Szenario" betrachten. Ich sehe die Herausforderungen unserer Zeit durch die Ingenieursbrille. Probleme sind da, um sie zu lösen. Technologische Herausforderungen sind da, um sie zu meistern. [...]
Die Gestehungskosten für Solarstrom liegen in Deutschland übrigens im einstelligen Centbereich - da bleibt noch viel "headroom" für notwendige lokale Energiespeicher. Wer sich heute ein Einfamilienhaus baut und nicht von vornherein auf Energieunabhängigkeit setzt, wird später viel Geld ausgeben...
Und wir hätten viel mehr Ökostrom im Netz, wenn bei Lastspitzen nicht permanent konventionelle Lieferanten massiv bevorzugt würden. Egal wie hoch der Preis im Netz gerade ist, die Vergütung für die Solarstromanlage ist gedeckelt. Was ein Schwachsinn...
Bei Lastspitzen ist der dran, der kurzfristig liefern kann. Wind- oder Solarenergie stehen jahreszeitlich und witterungsbedingt nicht an jedem Tag im benötigten Umfang zur Verfügung. Im Gegenteil! Es ist zumeist dann ein Überangebot da, wenn man es nicht braucht. Wobei effiziente und halbwegs aktuelle Solartechnik selbst bei bewölktem Himmel noch etwas bringt - Solarthermie sogar noch eher als Photovoltanik. Ein gasbetriebenes Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung ist binnen kürzester Zeit in Betrieb zu kriegen und ebenso schnell wieder abgeschaltet. Was effektiv zumindest in der Stromnetz-Infrastruktur fehlt, das sind potente Speichermöglichkeiten und ein Netz, das auch über weite Distanzen effizient wie auch zuverlässig ist. Nicht in jeder Region funktionieren die gleichen ökologischen Formen der Energiegewinnung gleichermaßen gut. Aber Energie braucht jeder! Zwar kann man ein Haus inzwischen autark versorgen, muss daran aber seinen Lebenswandel anpassen. Freunde von mir wohnen so und versuchen ihren Wärme- wie auch ihren Strombedarf selbst zu erzeugen. Daher auch die Erfahrung, dass Solarthermie selbst an Wolkentagen noch Ertrag bringt. Bei starker Bewölkung bringt die Photovoltanik aber kaum noch genug, um den Eigenverbrauch des Wechselrichters zu decken. Hinzu kommt teilweise Verschattung des Grundstücks durch Bäume, die nicht entfernt werden durften. Genutzt werden alle Dachflächen am Haus, auch die nach Norden (selbst die bringen Ertrag!), dazu das Dach des Carports und einer Doppelgarage.
Dafür wird eben Wäsche und Geschirr dann gewaschen, wenn die Anlage genug liefert, um das mit eigenem Strom zu schaffen. Mehrere 100 Kilogramm Lithium stehen als Stromspeicher in Schrankgröße im Keller. Hat die Solarthermie Überschuss und sind alle Wasserspeicher heiß genug, wird der Pool beheizt. Der war mir im Sommer an einigen Abenden aber bereits zu warm, das Ding hatte Badewannentemperatur.
Ich selbst nutze eine so genannte "Balkonanlage" auf einem Fensterbrett, um Strom zu ernten. Ein 12 V-Inselnetz habe ich, das zwar nicht besonders effizient ist, dafür aber nahezu kostenlos war. Licht und Radio gibt es kostenlos, den Strom für Schmierfon und Tablet ebenso. Nach mehreren sonnigen Tagen ist mein Bleigel voll, mehrere dauergraue Tage bringen mir allerdings dann auch wieder gar nichts. Ist nur Spielerei, öffnet einem aber auch die Augen dafür, wann Solarenergie zur Verfügung steht und wann nicht.