TobiasF hat geschrieben: ↑Fr 28. Mai 2021, 22:04
Das heißt also, dass die ARD im Geheimen einen Plan schmiedet, und die Allgemeinheit später vor vollendete Tatsachen gestellt wird.
Genau so wirkt es auf mich. Und genau das darf die ARD nicht. Nicht, weil es verboten wäre im juristischen Sinne, aber so etwas ist ein no-go, schon angsichts der Finanzierungssituation und der Aufgabe der ARD. Ich hoffe, dass die ARD das auch noch selbst begreift. Die Stille seit der rausgegebenen / rausdiffundierten (?) Information an die Kabelnetzbetreiber ist zumindest bemerkenswert.
TobiasF hat geschrieben: ↑Fr 28. Mai 2021, 22:04
Das halte ich für einen Skandal; damit sägt der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch an seiner Existenzberechtigung. Schließlich soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk kein Selbstbedienungsladen sein, sondern Dienste an der Allgemeinheit erbringen.
Sehe ich exakt genauso!
TobiasF hat geschrieben: ↑Fr 28. Mai 2021, 22:04
Ich würde also folgendes am öffentlich-rechtlichen Rundfunk ändern:
- Schaffung vollständiger Transparenz, Offenlegung von Informationen und Entscheidungsprozessen.
- Schaffung von Teilhabe- und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Bevölkerung am öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
- Schaffung einer Dachgesellschaft für öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die den Beitrag erhält. ARD, ZDF, Deutschlandradio werden darunter eingegliedert. Die Programmverbreitung wird in eine eigene Gesellschaft unter dem Dach ausgegliedert.
Der erste Punkt ist schon heikel, weil es auch für die öffentlich-rechtlichen Anstalten Verträge mit externen Unternehmen gibt (z.B. mit der SES in diesem Fall hier), für die die üblichen Gepflogenheiten gelten dürften, die auch in der freien Wirtschaft gelten. Verträge unterliegen der Geheimhaltung, bestimmte Vorhaben unterliegen der Geheimhaltung bis zu bestimmten Terminen etc. Das dürfte das berechtigte Interesse an Transparenz seitens der Zivilgesellschaft an entscheidenden Stellen durchaus deutlich behindern.
Wenn der WDR einen HD-Transponder startet und das letzlich beinahe durch dessen Aufschaltung "kommuniziert" (viel eher war da keine Info draußen), geht das für mich ok. Es wurde in diesem Fall erstmal nichts weggenommen, es wurde etwas (endlich!) komplettiert. Wenn die ARD den Hörfunk auf einen anderen Standard umstellen will und dieser Standard bekanntermaßen massiv Kompatibilitätsprobleme bringt, ist das für mich was anderes. Das wirft schon juristische Probleme auf: können Industrie und Handel oder gar geprellte Endkunden auf Schadensersatz klagen? Also: nicht nur klagen, sondern mit Aussicht auf Erfolg klagen? Und selbst wenn es keine juristischen Bedenken gäbe, würfe es wenigstens "ethische" Bedenken auf: ein Transcoding zur Wahrung der Endgerätekompatibilität wäre etwas, was sich kleine Netzbetreiber sehr wahrscheinlich nicht leisten könnten. Geht es ok, die Kluft zwischen den beinahe-Monopolisten (die dazu auch noch Einspeisegebühren bekommen) und den unabhängigen Kabelnetzen, die alles über ihre Kunden refinanzieren müssen, noch weiter zu vertiefen?
Ich hoffe, dass die ARD das selbst noch bemerkt.
Punkt 2 birgt auch Gefahren. Es gibt Dinge, die sollten bitteschön nicht "demokratisch" entschieden werden, die gehören in die Hände erfahrener Fachleute. Die Programmverbreitung gehört für mich in ihren Grundlagen dazu. Ein "Mitspracherecht" in Form von Anmerkungen, Hinweisen und Einwendungen sollte freilich existieren und auch ernstgenommen werden. Was Programminhalte betrifft, sieht es so aus, als genüge die formale Mitsprachemöglichkeit via Rundfunkräte tatsächlich nicht den Anforderungen. Da müssten möglicherweise Hörerbeiräte her oder andere Wege der Partizipierung. Da ist ja gerade was am Anlaufen:
https://www.dwdl.de/magazin/82646/ardzu ... &utm_term=
Punkt 3 ist historisch gewachsen innerhalb der ARD divers aufgestellt. West-Anstalten betreiben üblicherweise ihre Sendeanlagen selbst. Die "Ost-Anstalt" MDR und auch die Ost-Abteilungen von NDR und RBB nutzen dafür externe Dienstleister. Das geht auf das technische Monopol der Deutschen Post der DDR in solchen Fragen zurück - die Sendeanlagen waren ebenso wie die Zuführungen Posteigentum und kamen so 1990 zur Bundespost, dann zur Telekom, zur Media Broadcast und nun zu Uplink bzw. Divicon.
Was nun günstiger ist - EIgenbetrieb oder Nutzung externer Dienstleister - vermag ich nicht zu sagen. Wir bekommen solche Zahlen halt nicht zu sehen. ARD und ZDF wiederum kochen ihre eigenen Süppchen und soweit mir bekannt wäre eine Kooperation auch kaum bis gar nicht möglich - Kartellrecht (!).
Wir können jetzt nur warten und hoffen. TP 93 abzusägen, während munter SDTV weiterläuft, wäre jedenfalls eine historische "Glanzleistung", die das Verhältnis zwischen ARD und Bevölkerung noch weiter (ver)stören dürfte. Fies ist: solange die ARD nichts "ans Volk" kommuniziert, kann man eigentlich auch keine Aktivitäten starten, um die Umstellung zu verhindern. Ich werde jedenfalls keine starten ohne Gewissheit darüber, ob was kommt und was kommt. Man macht sich ansonsten mindestens lächerlich.
Am liebsten wäre mir, am Ende ändere sich in diesem Falle mal nichts und es bliebe bei Layer II mit 320 kBit/s.