** Der ultimative CORONA-Thread **

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Chris_BLN
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Chris_BLN »

Ich darf nicht hinsehen. Ich schaue weg, wenn mir Blut genommen wird. Mehr ist aber noch nie passiert glücklicherweise. Skurrilste Blutabnahme war mal im Stehen (!) am Fenster einer Universitäts-Zahnklinik. Ich hatte dort 3 mal eine Stunde für eine angehende Zahnärztin aus meinem damaligen Kumpel-Umfeld auf dem Stuhl gesessen - für "alles", bis hin zur Fissurenversiegelung. Danach fiel dem Chef dort, der in diesem Saal mit gefühlt unendlich vielen Behandlungsstühlen die fachliche Aufsicht hatte, noch ein, irgendwelche Immunstatus-Untersuchungen machen lassen zu wollen. "Können wir Blut haben?" - "Meinetwegen." Das ganze lief dann so halb auf dem Fensterbrett sitzend / halb stehend ab. Irrerweise fehlt mir von diesem Jahr (war wohl 2000) der Stempel im Bonusheft. 3 mal eine Stunde und kein Stempel. Naja, verjährt.

Auf der anderen Seite reicht ein angesichts einer hartnäckigen Bronchitis über den Tisch gereichtes grünes Rezept, um mich vorsichtig werden zu lassen: "vertrage ich das auch oder gibt es da Allergie-Risiko?" - "Nein, da passiert nichts." - Und dann löse ich das grüne Rezept doch nicht ein...

Gruseligste Blutabnahme war mal in der Allergologie einer Uniklinik. Die Schwester (?), die das versuchte, bekam kein Blut (ein Unding bei mir) und begann dann, die Spritze wie eine Fahrradluftpumpe zu benutzen. Da habe ich Panik bekommen und jemand anderes verlangt.

Gerade mal nach der damaligen Zahnfee geschaut. Sie ist auch 20 Jahre später immer noch hübsch und sie arbeitet seit einigen Jahren in einer "Edelpraxis" in Berlin. Ich muss da - auch wenn mein Herz vergeben ist und ich "treu" bin - doch glatt mal hin, falls ich Bedarf habe. Meinen Berliner Zahnarzt musste ich wegen Islam-Paranoia und "Umvolken" und solchen Geschichten verlassen. Der Mann war fachlich gut, aber sorry, sowas geht gar nicht. Er passt damit aber in diesen ostberliner Stadtteil.
maroon6
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von maroon6 »

Zu dem verlinkten Spiegel-Artikel: Der ist aus rein naturwissenschaftlicher Sicht gut und dennoch finde ich einige Passagen abartig, denn er fordert quasi eine Umerziehung hin zu keinerlei "echten" sozialen Kontakten mehr und nur noch virtueller Kommunikation. Für mich keine Alternative: Nach 10 Stunden Bildschirmarbeit noch stundenlang Videochatten ist für mich keine Erholung, sondern purer Stress. Da verzichte ich lieber und bleibe alleine. Telefonieren habe ich auch noch nie wirklich gemocht.

Ich habe einmal an einem Online-Geburtstag via Zoom teilgenommen. 25 Leute, die sich alle gegenseitig ins Wort gefallen sind. Nach 20 Minuten habe ich entnervt abgeschaltet. Nein, ich will nicht auf echte Kontakte verzichten und tue es auch nicht. Vieles findet im Freien statt - Spaziergänge, Picknick etc. Es gehört für mich dazu, ein Risiko einzukalkulieren. Wäre Corona Ebola, würde ich anders reagieren.

Offenbar funktioniert die im Spiegel-Text beschriebene Strategie auch nicht, denn besonders Jugendliche leiden psychisch unter der sozialen Distanzierung, obwohl sie virtuellen Kontakt via Instagram und TikTok längst gewohnt sind. Das ersetzt aber alles nicht den Sportverein, die Band, den Kinobesuch und auch nicht das gemeinsame Abhängen.
ulionken
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von ulionken »

zerobase now hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 12:44
PAM hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 12:18 Eine Nachbarin, in einer großen Reha-Klinik angestellt, bekam ihre (verpflichtende!) Impfung am Mittwoch. Seit Donnerstag ist sie arbeitsunfähig mit Schüttelfrost und Fieber, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Selbst wenn sie nur ein bedauerlicher Einzelfall sein sollte, so beunruhigt es doch. Telefonisch hat unser Allgemeinmediziner sie erstmal für eine Woche arbeitsunfähig geschrieben.
Sowas ist bedenklich. Das sind ja schon fast die Symptome einer mittelschweren Coronainfektion.
Viellecht wäre es sinnvoll AZ erstmal aus dem Verkehr zu ziehen. Damit tut man sich derzeit keinen Gefallen. Die Zahl der Impfskeptiker wird durch sowas massiv ansteigen. Es sind ja auch keine Einzelfälle mehr. Man hört das ja überall inzwischen.
Eine Verwandte von mir arbeitet als Ärztin im norwegischen Gesundheitssystem. Sie hat neulich die Biontech-Impfung bekommen. Nach der ersten gab es einen Tag lang grippeähnliche Symptome. Nach der zweiten Impfung war sie mehrere Tage wegen Fieber und Übelkeit ausser Gefecht. Sie weiß noch nicht, wie sie es künftig mit einer Wiederholungsimpfung macht. Soll man dann nicht gleich auch die Biontech-Pfizer Impfung aus dem Verkehr ziehen??

Hier geht es um erwartete, übliche Nebenwirkungen einer Impfung, die ein kleiner Teil der Geimpften in dieser Heftigkeit erleidet. Solange es keine bleibenden Schäden gibt, hätte ich für mich damit angesichts des Nutzens überhaupt kein Problem (meine Verwandte übrigens auch nicht).

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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von das letzte MHz »

ulionken hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 17:18Hier geht es um erwartete, übliche Nebenwirkungen einer Impfung, die ein kleiner Teil der Geimpften in dieser Heftigkeit erleidet. Solange es keine bleibenden Schäden gibt, hätte ich für mich damit angesichts des Nutzens überhaupt kein Problem (meine Verwandte übrigens auch nicht).
Die Schwere von Nebenwirkungen ist auch sehr subjektiv in der Wahrnehmung. Gab ja auch schon Fälle, wo wegen 37,5 Grad erhöhter Temperatur der Notarzt gerufen wurde :rolleyes: Genau wie eine Dame, die mit der gesamten Großfamilie und heilloser Aufregung in die Notaufnahme gefahren ist, weil sie Blähungen hatte, die gezwickt haben. Solche Leute empfinden mitunter die leichtesten Nebenwirkungen nach einer Impfung bereits als lebensbedrohlich.
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Chris_BLN
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Chris_BLN »

maroon6 hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 16:14 Zu dem verlinkten Spiegel-Artikel: Der ist aus rein naturwissenschaftlicher Sicht gut und dennoch finde ich einige Passagen abartig, denn er fordert quasi eine Umerziehung hin zu keinerlei "echten" sozialen Kontakten mehr und nur noch virtueller Kommunikation.
Darum geht es nicht. Es geht darum, es für eine gewisse Zeit zu unterlassen, Sozialkontakte direkt von Angesicht zu Angesicht ohne Glasscheibe dazwischen zu führen. Hätten das alle Menschen in Europa z.B. vergangenen Sommer befolgt, wären die Chancen gut gewesen, das Virus auf dem Kontinent massiv zurückzudrängen, bis auf einzelne lokale Klein-Ausbrüche, mit denen man dann anders umgehen könnte. Derweil wäre für alle anderen wieder fast alles normal gewesen - wenngleich mit erhöhter Wachsamkeit und harmlosen Maßnahmen wie Maskenpflicht in der Öffentlichkeit.

So, wie es gemacht wurde ("auf Sozialkontakte verzichte ich nicht" / "auf mein Bier mit den Kumpels im Partykeller verzichte ich nicht" / "wegen 55 Fällen im ganzen Land machen die so einen Aufriss" / "wir ziehen die Hochzeit jetzt mit vollem Programm durch" / "Von der Merkeln lasse ich mir gar nichts vorschrieben!" / "Freiheit" / "Das Grundgesetz wird verletzt!" - hört man interessanterweise in dieser Auslegung vor allem von denen, deren Anführer wegen vermuteter Grundgesetzfeindlichkeit unter Beobachtung stehen / "Glauben Sie an Corona? Also, ich glaube da nicht dran."), zieht sich das ganze halt endlos hin und wird nun noch durch infektionsfreudigere Mutationen erschwert.

Wenn das Dach auf dem Haus paar kaputte Ziegel hat, muss man nur paar kaputte Ziegel tauschen. Der Aufwand mag lästig erscheinen. Wenn man es unterlässt, hat man es irgendwann mit verfaulenden Dachbalken und Fußböden zu tun, später kommt im OG der Putz von der Decke, dann rottet es da durch usw. Jetzt ist es erst recht lästig - viel lästiger, als der Tausch einiger Ziegel gewesen wäre. Und es ist viel teurer. Das Spiel mit der Vermeidung angemessener Handlungen kann man treiben, bis die Bude einstürzt.

Oder ein Vergleich aus dem Eisenbahnwesen: eine Lok kann auch paar Wagen bremsen, die ungebremst hinten dran hängen. Die Bremsleistung ist aber begrenzt, z.B. durch die thermische Grenzleistung der Bremswiderstände oder die maximale Leistung der Rekuperation oder bei einer Klotz/Scheibenbremse durch die thermische Grenzleistung dort. Leistung ist Arbeit je Zeit. Arbeit ist Kraft mal Weg. Also ist Leistung gleich Kraft mal Weg durch Zeit. Weg durch Zeit ist aber Geschwindigkeit. Damit ist die Bremsleistung (und im umgekehrten Fall auch die Antriebsleistung beim Beschleunigen) Kraft mal Geschwindigkeit.

Wenn die Antriebsleistung begrenzt ist (Gesamt-Kurzzeitleistung der Lok), nimmt die Kraft, die zum Beschleunigen verfügbar ist, mit wachsender Geschwindigkeit des Zuges ab. Die weitere Beschleunigung (also der Geschwindigkeitszuwachs je Zeit) wird also immer geringer, je schneller der Zug schon fährt. Wenn der Luftwiderstand und die Rollreibung und ggf. noch eine Steigung in der Strecke dann eine bestimmte Zugkraft F erfordern, um überhaupt noch mit konstanter Geschwindigkeit fahren zu können, ist bei der Geschwindigkeit v = maximale Antriebsleistung / F Schluss mit der weiteren Geschwindigkeitserhöhung.

Das ist vielen noch einsichtig. Das gilt aber auch beim Bremsen.

Den langen Güterzug mit vergessener Bremsprobe und nach der Lok geschlossener Hauptluftleitung, also wirkungsloser Bremse an den Wagen, bekommt man in der Ebene noch angehalten nur mit der Bremse der Lok. Es dauert nur sehr lange und braucht einen extrem langen Weg, denn die Bremsleistung der Lok ist begrenzt. Mit dieser maximalen Bremsleistung ist bei noch hoher Geschwindigkeit anfangs die Bremskraft gering - sie nimmt zu, je langsamer der Zug wird. Das Bremsen geht als umso "schneller", je näher man am Ziel (Stillstand) ist.

Anders sieht es aus im Gefälle. Da zieht eine zusätzliche Kraft den Zug nach unten. Bei niedriger Geschwindigkeit kann es sein, dass die verfügbare Bremskraft (= maximale Bremsleistung / momentane Geschwindigkeit) noch ausreicht, den Zug zu bremsen und anzuhalten. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit ist die verfügbare Bremskraft aber geringer als die Hangabtriebskraft minus Reibung und Luftwiderstand. Dann kann man bremsen soviel man will - der Zug wird SCHNELLER statt langsamer.

Ist vor 2 Jahren mal wieder passiert: https://www.sueddeutsche.de/bayern/ober ... -1.4577660 - war sicherlich die unvergessenste Fahrt der beiden Tf, aber auch ihre letzte. Da ohne Eingriffsmöglichkeit und 1900 Tonnen im Rücken mit teils über 100 km/h über die Strecke zu rauschen hat gewiss verschwitzte Unterwäsche erzeugt.

Mit Corona ist das genauso: mit steigender aktueller "Belastung" durch Infizierte wird es immer schwieriger, die Pandemie zu stoppen. Das haben die meisten nicht-Corona-Leugner wohl zwar inzwischen irgendwie kapiert, aber im Alltag wird anders gehandelt, als es nötig wäre. Was hier heute bei schönem Wetter wieder auf den Vorortstraßen und Wanderwegen los war... immerhin mit Wind, aber die einzelnen Gruppen setzen sich da schon einem erhöhten Risiko aus. Zumal die nicht nur zusammen wandern werden.

Das mit der virtuellen Kommunikation halte ich auch für vorgeschoben. Es ist heute viel leichter, überhaupt Kontakt zu halten, als es das vor 30 oder 50 Jahren war. Damals hatte nichtmal jeder Haushalt ein Telefon. Gab es Quarantäne (und die gab es wegen kleinerer Ausbrüche von irgendwas durchaus), war halt nix mit Kommunikation. Heute kann man Skypen, Zoom machen, Chatten, Telefonieren.

Nochmal: wir hätten längst (seit vergangenem Sommer) das Geschehen unter Kontrolle haben und halten können. Eventuell mit Reiseverboten von anderen Kontinenten nach Europa, aber mit Freizügigkeit innerhalb eines Landes und auch darüber hinaus, außer dort, wo gerade ein Ausbruch detektiert wurde. Da wäre halt mal eine Großstadt oder ein Landkreis für 2 Wochen abgesperrt - dann aber richtig, mit allen Konsequenzen.

Das ist nicht gemacht worden. Wegen der Bequemlichkeit der Menschen, wegen falsch verstandener "Demokratie", wegen falsch verstandener vermeintlicher "Grundrechte", wegen der Gefahr von Unruhen und Aufständen, wegem dem Blick auf Wählerstimmen (die jetzt erst recht verloren gehen werden, am Ende wird sich Rechtsaußen profilieren, weil das die einzigen sind, die nirgendwo Verantwortung haben und deshalb alles kritisieren können), wegen der Gier nach fließendem Profit beim Großkapital. Im Ergebnis haben wir die verheerenden Zustände von heute. Weiteres Zögern verschlimmert das alles nur noch weiter. Wenn Gerichte und Parlamente über die Gültigkeit von Naturgesetzen entscheiden, ist das ein klarer Fall für den Darwin-Award. Wir leben in einer Diktatur der Naturgesetze. Je eher das akzeptiert wird, umso weniger Leid werden wir erdulden müssen.
maroon6 hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 16:14 Nach 10 Stunden Bildschirmarbeit noch stundenlang Videochatten ist für mich keine Erholung, sondern purer Stress. Da verzichte ich lieber und bleibe alleine. Telefonieren habe ich auch noch nie wirklich gemocht.
Ich sitze bei meiner Mutter fest - Corona-bedingt. Kümmere mich um Einkäufe und Apothekengänge, um "Chipkarte zum Arzt bringen und Rezept abholen", um Straße kehren, vor 2 Wochen um Schnee schippen, ab März wieder Gartenarbeit. Sonst läuft nichts. Seit einem knappen Jahr ist das so. Soziale Kontakte im echten Leben (außer zu meiner Mutter, was oft sehr anstregend ist, da sie Erwartungen an mich hat, die ich nie erfüllen konnte) hatte/ habe ich nullkommagarkeine. Mit Ausnahme dieser:

Mitte März 2020 Besuch meines besten Freundes, sogar nochmals im Haus, sogar nochmal gemeinsam Sauna gemacht, das war schon riskant

14.7.2020 Besuch meines besten Freundes, nur draußen, Wanderung mit Abstand

20.8.2020 Besuch meines besten Freundes, wir haben uns in einem fast menschenleeren Freibad getroffen, hatten ca. 5000 qm Wasserfläche vielleicht zu dritt oder viert

11.9.2020 Besuch meines besten Freundes, wieder in diesem Freibad

22.10.2020 Besuch meines besten Freundes, nur draußen, Wanderung mit Abstand

Seit dem 22.10.2020 habe ich keinen mir nahestehenden Menschen mehr zu Gesicht bekommen. Anrufe gibt es ca. alle 3 Wochen. Die Frau, die ich liebe, habe ich seit Mai 2019 (!) nicht mehr gesehen. Ok, anderer Status, sie ist verheiratet, Treffen sind eh für mich immer schmerzhaft, da halt ohne weitergehende Perspektive. Ihr großer Sohn (14) will mich aber wieder sehen, er mag mich sehr. Er sagt, über seine Interessensgebiete (Physik, Technik) kann er nur mit mir sprechen. Seine Kindheit habe ich so oder so weitgehend nicht erleben können. Bald ist er erwachsen.

Ich bin 2020 nicht verreist, habe deshalb mehrere mir nahestehende Menschen in der Schweiz nicht sehen können, habe mir seelisch guttuende Orte nicht aufsuchen können.

Ich sehe nur mein Elternhaus und meine Mutter. Das ist extreme psychische Belastung, da es letztlich nur um Krankheiten und unerfüllte Erwartungen geht. Die Stadt, in der ich bin, ist zersetzt von Hass und Hässlichkeit, ich mag da sowieso niemanden kennenlernen. Ich war innerhalb eines Jahres 10 (zehn!) Tage in meiner eigenen Wohnung, ansonsten habe ich keinerlei Privatsphäre. Mir fallen die Haare aus, ich knirsche nachts mit den Zähnen (daraus folgt Zahnfleischrückgang), ich habe Albträume, meine rechte Hand ist zerbissen (!) - das mache ich selbst, weil ich es ohne diesen Schmerz gar nicht mehr aushalten könnte. Ich schlage zuweilen den Kopf gegen die Wand, weil ich die allgemeine Idiotie nicht mehr ertrage und sie darüber hinaus auch noch für mich, meine Mutter und die, die ich liebe, existenzgefährdend wird. Ich kann mich nicht mehr im Spiegel anschauen, weil ich gefühlt 10 Jahre gealtert bin im vergangenen Jahr. Meine Blutwerte sind scheiße, meine Haut geht kaputt. Immerhin habe ich nicht zugenommen. Andere würden jetzt vielleicht Drogen oder Alkohol konsumieren - habe ich nie gemacht, werde ich auch weiterhin nicht machen. Hat halt die Folge, dass ich die ganze Scheiße ungefiltert wahrnehmen kann.

Ich mache hier alles, was ich noch gerne mache, alleine, meist eine Runde durch den Wald, so 5 - 6 km. Heute habe ich das sofort aufgegeben 100 m hinter der Haustür - zu viele Menschen. Auf vertraute Radtouren habe ich vergangenes Jahr verzichtet, weil ich den Rückweg in der Bahn nicht machen wollte und mir die doppelte Tour zu anstrengend gewesen wäre. Einzige Bewegung weiter raus war 4 oder 5 mal früh um 6 aufs Erdbeerfeld (hin + zurück je 9 km) und wohl 15 mal in besagtes fast menschenleeres Freibad (auch je 9 km hin + zurück, davon ein mal 2 km den Berg hoch). Immerhin war das ein Vorteil zu Berlin - da quollen die Bäder offenbar so über, dass es indiskutabel gewesen wäre. Und draußen an den Seen soll auch brutal voll gewesen sein, teilten mir dortige Strandkollegen mit.

Ich will endlich meinen besten Freund mal wiedersehen, mit ihm Sauna machen und ihn danach mit gesammeltem Blödsinn aus dem Netz (Youtube) zum Lachen bringen, damit er auch mal lacht (offenbar mag er das genauso wie ich das mag). Ich will endlich wieder in meine Wohnung, mal alleine (!!!) sein. Ich würde wohl mindestens 2 Wochen brauchen, bis ich einigermaßen wieder "bei mir" bin. Meinen Tagesablauf. Nicht über Stöckchen springen müssen.

Ich will endlich wieder in die Schweiz. Ich will nach Hamburg, Kumpels besuchen. Ich will nach München, einen Freund dort auf Arbeit besuchen und mit ihm gemeinsam dort eine Schicht machen (ich bin sonst immer nur Nutznieser seiner Arbeit aus der Ferne). Ich will im Ammersee baden. Ich will mir endlich einen neuen Job suchen (derzeit schon wegen Corona aussichtslos und ich wäre auch gar nicht "bei mir" und bin froh, mich nicht in volle S-Bahnen klemmen zu müssen jeden Tag).

Kurz: ich bin schon krank und mir geht das alles extrem auf die Nerven. Ich betrachte es als weitgehend verlorene Lebenszeit. Und gerade deshalb fordere ich einen radikalen Lockdown und einen zero-Covid-Kurs. Damit es überhaupt eine Chance gibt, dass dieses Elend mal aufhört.

Was passiert denn, wenn bei hohen Durchseuchungsraten schnell neue Mutationen entstehen, gegen die die heute verabreichten Vakzine gar nicht mehr oder fast nicht mehr helfen? Dann geht alles von vorne los. Deshalb schon muss es endlich wirksame Maßnahmen geben.
maroon6 hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 16:14 Ich habe einmal an einem Online-Geburtstag via Zoom teilgenommen. 25 Leute, die sich alle gegenseitig ins Wort gefallen sind. Nach 20 Minuten habe ich entnervt abgeschaltet.
Komisch. Ich nehme alle paar Wochen an einer Zoom-"Zeremonie" eines 73-jährigen Mannes aus den USA teil, den ich aus der Schweiz kenne. Der sitzt da in seinem Wohnzimmer in Connecticut, dazu sitzen ein Dutzend Leute in den Niederlanden, Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz, Deutschland... Es geht ruhig zu. Er raucht seine Pfeife und solange der Tabak noch glimmt, besteht Zeit für Austausch, für gegenseitigen Halt. Manche sprechen für alle hörbar Gebete, nennen Namen von Menschen aus ihrem Umfeld, die derzeit wegen Corona oder Krebs in kritischem Zustand sind. Da fällt niemand jemandem ins Wort. Ich habe da sogar den Ton stumm, damit Geräusche bei mir nicht mein Video in den Fokus rücken. Will ich was sagen, drücke ich die Space-Taste. Man kann das lernen.

Einen Geburtstag würde ich auch nicht via Zoom feiern wollen. Ok, ich feiere seit 30 Jahren meinen Geburtstag sowieso nicht. Es bedeutet mir nichts. Es ist für mich nur Stress, ich fühle mich als "Unterhalter" gefordert und will das nicht. Stattdessen ging es mit meinem besten Freund halt irgendwann im Frühjahr Pizza essen oder er kam zeitlich nahe meines Geburtstages mal auf eine Sauna rüber. Mehr war nicht. Die Frau, die ich liebe, kennt meinen Geburtstag nicht einmal. Ich ihren auch nicht. Nur den ihres Sohnes vergesse ich nicht. Letztes jahr kam das antiquarische Buch für ihn unverpackt per Post - ich hatte kein Geschenkpapier mehr im Haus und bin deswegen nicht in die Stadt in einen Laden. Wegen Corona.

Je konsequenter Europa einen Lockdown machen würde, umso eher wären normale Geburtstagsfeiern wieder möglich.
maroon6 hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 16:14 Offenbar funktioniert die im Spiegel-Text beschriebene Strategie auch nicht, denn besonders Jugendliche leiden psychisch unter der sozialen Distanzierung, obwohl sie virtuellen Kontakt via Instagram und TikTok längst gewohnt sind.
Das ist ja das, was mich wundert. Eigentlich ist das ja sogar ein Grund zur Hoffnung: reine Online-Zomies sind heutige Generationen also offenbar noch nicht.
maroon6 hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 16:14 Das ersetzt aber alles nicht den Sportverein, die Band, den Kinobesuch und auch nicht das gemeinsame Abhängen.
Und damit das alles wieder möglich wird (und damit Friseure, Gaststätten, Hotels, Pensionen und Jugendherbergen, Kosmetikstudios und Physiotherapien wieder ihrem Lebensunterhalt nachgehen können), muss es endlich mal einen radikalen Lockdown und danach konsequente, "verzögerungsfreie" Reaktionen auf auftretende Fälle geben. Die beste Chance wäre vergangenen Juni/Juli gewesen. Aber da war ja "Freiheit" und "Widerstand!" angesagt.

In der Technik gibt es den PID-Regler: https://de.wikipedia.org/wiki/Regler - wenn dessen Parameter nicht korrekt zur zu regelnden Größe und ihrer Natur gewählt sind, macht das Ding Murks. Dann pumpt die Heizung 60° heißes Wasser in die Fußbodenheizung (das freut den Estrich), dann geht die Heizung im Sägezahnbetrieb an und aus, statt mit nur geringen Regelschwankungen durchzulaufen, dann pumpt das Soundprocessing im Radio wie ein Wasserwerk. Auch die Infektionsbiologie hinter dem aktuellen Corona-Virus hat eine gewisse "Natur". Die Regelungsparameter der Maßnahmen müssen entsprechend gewählt werden. Hier wäre z.B. jede Zeitverzögerung nach Detektion von Erkrankungen ("der Ministerpräsidenten der Länder werden kommende Woche Dienstag über weitere Maßnahmen beraten") tödlich und zu unterlassen. Da heißt es "erst schießen, dann fragen". Weil: hier rettet "Schießen" Menschenleben und auch Wirtschaftsgüter. Und nach Auftreten von Fällen und der Beruhigung der Lage müste eine Totzeit eingebaut sein, statt sofort wieder zu öffnen. Damit könnte man solchen Blödsinn vermeiden wie das Thüringer Schulöffnungstheater, das einfach nur noch unterirdisch ist, von völliger Unkenntnis der Mechanismen zeugt - und der AfD in die Hände spielt. Diese Regierungs-Hanseln in Thüringen sind doch unwählbar! (Alle anderen auch, weil "Politik" kein Regulierungsmechanismus für Naturgesetze ist, aber wen interessiert das schon?)

Wir haben möglicherweise die Chance auf Abhängen und Reisen im Sommer 2021, wenn jetzt endlich den Naturgesetzen der Pandemie entsprechend gehandelt würde. Ansonsten wird es nichts mit "Abhängen", zumindest nicht in dieser Wort-Bedeutung. Sondern eher zunehmend in der des Abhängens von sich aufgehängt habenden Menschen, die es psychisch nicht mehr stemmen konnten oder deren Lebenswerk / Broterwerb ruiniert ist. Und natürlich weiterhin im "Anhängen" - an die Beatmungsmaschine.

Ich wüsste, wofür ich mich entscheiden würde.
793267
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von 793267 »

Chris_BLN hat geschrieben: ↑So 21. Feb 2021, 20:02
Deine Ausführungen, mit dem Güterzug, Fahren, Bremsen usw, fand ich gut.
OT
Man kann ja, viele Fahrzeuge mit Muskelkraft bewegen.
Sie dann wieder zu Stoppen, ist schon Schwieriger.

Beispiel Schute:
Sie zum Laufen zu bringen ist kein Problem, doch je mehr Fahrt sie drauf hat, wird es schwieriger sie zu Stoppen.
Leinen rechtzeitig, am nächsten Poller festmachen und sie ist gestoppt.

Einsatz verpásst Leine losgelassen "Führerlose Schute"
Leine nicht losgelassen, wirst du mit der Führerlosen Schute Schwimmen müssen.
DH0GHU
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von DH0GHU »

Chris_BLN hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 20:02 Und damit das alles wieder möglich wird (und damit Friseure, Gaststätten, Hotels, Pensionen und Jugendherbergen, Kosmetikstudios und Physiotherapien wieder ihrem Lebensunterhalt nachgehen können), muss es endlich mal einen radikalen Lockdown und danach konsequente, "verzögerungsfreie" Reaktionen auf auftretende Fälle geben. Die beste Chance wäre vergangenen Juni/Juli gewesen. Aber da war ja "Freiheit" und "Widerstand!" angesagt.
Das wird durch 1000-fache Wiederholung nicht richtiger. Im Juni/Juli waren nicht die Leute das Problem, die die regelkonformen Grenzen -partiell- ausgenutzt haben, sondern, die sich im Inland nicht regelkonform verhalten haben, oder die im Ausland weniger strenge Regeln befolgt und so das Virus re-importiert haben.
Es waren nicht die Leute, die einen Freund trafen, in ein Restaurant gingen (was DU immer wieder wider besseren Wissens als Unding gegeißelt hast), sondern Maskenverweigerer, profitgierige Großnahrungsmittelindustrielle inklusive angeschlossener prekärer Wohnsituationen, Auslands-Clubbing/Familienfeier-Touristen und Großhochzeitsveranstalter, die jegliche Hygienekonzepte konterkariert haben.
Die Durchsetzung damals anerkannter Regeln -idealerweise mindestens EU-weit- hätte vollkommen ausgereicht, den starken Wiederanstieg zu vermeiden. Die Umsetzung großspurig angekündigter lokaler Maßnahmen im Fall eines Falles als zweites Element dann ganz sicher.
In der Technik gibt es den PID-Regler: https://de.wikipedia.org/wiki/Regler - wenn dessen Parameter nicht korrekt zur zu regelnden Größe und ihrer Natur gewählt sind, macht das Ding Murks. Dann pumpt die Heizung 60° heißes Wasser in die Fußbodenheizung (das freut den Estrich), dann geht die Heizung im Sägezahnbetrieb an und aus, statt mit nur geringen Regelschwankungen durchzulaufen, dann pumpt das Soundprocessing im Radio wie ein Wasserwerk. Auch die Infektionsbiologie hinter dem aktuellen Corona-Virus hat eine gewisse "Natur". Die Regelungsparameter der Maßnahmen müssen entsprechend gewählt werden. Hier wäre z.B. jede Zeitverzögerung nach Detektion von Erkrankungen ("der Ministerpräsidenten der Länder werden kommende Woche Dienstag über weitere Maßnahmen beraten") tödlich und zu unterlassen. Da heißt es "erst schießen, dann fragen". Weil: hier rettet "Schießen" Menschenleben und auch Wirtschaftsgüter. Und nach Auftreten von Fällen und der Beruhigung der Lage müste eine Totzeit eingebaut sein, statt sofort wieder zu öffnen. Damit könnte man solchen Blödsinn vermeiden wie das Thüringer Schulöffnungstheater, das einfach nur noch unterirdisch ist, von völliger Unkenntnis der Mechanismen zeugt - und der AfD in die Hände spielt. Diese Regierungs-Hanseln in Thüringen sind doch unwählbar! (Alle anderen auch, weil "Politik" kein Regulierungsmechanismus für Naturgesetze ist, aber wen interessiert das schon?)

Wir haben möglicherweise die Chance auf Abhängen und Reisen im Sommer 2021, wenn jetzt endlich den Naturgesetzen der Pandemie entsprechend gehandelt würde. Ansonsten wird es nichts mit "Abhängen", zumindest nicht in dieser Wort-Bedeutung. Sondern eher zunehmend in der des Abhängens von sich aufgehängt habenden Menschen, die es psychisch nicht mehr stemmen konnten oder deren Lebenswerk / Broterwerb ruiniert ist. Und natürlich weiterhin im "Anhängen" - an die Beatmungsmaschine.

Ich wüsste, wofür ich mich entscheiden würde.
Da muss man Dir mal ausnahmsweise zumindest in weiten Teilen Recht geben. Der richtige Ansatz wäre gewesen, bei einem starken Anstieg der Fallzahlen eine starke Regelantwort ohne Zeitverzug umzusetzen (also das, was heute als Ampelsystem gefordert wird, und eigentlich auch im Frühjahr mal so angekündigt wurde, aber dann verpennt wurde), und dann langsam -um mal den in einem Rundfunkforum verständlichen Analogismus einer AGC zu verwenden- die Verstärkung langsam wieder hoch zu fahren, bis ein stabiler Zustand erreicht wird.
Allerdings: das Wiederhochfahren hast Du letzten Sommer auch abgelehnt...
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Funkamateur, DLF-Hörer, Multipler Musikgeschmack, DAB-Nutzer. Normal ist normalerweise langweilig.
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von 793267 »

das letzte MHz hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 18:57
ulionken hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 17:18Hier geht es um erwartete, übliche Nebenwirkungen einer Impfung, die ein kleiner Teil der Geimpften in dieser Heftigkeit erleidet. Solange es keine bleibenden Schäden gibt, hätte ich für mich damit angesichts des Nutzens überhaupt kein Problem (meine Verwandte übrigens auch nicht).
Die Schwere von Nebenwirkungen ist auch sehr subjektiv in der Wahrnehmung. Gab ja auch schon Fälle, wo wegen 37,5 Grad erhöhter Temperatur der Notarzt gerufen wurde :rolleyes: Genau wie eine Dame, die mit der gesamten Großfamilie und heilloser Aufregung in die Notaufnahme gefahren ist, weil sie Blähungen hatte, die gezwickt haben. Solche Leute empfinden mitunter die leichtesten Nebenwirkungen nach einer Impfung bereits als lebensbedrohlich.
Stimmt, kenn einen Fall, mit Magenproblemen.

1 Schmerzen und Tabletten.
2 Stärkere Schmerzen und Tabletten, da die nicht halfen, Krankenhaus.
3 Notaufnahme, stellte einen Magendurchbruch fest, OP.

Später auf der Station, bei der Chef Visite, blieb jeder neu Teilnehmende Arzt zurück und fragte:
Hatten sie keine Schmerzen?

Antwort Siehe 1-3.

Dann verlies auch er, Kopfschüttend das Zimmer.

Andere rennen ja schon, mit einer Schramme zum Arzt, wie es hier, auch schon beschrieben wurde,
ulionken
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von ulionken »

DH0GHU hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 22:18
In der Technik gibt es den PID-Regler: https://de.wikipedia.org/wiki/Regler - wenn dessen Parameter nicht korrekt zur zu regelnden Größe und ihrer Natur gewählt sind, macht das Ding Murks. Dann pumpt die Heizung 60° heißes Wasser in die Fußbodenheizung (das freut den Estrich), dann geht die Heizung im Sägezahnbetrieb an und aus, statt mit nur geringen Regelschwankungen durchzulaufen, dann pumpt das Soundprocessing im Radio wie ein Wasserwerk.
[…]
Da muss man Dir mal ausnahmsweise zumindest in weiten Teilen Recht geben. Der richtige Ansatz wäre gewesen, bei einem starken Anstieg der Fallzahlen eine starke Regelantwort ohne Zeitverzug umzusetzen (also das, was heute als Ampelsystem gefordert wird, und eigentlich auch im Frühjahr mal so angekündigt wurde, aber dann verpennt wurde), und dann langsam -um mal den in einem Rundfunkforum verständlichen Analogismus einer AGC zu verwenden- die Verstärkung langsam wieder hoch zu fahren, bis ein stabiler Zustand erreicht wird.
Allerdings: das Wiederhochfahren hast Du letzten Sommer auch abgelehnt...
Solche PID-Regler setzt man in der Technik gerne ein, wenn man die Regelstrecke nicht so genau kennt und einen Sollwert trotz nicht vorhersehbarer äusserer Einflüsse möglichst konstant halten will, ohne unnötigen Zeitverlust. Fürs Einstellen der drei Parameter (für den Proportional-, den Integral- und den Differentialanteil des Reglers) gibt es einfache Rezepte - wenn man die befolgt, dann hat man die passenden Parameter rasch ermittelt und bekommt eine robuste Regelung, z.B. für die Innentemperatur eines Gebäudes oder eines Reaktionskessels in der chemischen Produktion. Wenn so ein Regler schwingt, stark verzögert reagiert oder sonstigen Unsinn macht, dann wurde ziemlich sicher beim Ermitteln der Parameter geschlampt. Oder ein unbedarfter Mensch greift in die Automatik ein und dreht den Sollwert massiv (zu weit) in die gerade gewünschte Richtung - dann gibt's zum Beispiel in einem Zugabteil bald Sauna- oder Tiefkühltruhen-Bedingungen oder einen Sägezahn zwischen beiden Zuständen.

Leider funktionieren solche PID-Regler nur bei einfachen, linearen Regelstrecken wirklich gut. Wie wir alle wissen, verhält sich die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie stark nicht linear: Wenn man nichts ändert, dann erfolgen Zunahme (oder Abnahme) der Infektionszahlen exponentiellen (nicht linearen) Funktionen. Wenn man es dann mit der Regelabweichung zu weit treibt, dann hilft alles Gegensteuern nichts mehr und es kommt zu dem erwähnten Effekt wie mit dem entlaufenen Güterzug (nicht immer mit so glimpflichem Ausgang wie in Bayern, siehe Dürrenast 2006, später authentisch verfilmt: https://www.srf.ch/play/tv/es-geschah-a ... 49f0a6e1af).

Man kann allerdings solche PID-Regler auch für komplizierte Regelstrecken stabilisieren, wenn man sein Vorwissen über den Einfluss von bekannten Faktoren einbaut, ohne den Regler selbst damit zu beschäftigen, bekannte Effekte auszugleichen. "Feedforward" oder Vorsteuerung, https://de.wikipedia.org/wiki/Vorsteuerung, ist das Stichwort. Der Ingenieur baut aus dem Vorwissen ein mathematisches Modell und programmiert es zum Entlasten des Reglers ein. Um bei Corona zu bleiben: Man muss nicht warten, bis die Intensivstationen volllaufen, bevor man Kontakte begrenzt. Und man muss vielleicht auch nicht unbedingt auf das Erreichen von politisch gesetzten Zielwerten von Inzidenzen warten, um Lockerungen zuzulassen, solange der Trend nach unten geht, es sei denn, es sind neue Störfaktoren wie Mutationen im Anmarsch…

Einen guten Start in die Woche und
73 de Uli
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Marc!?
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Marc!? »

Chris_BLN hat geschrieben: Sa 20. Feb 2021, 12:34 Es wird für die leichter übertragbaren Mutationen strengere Maßnahmen benötigen, um an der Belastbarkeitsgrenze des Gesundheitssystems entlangzuschlittern. Die ursprüngliche Virusvariante wird dadurch stark zurückgedrängt werden, man wird dann sagen, sie spielt kaum noch eine Rolle mehr.
Das stimmt so nicht, denn wir impfen ja gerade die Hauptrisikogruppen. 80% der Toten kommen aus der Gruppe Ü80 und den Pflegeheimen. Wir könnten uns also einen Inzidenzwert von flächendeckend rund 500 erlauben und wir hätten trotzdem nur die bisherigen Höchständen bei den Todeszahlen, als wir Inzidenzwerte um die 150 hatten.

Den R-Wert kann man im übrigen in die Tonne kloppen, denn der basiert nur auf den Berechnungen aus den aktuellen Fallzahlen. Es ist logisch, dass dieser über 1 ist, wenn die Zahlen steigen, war im übrigen seit Juli bis Mitte Dezember auch fast dauerhaft und es hat niemanden interessiert.

Natürlich sind die 35 illusorisch und total aus der Luft gegriffen, erst recht wenn jz die Schulen öffnen. Man kann nur hoffen, dass die aktuelle Stagnationen bzw Steigerungen Nachwehen der Frost und Eisperiode sind und dass die Zahlen letzte Woche deswegen niedriger waren. Aber das wird die kommende Woche zeigen.

Es war einfach eine Frechheit der Politik willkürlich nur Friseure zu öffnen, sowie die Grundschulen / Kitas und gleichzeitig den Ziel-Inzidenzwert ohne Grund auf 35 zu senken, man hätte ihn auf 60 erhöhen müssen.
Thomas(Metal)
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Thomas(Metal) »

Marc!? hat geschrieben: Mo 22. Feb 2021, 01:39 Natürlich sind die 35 illusorisch und total aus der Luft gegriffen, erst recht wenn jz die Schulen öffnen. Man kann nur hoffen, dass die aktuelle Stagnationen bzw Steigerungen Nachwehen der Frost und Eisperiode sind und dass die Zahlen letzte Woche deswegen niedriger waren. Aber das wird die kommende Woche zeigen.

Es war einfach eine Frechheit der Politik willkürlich nur Friseure zu öffnen, sowie die Grundschulen / Kitas und gleichzeitig den Ziel-Inzidenzwert ohne Grund auf 35 zu senken, man hätte ihn auf 60 erhöhen müssen.
Kaum einer hinterfragt diesen willkürlichen Wert in einer offenen Diskussion mit der Regierung- das sollte zu denken geben. Keiner der aufs Brot schmiert daß die 50 nach alter Ansage auf einer sonst auftretenden Überlast der Ämter bei der Aufhellung der Infektionsketten basiert. Keiner der fragt was man denn in den Ämtern verbessert hat um mehr zu schaffen? Da muß sich jeder alte Stahlkocher verarscht vorkommen - dort hat man imposant Steigerungen in der Produktion bei sehr deutlich weniger Personal und besserer Qualität erreicht.
Nein, die Regierung (oder sind die in Bezug auf die dauerhaften Vorenthaltung von bedingungslosen Grundrechten schon hart an der Grenze zur kriminellen Vereinigung?) gleicht bei nüchterner Betrachtung doch eher einer Endzeitsekte. Im Herbst ist bekanntlich Schluß. Das kann man eher mit unserem Hornissen-Nest vor einigen Jahren im Oktober vergleichen - wobei mich das Nest deutlich weniger eingeschränkt hatte, die waren ja fast zahm.
Übrigens für den Blick nach oben, etwas Benchmark sollte schon sein: Isreal öffnet bei einem Wert von deutlich über 200! Das könnte man auch haben. Wenn man jetzt lallte (sic!) es sei im Grunde nichts falsch gelaufen zeigt das nur ein Entrückten von der Wirklichkeit. Wenn das so ist, wird man leider folgerichtig auch nicht zurücktreten.... :sneg:
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Beitrag von PAM »

Thomas(Metal) hat geschrieben: Mo 22. Feb 2021, 07:24[...] Übrigens für den Blick nach oben, etwas Benchmark sollte schon sein: Isreal öffnet bei einem Wert von deutlich über 200! Das könnte man auch haben. Wenn man jetzt lallte (sic!) es sei im Grunde nichts falsch gelaufen zeigt das nur ein Entrückten von der Wirklichkeit. Wenn das so ist, wird man leider folgerichtig auch nicht zurücktreten.... :sneg:
Guten Morgen, Thomas! :kaffee:

Israel hat im Gegensatz zu praktisch allen anderen Ländern bereits den überwiegenden Teil seiner Bevölkerung durchgeimpft. Nur jene, die sich nicht einmal mit einer spendierten Pizza überreden ließen und wohl auch künftig Impfangebote für sich ausschließen, sind nicht dabei. Hinzu kommt, dass Israel keine zweitklassigen Impfstoffe einsetzt. ;)
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Thomas(Metal) »

PAM hat geschrieben: Mo 22. Feb 2021, 08:22 Israel hat im Gegensatz zu praktisch allen anderen Ländern bereits den überwiegenden Teil seiner Bevölkerung durchgeimpft. Nur jene, die sich nicht einmal mit einer spendierten Pizza überreden ließen und wohl auch künftig Impfangebote für sich ausschließen, sind nicht dabei. Hinzu kommt, dass Israel keine zweitklassigen Impfstoffe einsetzt. ;)
Das ist mir durchaus bewußt. Immerhin hat man die D in der vunerabelste Gruppe deutliche Impf-Fortschritte erzielt. Die Zahl der Toten und extremen Verläufe dürfte also auch hierzulande zurückgehen. Das ist doch die Basis die Einschränkungen rechtfertigt.
Andererseits: Wenn die Regierung schon ihr Bestes gegeben hat warum ist sie nicht ehrlich und konsequent: Rücktritt. Es müßte "nur" "meine" SPD endlich diesen Bettel hinwerfen. Von den Prozentzahlen kann es ihr eigentlich auch nicht mehr schaden... :eek:
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Habakukk »

Thomas(Metal) hat geschrieben: Mo 22. Feb 2021, 08:34 Andererseits: Wenn die Regierung schon ihr Bestes gegeben hat warum ist sie nicht ehrlich und konsequent: Rücktritt. Es müßte "nur" "meine" SPD endlich diesen Bettel hinwerfen. Von den Prozentzahlen kann es ihr eigentlich auch nicht mehr schaden... :eek:
Genau, noch ein bisschen mehr Chaos durch den Rücktritt der Regierung, was kann das in der jetzigen Situation schon schaden? :rolleyes:
Ich freue mich schon darauf, wenn dann alternativ eine Koalition aus Linkspartei, AfD und Grünen die Regierungsgeschäfte übernimmt!
Oder vielleicht übernimmt ja doch noch der eine finstere Typ aus dem finstersten aller Bundesländer die Regierungsgeschäfte und erfüllt sich seinen lang gehegten Traum: unser Land wegen so einer Nichtigkeit wie Corona mal so richtig an die Wand zu fahren.
maroon6 hat geschrieben: So 21. Feb 2021, 11:02 und ich habe hier nicht das geringste schlechte Gewissen.
Das freut mich wirklich sehr für dich! Wir haben auch überhaupt kein Problem damit, noch ein bisschen länger im Lockdown verharren zu müssen, damit einige wenige ihre Freiheiten genießen können. Du, ist echt kein Ding! Wirklich nicht! :danke:
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von maroon6 »

Habakukk hat geschrieben: Mo 22. Feb 2021, 08:49 Das freut mich wirklich sehr für dich! Wir haben auch überhaupt kein Problem damit, noch ein bisschen länger im Lockdown verharren zu müssen, damit einige wenige ihre Freiheiten genießen können. Du, ist echt kein Ding! Wirklich nicht! :danke:
...und da zeigt sich wieder das ganze Dilemma dieser Pandemie, die angebliche Alternativlosigkeit eines Lockdowns. Es ist nie etwas alternativlos, man könnte vieles mit entsprechenden Hygienekonzepten und Teststrategie wieder öffnen. Selbst den israelischen Weg des Öffnens mit Impfnachweis würde ich mittragen, wenn man als Alternative auch einen negativen Corona-Test vorweisen kann (Immunitätsausweis als Alternative wie in Israel lehne ich dagegen ab, das lädt doch regelrecht zu Corona-Verseuchungs-Partys ein). Aber jeden pauschal, der reale soziale Kontakte hat, als Sündenbock dafür hinstellen, dass der Lockdown verlängert werden "muss" ist abartig.
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