Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

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Blaubär
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Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von Blaubär »

Hallo,

einige Wochen habe ich das Rundfunkforum verfolgt und meine: ganz vernünftig hier :spos: !
Themenvielfalt, gute Infos, Sachverstand und ein durchaus professioneller Umgang haben mich soeben zu einer Anmeldung in diesem Forum veranlasst. Bin mit RIAS 2 und DLF groß geworden und fang dann mal an, gleich mit einem neuen Thema. Aber in den bisherigen Foren hatte ich keinen Anknüpfungspunkt dafür gefunden. Ansonsten mögen die Mods bitte verschieben. Danke.

Gestern meldete der Tagesspiegel (Berlin) im Zuge eines neuen rbb-Rundfunkstaatsvertrages: RadioEins bald nur noch via App?
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 14810.html
Als begeisterter terrestrischer Hörer finde ich das im wahrsten Sinn des Wortes beschränkt. Sicher können unzählige "Radios" inzwischen auch streamen. Aber spätestens über das Autoradio wäre es schade, wenn durch eine alleinige Verbreitung via Internet es tatsächlich weniger RundFUNKsender gäbe.

Wie seht ihr das?
Sind ähnliche Diskussionen oder Entwicklungen in anderen Bundesländern im Gange?

Gruß, Blaubär
Langjähriger UKW-, MW-, KW-, LW-Hörer; ansonsten DAB+ -, Cabel- und IP-Nutzer.
DLR-Fan Sachsen-Anhalt
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Ich glaube persönlich nicht daran, dass populäre Programme wie Fritz und Radio Eins von UKW in nächster Zeit verschwinden werden. Eher verschwindet die Zeitung als bedrucktes Altpapier.
chapri
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Re: rbb vor drastischem Wandel?

Beitrag von chapri »

Erstens musste für die Schlagzeilen ein interner Newsletter herhalten - zweitens entscheidet weder der rbb noch der DJV über den Staatsvertrag. Immerhin wird an vier Programmen festgehalten und das Internetangebot ausgeweitet.
Ganztagsprogramm via https://radiojoystick.de/web/
Alqaszar
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von Alqaszar »

Es läuft ja irgendwie alles auf Smartphones hinaus, und jede Klitsche von Radiosender leistet sich 'ne App. Ist schnell gebastelt und greift auf auf den sowieso vorhanden Stream zu. Skills für den Smart-Speaker werden auch immer wichtiger, so scheint es mir jedenfalls.

Also alles auf IP, und fertig. Dank Mobilfunk sogar mobil & terrestrisch. So könnte die Parole lauten. Konsequenz wäre, dass es dann irgendwann keinen dedizierten Verbreitungsweg für "Rundfunk im klassischen Sinne" mehr geben wird.

Allerdings stellt sich die Frage, ob das so schnell passiert. UKW gibt es noch und wird sich noch eine Zeit lang halten. DAB+ als dediziertes System für Radio (und briefmarkengroße Bildchen, die trotzdem 3 Minuten zum Laden brauchen) startet gerade erst durch.

Klar kann man über das Smartphone Radio hören. Aber besser ist es, wenn man das Ding mit einem Bluetooth-Lautsprecher verbindet. Dessen Akku dann leer ist. Und wenn man eben schnell den Sender wechseln will, liegt das Telefon im anderen Raum.

Daher ist "Radio nur noch über IP" sicherlich eine Konsequenz aus der Konvergenz, wird sich aber noch Zeit lassen, bis es keine anderen Übertragungswege mehr gibt.
QTH: Viersen (NRW)
_Yoshi_
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von _Yoshi_ »

Und vor allen im Internet ist der Konkurrenzdruck noch um einiges höher als im terrestrischen Radio!
Viele Sender die nur noch via IP zu hören sind verschwinden sehr schnell in der Auswahl.
Und, wenn man schon Internetradio hört dann bestimmt nicht den lokalen Sender.
RX QTH: Leer Ostfriesland - JO33RF
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SDR AirSpy One mit SDR#
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My Snip †01.09.2018 11.21Uhr
Nordi207
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von Nordi207 »

So oft, wie das Netz, hängt, ausfällt oder grad kein Empfang vorhanden ist, dürfte das keiner ernsthaft verfolgen, es sei denn, der Zugang zum Netz wird Allgemeingut ohne Vertrag und Kosten.
MainMan
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von MainMan »

_Yoshi_ hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 05:37 Und, wenn man schon Internetradio hört dann bestimmt nicht den lokalen Sender.
Das stimmt so pauschal nicht, gerade die etablierten lokalen und regionalen Sender erzielen im Web enorme Reichweiten.
Der Livestream von SWR3 hat pro Quartal 10,4 Millionen Sessions (= Zugriffe, die länger als 60 Sekunden andauern).
1LIVE hat 10,1 Millionen, die Streams von Antenne Bayern erzielen sogar 14,5 Millionen Sessions.

Es gibt im Web nur einen Anbieter, der die bekannten deutschen ÖR und Privatsender schlägt: Spotify.

Anders als bei der MA Radio mit ihren bekannten methodischen Mängeln, wird die Hördauer in der MA IP Audio sekundengenau erfasst.
Die Daten sind also absolut valide.

Quelle:
https://www.radioszene.de/150147/ma-202 ... io-iv.html
DH0GHU
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von DH0GHU »

MainMan hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 11:12
Der Livestream von SWR3 hat pro Quartal 10,4 Millionen Sessions (= Zugriffe, die länger als 60 Sekunden andauern).
1LIVE hat 10,1 Millionen, die Streams von Antenne Bayern erzielen sogar 14,5 Millionen Sessions.
Ernsthaft? nur 14,5 Millionen pro Quartal? Das sind nichtmal 160.000 pro Tag. Wobei reichweiten.de einen ca. doppelt so hohen Wert ausweist...

Aber nur so zum Vergleich: GONG 96.3 kommt auf >150.000 Hörer pro Tag.
Muss ja eine echte Nische sein, dieses Livestreaming :)

Wird bei der MA IP Audio eigentlich auch Youtube erfasst? Ich nutze im Netz nur ganz selten die Livestreams von Rundfunkanbietern, Spotify überhaupt nicht, dafür sehr intensiv youtube (für Audio!) - und so kenne ich das auch aus dem Freundeskreis.
QTH: Obersöchering/JN57OR, zeitweise Kehl/JN38VN
Funkamateur, DLF-Hörer, Multipler Musikgeschmack, DAB-Nutzer. Normal ist normalerweise langweilig.
http://zitate.net/kritik-zitate
Lebe stets so, dass die fckAfD dagegen ist!
MainMan
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von MainMan »

DH0GHU hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 12:33
MainMan hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 11:12
Der Livestream von SWR3 hat pro Quartal 10,4 Millionen Sessions (= Zugriffe, die länger als 60 Sekunden andauern).
1LIVE hat 10,1 Millionen, die Streams von Antenne Bayern erzielen sogar 14,5 Millionen Sessions.
Ernsthaft? nur 14,5 Millionen pro Quartal? Das sind nichtmal 160.000 pro Tag. Wobei reichweiten.de einen ca. doppelt so hohen Wert ausweist...
160.000 reine Webradio-Hörer pro Tag für Antenne Bayern sind realistisch, wenn man bedenkt, dass IP-Radio insgesamt einen Marktanteil von rund 10 % hat.
DH0GHU hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 12:33 Wird bei der MA IP Audio eigentlich auch Youtube erfasst?
Die MA IP Audio umfasst nur reine Audio-Angebote. YT taucht da nicht auf, das ist primär Videocontent.
Wenn man YT zur MA IP Audio zählt, müsste man auch die Streams sämtlicher Musik-TV-Sender dort reinrechnen.
Macht aber keinen Sinn, da dort keine Audiowerbung gebucht werden kann.
Zuletzt geändert von MainMan am Di 16. Feb 2021, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.
wolfgangF
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von wolfgangF »

Mich ärgert eher, dass DAB+ in dem Zusammenhang überhaupt keine Erwähnung findet. Es ist nur von analog und Internet die Rede. Leider gilt: die meisten (Print-) Medien sind bzgl. DAB+ völlig ahnungslos.
strade
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von strade »

Schau einfach mal bei kek online nach und schau, welche Printmedien welchem Verlag so gehören. Dann hast du die Lösung, warum das Thema in diesem Land verschwiegen wird. War es nicht dieses "Ökotest", das zu 70% der SPD gehört .... nur als Beispiel.
Felix II
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von Felix II »

"DAB+.... ...startet gerade erst durch."
hinter welchem Stein bist du denn gerade eben hervorgekrochen ?

Solange es volumenbasierte Tarife auf den smartphones gibt wird sich Rundfunk mobil auf den Handys nicht durchsetzen. Keiner verplempert dauerhaft sein Volumen für (Internet)radio.
mfG: Felix II
[hr]
Zitat H.S.: Es gibt kluge Menschen in Deutschland. Und solche die gendern...
Sticks and stones may break my bones but there will always be something to offend a feminist.
Wikipedia: Standart bezeichnet häufig eine Falschschreibung des Wortes Standard
Stargazer
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von Stargazer »

Radio muss broadcasting sein und bleiben, Mobilfunk ist aus diversen Gründen keine Zukunft fürs Radio. Wer öfters in den Mittelgebirgen mit dem Auto unterwegs ist, weiß was ich meine. DAB ist ein für Mobilempfang entwickeltes System, das im Auto seine Stärken ausspielt und genau da wird Radio primär gehört. Leider hat man 10 Jahre alles falsch gemacht auf der politischen Seite, um DAB voran zu bringen. Immer noch kann ich beim Discounter reine UKW-Radios kaufen.
Und parallel nimmt bei den Jungen die Akzeptanz ab fürs Radio. Dann noch das Überangebot an Sendern im Netz....
Radio hören hat früher mehr Spaß gemacht, weil es einfach rarer war.
DH0GHU
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von DH0GHU »

Felix II hat geschrieben: Di 16. Feb 2021, 14:30
Solange es volumenbasierte Tarife auf den smartphones gibt wird sich Rundfunk mobil auf den Handys nicht durchsetzen. Keiner verplempert dauerhaft sein Volumen für (Internet)radio.
Das ist doch heute schon kein Thema mehr. Der kleinste Tarif bei der Telekom bietet momentan 6 GByte Daten pro Monat. Das sind über 100 Stunden Highend-Streaming oder knapp 200 auf Standard-Qualität wie wir sie von vielen Privaten bei DAB+ kennen. Also selbst wenn ich nur 1/4 dieses Tarifs für Gedudel nutze, sind das 1,5 Stunden Hördauer PRO TAG.
Nur: Warum soll ich mir einen lokalen Hitdudler auf dem Smartphone antun - und dabei alle paar zig km eine Netzlücke entdecken? Nachrichten bekomme ich dort über dedizierte Nachrichtenportale, und bin mein eigener Musikredakteur - oder wähle gleich den Spartenkanal von Sonstwo. Mal abgesehen davon, dass ich mir Musik auf dem Smartphone eh nur sehr selten antue ;)
QTH: Obersöchering/JN57OR, zeitweise Kehl/JN38VN
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Nordi207
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Re: Multikanal-Rundfunk vor drastischem Wandel?

Beitrag von Nordi207 »

6GB? Ok.
Zu welchem Preis? 39,95 MONATLICH plus EInmalkosten.
Das ist doch Wahnsinn soviel Geld dafür auszugeben. Viele KÖNNEN das noch nicht mal. Die hören dann Mittelwelle aus Spanien?
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