Das klappt frankreichweit...ulionken hat geschrieben: ↑Fr 27. Nov 2020, 14:33
Seit Anfang November gibt es nebenan in Frankreich praktisch solch einen knallharten Lockdown. Rausgehen darf man nur zum Einkaufen und zur Arbeit sowie zum Sport zeitlich begrenzt 1 km um die eigene Wohnung herum - und alles nur mit einem Formular, auf dem der Grund des Aufenthalts im Freien deklariert ist. Wenn ich die 7-Tages-Inzidenz im Nachbar-Département Haut-Rhin richtig ausgerechnet habe, dann ist man von >500 Anfang November auf unter 200 pro 100'000 runtergekommen, also in etwa 3 Wochen. Anders als im Frühjahr sind die Intensivstationen nicht überlastet: Derzeit 40 Patienten unter Beatmung, im Frühjahr bis zu 160.
73 de Uli
Der 7-Tage-Mittelwert der Neuinfektionen lag in Frankreich am 8.11. bei über 56000, nun liegt er bei unter 14000. Übertragen auf Deutschland wären wir dann heute bei im Schnitt unter 5000 Fällen pro Tag...
Sicher. Damit vergrault man politisch aber nicht nur die wenigen Wähler, die jetzt besonders leiden, sondern alle Wähler. Die Maßnahmen in Deutschland sind sehr auf "Wähler-Wohlwollen" ausgelegt. Deshalb hat man sich im März auch nicht getraut, Starkbierfeste pauschal abzusagen: gegen die eindeutige Empfehlung der Experten. Warum wohl? Politisch nicht opportun. Ziel des Lockdowns in Deutschland ist es nicht, danach wieder möglichst viele Bereiche öffnen zu können, sondern genau die Bereiche, die besonders viele Wähler betreffen. Selbstverständlich darf die bayrische Wirtshauskultur nicht gefährdet werden. Meist eher linke freischaffende Künstler und sonstige Subkulturen sind aber beispielsweise spürbar weniger die Sorge einer von einer christlich-konservativen Partei geführten Regierung...Angenehm ist solch ein rigoroser Lockdown sicher nicht aber er wirkt. Und betroffen ist nicht nur die Mehrheit, die sich sowieso an die Empfehlungen hält, sondern auch die Leute, die das Ganze möglichst ignorieren oder umgehen.
Natürlich: Ein kompletter 3-4-wöchtiger Total-Lockdown, bei dem womöglich ALLEN branchen zumindest die Fixkosten erstattet werden und 100% Kurzarbeit ermöglich wird, ist sehr teuer - auf den ersten Blick. Das jetzige herumgeeiere wird aber meiner Einschätzung nach indirekt teurer. Ich habe beispielsweise überhaupt keine Lust, bei Inzidenzwerten >100 einkaufen zu gehen. Wofür auch? Freizeitausgaben? Für was? Wirtschaftlich ist Corona für mich derzeit ein riesiger Gewinn, ich habe derzeit schlicht keinen Grund, nennenswert Geld auszugeben. Wenn das alle so tun, sind auch ohne Lockdown bald viele Einzelhändler pleite - und die Fallzahlen immer noch hoch. Wenn nicht Weihnachten vor der Tür stehen würde, würden sich meine restlichen Ausgaben (von Fixkosten abgesehen) für dieses Jahr wohl auf Essensausgaben beschränken...