Eine meiner Hauptsorgen ist tatsächlich, dass aufgrund der Corona-bedingten Wirtschaftskrise und vor allem des Zusammenbruchs öffentlicher Haushalte in Zukunft viel zu wenig (also noch viel zu weniger als bisher) Geld für Energiewende & Klimaschutz zur Verfügung steht. Ob da Heizpilze ggf. das kleinere Übel sind, ist natürlich dennoch fraglich. Tatsächlich wird dieses Thema aber diskutiert.
Es war allerdings schon immer so, dass gerade in Wirtschaftskrisen Nachhaltigkeit unter die Räder kommt. Eine der wenigen großen Ausnahmen war die ökologische Steuerreform von Schröder, die ihm dann aber politisch auf die Füße gefallen ist - auch, weil man wirtschaftliche Themen damals dann für wichtiger hielt als Nachhaltigkeit.
Solche Automatismen kann man leider auch mit dem Ruf nach Vernunft nicht stoppen.
ulionken hat geschrieben: ↑Mi 2. Sep 2020, 08:36
Nun ja, welcher Anteil dieser wirtschaftlichen Einbrüche geht wirklich direkt auf die Maßnahmen als solche zurück und nicht auf die Pandemie als Ganzes?
Das läßt sich schwer sagen. Angesichts auf den letzten Platz besetzter Restaurants gehe ich aber davon aus, dass dort z.B. tatsächlich ein Wegfall der Außen-Sitzplätze im Winterhalbjahr viele Probleme bis hin zu Pleiten zur Folge haben wird. Natürlich würde es auch ohne Maßnahmen einen Einbruch geben, bestimmte Aktivitäten hatte ich auch schon lange vor den Maßnahmen ein wenig eingeschränkt, und ich würde jetzt auch nicht jede Lockerung ausnutzen. Es geht aber nicht um mich...
Eigenverantwortung heißt nunmal auch, dass ich mich, wenn ich absehbar Kontakt zu Risikogruppen habe, z.B. auch selbst vorher etwas zurücknehme, und nicht alles, was erlaubt ist, ausnutze. Aus genau dem Grund bin ich nach meinem Urlaub auch nicht zu meinen Eltern gefahren. Ich muß aber einem jungen Paar, das eigentlich nur noch im Homeoffice lebt, und dann am Wochenende gleichaltrige Freunde treffen möchte, nicht das Grillen verbieten (wurde in Bayern gerade gekippt...)
Ich würde derzeit auch ohne irgendwelche Verbote nicht auf ein Rockkonzert gehen oder einen Flug auf die Kanaren antreten, so gerne ich das bisher auch getan habe.
Nunja, ein Urlaubsflug kommt für mich schon aus ökologischen Gründen eigentlich nicht in Frage. Für einen Kanaran-Flug (>3000 km) kann ich ja mehrfach an die Ostsee (900 km), an den Gardasee (350 km) oder ans Mittelmeer (600 km) fahren. Und dazwischen noch eine Reihe Städtereise mit der Bahn absolvieren.
Gegen ein Open-Air-Konzert mit ausreichend Platz spricht aus meiner Sicht wenig - das Risiko ist ohne Aerosol-Infektionen auf die Personen im nächsten Umkreis beschränkt, und damit ausgesprochen gering.
Andere mögen das anders sehen, aber die wirtschaftlichen Folgen in Ländern mit weniger Restriktionen scheinen mir nicht kleiner als hier zu sein.
Tatsächlich sind die Länder in der EU mit dem härtesten Lockdown auch die mit dem stärksten Rückgang des BIPs.
Mit Ländern wie den USA oder Brasilien kann man schlecht Vergleiche ziehen, da dort ja weitgehend weder die Virenausbreitung vernünftig bekämpft wurde, noch vernünftige soziale Sicherungssysteme / Arbeitsplatzschutzmaßnahmen bestehen.
Tatsächlich ist es ja so, dass Deutschland zu den Ländern mit den sanftesten Maßnahmen* gehört hat. Allerdings mit regionalen Unterschieden. Wie hat sich das BIP in Bayern verglichen mit Baden-Württemberg entwickelt? Bayern hatte strengere Maßnahmen ergriffen, die allerdings nicht erfolgreicher waren als beim westlichen Nachbarn. Gerade innerdeutsche Maßnahmen zu vergleichen wäre hier sehr interessant, da ja zumindest die flankierenden Hilfsmaßnahmen im Arbeitsmarktbereich und wirtschaftsrechtliche Rahmenbedingungen vergleichbar sind, bei gleichzeitig großen Unterschieden im Pandemieverlauf.
*Zumindest in Frankreich, Spanien, Italien, Österreich (v.a. Tirol), Belgien waren die Maßnahmen meines Wissens deutlich härter als bei uns. Dort verlief die Pandemie aber mitnichten leichter.
Das heißt aber nicht, dass man bei sinkenden Fallzahlen und vor allem sinkenden Todesfallzahlen nicht auch Lockerungen in Erwägung ziehen muss. Schrittweise, und mir der unbedingten Option, sie bei Bedarf auch wieder, und sei es regional, zurückzunehmen.
Ja, und nicht nur in Erwägung ziehen, sondern konkret ausprobieren und bei Misserfolg die Lockerungen auch wieder umgehend aufheben. Von daher sollte man auch ruhig den Kommunen zugestehen, dass sie von landesweiten Regeln abweichen.
Du wiederholst mich
Genau das habe ich damit gemeint.
Vielleicht sollte man auch ganz bewußt in Regioen mit vergleichbarem Pandemieverlauf und vergleichbaren Strukturen unterschiedliche Lockerungsmaßnahmen durchführen, um dann gezielt vergleichen zu können.