Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

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hybrid
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Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von hybrid »

Hey, kurze Frage aus dem Urlaub... Ich habe in Bray / Irland eine Antenne auf einem früheren Hotel entdeckt - heute eine Ruine... Was könnte diese Konstruktion zu bedeuten haben? Ich halte das evtl für eine Einrichtung, um TV vom britischen Festland zu empfangen - noch aus Analogzeiten vielleicht?! Städte wie Liverpool oder Manchester sind ca 150 km Luftlinie entfernt... Hat jemand eine andere Idee??!!
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von 102.1 »

hybrid hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 20:18 Hey, kurze Frage aus dem Urlaub... Ich habe in Bray / Irland eine Antenne auf einem früheren Hotel entdeckt - heute eine Ruine... Was könnte diese Konstruktion zu bedeuten haben? Ich halte das evtl für eine Einrichtung, um TV vom britischen Festland zu empfangen - noch aus Analogzeiten vielleicht?! Städte wie Liverpool oder Manchester sind ca 150 km Luftlinie entfernt... Hat jemand eine andere Idee??!!
Die Antenne ist genau dazu installiert worden, - dem Empfang von UK. In Bray kam das Signal meist aus Wales, nicht Liverpool oder Manchester.

Bis heute finden sich solche Antennen in Irland. Sie stammen aus einer Zeit als Satellitenempfang noch Seltenheit war bzw. weitaus davor. In dieser Zeit hatte Irland nur ein einziges Fernsehprogramm, und UK drei Programme, BBC 1 & 2 und ITV. Channel 4 kam erst 1982.

Dass das Hotel in diesem Zustand ist, verwundert mich. Ich hatte das Bray Head Hotel als sehr gutes Hotel in Erinnerung. Die Zeiten ändern sich offenbar.
hybrid
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von hybrid »

Vielen Dank für die flotte Einschätzung. Diese Antenne ist - anders als das Hotel - noch in einem sehr guten Zustand. Ich habe jemanden aus Bray angesprochen - das Hotel war offenbar bis 2016 in Betrieb, dann hat sich die Eigentümerfamilie nach vielen Jahrzehnten von dem Haus getrennt. Ein Investor wollte das Hotel in Wohnungen umbauen, ist aber abgesprungen. Seit 3 Jahren ist das Haus leer. In der Zwischenzeit sind viele Scheiben eingeworfen und der Zustand ist tatsächlich sehr schlecht. Ich denke, man könnte es fast nur noch abreißen. Irre für ein Gebäude, das selbst in Filmen und Serien so eine große Rolle gespielt hat.
Ich halte mal Ausschau nach weiteren solchen Anlagen... Allemal echt spannend... War der Empfang denn über diese doch große Distanz noch akzeptabel?!
Nach 2003 (Aufgabe der Verschlüsselung) gab es ja keinen Grund mehr, so einen Aufwand für Terrestrik zu betreiben.
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von 102.1 »

hybrid hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 21:23 War der Empfang denn über diese doch große Distanz noch akzeptabel?!
Nach 2003 (Aufgabe der Verschlüsselung) gab es ja keinen Grund mehr, so einen Aufwand für Terrestrik zu betreiben.
Der TV Empfang über diese Distanz war für die damalige Zeit akzeptabel. Alternativen gab es ja keine. Entweder wurden diese Antennen nach Wales oder nach Belfast gerichtet. In Eigeninitiative und unter Nichtbeachtung irgendwelcher Vorschriften wurden sogar in ganz Irland kleinere Umsetzer betrieben um TV Programme aus UK weiter zu verbreiten. Obwohl nicht genehmigt, interessierte das die Behörden auch nicht wirklich, weder Senderbetrieb noch irgendwelche Rechte der Verbreitung. Das Land hatte andere Probleme.

Die Verhältnisse in Irland waren damals triest. Es gab nur Massenarbeitslosigkeit, versoffen im Pub herumhängen, Hunderennen oder Pferderennen, Rugby oder Gaelic Games als Unterhaltung, oder Auswandern nach UK wenn man Arbeit wollte, oder wenn man ein Visum bekam in die USA. Lange hatte Irland nur ein einziges Fernsehprogramm, und die einzigen nicht-staatlichen Radiosender waren Piratensender. Dublin war damals voll von Piraten auf UKW, und die Behörden interessierte es nichtmal, auch nicht, als 1988 herum die ersten offiziellen Privatsender auftauchten. Erst um 2004 oder 2005 herum machten die Behörden Ernst und gingen gegen die Piraten vor.

Heute, in einer Zeit von Freesat und Saorview ist das Thema eines solchen Aufwandes um TV zu empfangen zu wollen komplett uninteressant geworden. 60 cm und weniger reichen aus, im Gegensatz zu diesen alten Channel-Master Ungetümen.
hybrid
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von hybrid »

Mega interessantes Thema! Da werde ich definitiv auch nochmal dran bleiben.
Der Anblick des Bray Head Hotel in dem Zusammenhang ist tatsächlich erstaunlich - weil das Haus bis 2016 wohl tatsächlich ganz gut in Schuss war. Außenrum sind Gitter, man kommt nicht mehr an das Haus heran.
Im Schüleraustausch 1996 gab es in UK tatsächlich genau vier Sender, BBC 1 und BBC 2, ITV (nahe Bristol unter dem Namen Meridian) und Channel 4.
Und RTE war dann jahrzehntelang in Irland nur mit einer Station vertreten?
Massenarbeitslosigkeit gibt es hier heute offensichtlich auch weiterhin - und so richtig gut scheint es vielen Menschen auch nicht zu gehen. Vor einigen Jahren war Irland ja noch Euro-Schuldenland und Brüssel hat kräftig nach Dublin rein regiert...
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Harald Z
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von Harald Z »

Gibt es zu 4 6 und 8 ft (1,22 1,83 und 2,44 m): http://wadeantenna.com/wp-content/uploa ... _N0881.pdf
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von 102.1 »

hybrid hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 21:54 Mega interessantes Thema! Da werde ich definitiv auch nochmal dran bleiben.
Der Anblick des Bray Head Hotel in dem Zusammenhang ist tatsächlich erstaunlich - weil das Haus bis 2016 wohl tatsächlich ganz gut in Schuss war. Außenrum sind Gitter, man kommt nicht mehr an das Haus heran.
Mich auch. Es war ein besseres Hotel, an einer interessanten Lage. Wenn Du schonmal da bist, besteige den Bray Head order mache eine Wanderung nach Greystones und zurück mit dem Zug.
hybrid hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 21:54 Im Schüleraustausch 1996 gab es in UK tatsächlich genau vier Sender, BBC 1 und BBC 2, ITV (nahe Bristol unter dem Namen Meridian) und Channel 4.
Und RTE war dann jahrzehntelang in Irland nur mit einer Station vertreten?
Anfangs ja. RTE2 bzw. Network 2 als 2. Programm kam relativ spät, deutlich später, als in anderen Ländern in Europa. Deutschland hatte zu diesem Zeitpunkt schon lange ZDF, und UK hatte zu diesem Zeitpunkt schon lange ITV und BBC 2. ITV kam gleich nach dem 2. WK, BBC2 in den 60er Jahren. Channel 4 kam 1982 und Channel 5 dürfte 1995 auf Sendung gegangen sein, war aber nie in ganz UK terrestrisch empfangbar. Brauchbare Frequenzen fehlten einfach.
hybrid hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 21:54 Massenarbeitslosigkeit gibt es hier heute offensichtlich auch weiterhin - und so richtig gut scheint es vielen Menschen auch nicht zu gehen. Vor einigen Jahren war Irland ja noch Euro-Schuldenland und Brüssel hat kräftig nach Dublin rein regiert...
Das Land hat sich nur nach außen hin und in den Augen von Brüssel, den Rettungsschirm verlassen und etwas wirtschaftlich erholt. Im Inneren des Landes gibt es genug Probleme. Der Schuldenstand des Landes ist allerdings dennoch bis heute sehr hoch und dies birgt gewisse Risiken. Das Gesundheitswesen ist teuer und unzuverlässig. Massenarbeitslosigkeit ist nichtmehr das Thema, allerdings Wohnen. Mieten sind in Dublin unerschwinglich, 1800 Euro im Monat muss man oft für ein one Bedroom Apartment in Dublin bieten, auch wenn die Miete etwas darunter ausgeschrieben wird. Bei Besichtigung ist man mit 40 oder 50 anderen Interessenten dabei.

Viele Immobilieneigentümer sind bis heute noch in Negative Equity, d.h. die Schulden der Bank mehr als ihr Haus wert ist. Kredite zu bekommen ist sehr schwer, da die Banken auf Grund der Finanzkrise is heute zurückhaltend sind. Daher mietet jeder, und daher auch die hohen Mieten auf Grund der Nachfrage, die Kaufpreise sind allerdings im internationalen Vergleich recht akzeptabel, aber unberechenbar. Ein Grossteil der leerstehenden Immobilien wurde in der Finanzkrise von Immobilienhaien aufgekauft, die diese Objekte jederzeit wieder auf den Markt werfen und überschwemmen können, mit dementsprechender Auswirkung auf die Preise.

Auch hängt die Wirtschaft an US Investitionen und die US Investoren können auch leicht gehen.
Funker Tommy
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von Funker Tommy »

Noch ein offtopic
Ich erinnere mich , dass es auch in den letzten Jahren immer mal wieder Probleme mit der Wasserversorgung gab und das dann Topthema in den News war.....

ITV uk begann in den 50s.
Nordi207
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von Nordi207 »

102.1 hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 22:12 ...

Auch hängt die Wirtschaft an US Investitionen und die US Investoren können auch leicht gehen.
Kein Wunder. Die ganzen US-Konzerne haben da ihren Sitz und die Mitarbeiter aus ganz Europa sitzen dort in Wellblechhallen aufeinander. Die Konzerne dürfen bzw. sollen aber nur kaum messbare Steuern zahlen, damit überhaupt eine Firma da sitzt.
Den Fehlbetrag zahlen wir durch den "EU-Finanzausgleich". #vonuntennachoben
Jens1978
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von Jens1978 »

Sehr interessante Antenne. So wie ich das sehe, funktioniert die auch nach dem Prinzip, wie Sat.antennen funktionieren. Das heißt, eine kleine Reflektorantenne zeigt in einen größeren Reflektor rein. Mich würde dabei nur interessieren, ob die Halbwertsbreite der Brennpunktantenne tatsächlich zu dem großen Durchmesser passt.
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von 102.1 »

Funker Tommy hat geschrieben: Mi 28. Aug 2019, 10:31 Noch ein offtopic
Ich erinnere mich , dass es auch in den letzten Jahren immer mal wieder Probleme mit der Wasserversorgung gab und das dann Topthema in den News war.....
Die Wasserversorgung brach zum letzten Mal 2017 zusammen, betraf aber nur Regionen nördlich von Dublin.
Funker Tommy hat geschrieben: Mi 28. Aug 2019, 10:31 ITV uk begann in den 50s.
ITV ging in UK relativ bald nach dem 2. Weltkrieg auf Sendung, und war auch meines Wissens ein Produkt der damaligen Labour-Regierung. In den 50er Jahren gab es in UK zwei Programme, BBC und ITV. BBC2 folgte erst in den 60er Jahren.

ITV heist in Irland UTV also Ulster TV und ging deutlich später auf Sendung als ITV im Rest des UK. Ob man damals ITV von Belfast oder von Wales bekam hing ganz von der Region ab, in der man lebte.

Fernsehen gibt es in der Republik Irland relativ spät. Erst in den frühen 60er Jahren ging der RTE mit Fernsehen auf Sendung. Radio gibt's in Irland allerdings weitaus früher als in anderen Ländern. Auf Grund der wirtschaftlichen Verhältnisse in Irland konnten sich Privathaushalte kaum einen Fernsehapparat leisten, allerdings das deutlich günstigere Radio. Viele Menschen kannten Fernsehen nur aus dem Pub oder einem Hotel, und dort waren auch solche Antennen, wie bei dem Bray Head Hotel installiert. Das Regency Hotel oder auch Airport Regency Dublin Hotel auf dem Weg zum Dublin Airport hatte auch eine solche Antenne um terrestrisches Fernsehen von Wales oder Belfast aufzufangen. Ob noch heute in Verwendung, oder einfach nur Relikt, entzieht sich meines Wissens. Besagtes Hotel liegt auf einem Hügel und ist für Fernempfang offenbar gut geeignet, und dessen Antenne, baugleich zu jener des Bray Head Hotels, war auch in diesem Forum bereits immer wieder Diskussionsgegenstand.

"Zwist" gab es mit UK in den Anfangsjahren des Fernsehens auch über die Übertragungsnorm bzw. den Zeilenstandard. UK setzte da auf einen anderen Standard als die Republik Irland. Nachdem aber Irland lange kein eigenes Fernsehen ausgestrahlt hatte, und die wenigen verfügbaren Apparate nur Fernsehen aus UK empfangen konnten, wurden auch nur Apparate für den UK Standard verkauft. Als der RTE den Sendebetrieb aufnahm wurde erstmal auch in zwei Standards ausgestrahlt, jemem der Republik Irland, und jenem von UK.
Nord207 hat geschrieben: Kein Wunder. Die ganzen US-Konzerne haben da ihren Sitz und die Mitarbeiter aus ganz Europa sitzen dort in Wellblechhallen aufeinander. Die Konzerne dürfen bzw. sollen aber nur kaum messbare Steuern zahlen, damit überhaupt eine Firma da sitzt.
Den Fehlbetrag zahlen wir durch den "EU-Finanzausgleich". #vonuntennachoben
Die Firmensitze sind keine Wellblechhallen, sondern ganz normale Büros, manche sind sogar sehr modern gestaltet. Die Unternehmensteuern bzw. Körperschaftssteuern sind deutlich niedriger als Deutschland oder den USA.

Hauptproblem ist, dass dort von den Mitarbeitern dort kaum brauchbare und mit Deutschland vergleichbarer Arbeit geleistet wird. Die Arbeit dort wird oft als Vertriebsinnendienst oder Inside-Sales bezeichnet, ist aber in Realität eine reine Alibihandlung. Man "tut so" als wäre der Umsatz in Irland gelaufen, dokumentiert dies in irgendwelchen Systemen, damit das ganze vor der Steuer besser aussieht. Vertrieb ist das nie, eher eine Art Vertriebsadministration, selbst Abteilungsleiter und Manager dort haben wenig mit einer Vertriebsleitung in Deutschland oder sonst wo in Europa zu tun. Vertriebsziele und Kundenzuordnungen werden nach Nasenfaktor vergeben und Hauen und Stechen unter Kollegen wird vom sogenannten "Management" gewollt gesteuert. Länger als Ein bis Zwei Jahre bleibt dort niemand.

Die Jobs sind alle leicht zu bekommen, eingestellt wird man recht rasch, und ohne grosse Bürokratie und ohne großem deutschland-üblichem "Kreuzverhör" wenn mal eine Lücke im lebenslauf da ist. Dort im praktischen Job-Leben im Inside Sales angekommen und eingearbeitet, und die von mir beschriebene Realität sickert sehr rasch durch, zuzüglich zur unmöglichen Wohnungssuche.
Zuletzt geändert von 102.1 am Mi 28. Aug 2019, 18:35, insgesamt 1-mal geändert.
Leprechaun
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von Leprechaun »

Nicht zu vergessen, dass die Wohnungen oftmals verschimmelt sind, man sich das alleine wohnen ohnehin kaum leisten kann, die Stromkosten seit 2015 um gut 50% gestiegen sind und ein Kindergartenplatz schon mal 1.000 € / Monat kosten kann.
102.1
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von 102.1 »

Leprechaun hat geschrieben: Mi 28. Aug 2019, 19:57 Nicht zu vergessen, dass die Wohnungen oftmals verschimmelt sind, man sich das alleine wohnen ohnehin kaum leisten kann, die Stromkosten seit 2015 um gut 50% gestiegen sind und ein Kindergartenplatz schon mal 1.000 € / Monat kosten kann.
Irland ist eine kleine Insel, die Bevölkerung und der Markt gerademal so gross wie der Grossraum Birmingham oder Manchester. Dementsprechend limitiert sind Angebot und Wettbewerb und viele Waren müssen per Schiff angeliefert werden. Die gesamte Geschichte und die Massenauswanderung über viele Jahrhunderte wirkt bis heute noch wie eine Art Brain-Drain im Land. Als Folge gibt es oft Wenige die Einfluss über Vieles behalten haben, Preisabsprachen und Vetterleswirtschaft sind nicht unüblich.

Schimmel in Wohnungen, besonders im Bad sind in Irland meist allgegenwärtig. Schimmel wundert aber in Irland umso mehr, da die Wohnungen alle undichte Fenster haben, und im Prinzip immer Luft durchzieht. Woher dann dennoch der Schimmel kommt, weis ich nicht.

Kindergarten und Kinderbetreuung sind in Irland sehr teuer. Von 1000 Euro pro Monat weis ich nichts, aber 800 bis 900 Euro sind durchaus realistisch. Auch Arztbesuche, für welche, egal was passiert oder wie behandelt wird, oder ob überhaupt werden erstmal 70 Euro abkassiert. Private Krankenversicherer vie VHI oder Aviva bieten oft schlechtere Leistungen als in Deutschland, allerdings weniger Bürokratie und werden von manchen Arbeitgebern bezahlt. Medizinisch fehlt es in Irland oft an der Kompetenz oder auch der Kapazität komplexere gesundheitliche Behandlungen durchführen zu lassen. Auch Autoversicherungen sind mehr als deutlich teurer als in UK, und weitaus mehr als in Deutschland.

Dublin oder Irland sind kein schlechtes Land, allerdings gibt es viele Dinge die man wissen muss bevor man in dem Land eine berufliche Perspektive ergreift. Im Grunde ist Irland lediglich nur für US Firmen interessant, die sich in Europa niederlassen wollen, und neben weitaus weniger Körperschaftsteuer als in den USA oder sonstwo in Europa noch eine gewerkschaftsfreie und betriebsratsfreie Welt vorfinden.

Der Inside Sales diverser US Firmenin Dublin ist voll von Mitarbeitern die in Deutschland nichts mehr finden, oder auch abenteuerlustig sind, die Welt entweder sehen wollen, oder bereits gesehen haben, und sonstwo nichtmehr reinpassen. Die Management und Führungs-Riege ist oft ähnlich mit überdurchschnittlich vielen ehemaligen Zeitsoldaten aus der Bundeswehr oder der Marine. Manche Vorgesetzte haben Alkoholprobleme, andere wiederum nennen sich als "the Sales Guy" also der erfahrene Vertriebsmann schlechthin, von dem andere "etwas lernen können", haben aber im praktischen Berufsleben niemals etwas verkauft noch sind sie Führungspersönlichkeiten. Hire und Fire sind Praxis dort, Hauen und Stechen unter Kollegen, die Jobs sind alle leicht zu haben, aber auch leicht zu verlieren. Je nach Erfahrung scheut man sich auch nicht hohe Gehälter zu zahlen, die jeden Abteilungsleiter bei BMW oder Siemens als ärmlich aussehen lassen. Oft werden auch höhere Gehälter für neue Mitarbeiter gezahlt, auch wenn sie weniger Erfahrung haben, als loyale Leute, die schon länger dabei waren.

Fazit: Teuer leben kann man auch in der Schweiz, Die Arbeitswelt ist dort deutlich seriöser und es gibt mehr Leistung und Qualität für verdientes Gehalt.
ulionken
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Re: Antenne in Irland gibt mir Rätsel auf...

Beitrag von ulionken »

Jens1978 hat geschrieben: Mi 28. Aug 2019, 18:08 Sehr interessante Antenne. So wie ich das sehe, funktioniert die auch nach dem Prinzip, wie Sat.antennen funktionieren. Das heißt, eine kleine Reflektorantenne zeigt in einen größerfen Reflektor rein. Mich würde dabei nur interessieren, ob die Halbwertsbreite der Brennpunktantenne tatsächlich zu dem großen Durchmesser passt.
In den 1990er Jahren hatten wir ähnliche, allerdings wegen der Wellenlänge kleinere, Antennen für DX-Links in Amateur Packet Radio auf 23 cm (1240/1299 MHz) im Einsatz. Man konnte so mit nur ein paar Watt Ausgangsleistung Distanzen von über 100 km überbrücken (so aus dem nördlichen Schweizer Jura bis an den Genfersee oder zum Pfänder). Diese DX-Datenlinks waren aber nie wirklich stabil, und die Parabolspiegel für den langfristigen Einsatz an einem Höhenstandort vermutlich einfach zu empfindlich.

Der Parabolspiegel in Bray zeigt laut der Karte in Google Maps ziemlich genau nach Norden, und der kleine Reflektor ist vertikal polarisiert. Man hat vermutlich einen der vertikal polarisierten Lückenfüller in Nordirland angepeilt, z.B. Kilkeel mit einem Ausbreitungsweg fast nur übers Meer. Die kleine horizontale UHF-Antenne darunter zeigt sicher zum Three Rock Mountain bei Dublin.

102.1 hat geschrieben: Mi 28. Aug 2019, 18:10
Nord207 hat geschrieben: Kein Wunder. Die ganzen US-Konzerne haben da ihren Sitz und die Mitarbeiter aus ganz Europa sitzen dort in Wellblechhallen aufeinander. Die Konzerne dürfen bzw. sollen aber nur kaum messbare Steuern zahlen, damit überhaupt eine Firma da sitzt.
Den Fehlbetrag zahlen wir durch den "EU-Finanzausgleich". #vonuntennachoben
Die Firmensitze sind keine Wellblechhallen, sondern ganz normale Büros, manche sind sogar sehr modern gestaltet. Die Unternehmensteuern bzw. Körperschaftssteuern sind deutlich niedriger als Deutschland oder den USA.

Hauptproblem ist, dass dort von den Mitarbeitern dort kaum brauchbare und mit Deutschland vergleichbarer Arbeit geleistet wird. Die Arbeit dort wird oft als Vertriebsinnendienst oder Inside-Sales bezeichnet, ist aber in Realität eine reine Alibihandlung. Man "tut so" als wäre der Umsatz in Irland gelaufen, dokumentiert dies in irgendwelchen Systemen, damit das ganze vor der Steuer besser aussieht. Vertrieb ist das nie, eher eine Art Vertriebsadministration, selbst Abteilungsleiter und Manager dort haben wenig mit einer Vertriebsleitung in Deutschland oder sonst wo in Europa zu tun. Vertriebsziele und Kundenzuordnungen werden nach Nasenfaktor vergeben und Hauen und Stechen unter Kollegen wird vom sogenannten "Management" gewollt gesteuert. Länger als Ein bis Zwei Jahre bleibt dort niemand.
Es sind übrigens nicht nur US-Konzerne, sondern auch solche aus Mitteleuropa. Es ist auch nicht nur IT oder Vertrieb, sondern auch produzierendes Gewerbe - z.B. im Speckgürtel um Cork herum im Süden. Und zum Teil ist da richtig Geld versenkt worden, von wegen Wellblechhallen. Die irische Regierung hat die ausländischen Multis in den 90ern mit niedrigen Steuern angelockt. Dieses legale Steuersparmodell funktioniert immer noch, wenn die Wertzuwächse in der Wertschöpfungskette so ausgewiesen werden, dass sie in Irland und nicht in einem Land mit hoher Körperschaftssteuer anfallen. Ein irischer Taxifahrer sagte mir mal, dass Irland auch aus der EU austreten werde, wenn die EU ein Anheben der irischen Steuersätze erzwinge. Ich denke, dass weder das eine noch das andere eintreten wird.
102.1 hat geschrieben: Mi 28. Aug 2019, 18:10Die Jobs sind alle leicht zu bekommen, eingestellt wird man recht rasch, und ohne grosse Bürokratie und ohne großem deutschland-üblichem "Kreuzverhör" wenn mal eine Lücke im lebenslauf da ist. Dort im praktischen Job-Leben im Inside Sales angekommen und eingearbeitet, und die von mir beschriebene Realität sickert sehr rasch durch, zuzüglich zur unmöglichen Wohnungssuche.
Anders als in Deutschland oder der Schweiz gibt es in Irland auch keine Berufslehre. Wer gut "on the job" lernt, der steigt rasch auf - und ist ebenso rasch wieder verschwunden, wenn die Bedingungen zu ungünstig werden oder sie bei der Konkurrenz auf der anderen Strassenseite besser sind. Verglichen mit UK ist man pragmatischer, fehlertoleranter, aber es gibt eben auch viel mehr "ungeplante Überraschungen", die einem nach Ausgraben der Ursachen manchmal die Haare zu Berge stehen lassen.

Aber verglichen mit dem, was man in Übersee so sieht, finde ich Irland noch immer sehr sympathisch - nicht nur wegen des Guinness oder Murphy's :cheers:

73 de Uli
UKW/TV-Arbeitskreis, FMLIST
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