Westfernsehen in der DDR

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Thomas(Metal)
Beiträge: 2536
Registriert: Sa 1. Sep 2018, 21:40
Wohnort: Oberasbach

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Thomas(Metal) »

Dann will ich mal weitere "Monster" liefern: Galaxie-Antennen https://ronsmithaerials.com/catalogue/photos_randd.php
Soweit ich mich noch zurückerinnern kann wurde das hier im Forum auch schon mal kurz angesprochen. Interessanter wäre eher ob derartiges in der DDR auch eingesetzt wurde da man dort ja fast nach jedem Strohhalm für Westempfang gegriffen hat.
QTH: 911-69 (II: Körner 9.2, III: LPDA16), QTH-alt: 9354 (II: FUBA UKA-028)
Alle Postings sind als Privatmeinung anzusehen.
Sandy N
Beiträge: 132
Registriert: So 2. Sep 2018, 19:45

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Sandy N »

Chris_BLN hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 22:31
Auch krass finde ich, dass die legendäre GAG Burgstädt 89.0RTL vom Brocken holt: https://www.gag-burgstaedt.de/kanalbele ... ogburg.pdf - soweit mir bekannt mit einer solchen Antenne. Das sind 180 km!
Ich schätze mal die nehmen das Signal von 11C. Bei einer guten Freundin im Erzgebirgischen Drebach wird so ähnlich gemacht. Quelle: https://www.gemeinde-drebach.de/content ... bg2018.pdf.
Chris_BLN
Beiträge: 1778
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 15:35

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Oh, noch eine Kabelanlage, deren Belegung man sich mal anschauen kann. Vielen Dank!

Das hier https://www.gemeinde-drebach.de/content ... usberg.pdf ist schonmal eine für mich "typische" UKW-Belegung für eine ostdeutsche Kabelanlage. Zigmal Schlager, der Rest fast komplett Oldies oder Pop, nur das allernötigste an "gehobenen Programmen". Solche Belegungen sind authentisch, sie bilden oft die individuellen Hörgewohnheiten der Vereinsmitglieder und deren Nachbarn wieder - man kennt sich ja.

Dass man den 11C noch reinbekommt, finde ich fast ebenso krass wie die UKW-Empfänge vom Brocken tief in Sachsen. Da kratzen wir schon an der Kante (wir haben den 11C auch drin).

Ich will nichts falsches sagen, aber soweit ich mich erinnere, hat Burgstädt 89.0RTL tatsächlich von UKW geholt. Müsste die Mail rauskramen, in der sie mir einst einige Fragen beantwortet hatten.

Aber DAB ist dann wohl wirklich langsam im Kommen in den kleinen Anlagen. Nicht immer bekommt man in der Ortslage ja die Muxe, die man an der Kopfstelle aufsammeln kann. Was mir noch nicht untergekommen ist: selbsterstellte Muxe oder von Satellit geholte Muxe. Die Hardwareanforderungen sind halt noch zu experimentell oder zu speziell oder zu teuer. Die derzeitigen Umsetzungen laufen vermutlich alle mit alten Kanalumsetzern als Filter.
Cha
Beiträge: 1588
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 16:28
Wohnort: Zittauer Gebirge (Ostsachsen)

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Cha »

Chris_BLN hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 22:31 Auch krass finde ich, dass die legendäre GAG Burgstädt 89.0RTL vom Brocken holt: https://www.gag-burgstaedt.de/kanalbele ... ogburg.pdf - soweit mir bekannt mit einer solchen Antenne. Das sind 180 km!
Auf 107,1 MHz kabelt man dort Radio Regenbogen aus. Programmlich zwar nix besonders, allerdings hat Regenbogen vor einigen Monaten über Astra von MP2 (192 kBit/s) auf AAC (96 kBit/s) umgestellt. Wäre mal interessant, ob das Programm dort immer noch im Kabel-UKW läuft. Laut früherer Aussagen von Dir soll ja angeblich keiner der Sat-zu-UKW-Umsetzer den AAC-Codec beherrschen.
Beiträge: +5070 von MySnip seit 12/2013
Chris_BLN
Beiträge: 1778
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 15:35

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Dass REGNBOGN auf AAC umgestellt hat, war mir noch gar nicht aufgefallen. Und nun kann ich nichtmal mehr prüfen, wie es klingt, weil meine Satanlage seit einer Woche abgebaut ist. Mein Hauptreceiver würde eh stumm bleiben, der Zweitreceiver sollte es wenigstens unter Geräuschabsonderung verarbeiten können. HE-AAC kann er aber nicht decodieren, er gibt den LC-Anteil wieder und spiegelt den an 12 kHz nach oben ran.

Wenn ich dran denke, prüfe ich via DVB-C-Umsetzung, wenn ich wieder am Heimatort bin.

In Burgstädt kannst Du ja mal anfragen. ;)
pomnitz26
Beiträge: 6849
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 16:40
Wohnort: südliches Sachsen-Anhalt

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von pomnitz26 »

Chris_BLN hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 10:14 Dass REGNBOGN auf AAC umgestellt hat, war mir noch gar nicht aufgefallen. Und nun kann ich nichtmal mehr prüfen, wie es klingt, weil meine Satanlage seit einer Woche abgebaut ist.
Man hat ja dadurch erreicht das Regenbogen 2 mit drauf kann. Der Klang ist unverändert bei beiden extrem furchtbar, schlimmer geht fast nimmer. Selbst in mp2 sollte das deutlich besser klingen.
Radiofritze
Beiträge: 389
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 19:56

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radiofritze »

Ich bin der Meinung, sollte es heute noch - modizifierte - FM 18-Element Yagi-Antennen geben, dass das Interesse unter den DXern recht groß sein dürfte. Es wäre sehr schön, wenn es in naher Zukunft solch eine Antenne zu kaufen geben würde. Na mal abwarten.
Chris_BLN
Beiträge: 1778
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 15:35

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Wenn die 18er Stolle (die "dreietagige") wie auf dem verlinkten Scan von Peter Körner modifiziert wurde und danach die dort angegebenen Werte (10,8 - 12,1 dBi) erreicht - das Vor/Rück-Verhältnis wäre ja auch noch von Bedeutung - kann man ja stattdessen die Körner 15.12 in den Ring werfen. 10 - 11,8 dBi Gewinn sind letztlich "identisch". Nur ahne ich, dass die Rückdämpfung mit durchgehend > 30 dB, fast 34 dB, kaum von einer modifizierten Altantenne erreicht werden wird. Die Längen sind mit 3,7 m gleich, die Breite ist am Reflektor sogar 20 cm breiter als bei der Altantenne, die Höhen sind auch vergleichbar am Relfektor, aber die 15.12 ist deutlich schlanker. Ich wüsste jedenfalls, welcher Antenne ich den Vorzug geben würde.
manfredp
Beiträge: 38
Registriert: Sa 1. Sep 2018, 01:15

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von manfredp »

Ich bin der Meinung, sollte es heute noch - modizifierte - FM 18-Element Yagi-Antennen geben, dass das Interesse unter den DXern recht groß sein dürfte. Es wäre sehr schön, wenn es in naher Zukunft solch eine Antenne zu kaufen geben würde. Na mal abwarten.
Da bin ich anderer Meinung. Bei mir stehen noch 4 dieser Exemplare in der Garage. Ich bring es nur nicht übers Herz, sie zu verschrotten.
astranase
Beiträge: 56
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 20:43
Wohnort: Leipzig

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von astranase »

Chris_BLN hat geschrieben: Fr 28. Jun 2019, 23:53 @TobiasF

Die echte UKW-"Monsterantenne" gab es in West und Ost in nahezu identischer Ausführung. In West u.a. als Stolle US14, wohl auch als Ankaro (identisch?) und als Kompass HSU14, in Ost von Bad Blankenburg. In Details unterschieden sie sich aber. Auch die Element-Abmessungen waren soweit ich mich erinnere nicht identisch.

Im Westen nannte man sie auch "Wellenjäger", woraus irgendwie "Jägerwelle" wurde. Dazu gibt es in der Forensuche manches, u.a. diesen Link nach Tschechien: http://www.dxradio.cz/jidxc/antenne_de.htm - da stehen die gerechneten Daten der unmodifizierten Stolle US14. Demnach hat sie ihr Empfangsoptimum bei ca. 96 MHz (eigentlich ist das fast eine "Kanalantenne" dafür), um zu höheren Frequenzen hin erst langsam, dann radikal abzubauen. Irgendwo bei 105...106 MHz hat sie weniger Gewinn als ein Dipol. Häh? Wie das? Ganz einfach: die Richtwirkung dreht sich um! Bei 106-108 MHz empfängt das "Monster" von hinten besser als von vorne.

Peter Körner hat das DIngens mal rechnerisch optimiert. Wenn man die Stäbe gezielt einkürzt, bekommt man einen gleichmäßigeren Gewinn und vor allem eine leidlich durchgehende wahrnehmbare Rückdämpfung.

Ich kann auch für die DDR-Variante ein in diese Richtung gehendes Verhalten bestätigen. Wir haben leider 2 von den Dingern seit 1983 auf der Kopfstelle unserer Kabelanlage. Anfangs war das ja alles bestens - Fernempfang auf Ochsenkopf/Hof 100 km und Torfhaus 150 km, nach "hinten" jeweils nichts oberhalb 100 MHz. Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre aber kamen auch im Ostgebiet ausgiebig Frequenzen über 104 MHz und das durchaus nah und stark. Teils hatten wir 50 dB mehr Signalpegel von den unerwünschten Empfängen als von den gewollten.

Diese Antennen sind _wirklich_ groß, wie dieser Vergleich mit einem Mann zeigt, der optisch eine imposante Erscheinung ist. Wenn man das weiß, bekommt man bei diesen Foto Respekt vor der Antenne:

UKW_nord_drehen.jpg

Man beachte auch den schräg liegenden Dipol.

Nicht 100%ig angepeilt, sondern mit ca. 10° Versatz empfängt eine der beiden Antennen nun Geyer. Schauen wir uns mal an, was da aus 6 mal 100 kW ERP wird:
UKW-Südantenne mit Gewinnverlauf.png

Da sieht man den Gewinnverlauf recht gut. Die 105,4 hat ungefähr 8 dB weniger als die 97,0. Die 3 ganz hohen Spitzen sind 30 kW / 30 kW und 19 kW aus 15 km Abstand. Die ersten beiden müssten gleich hoch sein!

Noch derber ists an der anderen Antenne, die exakt auf Wiederau ausgerichtet ist:
UKW-Nordantenne mit Gewinnverlauf.png

Alle bezeichneten Frequenzen außer der 104,9 MHz haben 100 kW ERP rund. Die 104,9 hat Einzüge nach Westen und sollte an unserem Standort noch mit ca. 80 von 100 kW ERP ankommen, also ca. 1 dB weniger - geschenkt. Die 106,9 bricht aber trotz 100 kW rund und gleicher Antennenanlage wie 88,4 / 90,4 / 93,9 / 96,6 / 102,9 MHz um ca. 14 dB weg.

Und Stolle (West) schrieb zwar oben groß auf's Datenblatt "87,5 - 108 MHz", ließ aber den Plot gnädigerweise bei 104 MHz enden...
https://www.radiomuseum.org/forumdata/u ... _US14V.png

So hart es auch ist: mit einer Körner 9.2 (Selbstbau oder hier https://www.antennenland.net/3H-FM-9M19 fertig kaufen) hat man zwar ca. 2 dB weniger Gewinn verglichen zum Optimalwert der 14er, dafür ist der Gewinn sehr linear und vor allem die Rückdämpfung setzt ganz andere Maßstäbe: statt "unten max. 17 dB und "oben" negative Rückdämpfung von 8 dB, ist die Körner durchgängig über 25 dB und fast durchgängig gar über 30 dB.

Dagegen kannst du das olle Monster und fast jede andere Antenne in die Tonne kloppen. Peter Körner hat selbst ein "Monster" (http://ham-radio.com/k6sti/korn1512.htm), die zeigt dann der alten US14 noch mehr, wo der Hammer hängt. Durchgängig > 30 dB Rückdämpfung und ein Gewinn von 9-11 dBi, da gibt es gar keine Ausreden mehr, die eine US14 zu rechtfertigen versuchen.

Stolle hatte auch ein noch größeres Monster: US18

Bild
Wenn ich mich recht erinnere, war so ein Teil hier auf der von mir oft genannten (und Innenanlage bebildert) Stuttgarter Allee 4 in Leipzig für HR 3 installiert, leider habe ich die vielleicht einzige eigene Aufnahme von dieser Anlage schon vor langer Zeit verschusselt ... ach ja erst mal ein HALLO in die Runde, war ja einige Zeit hier nicht aktiv :dx:
- Lieber radiosüchtig als radioaktiv -
*astranase*
PAM
Beiträge: 43930
Registriert: Sa 1. Sep 2018, 12:35

Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PAM »

Willkommen zurück, schönes Wochenende und gutes Westbild! :sozusagen:
🎧📺📻📡
pete04
Beiträge: 60
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 16:40

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von pete04 »

Ich habe da mal eine Frage in die Runde, auch wenn diese vielleicht nicht 100% zum Thema passt.

Heute war ich für einen Tag in Görlitz und habe auch Zgorzelec besucht.
Dort fielen mir bei mehreren alten, unrenovierten Plattenbauten noch riesige Antennen, teilweise sogar Zwillinge auf dem Dach auf.
Leider habe ich keine Fotos gemacht und auch nicht auf die Ausrichtung geachtet.
Nun stellt sich mir die Frage, was damals damit empfangen wurde.
Wurde damit eventuell versucht, Westfernsehen zu empfangen?
Eigentlich dürfte Zgorzelec ja - ähnlich wie Dresden - ohne Westfernsehen gewesen sein.

Vielleicht kann jemand aus dem Forum etwas dazu sagen :spos:
DLR-Fan Sachsen-Anhalt
Beiträge: 367
Registriert: Sa 1. Sep 2018, 15:50

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Bei der NVA hatte ich einen Zimmerkollegen aus Görlitz, der wohne auf dem Land bei Görlitz und hatte auch einen hohen Mast aufgestellt mit grossen Antennen, Richtung Berlin. Laut seiner Aussage war kein dauerhafter Westempfang im TV damit möglich, er war auf Tropo angewiesen, Berlinempfang ging in Görlitz vermutlich noch öfter als im Elbtal von Dresden, da etwas freiere Lage und etwas weniger Gleichkanalstörungen aus Tschechei, da andere Winkel. UKW-Empfang, SFB und Rias aus Westberlin mit 7 Element hatter er aber mit Fading in mono nahezu "ständig" recht brauchbar. Aus Polen und Tschechei gabs ja damals keine Störer in dem Band.
Insgesamt war aber Görlitz in einer vom Westfernsehen "befreiten" Zone anzusehen, man klammerte sich an troposphährische Überreichweiten, um überhaupt mal was zu erhaschen.
pete04
Beiträge: 60
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 16:40

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von pete04 »

Danke für deinen Beitrag :spos:
102.1
Beiträge: 1324
Registriert: Mo 3. Sep 2018, 16:15

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 102.1 »

DLR-Fan Sachsen-Anhalt hat geschrieben: So 11. Aug 2019, 08:25 Bei der NVA hatte ich einen Zimmerkollegen aus Görlitz, der wohne auf dem Land bei Görlitz und hatte auch einen hohen Mast aufgestellt mit grossen Antennen, Richtung Berlin. Laut seiner Aussage war kein dauerhafter Westempfang im TV damit möglich, er war auf Tropo angewiesen, Berlinempfang ging in Görlitz vermutlich noch öfter als im Elbtal von Dresden, da etwas freiere Lage und etwas weniger Gleichkanalstörungen aus Tschechei, da andere Winkel. UKW-Empfang, SFB und Rias aus Westberlin mit 7 Element hatter er aber mit Fading in mono nahezu "ständig" recht brauchbar. Aus Polen und Tschechei gabs ja damals keine Störer in dem Band.
Insgesamt war aber Görlitz in einer vom Westfernsehen "befreiten" Zone anzusehen, man klammerte sich an troposphährische Überreichweiten, um überhaupt mal was zu erhaschen.
Wer bei der NVA diente hatte dann zwei ganze Jahre komplett ohne Rundfunk oder Fernsehen aus dem Westen zu leben?
Antworten