Westfernsehen in der DDR

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calimero
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von calimero »

Wie meinst Du das:"
Bei AFN TV Berlin meine ich so etwas gesehen zu haben; das ging dann ja gleich per Bildschirmmenü mit auf den Sender." ?
catperson hat geschrieben: So 12. Mai 2019, 00:40
calimero hat geschrieben: Mi 8. Mai 2019, 17:45 eine Frage: wurde der afn über Satellit, auf 60° Ost verschlüsselt oder nicht? wann war das?
Ist in diesem Thread zwar vollkommen OT, aber die Antwort ist interessanter als calimero wohl erwartet:

Der 60°-Ost AFN war in der Tat über längere Zeit "unverschlüsselt". Mein Gedächtnis verläßt mich in Detailfragen mittlerweile, aber gefühlt war das mehrere Monate quasi ununterbrochen der Fall. Aber: Natürlich hat dieser Sender immer in B-MAC gesendet und mangels offiziell erhältlicher Dekoder hat die unverschlüsselte Sendung so niemandem geholfen. Der einzige Unterschied zu verschlüsseltem B-MAC war, daß man auf einem normalen Fernseher das typische MAC-Bild mit etwas Glück zum stehen bekam. Ton gab's natürlich auch nicht. Bei verschlüsseltem B-MAC ging dagegen gar nichts. Diese Tatsache ist wahrscheinlich der Grund dafür, daß man die Frage mit der harten Verschlüsselung beim AFN etwas lockerer gesehen hat. Gerüchteweise hatten die offiziellen Dekoder Schwierigkeiten mit der Verschlüsselung. Bei AFN TV Berlin meine ich so etwas gesehen zu haben; das ging dann ja gleich per Bildschirmmenü mit auf den Sender. :)

In Australien benutzte der DBS-Dienst damals auch B-MAC-Empfänger, die dort natürlich mehr oder weniger frei verkäuflich waren. Aber zu der Zeit hieß es, diese Empfänger könnten das unverschlüsselte AFN-Signal auch nicht empfangen, da alle Dekoder nur mit "ihrem" Network funktionieren sollten. Ausprobieren konnte ich das nie. Zum ersten waren die Dinger auch in Australien sündhaft teuer (und Catperson bettelarm :heul:) und im Vorinternetzeitalter wären die auch äußerst schwierig zu beschaffen gewesen.

Catperson
calimero
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von calimero »

;-)
Nur mal so
Aus Nostalgie Gründen
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LWie
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von LWie »

Mal wieder ein Fund aus Dresden, wenn auch technisch / äußerlich unspektakulär:

Je 1x Yagi für ZDF K33 Berlin-W und UKW "West" auf einem Haus im Stadtteil Mickten, Entfernung nach Berlin-Scholzplatz 163 km bei gefühlt nicht günstiger Höhenlage.... in dieser Gegend sind auf den wenigen noch nicht sanierten Dächern aber noch mehr als einmal Reste von Antennen Richtung Berlin zu sehen.

Wie immer bleibt die Frage, wie oft da pro Jahr etwas brauchbar zu empfangen war (TV), offen. In manchen Gebäuden ist der letzte Zeitzeuge sicher schon endgültig verschwunden.

Ach so, zu dem AFN-Thema hab ich vielleicht auch noch irgendwo ein verwaschenes S/W-Foto aus den 1980ern, von einem ungarischen Röhrengerät mit Multinormempfang...! Allerdings nicht in Dresden, sondern Wittenberg. Ging damals wie schon von anderen beschrieben gern im Sommer früh morgens vor der Schule auf Kanal 29.
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Ort: Dresden-Neustadt, 2.OG
AM: Philips D2999, XHDATA D-808, MiniWhip PA0RDT + MLA-30 vor Fenster
FM: RFT ST-3935, RDS-Modul LIDL-Küchenradio, XHDATA D-808, Dipol vor dem Fenster
TV: DENVER 506 (inaktiv)
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TobiasF
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von TobiasF »

LWie hat geschrieben: Fr 7. Jun 2019, 09:19 Wie immer bleibt die Frage, wie oft da pro Jahr etwas brauchbar zu empfangen war (TV), offen. In manchen Gebäuden ist der letzte Zeitzeuge sicher schon endgültig verschwunden.
Hier in Mickten hängen jeweils eine vertikale Band-III- und horizontale UHF-Antenne mit Verstärker aus DDR-Produktion auf dem Dachboden. Die sind auf Wachwitz ausgerichtet. Vor dem Dachumbau um 2000 herum waren die Antennen plus eine UKW-Antenne noch auf dem Dach montiert.

Bis ca. 2005 gab es lediglich analog-terrestrisches TV: Das Erste, ZDF, MDR, Sat.1, VOX und Dresden Fernsehen. Vergrießt und ohne Ton kamen noch ČT1 und ČT2 rein. Danach gab's auch eine Satellitenschüssel. Aus der Antennendose kommt kein Signal mehr, die Antennen müssten also im Rahmen des Umbaus der SAT-Anlage auf Unicable vor zwei Jahren abgeklemmt worden sein. Die Antennendemontage war zwar angedacht, fand aber nicht statt.

Im Keller gammelt noch ein Kabelanschluss herum, der nie verbunden wurde.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von TobiasF »

Heute habe ich entdeckt, dass das letzte Haus im Dresdner Prießnitzgrund, südlich der Stauffenbergallee, zwei monströse horizontale Antennen auf dem Dach hat.
IMG_20190627_152332~2.jpg
Detailbilder:
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IMG_20190627_152332~3.jpg
Eine Internetrecherche bringt ähnliche Antennen für die linke und rechte hervor. Die großen Antennen wurden also für den UKW-Empfang genutzt.

Auf dem Satellitenbild von Google Maps ist die rechte Antenne zu sehen. Das Ansetzen des Google-Maps-Lineals ergibt, dass die großen Antennen auf den Ochsenkopf ausgerichtet sind.

Die zwei kleinen Antennen (Band III vertikal + UHF horizontal) dürften für Dresden-Wachwitz gedacht sein.
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H.-E. Tietz
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von H.-E. Tietz »

Hier eine Aufnahme einer Anlage aus Röcknitz (nördlich von Wurzen) - 121 km bis Berlin Scholzplatz, 110 km bis Berlin Schäferberg.
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Ant. Röcknitz.jpg
Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

@TobiasF

Die echte UKW-"Monsterantenne" gab es in West und Ost in nahezu identischer Ausführung. In West u.a. als Stolle US14, wohl auch als Ankaro (identisch?) und als Kompass HSU14, in Ost von Bad Blankenburg. In Details unterschieden sie sich aber. Auch die Element-Abmessungen waren soweit ich mich erinnere nicht identisch.

Im Westen nannte man sie auch "Wellenjäger", woraus irgendwie "Jägerwelle" wurde. Dazu gibt es in der Forensuche manches, u.a. diesen Link nach Tschechien: http://www.dxradio.cz/jidxc/antenne_de.htm - da stehen die gerechneten Daten der unmodifizierten Stolle US14. Demnach hat sie ihr Empfangsoptimum bei ca. 96 MHz (eigentlich ist das fast eine "Kanalantenne" dafür), um zu höheren Frequenzen hin erst langsam, dann radikal abzubauen. Irgendwo bei 105...106 MHz hat sie weniger Gewinn als ein Dipol. Häh? Wie das? Ganz einfach: die Richtwirkung dreht sich um! Bei 106-108 MHz empfängt das "Monster" von hinten besser als von vorne.

Peter Körner hat das DIngens mal rechnerisch optimiert. Wenn man die Stäbe gezielt einkürzt, bekommt man einen gleichmäßigeren Gewinn und vor allem eine leidlich durchgehende wahrnehmbare Rückdämpfung.

Ich kann auch für die DDR-Variante ein in diese Richtung gehendes Verhalten bestätigen. Wir haben leider 2 von den Dingern seit 1983 auf der Kopfstelle unserer Kabelanlage. Anfangs war das ja alles bestens - Fernempfang auf Ochsenkopf/Hof 100 km und Torfhaus 150 km, nach "hinten" jeweils nichts oberhalb 100 MHz. Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre aber kamen auch im Ostgebiet ausgiebig Frequenzen über 104 MHz und das durchaus nah und stark. Teils hatten wir 50 dB mehr Signalpegel von den unerwünschten Empfängen als von den gewollten.

Diese Antennen sind _wirklich_ groß, wie dieser Vergleich mit einem Mann zeigt, der optisch eine imposante Erscheinung ist. Wenn man das weiß, bekommt man bei diesen Foto Respekt vor der Antenne:
UKW_nord_drehen.jpg
Man beachte auch den schräg liegenden Dipol.

Nicht 100%ig angepeilt, sondern mit ca. 10° Versatz empfängt eine der beiden Antennen nun Geyer. Schauen wir uns mal an, was da aus 6 mal 100 kW ERP wird:
UKW-Südantenne mit Gewinnverlauf.png
UKW-Südantenne mit Gewinnverlauf.png (3.69 KiB) 2935 mal betrachtet
Da sieht man den Gewinnverlauf recht gut. Die 105,4 hat ungefähr 8 dB weniger als die 97,0. Die 3 ganz hohen Spitzen sind 30 kW / 30 kW und 19 kW aus 15 km Abstand. Die ersten beiden müssten gleich hoch sein!

Noch derber ists an der anderen Antenne, die exakt auf Wiederau ausgerichtet ist:
UKW-Nordantenne mit Gewinnverlauf.png
UKW-Nordantenne mit Gewinnverlauf.png (4.09 KiB) 2935 mal betrachtet
Alle bezeichneten Frequenzen außer der 104,9 MHz haben 100 kW ERP rund. Die 104,9 hat Einzüge nach Westen und sollte an unserem Standort noch mit ca. 80 von 100 kW ERP ankommen, also ca. 1 dB weniger - geschenkt. Die 106,9 bricht aber trotz 100 kW rund und gleicher Antennenanlage wie 88,4 / 90,4 / 93,9 / 96,6 / 102,9 MHz um ca. 14 dB weg.

Und Stolle (West) schrieb zwar oben groß auf's Datenblatt "87,5 - 108 MHz", ließ aber den Plot gnädigerweise bei 104 MHz enden...
https://www.radiomuseum.org/forumdata/u ... _US14V.png

So hart es auch ist: mit einer Körner 9.2 (Selbstbau oder hier https://www.antennenland.net/3H-FM-9M19 fertig kaufen) hat man zwar ca. 2 dB weniger Gewinn verglichen zum Optimalwert der 14er, dafür ist der Gewinn sehr linear und vor allem die Rückdämpfung setzt ganz andere Maßstäbe: statt "unten max. 17 dB und "oben" negative Rückdämpfung von 8 dB, ist die Körner durchgängig über 25 dB und fast durchgängig gar über 30 dB.

Dagegen kannst du das olle Monster und fast jede andere Antenne in die Tonne kloppen. Peter Körner hat selbst ein "Monster" (http://ham-radio.com/k6sti/korn1512.htm), die zeigt dann der alten US14 noch mehr, wo der Hammer hängt. Durchgängig > 30 dB Rückdämpfung und ein Gewinn von 9-11 dBi, da gibt es gar keine Ausreden mehr, die eine US14 zu rechtfertigen versuchen.

Stolle hatte auch ein noch größeres Monster: US18

Bild
PAM
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Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PAM »

Schön geschrieben, Chris! :danke:
Das Lob ist verdient.
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TobiasF
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von TobiasF »

Erstmal danke an Chris_BLN für die Infos zur US14-Antenne. Ich fasse noch mal deine Infos zusammen: Diese Antenne war früher, als es noch keine Sender über 100 MHz gab, eine gute Wahl für Fernempfänge.
Mit dem Aufkommen von Sendern bis 108 MHz wurde deutlich, dass die Antenne am oberen Bandende stark schwächelt. Aus heutiger Sicht wäre eher eine andere Antennenbauform empfehlenswert.

Dass damit Ochsenkopf in Dresden empfangen wurde, finde ich sehr ambitioniert. Im Gegensatz zu Gera ist die Entfernung größer und es liegt das ganze Erzgebirge dazwischen. Mich würde interessieren, ob mit der US14 oder einer anderen „Superantenne“ der Ochsenkopf-UKW-Empfang in Dresden ständig möglich ist/war oder ob das den Tropo-Situationen vorbehalten ist/war.
Chris_BLN hat geschrieben: Fr 28. Jun 2019, 23:53 Die 3 ganz hohen Spitzen sind 30 kW / 30 kW und 19 kW aus 15 km Abstand.
Ich sehe 4 Spitzen, die wohl von Gera/Ronneburg (97,8 – 100,9 – 102,5 – 103,9) kommen dürften. Die Sender-Tabelle von ukwtv.de sagt, dass erstere Frequenz 10 kW und die 3 letzteren 30 kW haben. Wikipedia spricht von 10, 20, 30, 30 kW, aber auch von „MDR Figaro“, ist also veraltet.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Die 14er hat halt recht viel Gewinn - aber der geht hinter 100 MHz schnell zurück. Die Rückdämpfung hingegen war nie gut - auch nicht unter 100 MHz. Da holt man heute mit Computeroptimierung freilich ganz anderes raus.

Ich gehe davon aus, dass Bad Blankenburg auch nichts reales zum Testen > 100 MHz hatte. Es geht um eine Konstruktion aus den 70er Jahren. Das erste, woran sie sich hätten versuchen können, waren wohl die Frequenzen der DT64-Kette, die Mitte der 80er Jahre kam. Und dann Antenne Bayern vom Ochsenkopf. Jenseits der 104 MHz ging es doch erst nach 1990 los.

Interessant wäre mal, ob so profane Dinge wie eine "Endkundenantenne" auch in Brück auf den Messtand der Deutschen Post gekommen sind oder ob das professionellen Sendeantennen vorbehalten war: http://www.d-no.de/messpl.htm

Ochsenkopf und Dresden finde ich auch beachtlich. Aber man versuchte halt alles. Wäre mal interessant, wie damals ein Bandscan an dieser Antenne ausgesehen hätte. Der Ochsenkopf ist aber auch gut exponiert, nur auf dem Weg nach Dresden steht halt zwischen Klingenthal und EIbenstock eine satte Blockade für die halbe Fresnelzone.

Auch krass finde ich, dass die legendäre GAG Burgstädt 89.0RTL vom Brocken holt: https://www.gag-burgstaedt.de/kanalbele ... ogburg.pdf - soweit mir bekannt mit einer solchen Antenne. Das sind 180 km!

Ja, Du hast Recht. Es sind 4 Spitzen, eher sogar 5, wenn man die 94,9 Landeswelle mitnimmt. Wenn ich mit radio-frequency.org schaue, erhalte ich

94,9 Landeswelle 3 kW rund
97,8 MDR Thüringen 10 kW fast komplett rund, kleiner EInzug nach Südwest (betrifft uns nicht)
100,9 MDR Jump 30 kW fast komplett rund, kleiner Einzug nach Südost
102,5 Antenne Thüringen 30 kW fast komplett rund, kleiner Einzug nach Ost
103,9 MDR Kultur 30 kW fast rund, kleiner Einzug nach Nordwest auf 19 kW - der betrifft uns

Wie das alles auf einer Antennenanlage gehen soll (100,9 - 102,5 - 103,9 sollen auf einer Antennenanlage sein), ist mir ein Rätsel.

Genaue Werte kenne ich nicht.
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Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PAM »

Ich habe mal Urlaub im Zittauer Gebirge gemacht. Kurz vor der tschechischen Grenze unweit vom Hochwald. In Sichtweite war die Empfangsstation einer Antennengemeinschaft. Etwas unterhalb des Gipfels, um die Abschirmung zur CSSR noch mitzunehmen. Die Antennen zielten alle nach Berlin. Standortvorteil war die Höhe und die freie Sicht nach Berlin, wohei ein Teil der Strecke bereits hinter dem optischen Horizont lag.

Das ZDF auf E33 war unmöglich wegen Gleichkanalbelegung aus Usti, auf UKW war SFB2 auf 92,40 MHz gegen 92,25 bzw. 92,20 MHz aus Dresden praktisch unmöglich. Der Rest kam. Nicht jeden Tag, nicht immer gut - man nahm es, wenn es denn ging.

Zwischen der Oberlausitz und Berlin meinten es die Tropo-Bedingungen öfter gut, dann wurde es eben genutzt. Die Alternativen waren DDR1 und DDR2 sowie das lokale bzw. übliche DDR-Angebot auf UKW. Das war nicht üppig. Insofern passte die Aussage meines damaligen Gastgebers, dass dieser sich früher nach der Heimkehr von der Arbeit von den Ausbreitungsbedingungen durch Einschalten von "Erstes West", den beiden RIAS-Programmen sowie SFB1 überzeugt hatte, um dann zu entscheiden, was nach Feierabend passiert.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Jens1978 »

@Chris_BLN: Danke für die Infos :spos: Die Antenne hatte ich früher öfters gesehen. In Kamen NRW hatten die Eltern eines Schulfreundes eine solche Antenne auf dem Dach des Hauses, Empfangsrichtung Südosten. Demnach haben die vor allem Hessen und Bayern angesteuert, was auch funktionierte, die Sender kamen/kommen mit ordentlichen Antennen noch gut an.
Was ich mich noch frage: Stolle kam, wie ich auf dem Datenblatt erkannte, aus Lünen. Ankaro war auch in Lünen. Gab es da einen Zusammenhang? Ist Ankaro der Nachfolger des Stolle Unternehmens gewesen?
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Ich hatte die 14er auch, von Bad Blankenburg. Ich habe damit den Stereoempfang von meinem damaligen Lieblingssendender HR3 auf 89,5 MHz deutlich verbessern können, gegenüber einer 7 Element von Bad Blankenburg, kam Berlin Britz von hinten deutlich weniger durch, was ja das Stereosignal bei mir störte. Bis HR1 auf 99,0 arbeitete die 14er gut. HR4 ging aber so gut wie gar nicht mehr, als der aufgeschaltet wurde, nur Monoempfang. FFH gab's noch nicht. Ab 100 MHz war Schluss bei der 14er. Wenigstens konnte ich auch HR2 mit der 14 er verbessern, und am Wochenende den HiFi Club zu hören mit Werner Reinke und Walter Schield, natürlich nicht rauschfrei in stereo, aber brauchbar. Man muss bedenken, dass alle Sender des HR unbeeinflusst waren, handausgesteuert. Daher war kein völlig sauberer Stereoempfang bei einer Entfernung von ca. 140 km ohne Tropo möglich. Bei den heutigen hoch komprimierten Audiosignalen ist die Stereoreichweite viel höher.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von TobiasF »

PAM hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 23:09 Das ZDF auf E33 war unmöglich wegen Gleichkanalbelegung aus Usti
Das Thema „Gleichkanalbelegung Berlin vs. Ústí“ scheint wohl ein Dauerbrenner zu sein: Früher TV auf E33, heute UKW auf 88,8 und zukünftig DAB+ auf 7B und 7D.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Jens1978 hat geschrieben: Sa 29. Jun 2019, 23:26 Stolle kam, wie ich auf dem Datenblatt erkannte, aus Lünen. Ankaro war auch in Lünen. Gab es da einen Zusammenhang? Ist Ankaro der Nachfolger des Stolle Unternehmens gewesen?
Oh, das war mir bislang gar nicht aufgefallen. Die Frage muss ich unbeantwortet lassen - ich schließe mich an. ;)
DLR-Fan Sachsen-Anhalt hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 08:00 Ich hatte die 14er auch, von Bad Blankenburg. ... Bis HR1 auf 99,0 arbeitete die 14er gut. HR4 ging aber so gut wie gar nicht mehr, als der aufgeschaltet wurde, nur Monoempfang. ... Ab 100 MHz war Schluss bei der 14er.
Das ist insofern interessant, als dass unsere beiden 14er noch bis ca. 104 MHz brauchbar gehen. Vor allem die nach Norden, die die 104,9 SAW noch fast so gut reinbekommt wie die niedrigeren Wiederau-Frequenzen. Dazu hängen die Antennen für die 104,9 und die 106,5 in Wiederau wohl sogar noch 27 m tiefer und wir haben einen Höhenzug dazwischen.

Auch habe ich das Gefühl, beide Antennen empfangen "obenrum" unterschiedlich gut. Mir fehlt halt der Vergleich in Form z.B. einer Körner 9.2.

Ich muss den Chef mal fragen, ob da irgendwann etwas modifiziert wurde. Zuzutrauen ist es ihm, er war Anfang der 1980er Jahre einer der führenden Gemeinschaftsanlagenbauer in der Region. Da sind noch andere Anlagen unter seiner Beeiligung gebaut worden.
DLR-Fan Sachsen-Anhalt hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 08:00 Wenigstens konnte ich auch HR2 mit der 14 er verbessern, und am Wochenende den HiFi Club zu hören mit Werner Reinke und Walter Schield, natürlich nicht rauschfrei in stereo, aber brauchbar. Man muss bedenken, dass alle Sender des HR unbeeinflusst waren, handausgesteuert. Daher war kein völlig sauberer Stereoempfang bei einer Entfernung von ca. 140 km ohne Tropo möglich. Bei den heutigen hoch komprimierten Audiosignalen ist die Stereoreichweite viel höher.
Den HiFi-Club habe ich leider nie zu hören bekommen. Was die heftige Kompression betrifft, finde ich hier Beispiel 2 vs. Beispiel 3 sehr interessant: https://www.youtube.com/watch?v=-krjtUJ_V-8 - da gewinnt niedrige Kompression bei "bedrängtem" Signal deutlich.
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