Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

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Frankfurt
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Frankfurt »

Kabelfernsehen gab es damals natürlich noch nicht, ausgestrahlt wurde das 1. Allunionsfernsehen, welches auch aus SAT in der DDR empfangbar war. Das Besondere an der Sat Ausstrahlung war eine Verwischungsfrequenz des Signales. Für ein Kabelfernsehangebot hat das größere Programmangebot gefehlt. Zur Erinnerung: damals war weder ARD noch ZDF auf SAT. Die russischen Kasernen waren auch praktisch fernseherfrei, lediglich große Fernsehräume oder bei Offizieren in der "Wohnung".
DB1BMN

Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von DB1BMN »

Frankfurt hat geschrieben: Mi 22. Mai 2019, 08:27 Verwischungsfrequenz
Was darf man sich darunter vorstellen?
catperson
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von catperson »

DB1BMN hat geschrieben: Mi 22. Mai 2019, 10:42
Frankfurt hat geschrieben: Mi 22. Mai 2019, 08:27 Verwischungsfrequenz
Was darf man sich darunter vorstellen?
Beim analogen Satellitenfernsehen wurde dem Gesamtsignal ein "Dreiecks"-Signal (Rampe rauf, Rampe runter) überlagert, um Störungen von terrestrischen Signalen im gleichen Frequenzbereich zu minimieren. Im Empfänger konnte das "ganz leicht" durch sogenannte Klemmung auf das Schwarzsignal wieder entfernt werden. Meines Wissens war das Standard bei allen analogen SIgnalen. Üblich waren 25 Hz mit relativ geringem Hub. Bei besagtem Gorizont-Signal war die Frequenz aber 5 Hz und der Hub, verglichen zum eigentlichen Fernsehsignal sehr hoch. Das hatte zur Folge, daß bei schmaleren Filtern das Signal mehrere Male pro Sekunde aufrauschte. Mit breiteren Filtern wäre das nicht aufgefallen, aber dann bräuchte man ein viel höheres SNR für ein gutes Bild. Ärgerlich war damals, daß der Empfang ohne Verwischungsfrequenz auch mit viel kleineren Antennen alltagstauglich möglich gewesen wäre. Und so auffällig war es nur wegen der relativ geringen Frequenz des Verwischungssignals. Die offiziellen sowjetischen Sender dürften das Problem wegen ausreichend großer Parabolantennen aber gar nicht gehabt haben - das war eher ein Fluch für die Satellitenempfangsexperimentierer.

Catperson
Handydoctor
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Handydoctor »

In Cottbus habe ich in den 80gern für russische Offiziere, die in Ströbitz wohnten, Antennen für das russische TV aus der Kaserne in Sachsendorf, installiert.
Frankfurt
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Frankfurt »

In welchem Umkreis erfolgte dies und waren es Deiner Meinung nach auch nur die Offizierswohnungen ?
Hatten die auch Interesse an weiteren Ost- oder Westprogrammen ?
Klaus
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Klaus »

Ich bin über diesen Artikel bzgl. Wünsdorf gestolpert:

https://www.berliner-zeitung.de/berlin/ ... mcid=sm_em

Hier wird erwähnt, dass es ins Wünsdorf eigenes Fernsehen und Radio gab. Fernsehen wird hier in dem Thread erwähnt, Wünsdorf taucht auch in der Senderliste weiter vorne auf.

Was ist mit Radio? Ist hier Radio Wolga auf 261 kHz erwähnt, oder gab es in Wünsdorf noch andere russische Sender, evtl. auf UKW?
DB1BMN

Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von DB1BMN »

catperson hat geschrieben: Mi 22. Mai 2019, 21:33 Beim analogen Satellitenfernsehen wurde dem Gesamtsignal ein "Dreiecks"-Signal (Rampe rauf, Rampe runter) überlagert, um Störungen von terrestrischen Signalen im gleichen Frequenzbereich zu minimieren. Im Empfänger konnte das "ganz leicht" durch sogenannte Klemmung auf das Schwarzsignal wieder entfernt werden. Meines Wissens war das Standard bei allen analogen SIgnalen. Üblich waren 25 Hz mit relativ geringem Hub. Bei besagtem Gorizont-Signal war die Frequenz aber 5 Hz und der Hub, verglichen zum eigentlichen Fernsehsignal sehr hoch. Das hatte zur Folge, daß bei schmaleren Filtern das Signal mehrere Male pro Sekunde aufrauschte. Mit breiteren Filtern wäre das nicht aufgefallen, aber dann bräuchte man ein viel höheres SNR für ein gutes Bild. Ärgerlich war damals, daß der Empfang ohne Verwischungsfrequenz auch mit viel kleineren Antennen alltagstauglich möglich gewesen wäre. Und so auffällig war es nur wegen der relativ geringen Frequenz des Verwischungssignals. Die offiziellen sowjetischen Sender dürften das Problem wegen ausreichend großer Parabolantennen aber gar nicht gehabt haben - das war eher ein Fluch für die Satellitenempfangsexperimentierer.

Catperson
Cool Danke! Das wusste ich noch gar nicht.
CBS
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von CBS »

Das gilt auch für mich, mir war die Idee dahinter nicht bekannt, weshalb. Dieses gefundene Patent von Grundig zur Kompensation des Verwischungssignals erklärt es recht schön:

https://patentimages.storage.googleapis ... 5587A2.pdf
DB1BMN

Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von DB1BMN »

CBS hat geschrieben: Do 23. Mai 2019, 12:50 Das gilt auch für mich, mir war die Idee dahinter nicht bekannt, weshalb. Dieses gefundene Patent von Grundig zur Kompensation des Verwischungssignals erklärt es recht schön:

https://patentimages.storage.googleapis ... 5587A2.pdf
:spos:
Handydoctor
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Handydoctor »

@Frankfurt, der Sender stand in Sachsendorf in der Panzerkaserne, In Cottbus könnte man mit einer Yagi Richtung Sachsendorf den Sender gut empfangen. In Vetschau oder Calau könnte ich den Sender nachweisen, aber nicht brauchbar nutzen. Die russischen Offiziere wohnten in Wohnblöcken in der Stadt konzentriert (z.b.Pappelallee). Die Wohnungen waren in mehren Eingängen. In den nächsten Eingängen wohnten dann deutsche Militärangehörige. Kuriosum, in den Wohnungen der Russen gab es ARD und ZDF, bei den NVA Angehörigen waren diese Programme gesperrt. Das russische TV wurde in die Anlage nicht eingespeist.
Kranitz
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Kranitz »

Beitrag von Handydoctor » So 26. Mai 2019, 23:13
@Frankfurt, der Sender stand in Sachsendorf in der Panzerkaserne, In Cottbus könnte man mit einer Yagi Richtung Sachsendorf den Sender gut empfangen. In Vetschau oder Calau könnte ich den Sender nachweisen, aber nicht brauchbar nutzen. Die russischen Offiziere wohnten in Wohnblöcken in der Stadt konzentriert (z.b.Pappelallee). Die Wohnungen waren in mehren Eingängen. In den nächsten Eingängen wohnten dann deutsche Militärangehörige. Kuriosum, in den Wohnungen der Russen gab es ARD und ZDF, bei den NVA Angehörigen waren diese Programme gesperrt. Das russische TV wurde in die Anlage nicht eingespeist
Interessant, danke. Hast Du evtl. noch ein altes Foto vom Sender bzw. von der Sendeantenne? Teilweise waren die ja nicht an einem Mast, sondern auf einem (Kasernen-)Hausdach montiert.
Frankfurt
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Frankfurt »

das war damals nicht so gesund, Fotoaufnahmen von Einrichtungen des Großen Bruders zu machen :bruell: :xcool:
Kranitz
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Kranitz »

Da hast Du mit Sicherheit recht :xcool: .

Da ja gegenüber der Kaserne in der Lipezker Straße Wohngebiete waren und sind, könnte es ja sein, daß… ;)

Evtl. schlummert ja doch das ein oder andere bisher nicht bekannte Foto in einer Schublade.
Handydoctor
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Handydoctor »

Ich habe leider keine Bilder. Ich kann mich nur an die grosse grüne Schüssel erinnern, die man von der Autobahn aus, gesehen hat.
Optimierer
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Re: Ex-TV-Sender der russischen Streitkräfte in Deutschland

Beitrag von Optimierer »

Zum Thema TV-Sende-Antennen der russischen Streitkäfte in Ostdeutschland: eine scheint bis heute überlebt zu haben. Dazu gebe man einfach mal "Haus der Offiziere Wünsdorf" bei Google in der Bildersuche ein. Dort erscheinen diverse Bilder von einem repräsentativen Gebäude mit Uhrturm, auf dessen Dach ein Array aus 6 vertikalen VHF-Dipol-Reflektorantennen zu sehen ist, eine ähnliche Anordnung wie auf dem Kulturpalast in Warschau. Dort wurde laut Seite 2 dieses Fadens das russische Fernsehen auf Kan. 12 6M (13E27 52N12) 100 W D vertikal ausgestrahlt. Wünsdorf war immerhin der Sitz des Oberkommandos der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD), zu Spitzenzeiten waren 50.000 bis 75.000 sowjetische Männer, Frauen und Kinder dort ansässig (Quelle: Wikipedia).
Dateianhänge
wünsdorf-tv-sendeantenne.JPG
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