HAL9000 hat geschrieben: ↑Do 17. Jan 2019, 09:44
Die Kabelanbieter verweisen ja aufs Digitalradio; es gibt auch reine Digitalradio- Empfänger fürs Kabel für nen schmalen Fuffi.
Aber was wird dort denn digital ausgekabelt? Der ARD Radiotransponder, klar. Und was ist mit all den anderen Programmen, die es bis dato nicht via Sat gibt, zB Radio 21, Nordseewelle usw.?
Bei Vodafone / Kabel Deutschland ist es ja nichtmal der ARD-Radiotransponder, sondern die aufwendig recodierten Versionen: statt 320 kbps MP2 nur 192 kbps MP2, obere Grenzfrequenz irgendwo bei 13,5 kHz, aber immerhin kaum mehr MPEG-Gematsche. Man hat gnädigerweise vor einigen Monaten (vor nem knappen Jahr?) immerhin die ARD-seitig mitgeschickten RDS-Daten ergänzt, die kommen also wieder durch.
vs.
Bei einer handvoll Kulturwellen gibt es noch den 448er AC3-Stream, auf dem ab und an mal was in 5.0 Surround läuft. Doch auch dieser Stream ist nicht der originale, den die ARD abliefert. Auch dieser Stream ist recodiert - von 448 auf 448 kbps AC3. Verstehen muss man das nicht, ist aber so. Habe ich mal nachgemessen an einer Sendung von BR Klassik und einer von MDR Kultur. Jeweils einmal von Sat und einmal von Vodafone den AC3-Stream mitgeschnitten, mit gleichem Decoder in PCM decodiert, samplegenau synchronisiert und voneinander subtrahiert. Es kommt ein Rest heraus, ein leises Störgeräusch in den obersten Höhen:
Der Unterschied liegt in den kleinsten 2 ooder 3 Bits, ist also rein akademischer Natur, aber man bekommt nicht das, was die ARD abliefert.
Weiterhin gibt es die 3 Programme des Deutschlandradios (zumindest bei Vodafone), ebenfalls recodiert. Dazu einige bundesweit herangeführte Private, die in allen Netzen identisch sind und auf "traditionelle" Gepflogenheiten zurückgehen: sunshine live, Klassik Radio, RTL (das einstige Luxemburger Programm, das inzwischen wohl damit gar nichts zu tun hat und in Berlin mit produziert wird), Radio Paloma, JAM FM, Radio Horeb, ERF Plus, sowie einige Neuzugänge der letzten Jahre, teils durchaus interessant, dass bundesweit verbreitet wird: Radio B2, MEGA Radio, UnserDing, Bremen Next, Antenne Saar, WDR 2 (Bielefeld).
Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Recodierung auf 192 kbps bei den öffentlich-rechtlichen Programmen eine Vergeltungsaktion wegen der Einspeisegebühren ist, denn Klassik Radio läuft beispielsweise mit vollen 256 kbps (was angesichts deren audiotechnischen Pfuschs Perlen vor die Säue ist).
Die WIlhelmshavener Belegung findest Du hier:
https://helpdesk.kdgforum.de/sendb/belegung-199.html
Da soll also bereits seit vergangenem Herbst auf 122 MHz das regionale Zeugs aufgeschaltet worden sein. 122 MHz dient bei Vodafone zur regionalen Versorgung und unterscheidet sich in den Netzen. Dort holt man das von UKW bekannte Zeugs hin, also Bürgerfunker, Lokalprogramme, die Privaten, die es nicht auf Sat gibt, die also nicht auf diesem Wege herangeführt werden können. Im Falle von Wilhelmshaven findest Du da Energy Bremen (Bremerhaven), Antenne Niedersachsen (Ostfriesland-Küste), Radio 21 (Wilhelmshaven), NPO Radio 1, NPO Radio 2, NPO Radio 4, Radio Jade, Radio Ostfriesland, radio ffn (Meer), Sky Radio, NDR 1 Niedersachsen (Nordwest), NDR Info (Niedersachsen - die bundesweit verbreitete Version ist aber auch Niedersachsen, den Unterschied kenne ich nicht).
Zuführung dürfte in den meisten Fällen digitalisierter UKW-Empfang sein. Das machte Kabel Deutschland schon seit 2015 generell so: an Orten in den jeweiligen UKW-Verbreitungsgebieten das Signal von UKW holen, die NF digitalisieren, das RDS extrahieren und dazupacken, dann alles via IP in die zentrale, dort Neupaketierung und zurück in die Regionen. Dort dann UKW-Umsetzung mit Astro U125:
https://www.astro-kom.de/de/264/von-ip- ... erfunk.pdf - das Ding macht 40 IP->UKW-Umsetzungen in einem Modul von 1/3 Breite! Die Module lassen sich angeblich nicht umstricken auf QAM, so dass sie nun nach nur 3-4 Jahren arbeitslos werden.
Ich gehe davon aus, dass die Infrastruktur, die bislang der UKW-Zuführung diente, nun die DVB-C-Regionalzuführung macht. In Ostthüringen steht als Betreiberkennung bei den Privaten (Antenne Thüringen, ...) z.B. "Chemnitz" im Stream. Da dürfte man von dort den Ronneburger Sender abgreifen. Und irgendwo hier im Forum geistern glaube ich Mitschnitte aus einem Bayerischen Netz herum, in dem man UKW-Rauschen auf der Lokalversion von Bayern 1 hört - via DVB-C.
Andere große Netzbetreiber werden auch UKW auf DVB-C umsetzen. Kleine Netzbetreiber können das finanziell nicht - so eine Kiste zum Empfang von 8 UKW-Programmen kostet ca. 10 kEUR. Und dann hat mans nur auf ASI oder IP und noch nicht auf QAM.
http://www.qbit.de/Transcoders/Q565-FM- ... r::11.html
https://www.2wcom.com/fm2ts/
Es ginge auch DAB-Umsetzung mit professionellen Mitteln:
http://www.qbit.de/Transcoders/Q567-DAB ... r::13.html
und auch bei Consumer-Internetstreams muss man nicht mehr frickeln, das gibt es auch fertig aus der 19"-Kiste:
http://www.qbit.de/Transcoders/Q866-SMB ... r::24.html
http://www.qbit.de/Transcoders/Q866-Ent ... r::21.html
Wisi Norden hat auch was:
https://www.wisi.se/products/efm-200-series/ - Qualität unbekannt. Preis aber auch recht hoch, Profitechnik halt. Die verbauten UKW-Empfangslösungen dürften Chipbasiert (SDR) sein, vermute ich. Wohl ein Abwasch mit den DAB-Empfangsteilen.
In Sachsen hat die medienpolitik inzwischen begriffen, dass die kleinen Lokalnetze (Dorfnetze, teils mit paar Dutzend Kunden) das nie stemmen könnten und damit beim UKW-Verbot nur noch die von Sat ohnehin mit durchgeleiteten Programme blieben - vorrangig die öffentlich-rechtlichen und eben kein einziges der regionalen sächsischen Privatradios. Deshalb hat man die verordnung nun in letzter Sekunde aufgeweicht.