"Protection Level" bei DAB/DAB+

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inkjet

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von inkjet »

[quote Ingo-GL]


Für die bei AAC-Audiodiensten übliche Equal-Error-Protection (EEP) gilt:

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EEP-   Coderate
Level
1-A     1/4
2-A     3/8
1-B     4/9
3-A     1/2
2-B     4/7
3-B     4/6
4-A     3/4
4-B     4/5
[/quote]

Ok, sagen wil mal wir brauchen 64 kbps AAC+ audio-, das heißt exklusive die PAD. Wie viel CU brauchen wir denn mit die genannte  EEP-levels?
Winnie2

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Winnie2 »

UEP Level 1 + 5 sowie EEP Level 1-A, 2-A u. 4-B sind zwar im Standard definiert, werden in der Realität allerdings nicht genutzt.
UEP 1 u. EEP 1-A, 2-A sind zu ineffizient, UEP 5 u. EEP 4-B sind zu anfällig gegen Übertragungsfehler
Nordlicht2

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Nordlicht2 »

Die DAB Modi haben nur was mit den zulaessigen Laufzeitunterschieden also den Senderabstaenden zu tun. Dadurch wirken sie sich aber auf die gesamt Bruttodatenrate des MUXes aus. Ist verglaichbar mit dem Guardinterval bei DVB-T.
songihr

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von songihr »

UEP Level 1 + 5 sowie EEP Level 1-A, 2-A u. 4-B sind zwar im Standard definiert, werden in der Realität allerdings nicht genutzt.
UEP 1 u. EEP 1-A, 2-A sind zu ineffizient, UEP 5 u. EEP 4-B sind zu anfällig gegen Übertragungsfehler
Ist das wirklich wahr, dass der Protection Level 1-A nicht verwendet wird? Soweit ich weiß, wird dieser doch in Hessen von FFH und harmony.fm auf Kanal 12 C genutzt, oder etwa nicht?
GerdG

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von GerdG »

Die DAB Modi haben nur was mit den zulaessigen Laufzeitunterschieden also den Senderabstaenden zu tun. Dadurch wirken sie sich aber auf die gesamt Bruttodatenrate des MUXes aus. Ist verglaichbar mit dem Guardinterval bei DVB-T.
Das stimmt so nicht ganz. Die DAB-Modi unterscheiden sich in der Zahl der Träger, der Trägerabstände der Symboldauer und der Dauer des Guardintervalls etc.
Das ganze System ist aber so aufgebaut, dass unterm Strich jeweils wieder die selbe Bruttodatenrate erreicht wird. Nähere Infos dazu gibt es unter http://www.tu-ilmenau.de/fileadmin/medi ... s_vl12.pdf auf den Seiten 67 - 70.
Dadurch sind die verschiedenen Modi für unterschiedliche Netzausdehnungen, Maximalgeschwindigkeiten und Frequenzbereiche optimiert.
Ingo-GL

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Ingo-GL »

Ok, sagen wil mal wir brauchen 64 kbps AAC+ audio-, das heißt exklusive die PAD. Wie viel CU brauchen wir denn mit die genannte EEP-levels?

Erforderliche Sub-Channel-Datenrate:

Eine Tabelle im Anhang der ETSI TS 102 563 gibt den Zusammenhang zwischen AAC-Audiodatenrate und der Größe des Sub-Channel an. Mit "Größe des Sub-Channel" ist die Nutzdatenrate gemeint, da nach dem Ausführen der Viterbi-Fehlerkorrektur übrig bleibt. Die Datenrate des AAC-Stroms (inklusive PAD) ist 9 bis 10 % kleiner als die Sub-Channel-Datenrate. Dies kommt daher, weil bei AAC-Audiodatenströmen im Sub-Channel auch noch Daten für die Reed-Solomon-Fehlerkorrektur zu übertragen sind.

Die Werte laut Tabelle sind ungefähr 1 kbps niedriger als die Werte, die sich beim Anwenden des von mir in einem vorhergehenden Beitrag genannten Faktors 110/120 ergeben.

Code: Alles auswählen

Sub-    Sub-    Bit-rate available for audio including PAD
channel channel                 [kbps]
index   size
        [kbps]          AAC core sampling rate 
                 16 kHz    24 kHz    32 kHz    48 kHz
1          8      6,733     6,533     6,267     5,800
2         16     14,067    13,867    13,600    13,133
3         24     21,400    21,200    20,933    20,467
4         32     28,733    28,533    28,267    27,800
5         40     36,067    35,867    35,600    35,133
6         48     43,400    43,200    42,933    42,467
7         56     50,733    50,533    50,267    49,800
8         64     58,067    57,867    57,600    57,133
9         72     65,400    65,200    64,933    64,467
10        80     72,733    72,533    72,267    71,800
11        88     80,067    79,867    79,600    79,133
12        96     87,400    87,200    86,933    86,467
13       104     94,733    94,533    94,267    93,800
14       112    102,067   101,867   101,600   101,133
15       120    109,400   109,200   108,933   108,467
16       128    116,733   116,533   116,267   115,800
17       136    124,067   123,867   123,600   123,133
18       144    131,400   131,200   130,933   130,467
19       152    138,733   138,533   138,267   137,800
20       160    146,067   145,867   145,600   145,133
21       168    153,400   153,200   152,933   152,467
22       176    160,733   160,533   160,267   159,800
23       184    168,067   167,867   167,600   167,133
24       192    175,400   175,200   174,933   174,467
Die Anzahl der erforderlichen CU bei gegebener Sub-Channel-Datenrate hängt vom Protection-Level ab:

Bei den Protection-Levels EEP x-A muss die Sub-Channel-Datenrate ein ganzahliges Vielfaches von 8 kbps sein:

Sub-channel size for data at different coding rates, as a function of the data rate 8 n kbit/s (where n is an integer ≥ 1)

Code: Alles auswählen

Protection Level        1-A       2-A      3-A     4-A
Convolutional           1/4       3/8      1/2     3/4
coding rate

Sub-channel size (CUs)  12 n      8 n      6 n      4 n
Und die Protection-Levels EEP y-B erfordern es, dass die Sub-Channel-Datenrate ein ganzzahliges Vielfaches von 32 kbps ist:

Sub-channel size for data at different coding rates, as a function of the data rate 32 n kbit/s (where n is an integer ≥ 1)

Code: Alles auswählen

Protection Level        1-B       2-B      3-B     4-B
Convolutional           4/9       4/7      4/6     4/5
coding rate

Sub-channel size (CUs)  27 n      21 n     18 n    15 n
Beispiel für eine Sub-Channel-Datenrate von 72 kbps (AAC-Datenrate: 64 bis 65 kbps) bei einem Protection-Level 3-A:
n = 72 kbps / 8 kbps = 9. Daraus folgt für EEP 3-A:
Sub-channel size = 9 * 6 CU = 54 CU.
Für eine Sub-Channel-Datenrate von 72 kbit/s kommen überhaupt nur die Protection-Levels 1-A, 2-A, 3-A und 4-A in Frage.


Literatur:
ETSI EN 300 401: "Radio Broadcasting Systems; Digital Audio Broadcasting (DAB) to mobile, portable and fixed receivers".
ETSI TS 102 563: "Digital Audio Broadcasting (DAB); Transport of Advanced Audio Coding (AAC) audio"

Wolfgang Hoeg, Thomas Lauterbach: "Digital Audio Broadcasting"; Third Edition, 2009, John Wiley & Sons
inkjet

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von inkjet »

Vielen dank!
Nordlicht2

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Nordlicht2 »

Dank des 'Muxinspectors' ist nun auch der Fehlerschutz der NDR Muxe geklaert.
Der NDR verwendet tatsaechlich den besseren EEP 2A. Das duerfte in der Praxis einer ca. 3dB Verbesserung entsprechen. Am Sangi bedeutet es jedefalls schon saubere Audiodekodierung bei nur einem von 16 Balken anstatt 2 von 16 wie beim BMUX.
Vielleicht sollte man den EEP Level auch in der Sendertabelle vermerken?
songihr

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von songihr »

Vielleicht sollte man den EEP Level auch in der Sendertabelle vermerken?
Deinen Vorschlag in der Sendertabelle den Protection Level anzugeben, möchte ich ausdrücklich unterstützen!
Onkel Fresnel

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Onkel Fresnel »

Gute Idee, ich weiß das das wieder viel Arbeit für unsere ehrenamtlichen Seitenbetreiber von ukwtv ist, aber es hälfe doch, noch eine bessere Vorstellung zu entwickeln, was man wo empfangen könnte.

Noch mal zum Thema Guard-Intervall:
So weit ich mich an DVB-T erinnere, kann man (der Betreiber) das da unabhängig von Fehlerkorrektur etc relativ granular einstellen.
Bei DAB scheint mir das nicht so flexibel zu sein wie bei DVB-T oder habe ich das nicht so richtig verstanden?

Jedenfalls könnte es durchaus sinnvoll sein, eher das Guard-Intervall zu erhöhen, anstatt bei Problemen nur die Fehlerkorrektur hochzuschrauben.

Ein löchriger Mux mit weit voneinander entfernten Standorten oder mit eine Mischung aus exponierten Standorten und Stadtsendern könnte so seine Leistungsfähigkeit evtl. eher erhöhen, als durch eine bessere Fehlerkorrektur.

In dem Zusammenhang bin ich mal gespannt, wenn der SWR heute (!!) die beiden Schwarzwaldsender mit jeweils 10 kW bzw. 1 kW anschmeißt, oder laufen die schon? Zum Empfang müsste ich wohl mal irgendwo aufn sehr hohen Berg fahren. Ist eigentlich viel zu weit weg für mich.
Bei den maximal erlaubten 60 km Laufzeitdifferenz haut das doch das SFN auseinander?
OK, man kann die exponierten Sender zeitlich etwas vorlaufen lassen, das könnte etwas helfen, aber nicht bei weit entferntem exponiertem Empfänger mit mehreren Stadtsendern dazwischen.

Das das problematisch ist, hat man Ende der 90er Jahre bei der Firma Miniruf mit ihrem Funkrufdienst Quix (POCSAG) gesehen, die hatten auch so ein standort-heterogenes SFN und ständig Probleme damit.

Winnie2

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Winnie2 »

Der NDR verwendet tatsaechlich den besseren EEP 2A. Das duerfte in der Praxis einer ca. 3dB Verbesserung entsprechen.
Ok, ich verbessere mich PL EEP 2-A wird offenbar doch verwendet, dürfte allerdings eher genutzt werden falls nicht genügend Programme vorhanden sind um den Mux zu füllen.
Noch mal zum Thema Guard-Intervall:
Bei DAB scheint mir das nicht so flexibel zu sein wie bei DVB-T oder habe ich das nicht so richtig verstanden?
Der DAB-Standard sieht im Gegensatz zu DVB-T (leider) nur ein Guard-Intervall (1/4) vor.
Spacelab

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Spacelab »

Ich dachte die Sender in einem SFN dürften maximal 80km auseinander stehen? Oder ist das bei DAB und DAB+ wieder unterschiedlich?
andimik

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von andimik »

Manche Dokumente (BR) sprechen von 67 km.
Spacelab

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Spacelab »

Wieder so eine Unstimmigkeit wo jeder etwas anderes sagt. :rolleyes:
Jassy

Re: "Protection Level" bei DAB/DAB+

Beitrag von Jassy »

Ich dachte auch das es 67km wäre.
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