DAB/DAB+ in Österreich

Radioforum Österreich
digiradio.ch

Re: DAB in Österreich

Beitrag von digiradio.ch »

von seiten eines österreichischen öffentlich-rechtlichen unterhaltungssenders munkelt man seit langem, DAB sei mangels interesse schon wieder "gestorben"
Dabei ist es doch gerade der ORF, welcher der Entwicklung von DAB mit relativ bescheidenen Mitteln zu mehr Schwung verhelfen koennte.

Warum beschraenkt man sich darauf, lediglich Oe1, Radio Wien, Oe3 und FM4 via DAB zu verbreiten? Warum werden diese 4 Programme nicht durch weitere Formate aus dem bestehenden Angebot ergaenzt, um auch in punkto Vielfalt einen Mehrwert fuer die Nutzer von DAB zu schaffen?

Ich denke dabei an:

- Oe1 Inforadio ([url]mms://stream1.orf.at/oe1-news[/url])
- Radio 1476 ([url]mms://stream2.orf.at/1476[/url])

Diese Formate wuerden sich doch hervorragend als Secondary Services von Oe1 eignen.

delfi

Re: DAB in Österreich

Beitrag von delfi »

hier ist der ORF ausnahmsweise einmal unschuldig. Laut Auskunft der RTR, aber auch des ORF, darf der ORF nur die vier "ortsüblichen" Programme übertragen. Aufgrund des Gleichheitsgrundsatzes (oder wie das heißt) muss die noch brach liegende Kapazität für private Anbieter freigehalten werden. Besonders in Wien hätte der ORF durchaus Interesse gehabt, auch Radio Niederösterreich und Radio Burgenland auf DAB aufzuschalten - er darf aber nicht.
digiradio.ch

Re: DAB in Österreich

Beitrag von digiradio.ch »

hätte der ORF durchaus Interesse gehabt, ...
... - er darf aber nicht.
...und will aber auch gar nicht, wenn ich mir diesen Bericht aus dem Standard anschaue:
18. Oktober 2004 15:55 MESZ
Radiozukunft zwischen "Phonopollution" und Multimedia
ORF-Symposium anlässlich 80 Jahre Radio in Österreich - Wie tot ist DAB? - Warnung vor "akustischer Umweltverschmutzung", Perspektiven für neue Services

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80 Jahre alt wurde das Radio in Österreich dieser Tage und kann seine Stärken bei der Hörerschaft nach wie vor ausspielen. Gedanken über die Zukunft sollte man sich in diesem ehrwürdigen Alter aber trotzdem machen. Wird das Radio "Vom Sender zum multimedialen Serviceunternehmen"? Dieser Frage ging am Freitagnachmittag ein ORF-Symposium nach. Für ORF-Radiodirektor Kurt Rammerstorfer liegt auf der Hand, dass das Radio als "omnipräsentes" Begleitmedium "aufgefordert ist, sich neu zu erfinden". Kein Zweifel besteht auch darin, dass die Zukunft des Radios digital ist - irgendwie.

Digital Audio Broadcasting, kurz DAB, lautet schon seit geraumer Zeit die digitale Formel für das Radio der Zukunft. Doch obwohl seit über 20 Jahren daran gearbeitet wird, vegetiert DAB in weiten Teilen Europas derzeit eher als lebende Leiche dahin, war den Schilderungen von Josef Trappel vom Zentrum für Wissenstransfer und angewandte Medienforschung an der Uni Zürich zu entnehmen. Über 600 Millionen Euro wurden seit 1981 investiert, die Technologie sei eigentlich schon wieder veraltet. Durchgesetzt habe sie sich noch kaum. Lediglich in Großbritannien werde wohl zu Jahresende die "magische Grenze" von einer Million digitaler Empfangsgeräte überschritten werden. Was Trappel doch noch hoffen lässt: "DAB lebt", verkündete er.

Keine DAB-Impulse


Der ORF aber will sich an etwaigen lebenserhaltenden Maßnahmen vorerst nicht beteiligen, betonte dessen technischer Direktor Andi Gall. "Der ORF wird in absehbarer Zeit keine DAB-Impulse setzen können oder wollen." Digitale Wege beschreiten die ORF-Radios dennoch, versicherte er. Man setze auf verstärkte Services wie Ö3-Verkehrsnachrichten via SMS und Navigationssystem, Online-Plattformen und Ähnliches.

Keine Scheu vor Investitionen in DAB hat die britische BBC an den Tag gelegt. Angebot erzeugt Nachfrage, war dort die These. Fünf neue digitale Radiokanäle wurden 2002 eröffnet - und die Leute wollen sie hören, berichtete Chris Kimber von der BBC. Das erweiterte Angebot sei der Hauptkaufanreiz für neue Empfangsgeräte gewesen. Neben der größeren Angebotvielfalt liegen die entscheiden Vorteile des Digitalradios für Kimber auch in der Möglichkeit, "Kontrolle" über Inhalte auszuüben - Stichwort "radio on demand" - oder in erweiterten Services wie Zusatzinfos via Radiotext. Verdienen möchte die BBC mit ihren digitalen Aktivitäten nichts, versicherte Kimber. Schließlich gehe es um Service für die Gebührenzahler.

"Eher wurscht, wenn es mal rauscht"


Gall ist überzeugt, dass den Medienkonsumenten beim Radio der Inhalt vor die Übermittlungsqualität geht. Dem Großteil der Radiohörer sei es "eher wurscht, wenn es mal rauscht". Die unbestrittenen Stärken des Mediums unterstrich der Meinungsforscher Rudolf Bretschneider und relativierte die bisweilen herabsetzend gemeinte Qualifizierung als "Begleitmedium": "Was gibt es denn Schöneres als einen geschätzten Begleiter?" Etwas zu viel Begleitlärm im heutigen "akustischen Umfeld" ortete indes die Kommunikationswissenschafterin Irene Neverla. "Wir leben in der Ära des unbegrenzten Sounds", so ihre Diagnose. "Es droht die 'Phonopollution', die akustische Umweltverschmutzung." Das Radio in seiner Ausformung als "Dudelfunk" trage dazu bei - die Sender müssten um eine "Kultur des Horchens" bemüht sein, mahnte sie. (APA)
Quelle: http://derstandard.at/druck/?id=1811159

delfi

Re: DAB in Österreich

Beitrag von delfi »

ja, diese Aussagen kenne ich auch.

Es scheint aber in der Tat so zu sein, dass es zwei gegenteilige Strömungen zu DAB innerhalb des ORF gibt. Und wenn der oberste Radiochef meint, es sei egal, wenn es mal rauscht, dann hat dieser Mensch sicher Ansichten von vorgestern.

Der gute Mann soll angeblich auch schon gesagt haben "DAB-nur über meine Leiche".

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch etwas anderes.
Warum bemüht sich der ORF bei der Entwicklung des internationalen Pretio-Datendienstes, bei dem der ORF Mitglied ist und warum hat die IRT erst vor kurzem den Pretio-Datenkanal im tiroler Raum in Betrieb genommen (ich habs selbst noch nicht gesehen), wenn der ORF so gegen DAB ist????????? Ganz ehrlich: die Antwort auf diese Frage würde mich auch interessieren.

Dann ist auch die Frage, warum man seit 1999 schön brav alljährlich die Versuchslizenzen für DAB erneuern lässt, obwohl man das Medium irgendwie doch gar nicht will?
Wrzlbrnft

Re: DAB in Österreich

Beitrag von Wrzlbrnft »

Man erinnere sich übrigens an frühere Aussagen bezüglich der Nichtaufschaltung eines Livestreams der ORF-Radios. Man wolle die Entwicklung erst noch abwarten, mit den aktuellen technischen Gegebenheiten sei kein einwandfreier Empfang über Internet möglich. Und jetzt? Ö3 in WMA mit lachhaften 32 kbps. *lol*

Dann wird's auch bei DAB wohl dereinst heißen, es ist wurscht wenn's auch mal klirrt.

Rolf, der Frequenzenfänger

Re: DAB in Österreich

Beitrag von Rolf, der Frequenzenfänger »

> Ö3 in WMA mit lachhaften 32 kbps. *lol*

Und '1476' in 20kb/s Stereo... grausam!! Selbst Sprache klingt besch***en...
DX-Project-Graz

Re: DAB in Österreich

Beitrag von DX-Project-Graz »

Kronehit hat einen 10 kb/s Stream... :sneg:

Wrzlbrnft

Re: DAB in Österreich

Beitrag von Wrzlbrnft »

Kennt jemand den HiT-FM-Stream vom Waldviertler Regionalprogramm, offiziell zwar nirgends mehr verlinkt (hab die Adresse mal bei Surfmusik.de gefunden), aber immer noch in Betrieb: http://realserver.wvnet.at/hitfm/hitfm.ram
Klangqualität wie zu Anfangszeiten des Internetradios (aus der Zeit stammt auch noch der verwendete Real-Codec).

Nebenher genieße ich grad eine endgeile Metal-Sendung mittels dem dicken 300 kbps Ogg-Stream vom Soundportal. Krasse Unterschiede in Österreichs Internetstreams...

delfi

Re: DAB in Österreich

Beitrag von delfi »

Im wiener DAB-Netz strahlt der ORF sogar einen eigenen Datendienst mit umfangreichen Nachrichten, Verkehrs- und relativ einfachen Wettermeldungen aus. Der Dienst soll auch im tiroler DAB aufgeschaltet sein (hab ich aber noch nicht gesehen).

Laut IRT hat man die Datendienste erst heuer aufgeschaltet. Wenn man bedenkt, dass DAB vom ORF mit allen Mitteln der Kunst verheimlicht und bestritten wird, sollte das eigentlich zu denken geben.
andimik

Re: DAB in Österreich

Beitrag von andimik »

Was hat IRT mit dem ORF-DAB-Paket zu tun?

DigiAndi

Re: DAB in Österreich

Beitrag von DigiAndi »

1. http://www.irt.de/IRT/gesellschafter.htm
2. ist der Datendienst vom ORF (und auch der in Südtirol von der RAS) im IRT-Testpaket in München

andimik

Re: DAB in Österreich

Beitrag von andimik »

Wieder was gelernt. Vielen Dank :-)

satellit4000

Re: DAB in Österreich

Beitrag von satellit4000 »

ich erlaube mir, auf einen höchst interessanten artikel zum thema DAB inn deutschland bei den "kollegen" in der radioszene zu verweisen.
auch ich gebe dem DAB keine wirkliche zukunft. überlegt mal (wie im artikel so schön dargestellt, wie viele radiogeräte es in jedem haushalt gibt. es ist illusorisch und undurchführbar, alle diese geräte plötzlich wegwerfen zu müssen (anders als beim digitalen tv, wo es ja set-top boxen gibt).
hier der artikel:
http://www.radioszene.de/news/bitterlemmer_081204.htm
delfi

Re: DAB in Österreich

Beitrag von delfi »

@satellit4000

ich akzeptiere Deine persönliche Meinung. Hast Du aber schon mal nachgedacht, wie lange es gedauert hat, bis alle Leute von Mittelwelle auf UKW umgestellt haben? Wie lange es gedauert hat, bis alle Leute ein Farb-TV hatten? Oder, bis alle Leute einen DVD-Player haben werden (die gibt es ja bei uns auch schon seit 1995!).
Folglich ist es illusorisch, über Nacht alle Radios austauschen zu wollen. geht ja auch beim digitalen Sat-TV nicht über Nacht.

DAB kommt auf jeden Fall, alleine aus Mangel an Alternativen. Es wird allerdings UKW nicht über Nacht ablösen.
delfi

Re: DAB in Österreich

Beitrag von delfi »

@satellit4000

hab mir auch deinen link angeschaut. Ich kann nur dazu sagen, dass sich der MABB-Boss sozusagen mit seinen Äußerungen ins eigene Knie geschossen hat und er absolut alleine mit seiner Meinung da steht.
Diese Aussage verdient es nicht, darüber ein Wort zu verlieren - alles Stuss.
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