Christian_66 hat geschrieben:
Gehen wir von einem Empfang aus 2000 km Entfernung aus.
Die Reflexion findet in der Mitte dazwischen in etwa 100 km Höhe statt.
Das ergibt einen Winkel von ca. 9° am Empfänger, wenn man die Erdkrümmung vernachlässigt.
Mit Erdkrümmung sind es vielleicht 10°.
Das ist steil genug, um 10 km vor einem 1000 m hohen Berg oder 20 km vor einem 2000 m hohen Berg Empfang zu haben.
Es könnte auch steilere Winkel geben, wenn die Entfernung zum Sender kürzer ist.
Dann gibt es aber auch Empfangsorte weiter entfernt, so dass dort der Winkel wieder so um 10° beträgt.
...
Sporadic-E kommt dagegen von "oben" (also so um 10°), wie oben beschrieben.
Hallo, ich zitiere nochmal Deinen Rechenvorgang, hatte ich ja schon mal getan.
Zum einen finde ich "10°" noch nicht mal wirklich so von "oben".
Zum anderen hatte ich Deine Vernachlässigung der Erdkrümmung ja schon mal als nicht unrelevant erlätert. Weil genau die Erdkrümmung bei einem Skip von 2000 km von Deinen 10° wieder 9° wegfrisst.
Was mir aber gefällt, ist Deine generelle Betrachtung in einem planen Dreieck. Man kann das natürlich auch ganz schön mit ausführlichen Formeln eines sphärischen Dreiecks berechnen, wer Lust darauf hat, möge das tun. Was man aber von Christian lernen kann, dass man das sehr einfach auf ein System ohne Erdkrümmung projizieren kann. Man muss dann nur bedenken, dass die 10° Einfallswinkel am Empfänger in natura 9° weniger, also de facto 1° sind.
Eine einfache Formel macht das:
d/40.000 km*360°=delta beta.
delta beta ist das, was man in der Projektion auf ein planes Dreieck, also unsphärisches Dreieck, als Einfallswinkel (z.B. am Empfänger) dazugeben muss.
Vergessen wir bei dieser Betrachtung mal alles, was inzwischen diskutiert wurde mit wabernden Grenzflächen, solaren Elektronenflüssen und sonstwas unregelmäßigem.
Wir betrachten das Modell: Sender, Empfänger, ein bisschen Erdenrund dazwischen und ne Es-Wolke dazwischen, die genau in der Mitte uns freundlicherweise das Signal schön brav reflektiert.
Runtergebrochen auf das plane Dreieck haben wir ein symmetrisches Dreieck, das wir getrost in seine zwei Einzelteile zerlegen können. Das schöne hierbei ist, wir kriegen ein Teildreieck, bei dem wir einen festen Winkel kennen, nämlich den der vom Erdboden aufragt hoch zu unserem Reflektionspunkt in der Es-Schicht: 90°.
Auch wissen wir, wie hoch unser Reflektionspunkt sein soll: gehen wir mal von 100 km aus.
Auch wissen wir, wie weit unser geloggter Sender weg ist: ich beziehe mich mal auf unser TRT Nagme auf 87,5 und nehme mal die Distanz von 2150 km.
Und schon kann ich alles berechnen. Vorsicht: die Distanz muss man halbieren, da ja unser rechtwinkliges Dreieck nur den den Weg zwischen Reflexion und Empfänger beschreibt.
Da ich keine Lust habe, das mit Sinus, Cosinus und Kram zu berechnen, stütze ich mich auf einen online-Service, wo ich alle Bekannten eingeben kann und alle unbekannten Größen auf Konpfdruck berechnet bekomme:
https://rechneronline.de/pi/dreieck.php
Und ich mache gleich folgendes: Ich geb nicht die Höhe ein vom Reflexionspunkt, sondern ich lasse ihn mir berechnen. Dabei nehme ich an, das Signal kommt echt genau über den Horizont im Winkel von 0°. Will heissen, ich muss in das Schema bei Beta die 0° + delta beta eingeben.
beta= 0° + (1.075 km / 40.000 km * 360°) = 9,675°
alfa= 90°
c= 1.075 km
Die Dreiecksseite b ist die Strecke (Punkt auf der Erde unter der Reflexion) - (Reflexionspunkt in der Es-Schicht). Oder kurz gesagt: die Höhe des Reflexionspunkts.
Was mich erstaunt, dass da 183 km rauskommen.
Deutlich höher als die rund 100km, in der die Es-Schicht beobachtet wird!
Was haben wir falsch gemacht?
An der Geometrie haben wir nichts falsch gemacht. Hoffe ich.
Dass ein höherer Wert rauskommt, hatten wir ja schon diskutiert. Es ist nämlich anzunehmen, dass es keine punktgenaue Reflexion ist, sondern eine Beugung. Deswegen sollte der virtuelle Reflexionspunkt bei unserem Modell-Ausbreitungsdreieck von Sender-Es-Empfänger erwartungsgemäß ein paar km höher liegen als die tatsächliche Es-Schicht.
Aber dann gleich mehr als mind. 60 km?
Ich schätze, irgendetwas muss mit unserer modellhaften Erklärung im Argen liegen. Die bestmögliche Erklärung wäre, dass die Beugung an der Es-Schicht nicht reflektionsähnlich abläuft, sondern sehr bis sehr sehr viel allmählicher. Am Ende gibt es sogar gar keine Reflektion, sondern es ist eine sehr sehr allmähliche Beugung?
Oder wir haben doch eine Art Tunnelführung in der Es-Schicht mit einem Eintrittspunkt in die Wolke und mehreren Reflektionen in dieser Wolke bis zum Austrittspunkt, und beide liegen vielleicht Hunderte oder Tausend Kilometer auseinander?
Schon alleine die Änderung des magnetischen Vektors vom Erdmagnetfeld könnte hier für unsymmetrische physikalische Eigenschaften innerhalb des Ausbreitungsweges führen.
Und dann noch die ganzen anderen Überlegungen, die ich in meinem letzten Post aufgeführt habe...
Ich glaube, es liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.
Nachdenkliche Grüsse
Wolfgang aus Mainz