Ähem... ein Zitat von 2013!Erich Hoinicke hat geschrieben: Regen hin, Regen her... Vielleicht tut man sich leichter, wenn man sich die Erde nicht als Scheibe vorstellt und schräg in die Wolken guckt. Wie dxbruelhart schon richtig sagte, die E-s-Signale fallen sehr flach ein, sprich: die DX-Wolke liegt am Horizont und nicht irgendwo im Himmel über uns.
Also nicht täuschen lassen. Der Maßstab der Height-Achse ist anders als der der Range-Achse. Es hat schon seinen Grund, warum über 3000 km keine E-s mehr stattfindet, die Wolke müsste sehr hoch stehen. Tut sie das nicht liegt sie hinter dem Horizont. Ich sehe also keinen Grund, dass E-s-Signale sich von Regenwolken dämpfen lassen. Die darunterliegende Topografie täte das viel mehr. Vergesst also das lokale Wettergeschehen. Die Wahrheit spielt sich in 80...100 km Höhe ab.
Ich habe mir letzten Sonntag alles seit 2013 bis 2018 hier im Thread angeschaut und vor allem auch das Bild bei Wikimedia.
Ich äussere mal Zweifel, ob das alles wirklich so einfach ist, wie im Bild dargestellt.
In der Tat, nach dieser Schematik müsste die Wolke irgendwo flach am Horizont liegen, vom Empfänger aus betrachtet, auch vom Sender aus. Aber der scheinbare Reflexionspunkt muss ja einige Kilometer höher liegen als die reflektionsaktive Es-Schicht. Vermutlich wird der Strahlengang ja nicht punktgenau reflektiert, sondern in einem flächig größeren Bereich langsam gebeugt.
Meine erste Anti-These: Vielleicht ist die "Es-Wolke" ja doch generell viel größer. Vielleicht transportiert die Wolke die elektr.magn. Wellen wie in einem Antennekabel oder Lichtwellenleiter ersteinmal über größere Strecken ehe die Wellen die Es-Wolke wieder verlassen. Auf diese Weise kämen die Wellen also steiler aus dem Himmel.
Meine zweite Anti-These: Vermutlich ist der Strahlengang nicht so ein einfaches Zickzack wie das bei der Kurzwelle der Fall ist.
Meine Überlegung: Wenn so häufig so starke Überreichweiten-Durchbrüche zu beobachten sind, die in Ortssenderstärke eintreffen, dann muss ja der überwiegende Teil der Wellenausbreitung durch phykalische Medien gehen, die längst nicht so stark dämpfen, wie das nun mal die unterste Atmosphäre bei UKW tut.
Wenn ich mir 87.5 TRT Nagme aus der Türkei anschaue, was ich schon mehrfach die letzten Tage in Ortssenderqualität gehört habe (Rhein-Main-Gebiet und an zwei Tagen auch in der Schweiz), die Antenne steht zwar in 1100 Metern direkt über dem Meer. Wenn ich das richtig sehe, strahlt die Antenne aber nur mit 30 kW. Abgesehen von Topgrafie und Erdkrümmung, so müsste aber nach ein paar hundert Kilometern Schluss sein mit brauchbarem Empfang. 100 km Umkreis mit Ortssenderqualität wäre noch denkbar.
Wie kann es aber mit 2150 km noch in Ortssenderqualität ankommen? Indem maximal 200 km in der untersten Atmosphäre durchlaufen wird. Wenn ich mir im Vergleich dazu DRS3 als es am 1.11.19paarund80 gestartet wurde und über 100 Mhz in Deutschland noch nahezu Funkstille herrschte, so kam die 300 km vom Säntis unter normalen Bedingungen nur stark verrauschtes Signal bei mir in Mainz (mit Teleskopantenne) an.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei Es-Bedingungen auch nur 100km der unteren Atmosphäre durchlaufen werden.
Ich denke, schon alleine der Effekt, dass das durchlaufene Medium sich in seinen Eigenschaften stetig graduell oder auch abrupt ändert, werden wir es hier vermutlich mit einer starken Beugung zu tun haben. D.h., selbst, wenn es an der Es-Schicht eine nahezu punktuelle Reflexion geben sollte (was ich hier oben in meiner ersten Anti-These ja in Frage gestellt habe), dann müsste der Strahlengang eher wie eine nach aussen gewölbte Glocke aussehen.
Will heissen: die Wellen erreichen noch sehr viel flacher die Es-Schicht und verlassen sie auch sehr viel weniger steil, während der Ausbreitungsweg in der Nähe der beteiligten Antennen deutlich steiler sein müsste.
Hat irgendwer von Euch eine Antennenanlage, mit der man den vertikalen Einfallswinkel bestimmen könnte? Das wäre doch mal ein Versuch wert.
Gruss
Wolfgang