Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

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Christoph Birke
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Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von Christoph Birke »

Wie sollen gute, verständliche Radionachrichten sein? Diese Frage stellt sich die Abteilung Sprechwissenschaft und Phonetik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Das Medium Radio begleitet vielleicht viele von Ihnen im Alltag, wie privat.
Gute Nachrichten, was heißt das aber? Wie sollte eine angenehme und zielgruppengerechte Nachrichtensendung sein?
Aus diesem Grund wollen wir spezifisch Ihre Haltung und Meinung zu bestimmten Nachrichtentypen wissen.

Unter dem Link: https://www.soscisurvey.de/MLU-Hoerfunk/ können Sie uns durch Ihre Teilnahme an der Onlinebefragung unterstützen.

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme und Erfahrungen mit unserer Sendung.

Die Abteilung Sprechwissenschaft und Phonetik der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
chapri
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von chapri »

Nettes Intro, aber die Umfrage richtet sich nur allzu deutlich an Gender-Kritiker...
Ganztagsprogramm via https://radiojoystick.de/web/
Dudelsack
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von Dudelsack »

Das könnte daran liegen, dass das Themer Gendern der Kern dieses Umfrageprojekts ist. Näheres kann man unter Anderem hier nachlesen: https://www.radioszene.de/154604/studie ... chten.html
Ich finde es gut und richtig, dass sich mit der Wirkung der gesprochenen Sternchen befasst wird. Es fällt nämlich auf, dass zwar eine große Mehrheit der Bevölkerung derartige Formulierungen ablehnt (https://www.infratest-dimap.de/umfragen ... e-sprache/), sich das aber nicht wirklich auf die Medien (hier: das Radio) auswirkt, im Gegenteil. Man hört immer mehr Sprechpausen im Vergleich zu letztem Jahr, während im selben Zeitraum die Akzeptanz weiter sank. Und da könnten einige Radio- und Fernsehsender mit dem immer penetranteren Einsatz dieser Sprechweise durchaus ihren Anteil dran haben.
ardey.fm
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von ardey.fm »

Unterschreibe "immer penetranterer Einsatz". An Tendenziösität und Doppelstandards hat man sich ja gewöhnt, aber dieser Gender-Sprachmüll vergällt mir langsam das letzte Fünkchen Sympathie für deutschsprachige Wortprogramme. In ehemals hörenswerten Programmen wie SRF4 News wird einem dieses neuartige Parteichinesisch ja noch penetranter um die Ohren gehauen - *kotz*.
PAM
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von PAM »

Neben Sprachverbiegungen durch betont gesprochene Gendersternchen oder Doppelpunkte (in Form von Sprachpausen) kosten auch stampfende Musikbetten unter den Nachrichten Verständlichkeit. Nun kann man sich zurücklehnen und sagen: "Das ist halt jetzt so!" - Man nimmt aber mit beidem zusätzlich den Zuhörern die Möglichkeit, den Nachrichteninhalten zu folgen, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist, die aber trotzdem funktionierende Grundkenntnisse haben und an sich über ein brauchbares Hörverstehen verfügen.

Drehen wir es mal um: Englisch ist für mich eine erlernte Fremdsprache. Manchen englischsprachigen Nachrichten kann ich ohne Inhaltsverluste folgen, auch wenn mir mal das eine oder andere Wort verloren geht oder ich irgendeinen Namen nicht korrekt verstanden habe. Bereits mit englischen Dialekten wird es schwerer, "American English" ist noch einmal schwieriger (da teilweise Vokalbeln abweichen).
🎧📺📻📡
Dudelsack
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von Dudelsack »

ardey.fm hat geschrieben: So 7. Nov 2021, 22:30 In ehemals hörenswerten Programmen wie SRF4 News wird einem dieses neuartige Parteichinesisch ja noch penetranter um die Ohren gehauen - *kotz*.
Echt? Ich hatte Anfang dieses Jahres Lockdown-bedingt länger in Stuttgart festgesessen und mir dort eine provisorische Empfangsanlage eingerichtet, mit der ich die 101,50 MHZ vom Säntis einfangen und gut hören konnte. Ich tat das auch häufiger und mir fiel bei den Nachrichten, die bei SRF 1 und 4 ja identisch sein müssten, sehr positiv auf, dass hier nicht so stark gegendert wurde, wie man es aus bundesdeutschen Medien kennt.
Allerdings räume ich ein, dass vielleicht jeder irgendwas anderes als störend empfindet. Ich komme nicht mit den Sprechpausen (wie im Deutschen Radio) klar und finde es angenehm, wenn stattdessen (wie im Schweizer Radio) etwas weniger agressiv gegendert wird. Hört man in Deutschland oftmals von Politiker*innen, sind es in der Schweiz dagegen meist die Politikerinnen und Politiker. Das ist zwar länger, aber es kommen immerhin nur Wörter vor, die auch tatsächlich existieren.
Gegen diese Art von Gendern, die die weibliche und die männliche Form gleichermaßen verwendet, habe ich eigentlich nichts einzuwenden, haben wir es hier doch mit zwei ähnlich großen Gruppen (Männern und Frauen) zu tun, die aufgrund ihres etwa gleich häufigen Vorkommens auch ruhig gleich stark in der Sprache berücksichtigt werden können. Mich stört nur einfach das Zerhacken bestehender Wörter.
Ja, ich weiß, dass es jetzt wahrscheinlich wieder um die Diversen geht, die sich dann ja weder von dem Einen, noch von dem Anderen angesprochen fühlen. Hier ist dann, bei aller Toleranz, aber schon mal der Punkt erreicht, an dem meine Rücksicht Grenzen kennt.
Ich zum Beispiel bin von Geburt an blind und habe in meinem sozialen Umfeld viel mit anderen Blinden zu tun. Keinem von uns würde es in den Sinn kommen, sich darüber zu beschweren, dass immer von "vorbeischauen", "abgucken" oder "Wiedersehen" die Rede ist, weil wir das nicht als Problem empfinden und uns eigentlich immer mit angesprochen fühlen. Mehr noch, wir verwenden diese Begriffe ganz selbstverständlich in unserer Kommunikation.
Anderes Beispiel: Mir ist nichts darüber bekannt, dass sich der Großteil der Medien so rücksichtsvoll gegenüber Homosexuellen verhält, wie es hier mit denen passiert, die sich von dem Sternchen angesprochen fühlen sollen. Es wird doch nahezu überall das klassische Bild der Mann-Frau-Beziehung propagiert, einfach, weil es die Lebensrealität des überwiegenden Teils der Bevölkerung wiederspiegelt.
Die große Mehrheit schaut eben schnell mal was nach, verwendet die Bezeichnung "Schatz" für eine Person komplimentären Geschlechts und fühlt sich mit der männlichen oder der weiblichen Form eines Wortes angesprochen. Daraus resultierend hätte man jetzt zwei Möglichkeiten:
Man könnte zum Einen so konsequent sein und Gruppen wie die oben genannten mindestens genauso sehr berücksichtigen, schließlich gibt es weit mehr Behinderte oder Homosexuelle als Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen können. Das würde allerdings zu Problemen führen, denn wenn der Blinde sich von Wendungen, die sich auf die visuelle Wahrnehmung beziehen, nicht angesprochen fühlt und daher auf Formulierungen mit "Hören" besteht, geht als nächster der Taube auf die Barekaten, weil er jetzt genau das umgekerhte Problem hat. Und in den Medien müsste man dann alles, was auf Paarbeziehungen Bezug nimmt, in mehrfacher Ausführung produzieren, also mit einer Frau und einem Mann, mit zwei Frauen, mit zwei Männern und so weiter.
Man könnte aber zum Anderen auch einfach verstehen, dass allgemeine Formulierungen oder Darstellungen nun mal nicht genau auf einen Menschen zugeschnitten, sondern eben allgemein sind. Damit sollche allgemeinen Aussagen oder Darstellungen aber die Lebensrealität möglichst vieler Leute wiederspiegeln, wird sich hier eben an der Mehrheit orientiert.
Wenn also nach der Mehrheit formuliert wird, hat das nichts mit Ignoranz oder Bosheit zu tun. Die Defizite von Menschen mit Behinderungen werden nicht übergangen, nur weil jemand eine sprachliche Wendung benutzt, die auf das bezug nimmt, was man nicht kann. Niemand spricht sexuell anderweitig orientierten Menschen ihre Art der Sexualität ab, wenn er das heteronormative Rollenbild verwendet und es sagt eben auch keiner etwas dagegen, dass sich Leute einem anderen Geschlecht als den beiden großen zuordnen, nur, weil er keine Sternchen schreibt oder spricht. Jeder kann sich, wenn er sich von einer allgemeinen Formulierung nicht angesprochen fühlt, immer noch seinen Teil denken und die betreffende Aussage im Geiste genau auf seine Situation zuschneiden, aber es ist utopisch, von jedem zu erwarten, dass er auf alle Eventualitäten und Befindlichkeiten Rücksicht nehmen kann, wenn er zu einer größeren Gruppe von Menschen spricht. Hier ist dann Toleranz auch mal bei jenen gefragt, die sie sonst auf der anderen Seite meist einfordern.
Habakukk
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von Habakukk »

Als Linkshänder fühle ich mich übrigens auch diskriminiert, wenn in der Sprache links immer negativ verwendet wird (z.B. "jemanden linken"), aber rechts immer positiv verwendet wird (z.B. "da hast du recht", "das ist mir recht", "das ist mein gutes Recht").
Höchste Zeit, einen Zentralrat für Linkshänder zu gründen!!!1ELF
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Dudelsack
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von Dudelsack »

Dazu fällt mir dieses hier ein: https://www.youtube.com/watch?v=6V-IyfeprM4 :D
ardey.fm
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von ardey.fm »

Dudelsack hat geschrieben: Mo 8. Nov 2021, 16:28
ardey.fm hat geschrieben: So 7. Nov 2021, 22:30 In ehemals hörenswerten Programmen wie SRF4 News wird einem dieses neuartige Parteichinesisch ja noch penetranter um die Ohren gehauen - *kotz*.
Echt? Ich hatte Anfang dieses Jahres Lockdown-bedingt länger in Stuttgart festgesessen und mir dort eine provisorische Empfangsanlage eingerichtet, mit der ich die 101,50 MHZ vom Säntis einfangen und gut hören konnte. Ich tat das auch häufiger und mir fiel bei den Nachrichten, die bei SRF 1 und 4 ja identisch sein müssten, sehr positiv auf, dass hier nicht so stark gegendert wurde, wie man es aus bundesdeutschen Medien kennt.
Meine Beobachtung bezog sich weniger auf die eigentlichen Nachrichtensendungen, eher das Programm im Allgemeinen. Jedenfalls schwirrte mir bald nur noch der Kopf vor Politikern und Politikerinnen, Journalisten und Journalistinnen, Unternehmern und Unternehmerinnen, Verbraucherinnen und Verbrauchern, Besucherinnen und Besuchern, Userinnen und Usern, usf. Wenn das in einer Tour so geht, finde ich das noch weitaus nerviger als diese beknackten Partizipialformen, mit denen ebenfalls nicht zu knapp um sich geschmissen wurde. Mag sein, dass diese dümmlichen Binnen-I-Pausen weniger stark vertreten waren - diese Form beobachte ich meistens bei irgendwelchen Grünen oder Klimakindern (m/w/d), aber denen muss man ja nicht unbedingt zuhören. So krankhaft exzessiv wie auf SRF4 war mir die Genderei im Hörfunk bis dahin jedenfalls noch nicht begegnet. Dürfte auch so Anfang dieses Jahres gewesen sein, nachdem ich den Sender eine Zeit lang nicht gehört hatte. Habe den seitdem nicht mehr eingeschaltet. Kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass der aus Doofland importierte Quatsch bei den Eidgenossen langfristig Bestand haben sollte, die Schweizer sind doch vernünftige Leute, odr!
mittendrin
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von mittendrin »

ardey.fm hat geschrieben: Di 9. Nov 2021, 18:36 Mag sein, dass diese dümmlichen Binnen-I-Pausen weniger stark vertreten waren - diese Form beobachte ich meistens bei irgendwelchen Grünen oder Klimakindern (m/w/d), aber denen muss man ja nicht unbedingt zuhören.
Da gibt es ZDF "Plan B", samstags nach dem Länderspiegel, gegen 17.30 Uhr. Die Themen mögen zuweilen interessant sein, der Tonfall und die Stimmlage aber führen unweigerlich zum Abschaltvorgang. :gruebel:
mittendrin ist hier: QTH 11e59 / 51n23 (südlich von Halle/Saale)
DAB+ mit PEAQ PDR050-B (Teleskopantenne) jederzeit indoor mindestens einlesbar aus: 19km (5C,6B), 23km (5D, 11C), 29km (6C, 9A, 10A, 12A), 52km (8B), 63km (12B), 98km (10B), 105km(8A)
DH0GHU
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von DH0GHU »

Ich wüßte jetzt nicht, welche Radionachrichten gendern? Ist das beim DLF und BR der Fall? Das sind die einzigen Nachrichten, die ich bewußt höre - aber das Gendern geht "links rein, rechts raus" - wenn ich mich aufregen will, finde ich andere Gründe :-)
Das Musikbett bei manchen Dudelsendern finde ich da weit problematischer. Das nervt. Und anstatt beim Autofahren die Nachrichten durchzuhören, dreht man das Radio dann leiser, weil man gerade glaubt, einen Reifen- oder Motorschaden zu haben. Nur um dann festzustellen, dass der komische Lärm vom Radio kommt.

Aber ganz ehrlich: Wer sich über das Gendern aufregt, WILL sich darüber aufregen. Schön ist es nicht, ich empfinde es (als Schnellleser) im Textfluss auch nicht sonderlich zweckdienlich, ich mach's auch nicht.
... wenn ich mal ein Jahr lang weder mit Zigarettenrauch, Rechtsextremismus, Linksextremismus, Faschismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Esoterik, Wissenschaftsfeindlichkeit, Umweltverschmutzung und Kriegsmeldungen noch Kriminalität konfrontiert wurde (im realen Leben oder in den Nachrichten), DANN bin ich auch mal bereit, mich übers Gendern aufzuregen :D :D Vorher ist das doch wohl ein wirklich kleines Problem selbst für die, die's stört.
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von iro »

DH0GHU hat geschrieben: Do 11. Nov 2021, 18:00Und anstatt beim Autofahren die Nachrichten durchzuhören, dreht man das Radio dann leiser, weil man gerade glaubt, einen Reifen- oder Motorschaden zu haben. Nur um dann festzustellen, dass der komische Lärm vom Radio kommt.
Ach, Du hörst DLF Nova? :D
DH0GHU
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Re: Verständlichkeitsforschung zu Radionachrichten

Beitrag von DH0GHU »

iro hat geschrieben: Do 11. Nov 2021, 18:09
DH0GHU hat geschrieben: Do 11. Nov 2021, 18:00Und anstatt beim Autofahren die Nachrichten durchzuhören, dreht man das Radio dann leiser, weil man gerade glaubt, einen Reifen- oder Motorschaden zu haben. Nur um dann festzustellen, dass der komische Lärm vom Radio kommt.
Ach, Du hörst DLF Nova? :D
Nicht zu den Nachrichten ;)
Eigenltich höre ich derzeit fast ausschließlich das Hauptprogramm DLF.
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