Manager hat geschrieben: ↑Mo 19. Okt 2020, 21:16
Aber von Ende der 50er bis Ende der 70er Jahre hatte Radio Luxemburg als einzige deutschsprachige kommerzielle Popwelle ein Alleinstellungsmerkmal. Bei den ARD Anstalten gab es damals abgesehen von der Europawelle Saar nur Beamten Schnarchfunk mit belehrendem Ton - auch Bildungsauftrag genannt. Aus dieser Zeit stammt die Glorie um das luxemburger Programm. Leute, die diese Zeit (60er Jahre/Anfang 70er Jahre) selbst nicht erlebt haben, werden das nicht verstehen.
Ich persönlich glorifiziere Radio Luxemburg nicht, hege aber eine gewisse Nostalgie dem Programm gegenüber.
Persönlich bin ich erst 1980 auf den Sender gestossen, wohnte im Grossraum Düsseldorf, war 10 Jahre alt und damals schon radiobegeistert. Kannte alle Programme auf UKW, Mittel- und Lagwelle. Dachte ich.
Meine Eltern sagten immer zu mir: "wenn ich gut in der Schule sei, würden sie mir noch ein Programm zeigen, das ich noch nicht kennen würde". Ich war natürlich neugierig, aber sie rückten nicht damit raus, was für ein Programm das sein könnte.... Und besonders gute Noten hatte ich auch nicht, von daher keine Chance es zu erfahren.
Eines Tages im Sommer, ich war draussen im Garten und kurbelte wieder einmal über UKW-Skala meines Nordmende Taschenradios, fiel mir auf 97,0 ein Sender auf, den ich zuvor immer überhört hatte. Er war auch nicht besonders stark, man musste die Antenne schon sehr genau ausrichten und das Signal fadete.
Ich hörte fasziniert zu, der Sender nannte sich "Radio Luxemburg". Ich ging ganz aufgeregt zu meinen Eltern und fragte sie, ob sie "Radio Luxemburg" kennen würden. Der würde auf Deutsch senden! Meine Eltern verneinten, nein, davon hätten sie noch nie gehört.
Später merkte ich aber sehr wohl, dass das genau der Sender ist, den sie noch in petto hatten und den sie mir nur dann zeigen wollten, wenn ich gute Noten hatte. Da ich aber nie gute Noten hatte, wurde mir der Sender daraufhin sehr schnell von meinen Eltern "verboten". Denn das Ablenkungspotential war zu gross, dass die Noten dann wohlmöglich noch schlechter geworden wären.
Folglich musste ich den Sender fortan heimlich hören und habe alle Klassenkameraden eingeweiht, die auch alle begeistert waren, und ich war oft bei meinen Freunden, um dort Radio Luxemburg zu hören. Teilweise haben wir dort auch angerufen, es gab am Nachmittag und Abend diverse Mitmach-Sendungen, erinnere mich nicht mehr genau welche, Luxemburg 496061 oder so, und wir haben da teilweise horrende Telefonrechnungen produziert, worüber die Eltern meiner Freunde gar nicht so begeistert waren. War ja immerhin ein Ferngespräch ins Ausland, das war damals noch teuer.
Aus dieser Zeit stammt meine Nostalgie, die auf das heutige Programm natürlich nicht mehr anwendbar ist... Aber die Nostalgie bleibt. Faszinierend damals auch die "Unglaublichen Geschichten" mit Rainer Holbe, wo Gespräche mit Verstorbenen geführt wurden...