Diese Ratlosigkeit ist mittlerweile im täglichen Programm zu spüren. Offenbar ist man vermehrt bemüht, durch jung und hip klingende Moderatoren, die Jugendsprache in fast übertriebenem Maß verwenden, sich an die Gen Z anzubiedern. Es ist meistens zum Fremdschämen, wie viele der Moderatoren lustig und „cool“ sein wollen. Ständig gemischt mit einem erzwungen klingenden, mahnenden Unterton, überall werden krampfhaft Klimaschutz und LGBT-Themen eingebaut bzw. hineininterpretiert. (Grundsätzlich ist dagegen ja nichts auszusetzen, aber es wirkt von der Gewichtung im Programm extrem übertrieben.) FM4 war immer liberal, klingt aber inzwischen fast mehr wie ein Parteiradio der Grünen, als ein öffentlich-rechtliches, durch Gebühren finanziertes Programm.Nun, ein Jahr und die eine oder andere Radiostudie später, gilt eine grundlegende Neupositionierung von FM4 Richtung kommerzieller Jugendkanal als noch ein Stück schwerer vermittelbar für einen öffentlich-rechtlichen Sender, dessen öffentliche Finanzierung mit der Haushaltsabgabe gerade abgesichert und gestärkt wird.
(https://www.derstandard.at/story/300000 ... onalsender)
Das einst von mir geschätzte Format mit viel Indie-Pop/Rock ist nun mit dieser scheußlichen Rap-Musik und undefinierbaren Titeln fragwürdiger Qualität durchwässert. Die Playlist ist einfach total seltsam geworden. Es fällt schwer, dieses Programm bei einer Autofahrt noch dauerhaft zu hören. Vielleicht war dies bei FM4 immer der Fall, jedoch ist es nun umso schwerer geworden, länger dran zu bleiben.
Statt FM4 Unlimited gibt es zu Mittag eine von Peinlichkeit nicht zu übertreffende „Comedy“-Sendung („Passt Show“), am Frühabend das an die Jugend abgezielte „OK FM4“ – alles in allem „cringe“ um es in der heutigen Sprache zu formulieren, und überhaupt fehlt es bei der Musik an gutem neuen Indie – der ist nämlich alles andere als tot.
So höre ich, wenn ich ein alternatives Format hören möchte, inzwischen ausschließlich Spotify, oder je nach Aufenthaltsort terrestrisch ausländische Radiosender wie Rádio_FM (Slowakei), Yammat FM (Zagreb), zu manchen Tageszeiten auch Val 202 (Slowenien) – gerade Freitag abends um 20 Uhr kann ich die Sendung Ožigosano sehr empfehlen, da gibt es immer Neuvorstellungen aus Indie-Pop/Rock, wirklich am Puls der Zeit.
Die Jugend hört kaum mehr Radio, manche Jugendlichen kennen herkömmliche Terrestrik (kein Streaming!) gar nicht mehr, wieso also auf ein verlorenes Pferd setzen? Ich denke, mit einem dezidierten Programm für 30+ hätte FM4 die besten Überlebenschancen. Es ist wohl zu spät, das Ruder herumzureißen, aber es ist allemal eine vertane Chance des ORF. Just my two cents.
