Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

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maroon6
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Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von maroon6 »

Das hier löuft gerade übern Ticker:
In mehreren Bundesländern werden am Dienstag Wohnungen der Letzten Generation durchsucht. Der Vorwurf lautet "Bildung einer kriminellen Vereinigung".
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2 ... ungen.html

Anders als bei den Reichsbürgern in der vergangenen Woche gehen diese Razzien in meinen Augen zu weit. Die Aktivisten haben niemandem geschadet, sind auch weit davon entfernt eine terroristische Vereinigung zu werden wie damals die RAF, die ja auch aus einer Bewegung heraus entstanden ist. Es sind zumeist junge Menschen, die mit spektakulären Aktionen auf ein wichtiges Anliegen aufmerksam machen wollen und sensibolisieren.

Ob sie damit immer die richtigen treffen, ist eine andere Frage. Meine Frau musste am Montag einen wichtigen Termin absagen, da sich Aktivisten auf einer Brücke am Hauptbahnhof festgeklebt hatten. Dummerweise kam halt auch der Bus nicht durch, mit dem sie fuhr. Es ist also sehr fraglich, ob mit einem Protest, der selbst Menschen trifft, die sich umweltbewusst verhalten, ein Stopp der Abholzung des Regenwaldes in Brasilien und andere Forderungen erfüllt werden können.

Ich sage: Da ist Protest gegen AKTUELLE Projekte viel zielführender. Ich habe viel Sympathie für die Menschen, die im Moment bei Arschkälte in Baumhäusern leben, um die Rodung von Teilen des Riederwalds in Frankfurt zu verhindern. Ich fand auch den Etappen-Sieg um die Erhaltung des restlichen Hambacher Forsts klasse, und ich beteilige mich auch selbst an Aktionen, etwa gegen den Bau eines neuen Stadtteils auf der grünen Wiese in einem bisherigen Naherholungs- und Kaltluftentstehungsgebiet.

Wie seht ihr das?
Zuletzt geändert von maroon6 am Di 13. Dez 2022, 14:40, insgesamt 1-mal geändert.
dxbruelhart
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von dxbruelhart »

Die Klimakrise ist weit fortgeschritten. Es müssen jetzt auch unkonventionelle Wege beschritten werden, damit eine Umkehr bei der Energieversorgung und im Strassenverkehr und auch bei den Heizungen weg von den fossilen Energien möglich ist. Die Lösungen sind da, aber werden doch nur arg zögerlich angenommen, da muss der Staat viel mehr machen; ich bin da ganz bei der letzten Generation im Geiste.
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maroon6
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von maroon6 »

dxbruelhart hat geschrieben: Di 13. Dez 2022, 13:46 Die Klimakrise ist weit fortgeschritten. Es müssen jetzt auch unkonventionelle Wege beschritten werden, damit eine Umkehr bei der Energieversorgung und im Strassenverkehr und auch bei den Heizungen weg von den fossilen Energien möglich ist. Die Lösungen sind da, aber werden doch nur arg zögerlich angenommen, da muss der Staat viel mehr machen; ich bin da ganz bei der letzten Generation im Geiste.
Problem ist eben die persönliche Wahrnehmung. Meine Frau setzt sich für den Klimaschutz ein und war dennoch stinksauer, dass sie nicht zu ihrem Termin kam wegen der Proteste der LG am Montag, als diese die wichtigste Einfallstraße in Mainz am Hbf lahmlegten. Je mehr Menschen persönlich betroffen sind, die dafür gar nix können, umso weniger Verständnis ernten die Aktivisten. Und das ist dann eben völlig kontraproduktiv, da es nicht zielgerichtet ist und Unbeteiligte darunter leiden müssen.

Ich kritisiere auch deren Begründung für eine Legitimation: Wenn die Bundesregiering gegen Klimaziele verstößt, dann dürfen wir auch solche Aktionen durchführen. Das ist pure Anarchie wie bei dieser Gruppe, die nun an jedem Tag die Luft aus SUVs rauslassen und sagen, wenn die Politik sie nicht verbietet, dann müssten sie diese halt "stillllegen".
PAM
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von PAM »

Wo ist die Grenze zu ziehen? Die zum Teil gefährlichen Eingriffe in den Straßen- und Bahnverkehr, das Eindringen in Bergbaugebiete oder auf Raffineriegelände sowie in den Sicherheitsbereich der Flughäfen - alles das stellt Straftatbestände darf. Keine Form einer friedlichen Demonstration rechtfertigt das Begehen von Straftaten. Die heutigen Wohnungsdurchsuchungen erfolgten übrigens auf Basis von Beschlüssen des Amtsgerichts Neuruppin.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von das letzte MHz »

Die kausale Verzögerung von Rettungseinsätzen hat diese Gruppierung für mich persönlich unannehmbar gemacht. Bei der Aktion am Flughafen München konnte eine Maschine mit einem Verdacht auf einen Herzinfarkt erst mit 20-minütiger Verspätung landen:

https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 40856.html

Glücklicherweise war es kein Infarkt, wenn es aber einer gewesen wäre, hätten 20 Minuten den Unterschied zwischen Totenschein und Genesung ausmachen können.
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SOLAR MAX
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von SOLAR MAX »

Warum werden die Teilnehmer der Letzten Generation-Proteste eigentlich wie Schwerkriminelle verfolgt ?
Ganz einfach: weil sie Recht haben.
Statt den Klimawandel zu stoppen redet und handelt man gegen Leute, die einige Staus verursachen und/oder sich festkleben.
Ich habe noch nicht gehört, dass z.B. Straßenblockaden von Bauern oder für mehr Lohn Streikenden kriminalisiert wurden.
DH0GHU
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von DH0GHU »

Wer sich ein bischen mit Recht auskennt, weiß, dass ein gefährlicher Eingriff in den Bahn- oder Luftverkehr eine ganz andere Dimension ist als eine simple Straßenblockade. Allein das rechtfertigt schon eine entsprechende Behandlung. Man schaue sich mal an, was passiert, wenn jemand AUS VERSEHEN einen Bahnübergang blockiert. Bei Vorsatz sind dann noch mal ganz andere Dimensionen erreicht.
Wir reden hier nicht mehr von einer einfachen Ordnungswidrigkeit oder einem Bagatelldelikt. §315 StGB ist dahingehend ziemlich eindeutig: https://dejure.org/gesetze/StGB/315.html
Es geht hier auch nicht mehr um Fahrlässigkeit.

Ansonsten ist meine Wahrnehmung die, dass die letzte Generation der eigenen Sache - ihren eigentlich ehrenwerten Zielsetzungen - einen Bärendienst erweist. Anstatt über Lösungen der Klimakrise zu diskutieren, wird nur noch über die letzte Generation diskutiert. Ihre Aktionen führen zu einer Polarisierung, die es sehr viel schwerer macht, Klimaskeptiker zu überzeugen.

Letztendlich erreichen sie damit eher das Gegenteil des Gewünschten - bis hin zum ganz einfachen praktischen Einzelfall des erhöhten CO2-Ausstoßes als direkte Folge der Maßnahme. Der Weg von A nach B des Einzelnen wird ja fortgesetzt. Einige Flugzeuge drehen Extrarunden, die viel CO2 ausstoßen. Einige Leute fahren Umwege, andere lassen im Stau bei den aktuellen Temperaturen natürlich die Heizung oder im Sommer die Klimaanlage an - und damit auch den Motor. Würde ich wegen so einer Aktion meinen Zug im knapp 10 km entfernten Bahnhof verpassen, würde ich entweder an einen entfernteren Bahnhof fahren oder gleich das Auto für die ganze Strecke nehmen.

Wer nicht total hohl in der Birne ist, hat aber doch eh längst verstanden, dass wir dringend unseren CO2-Ausstoß weit engagierter reduzieren müssen als bisher. Extremistische, strafbare Einzelaktionen sind zur Überzeugung schlichtweg überflüssig.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von dxbruelhart »

Der grösste Treiber für die Klimakrise durch den prozentual massivsten Ausstoss von CO2 ist hier der Strassenverkehr, und auch in Deutschland ist der gar nicht unwichtig. Die fossilen Energieträger müssen viel teurer werden, wenn wir die Klimakrise wirksam bekmämpfen wollen; der Krieg in der Ukraine hat schon einiges verteuert, aber im Strassenverkehr hat sich fast nichts geändert. Deshalb sollten Öl, Benzin und Diesel vorerst um 1 Euro pro Lister, mittelfristig (nach vielleicht 3 Jahren) stufenweise teurer werden, 3 Jahre nach dem Anfang soll der Preis um 10 Euro verteuert sein. Wer bisher auf das Auto angewiesen ist, soll unbedingt auf ein abgasfreies Auto umsteigen, und in den städtischen Regionen oder wo verfügbar sollte der öffentliche Verkehr viel mehr genutzt werden. Wer nach 1990 noch eine Ölheizung eingebaut hat, dem ist nicht wirklich zu helfen; Vermieter sollen/müssen die Mehrkosten vollumfänglich selbst tragen, auf die Mieter dürfen die Mehrkosten nicht abgewälzt werden. Gas soll - solange der Uraine-Krieg noch tobt, noch nicht verteuert werden. Nach dem Ende des Krieges soll auch der Gaspreis ansteigen. Wir müssen jetzt wirklich handeln, und der Preis der fossilen Energieträger ist wohl das wirksamste Mittel, um bald zu einem spürbar geringeren CO2 Ausstoss zu kommen. Da müssen die Regierungen jetzt handeln! Solange nichts passiert, sind die Aktionen der letzten Generation halt nötig, so schwierig manche Aktion auch ist.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von iro »

Grundsätzlich sind die Forderungen natürlich berechtigt, was das Klima angeht ist es schon längst 5 nach 12.
Nur die Art des Protestes ist kontraproduktiv, letztlich landet nicht das eigentliche Anliegen im Fokus der Öffentlichkeit, sondern die Art der Protestes, PR-technisch ein Desaster. Und dumm! Auf einen gefährlichen Eingriff in den Bahn- oder Luftverkehr, gehe ich jetzt mal nicht groß ein, sowas geht einfach nicht.
Randbemerkung: der Stop des sowieso nur mit <5km/h sich fortbewegenden Castorszuges nach Gorleben damals, per sich unter den Schienen durch ein Rohr hindurch über Kreuz anzuketten, wurde übrigens nicht als gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr gewertet, da keine Gefahr bestand. Tarifiert wurde das vom Gericht mit einem Bussgeld von 500 DM wegen irgendwas anderem in der Kategorie unbefugtes Betreten o.ä.. Die Aktion traf auch nicht den "normalen Bürger", sondern betraf einen von tausenden Polizisten bewachten im Schrittdempo fahrenden speziellen Güterzug. Und mittlerweile ist es ja auch amtlich geworden, daß Gorleben komplett ungeeignet ist für die Zwecke eines Endlagers... Das Anliegen war also schon sehr berechtigt.

Auf der Strasse festkleben mag zwar legaler sein als an Flugzeugen, aber damit findest Du keinerlei Unterstützer für Dein Anliegen, genau so wenig mit dem Kunst mit Essen bewerfen. Nicht einmal bei den Dir wohlgesonnenen Menschen. Ganz im Gegenteil, die Forderung tritt hinter der Art der Aktion im gesellschaftlichen Bewusstsein zurück. Und alle halten Dich für bekloppt und radikal ideenlos. Sich an Lindners Porsche festkleben dürfte da mehr evtl. mehr Aufmerksamkeit für das Anliegen bringen, zumal das ja auch der eigentliche Adressat ist...

Auch Aktionen wie das Blockieren von Werkstoren palmölverarbeitender Betriebe (Robin Wood) betreffen weitestgehend nicht den normalen Bürger, abgesehen von den dort arbeitenden Menschen. PR-technisch ist das das eigentliche Anliegen dabei aber präsenter als die Art der symbolischen Aktion. Vergleichbar in etwa mit der Blockade von Aldilidledekametro-Zentrallagern durch Bauern und ihre Trecker - es dürfte so gut wie jedem bekannt sein, was eigentlich gefordert wurde: mehr Geld für Milch.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von 793267 »

Razzien gegen "Letzte Generation"-Aktivisten - auch im Norden
In sechs Bundesländern wurden Wohnungen von Klimaaktivisten durchsucht. Es gehe unter anderem um den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung.

https://www.ndr.de/nachrichten/info/index.html
Razzien gegen "Letzte Generation"-Aktivisten - auch in MV
Stand: 13.12.2022 17:23 Uhr

In mindestens sechs Bundesländern haben Polizei und Staatsanwaltschaft Wohnungen von Klimaschutz-Demonstranten der Gruppe "Letzte Generation" durchsucht - auch in Greifswald. Grund sind demnach mehrere Aktionen gegen die Ölinfrastruktur der Raffinerie in Schwedt. Die Aktivisten sprechen von einem Einschüchterungsversuch.

Ermittler haben bundesweit Räume der Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" durchsucht. Es gehe um elf Objekte im gesamten Bundesgebiet, hieß es von der Staatsanwaltschaft Neuruppin. Ermittelt werde gegen "etwas mehr als elf Personen" wegen Störung öffentlicher Betriebe. Geprüft werde aber auch der Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Laut Gruppierung fünf Festnahmen
Betroffen seien Wohnungen und andere Räume in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, teilte die Gruppe mit. Fünf Mitglieder der Gruppierung säßen zurzeit in Gefängnissen im sogenannten präventiven Gewahrsam, um weitere Taten zu verhindern.

"Letzte Generation" spricht von Einschüchterungsversuch
Grund sind demnach mehrere Attacken der Klimaaktivisten auf Anlagen der Raffinerie PCK Schwedt (Brandenburg). Dabei sei unter anderem die Ölzufuhr unterbrochen worden. Der Greifswalder Henning Jeschke, Mitglied der "Letzten Generation" und durch einen Klima-Hungerstreik vor der Bundestagswahl bekannt geworden, sprach gegenüber dem NDR in MV von Einschüchterungsversuchen. Die Beamten hätten in der Greifswalder Wohnung des 22-Jährigen auch die Räume seines Vaters und seiner Schwester durchsucht. Jeschke sagte weiter, die Bundesregierung begehe das viel größere Verbrechen. Dadurch, dass sie sich nicht ausreichend für den Klimaschutz und dadurch die Freiheit nachfolgender Generationen einsetze, verstoße sie gegen die Verfassung. Die "Letzte Generation" kündigte an, unverändert weiterzumachen.

Durchsuchungen in Oldenburg und Göttingen
Eine Sprecherin des niedersächsischen Innenministeriums bestätigte, dass es zwei Durchsuchungen in Niedersachsen gegeben hat. Allerdings liege die Zuständigkeit bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin. Eine Antwort auf eine Anfrage des NDR stand zunächst aus. Nach Informationen des NDR in Niedersachsen fanden die Durchsuchungen in Oldenburg und Göttingen statt.

An Pumpstationen festgekettet und festgeklebt
Aktionen der "Letzten Generation" hatte es auch in Lindenhof bei Demmin sowie nahe Neustrelitz (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) gegeben. Sie richteten sich gegen Pumpstationen der Ölpipeline Rostock-Schwedt. So hatte sich im Mai 2022 ein Aktivist an die Anlage in Lindenhof gekettet, ein anderer hatte damit gedroht, sich festzukleben. Ähnliche Aktionen hatte es in Glantzhof zwischen Woldegk und Strasburg gegeben.

Attacken auf Erdöl-Pumpstationen - Ermittlungen gegen Leitungsblockierer

Treibstoff ostdeutscher Tankstellen kommt aus Schwedt
PCK Schwedt ist mit 1.200 Arbeitsplätzen die wichtigste Raffinerie zur Versorgung der ostdeutschen Tankstellen mit Treibstoff. Wegen des geplanten Öl-Embargos gegen Russland ab dem kommenden Jahr bemühen sich die Bundes- und Landesregierungen seit Monaten um alternative Versorgungswege für die Raffinerie.

Vandalismus an Kunstwerken, Blockaden von Straßen und Flughäfen
Immer wieder machen die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" auch mit Blockaden von Straßen von sich reden, bei denen sie sich auf dem Asphalt ankleben. Nach dem Eindringen von Klimaaktivisten auf Rollfelder war auch der Flugverkehr an den Flughäfen in Berlin und München gestört. In zahlreichen Museen besprühten Aktivisten Kunstwerke mit Flüssigkeiten und klebten sich dort an, um auf ihr Anliegen für mehr Klimaschutz aufmerksam zu machen.
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... a1894.html
DH0GHU
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von DH0GHU »

dxbruelhart hat geschrieben: Di 13. Dez 2022, 20:34 Der grösste Treiber für die Klimakrise durch den prozentual massivsten Ausstoss von CO2 ist hier der Strassenverkehr, und auch in Deutschland ist der gar nicht unwichtig. Die fossilen Energieträger müssen viel teurer werden, wenn wir die Klimakrise wirksam bekmämpfen wollen; der Krieg in der Ukraine hat schon einiges verteuert, aber im Strassenverkehr hat sich fast nichts geändert. Deshalb sollten Öl, Benzin und Diesel vorerst um 1 Euro pro Lister, mittelfristig (nach vielleicht 3 Jahren) stufenweise teurer werden, 3 Jahre nach dem Anfang soll der Preis um 10 Euro verteuert sein. Wer bisher auf das Auto angewiesen ist, soll unbedingt auf ein abgasfreies Auto umsteigen, und in den städtischen Regionen oder wo verfügbar sollte der öffentliche Verkehr viel mehr genutzt werden. Wer nach 1990 noch eine Ölheizung eingebaut hat, dem ist nicht wirklich zu helfen; Vermieter sollen/müssen die Mehrkosten vollumfänglich selbst tragen, auf die Mieter dürfen die Mehrkosten nicht abgewälzt werden. Gas soll - solange der Uraine-Krieg noch tobt, noch nicht verteuert werden. Nach dem Ende des Krieges soll auch der Gaspreis ansteigen. Wir müssen jetzt wirklich handeln, und der Preis der fossilen Energieträger ist wohl das wirksamste Mittel, um bald zu einem spürbar geringeren CO2 Ausstoss zu kommen. Da müssen die Regierungen jetzt handeln! Solange nichts passiert, sind die Aktionen der letzten Generation halt nötig, so schwierig manche Aktion auch ist.
Pardon, aber Politik muss nunmal auch berücksichtigen, was machbar ist.
Eine Regierung, die Deine Forderungen umsetzt, würde bei den nächsten Wahlen ausradiert werden - wenn sie überhaupt so weit kommt. Schon weit moderatere Preissteigerungen haben selbst in undemokratischen Staaten zu Massenprotesten, Generalstreiks und Umsturzgefahr geführt. Darf ich an die Gelbwesten erinnern?
Was wäre die Folge? Parteien, die ein Ende der Verteuerung und ein zurück zu fossiler Energie versprechen, würden die nächste Wahl, die wahrscheinlich eine Vorgezogene wäre, gewinnen. Das Rad würde nicht nur nicht weitergedreht, sondern zurückgedreht werden, mit fatalen Folgen.
Es ist richtig, sich ambitionierte Ziele zu setzen - und die haben wir in Europa. Sie müssen aber erreichbar sein, sonst werden sie spätestens(!) an der Wahlurne kassiert.

Und sonst? Was würde ICH denn wohl machen, würde der Sprit in kürzester Zeit 10 € pro Liter kosten? Ich würde mein Auto natürlich *sofort* durch ein E-Auto ersetzen - das hätte sich in kürzester Zeit amortisiert, auch wenn ich meinen Diesel wegwerfen würde. Das habe ich aber in einigen Jahren eh vor. Aber eben nicht, solange die Karre tadellos läuft. Das Wegwerfen und Ersetzen eines Autos erzeugt ebenfalls einen nicht gerade kleinen ökologischen Fußabdruck. Und aktuell würde ich mein Auto mit Strom aus Kohle und Gas laden. Mein Umstieg bringt de facto erst etwas, wenn wir auch hier in Süddeutschland regelmäßig eine Überproduktion an grünem Strom haben. Dank der rüchschrittlichen Politik (auf des Wählers Wunsch!) der hiesigen Politik wird das noch einige Jahre dauern, denn der Windstrom aus dem Norden hat hier her gar keine Trasse...

Energie aus Sonne und Wind ist jetzt schon günstiger als fossile Energie (Erdgas: 15 Cent pro kWh / damit ca. 25 Cent pro kWh Strom aus Erdgas plus CO2-Abgabe; Strom aus Sonne und Wind: unter 10 Cent pro kWh), es gibt keine wirtschaftlichen Gründe, NICHT auf "grünen Strom" umzusteigen, aber jeder Umbau kostet Zeit. Und er kostet Geld. Dazu brauchen wir eine weiter funktionierende Wirtschaft. Nur so klappt das. Dass gehandelt werden muss, hat wie gesagt mittlerweile wohl jeder, der keine komplette Hohlbirne ist, kapiert.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von ulionken »

dxbruelhart hat geschrieben: Di 13. Dez 2022, 20:34 Wer nach 1990 noch eine Ölheizung eingebaut hat, dem ist nicht wirklich zu helfen; Vermieter sollen/müssen die Mehrkosten vollumfänglich selbst tragen, auf die Mieter dürfen die Mehrkosten nicht abgewälzt werden.
Wenn ich mich in die Lage eines so betroffenen Vermieters versetze, dann würde ich das unrentabel werdende Objekt entweder abreissen und allenfalls ein neues hinstellen oder es gründlich energetisch sanieren lassen - natürlich mit Umlage der Investition auf den Mietzins. Ob das wirklich der beste Weg ist?
dxbruelhart hat geschrieben: Di 13. Dez 2022, 20:34Gas soll - solange der Uraine-Krieg noch tobt, noch nicht verteuert werden. Nach dem Ende des Krieges soll auch der Gaspreis ansteigen.
Erdgas ist aber massiv teurer geworden, wegen des geringeren Angebots und wegen der höheren Kosten von Flüssiggas (LNG; Verflüssigen - Transportieren - Verdampfen) gegenüber dem Pipeline-Erdgas aus Russland. Warum soll der Preis nicht ansteigen; auch das Verbrennen von Erdgas ist klimarelevant? Der höhere Preis schafft den nötigen Anreiz, um Erdgas-Heizungen durch andere zu ersetzen. Dass der Kanton Glarus ab 2023 neue Heizungen mit fossilen Brennstoffen komplett verbietet (https://www.suedostschweiz.ch/sendungen ... m-23-11-22) finde ich übrigens vorbildlich :spos: !
iro hat geschrieben: Di 13. Dez 2022, 20:51 Grundsätzlich sind die Forderungen natürlich berechtigt, was das Klima angeht ist es schon längst 5 nach 12.
Nur die Art des Protestes ist kontraproduktiv, letztlich landet nicht das eigentliche Anliegen im Fokus der Öffentlichkeit, sondern die Art der Protestes, PR-technisch ein Desaster. Und dumm!
Die Anliegen der "Letzten Generation" sind berechtigt und nachvollziehbar: Regierungen, Parlamente und die Bürger, die sie gewählt haben, haben entgegen den wissenschaftlichen Erkenntnissen zwar viel von Klimaschutz geredet, aber wenig gehandelt - und das seit Jahrzehnten. Ausbaden müssen das vor allem die jüngeren Generationen. Der Zweck heiligt allerdings nicht die Mittel, und noch so berechtigte Anliegen rechtfertigen in einer Demokratie keine illegalen Methoden. Ganz abgesehen vom PR-Desaster - die Leute an den Stammtischen regen sich nun über diese dummen Aktionen auf, und die berechtigten Anliegen "Handeln statt Worte zum Klimaschutz" werden dadurch in den Hintergrund gedrängt.

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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von Thomas(Metal) »

Ist hier einigen der Wohlstand zu Kopf gestiegen :confused: . Die Mittel scheinen entweder unbegrenzt oder man hat nichts, dann ist es auch egal.
maroon6 hat geschrieben: Di 13. Dez 2022, 13:07 Da ist Protest gegen AKTUELLE Projekte viel zielführender. Ich habe viel Sympathie für die Menschen, die im Moment bei Arschkälte in Baumhäusern leben, um die Rodung von Teilen des Riederwalds in Frankfurt zu verhindern. Ich fand auch den Etappen-Sieg um die Erhaltung des restlichen Hambacher Forsts klasse(...)
:sneg: :sneg: :sneg:
Gerade was die 66 im Riederwald betrifft: Ja, da ist ebenfalls eine Minderheit die dort die Bevölkerung reizt. Die 66 am Hessencenter enden zu lassen ist schlicht eine Zumutung, die Hanauer Land schon immer chronisch überlastet. Die 661 inklusive Anschluß der 66 aus Fulda hätte schon vor über 30 Jahren passieren müssen.

Hambacher Forst :bruell: :bruell: :bruell: . Ernsthaft? Also ich komme aus dem Spessart. Das ist schlicht eine Lachnummer. Und die Bevölkerung ist den Protest-Heinis auch immer am Arsch vorbei gegangen. Kaum sind sie umgesiedelt, will man sich für den Erhalt der Dörfer einsetzen. Da hat man schlicht dörfliche Kultur zerstört und wo war da der Rückhalt?! Ja klar, es gibt neue Häuser. Bestimmt sind die besser gedämmt als die alten... Und ganz wichtig: Selbst hat man ja keine Heimat verloren. Und überhaupt das Wort Heimat... :kopf:

DH0GHU hat geschrieben: Di 13. Dez 2022, 18:50 Wer nicht total hohl in der Birne ist, hat aber doch eh längst verstanden, dass wir dringend unseren CO2-Ausstoß weit engagierter reduzieren müssen als bisher.
Schon schön daß die Meßreihen nicht weiter zurückreichen, gelle. Vielleicht dann doch eher die auslaufende kleine Eiszeit die zur Erwärmung geführt hat und weiter führt. Dann mach' mal ein Korken auf alle Vulkane etc. Und sei dir unseres Anteils bewußt: 2%. Wenn Afrika erwacht, was nicht zu verhindern sein wird, wird das sicher nicht klimaneutral sondern mit chinesischer Hilfe schön mit CO2. Etwas mehr Realismus bitte. Dann ist halt unser Wohlstand, ja den will ich behalten (!!!), weg, aber geholfen hat es nichts. Nein, nicht ganz. Das Gewissen ist rein. Wenn schon keine Kirche mehr - so funktioniert dann der Ablaßhandel im Jahr 2022. Und wenn du das anders siehst geht es auf den Scheiterhaufen, der inzwischen eben ganz anders aussieht.

Etwas anderes wäre das Thema: Endlichkeit der Ressourcen. Unsere Kohle wohl 250 Jahre, Russisches Gas 1000 Jahre. Und, fürs Klassenbuch, das Zeug wird nicht nur zum Verheizen gebraucht und wäre dafür schon heute zu schade! Immerhin gibt es jetzt Lichtblicke bei der Kernfusion. Ich bin mir sicher, daß man da mindestens in Deutschland bald das Haar in der Suppe finden wird. Auch die anderen die Rohstoffe haben werden eher wenig Interesse haben daß damit ihr Geschäftsmodell am Arsch ist.
QTH: 911-69 (II: Körner 9.2, III: LPDA16), QTH-alt: 9354 (II: FUBA UKA-028)
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dxbruelhart
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von dxbruelhart »

@ulionken: Was könnte denn unternommen werden, um die Situation der Mieter da abzufedern, ohne dass die Vermieter das Objekt verlottern lassen oder abreissen?
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