Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

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strade
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von strade »

Die sich dem Thema verschriebenen Grünen und auch diese Klebis sind einfach gescheitert. Natürlich muss es Regelungen geben, aber bitte mit ordentlichen Übergangszeiten. Oder worauf pochen diese Leute ? Dass der Eigenheimbesitzer, der endlch den Kredit abgezahlt hat, mal eben das Geld für neue Heizungen hat ? Auch sollte jeder bedenken : Fördermittel sind Steuermittel, die wieder woanders kassiert werden. Und diese Wärmepumpen funktionieren mit [ ] Liebe [x] Strom. Wo kommt der her ? Ach ja, die hauseigene PV-Anlage soll es richten, die dann vom Staat finanziert wird ? (nein) (Nebenbei : In den Tageszeitungen lese ich immer mehr Fotovoltaik. Muss das dann nicht FF-Anlage heissen ?) Heute erfuhr ich, dass die Landwirte eine größere Entnahme von Wasser aus den Flüssen gefordert haben, damit die trockenen Ackerflächen bewässert werden. Woher kommt die Klimaerwärmung ? U.a. durch Flächenversiegelung. Was wird gefordert ? Mehr Flächenversiegelung.
ulionken
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von ulionken »

strade hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 22:09 Die sich dem Thema verschriebenen Grünen und auch diese Klebis sind einfach gescheitert. Natürlich muss es Regelungen geben, aber bitte mit ordentlichen Übergangszeiten.

Gescheitert sind mitnichten die Grünen (die haben ja noch nicht mal einen Gesetzentwurf zur energetischen Gebäudesanierung vorgelegt), sondern die Vorgängerregierungen, die das Problem Heizung und Erneuerbare jahrelang vor sich her geschoben und verschleppt haben!

Von welchen "ordentlichen Übergangszeiten" träumst Du? Eine Heizung hält 20 bis 30 Jahre. Wenn ab 2024 ohne triftigen Grund nur noch neue Heizungen mit min. 65% erneuerbarem Abteil eingebaut werden dürfen, dann reden wir von einer Übergangszeit von 20-30(!) Jahren, bis der gesamte Heizungsbestand umgestellt ist. Darf's noch ein klein wenig länger sein? 40 Jahre? 50 Jahre? Wozu und warum?? Was es braucht sind keine weiteren Verzögerungen, sondern höchstens gezielte Hilfen für die paar Leute, die in der aktuellen Lage (hohe Nachfrage z. B. nach Wärmepumpen, daher hohe Preise) finanziell einen Engpass hätten.

strade hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 22:09Oder worauf pochen diese Leute ? Dass der Eigenheimbesitzer, der endlch den Kredit abgezahlt hat, mal eben das Geld für neue Heizungen hat ?

Wenn eine Heizung nach 20 bis 30 Jahren kaputt ist, dann kostet der Ersatz - egal ob neue Gasheizung, Fernwärme, Holzpellets oder Wärmepumpe. Der Ersatz alter, fossil betriebener Heizungen durch solche mit Erneuerbaren wird schon derzeit mit 35-40% der Investitionssumme gefördert, Photovoltaik mit 19% (Wegfall der Mehrwertsteuer).

Ich bin selber grade in der Lage - unsere 30 Jahre alte Gasheizung pfeift auf dem letzten Loch. Wie verblödet müsste ich denn als Hausbesitzer sein, um jetzt trotz allem eine neue Gasheizung zu bestellen, mal ganz abgesehen von der Sorge um den Klimaschutz? Wenn es technisch irgendwie vermeidbar ist, dann ganz sicher keine Gasheizung mehr, schon wegen der Auswirkungen auf einen möglichen Verkauf, wenn ich auf solch eine Dinosauriertechnik setze.

73 de Uli
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PAM
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von PAM »

Unser Forum scheint ja voll von Heizungsexperten zu sein! :danke: Die über den grünen Klee gelobte Wärmepumpe unterscheidet sich von fossilen Vorgängertechnologien durch eine deutlich nach unten abweichende Vorlauftemperatur im gesamten Heizkreis und ein beschränktes Temperaturfenster, in der sie einen überzeugenden Wirkungsgrad entwickelt. Außerhalb dieses Fensters schrumpft der Gewinn dieser Heizungstechnologie so weit, dass man auch direkt elektrisch heizen könnte.

Wo bisher mit Öl oder Gas befeuerte Heizungen betrieben wurden, sind tiefgreifende Eingriffe in die Gebäudeheizung vorzunehmen. Idealerweise macht man das im Zusammenhang mit einer (auch energetischen) Kernsanierung. Um für die Gebäudeheizung auf einen akzeptablen Wirkungsgrad zu kommen und Wohnkomfort im Sinne wenig schwankender Raumtemperaturen zu schaffen, müssen entweder konventionelle Heizkörper mit großer Konvektionsfläche und/oder Fußboden- bzw. Wandheizungen eingebaut werden, die die thermische Masse (= Trägheit) des Gebäudes ausnutzen. Zusätzlich zur Gebäudeheizung ist stets noch die Frage der Heizwasserbereitstellung zu beantworten. Will man nicht direkt das benötigte Heißwasser mit elektrischen Durchlauferhitzern heiß machen, sondern einen Heißwasserspeicher beheizen, muss dessen Wärmebedarf irgendwo herkommen. Aus der Wärmepumpe allein wird das nichts. Sinnvoll wäre, mit Solarthermie Heißwasser zu machen und die Überschüsse in die Heizung zu geben. Im Sommer kann der entstehende Wärmeüberschuss bequem genutzt werden, um einen Pool zu beheizen - es wird außerhalb der Heizsaison immer mehr Wärme anfallen, als die Heißwasserbereitung benötigt.

Solarstrom könnte den Strombedarf der Wärmepumpe unterstützen, wenn er jahreszeitlich in der Heizsaison nicht ohnehin in geringerem Umfang erwirtschaftet werden würde und wenn man in der Lage ist, erwirtschafteten Solarstrom lokal zu speichern, um ihn selbst zu nutzen und nicht für unrentable Centbeträge ins Netz wegzuschenken. Jahreszeitlich hat man in Teilen des Jahres auch Solarstromüberschuss, mit denen ein Gebäude durchaus strommäßig autark laufen könnte, wenn man energieintensive Haustechnik automatisiert und ebenfalls lokal speichert.

Das vor zwei Jahren fertig gewordene Haus von Freunden (sie ist Architektin, er Elektrotechnik-Ing.) ist vollgeschmissen mit Solarthermie und alle Nebengebäude mit Solarstrom. Es wird ein 800 l-Heißwasserspeicher damit betrieben, es wird im Sommer ein üppiger Pool aus dem Wärmeüberschuss beheizt und es wird Strom in nicht geringer Menge lokal gespeichert. Solarstrom kann mit ~20 kW(peak) von den Dächern aller Gebäude auf dem Grundstück erwirtschaftet werden. Waschmaschinen, Trockner, Geschirrspüler usw. sind automatisiert und werden dann gestartet, wenn Solarstrom im Überschuss da ist und sich diese Geräte auch beim bereits verfügbaren Heißwasser bedienen können. Jahreszeitlich schaffte es das Haus mit dem letzten Wochenende erstmals, über einen Zeitraum von einer halben Woche am Stück energieautark zu laufen - es wurde weder Strom von draußen zugekauft, noch wurde fossil zugeheizt. Zum Solarthermie-Konzept passte das Wärmepumpenprinzip wiederum nicht, weshalb es eine Gas-Therme als Notheizung gibt, die im zurückliegenden Winter dennoch selten lief. Angesichts des geringen Verbrauchs scheint das Wohnhaus wenig Verluste zu haben und man könnte das Zuheizen mit Gas bei garstiger Winterkälte und Schneedecke auf den Dächern aller Gebäude durchaus akzeptieren. Es ist wegen des niedrigen Sonnenstandes ohnehin die Jahreszeit, in der Solarthermie und Solarstrom die geringsten Erträge bringen.

Politisch falsch ist, bestimmte Technologien unbeachtet der örtlichen Gegebenheiten vorzuschreiben bzw. zu verbieten. Ein befreundeter Heizungsbauer teilt diese Ansicht - es gibt nicht "die universelle Lösung" für jedes Gebäude. Insbesondere in Bestandsbauten sollte technologieoffen berechnet und geplant werden dürfen - nicht in jeder Situation ist die Wärmepumpe die einzig wahre Lösung. Bei Neubauten sollte man dagegen von Anfang an darauf Rücksicht nehmen und entsprechend bauen, bei Bestandsbauten könnte es bei der erzwungenen Stilllegung von Öl- und Gasheizungen dazu führen, dass direkt elektrisch geheizt wird.

Und nicht vergessen: Solarstrom wird, wenn er in ausreichendem Umfang von Privathaushalten und Unternehmen erzeugt wird, nicht mehr abgabenfrei bleiben.
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Thomas(Metal)
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von Thomas(Metal) »

ulionken hat geschrieben: Mo 27. Mär 2023, 23:32 Ich bin selber grade in der Lage - unsere 30 Jahre alte Gasheizung pfeift auf dem letzten Loch. Wie verblödet müsste ich denn als Hausbesitzer sein, um jetzt trotz allem eine neue Gasheizung zu bestellen, mal ganz abgesehen von der Sorge um den Klimaschutz? Wenn es technisch irgendwie vermeidbar ist, dann ganz sicher keine Gasheizung mehr, schon wegen der Auswirkungen auf einen möglichen Verkauf, wenn ich auf solch eine Dinosauriertechnik setze.

73 de Uli
Und doch: Die aktuelle verbauten Wärmepumpen sind jetzt schon Dino-Technik. Zielführend wären Bodensonden, 120m tief. Dazu dann ein Zusammenschluß mehrerer Häuser für eine solche Anlage. Die Förderung sollten die Auskundung, Ausweisung für die Nutzung in der Gemeinde und pauschal Genehmigung von Amts wegen sein.
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ulionken
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von ulionken »

PAM hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 06:44 Unser Forum scheint ja voll von Heizungsexperten zu sein! :danke: Die über den grünen Klee gelobte Wärmepumpe unterscheidet sich von fossilen Vorgängertechnologien durch eine deutlich nach unten abweichende Vorlauftemperatur im gesamten Heizkreis und ein beschränktes Temperaturfenster, in der sie einen überzeugenden Wirkungsgrad entwickelt. Außerhalb dieses Fensters schrumpft der Gewinn dieser Heizungstechnologie so weit, dass man auch direkt elektrisch heizen könnte.

Naja, ich suche seit gut einem Jahr nach einem Ersatz für die eigene Heizung und musste beruflich u.a. die Wärmeübertragung an Industrieanlagen auslegen. Von daher fangen die Diskussionen mit Heizungsbauern nicht bei Null an.

Das mit den Grenzen der Wärmepumpe ist richtig - über den Daumen sollte man mit einer Vorlauftemperatur von etwa 50 °C auskommen, sonst wird es ineffizient. Das bedeutet entweder Fussbodenheizung (nachträglicher Einbau teuer und langwierig) oder ausreichend grosse Radiatoren. Ausserdem arbeiten Luft-Wärmepumpen im Aussenbereich nicht ganz geräuschfrei, und die Wärme aus der Erde zu holen, braucht Platz im Garten. Die Technik Wärmepumpe passt also sicher nicht überall (bei uns genügen die 50 °C knapp)!

Wer genügend Dachfläche hat, der kann auch Solarthermie und PV kombinieren. Das sieht man hier bei mehreren Häusern. Mindestens ein Hersteller bietet die Kombination Solarthermie/Wärmepumpe an, bei der die Wärme aus Modulen auf dem Hausdach statt aus der Luft gezogen wird.

PAM hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 06:44 Politisch falsch ist, bestimmte Technologien unbeachtet der örtlichen Gegebenheiten vorzuschreiben bzw. zu verbieten. Ein befreundeter Heizungsbauer teilt diese Ansicht - es gibt nicht "die universelle Lösung" für jedes Gebäude. Insbesondere in Bestandsbauten sollte technologieoffen berechnet und geplant werden dürfen - nicht in jeder Situation ist die Wärmepumpe die einzig wahre Lösung. Bei Neubauten sollte man dagegen von Anfang an darauf Rücksicht nehmen und entsprechend bauen, bei Bestandsbauten könnte es bei der erzwungenen Stilllegung von Öl- und Gasheizungen dazu führen, dass direkt elektrisch geheizt wird.

Für solche Fälle (kein Platz für Wärmepumpe oder Holzpellets, keine Fernwärme) braucht es Ausnahmeregelungen. Das Heizen mit dem Strom aus der Steckdose ist vielleicht in Norwegen möglich, hier ist es extrem teuer und energetischer Frevel. Ich finde schon, dass man den Einbau von "klimaschädlichen" Heizsystemen verbieten oder sehr unattraktiv machen sollte, von begründeten Ausnahmen abgesehen.

Beim derzeitigen Run auf neue Heizungen und der Knappheit an verfügbaren Handwerkern ist übrigens die Gefahr gering, dass der Systemwechsel zu schnell geht...

73 de Uli
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von Habakukk »

ulionken hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:09 Das mit den Grenzen der Wärmepumpe ist richtig - über den Daumen sollte man mit einer Vorlauftemperatur von etwa 50 °C auskommen, sonst wird es ineffizient. Das bedeutet entweder Fussbodenheizung (nachträglicher Einbau teuer und langwierig) oder ausreichend grosse Radiatoren.
Das ist der Hauptgrund, warum ich hoffe, dass die Ölzentralheizung in unserem Mehrfamilienhaus noch lange funktioniert. Im ganzen Haus die Böden rausreißen und nachträglich Fußbodenheizungen einzubauen, ist eigentlich der völlige Wahnsinn. Das kommt ja dann schon fast einer Komplettsanierung gleich.

Gut, alternativ gingen vielleicht Wandheizungen, die ließen sich wohl mit weniger Aufwand verbauen, dann könnte man zumindest die Böden drin lassen, aber diese haben dann ja auch wieder Nachteile. Erst mal eine Wand finden, an der das geht (die groß genug ist und auch frei bleiben kann).

Auch für größere Radiatoren muss erst mal Platz an den Stellen sein, wo sich jetzt evtl. nur kleinere befinden. Ansonsten hat man auch gleich wieder eine massive Baustelle.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von Spacelab »

Also irgendwie kann ich mich dem Eindruck eh nicht erwehren dass das alles irgendwie nur Symbolpolitik ohne ernstgemeinten Hintergrund ist. "Mit Herzblut und Engagement dabei" stelle ich mir anders vor. Da wird, so wie das bei der aktuellen Ampel leider üblich ist, nur herumgeschwafelt, pompöse Sonntagsreden gehalten und das Thema von einem Tisch auf den nächsten geschoben.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von Allgäu_Süd »

Spacelab hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:20 Also irgendwie kann ich mich dem Eindruck eh nicht erwehren dass das alles irgendwie nur Symbolpolitik ohne ernstgemeinten Hintergrund ist. "Mit Herzblut und Engagement dabei" stelle ich mir anders vor. Da wird, so wie das bei der aktuellen Ampel leider üblich ist, nur herumgeschwafelt, pompöse Sonntagsreden gehalten und das Thema von einem Tisch auf den nächsten geschoben.
Genau! Mehr braucht man dazu gar nicht mehr sagen.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von Habakukk »

Allgäu_Süd hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:29
Spacelab hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:20 Also irgendwie kann ich mich dem Eindruck eh nicht erwehren dass das alles irgendwie nur Symbolpolitik ohne ernstgemeinten Hintergrund ist. "Mit Herzblut und Engagement dabei" stelle ich mir anders vor. Da wird, so wie das bei der aktuellen Ampel leider üblich ist, nur herumgeschwafelt, pompöse Sonntagsreden gehalten und das Thema von einem Tisch auf den nächsten geschoben.
Genau! Mehr braucht man dazu gar nicht mehr sagen.
Aber kann man dann vor dem Hintergrund den Unmut und Frust der "letzten Generation" nicht auch ein klein wenig verstehen? Wenn nicht mal die Grünen etwas anderes als Symbolpolitik auf die Reihe bekommen?

So sehr mir diese affektierte Klima-Bewegung eigentlich auf den Sack geht: irgendwo haben sie ja recht damit, dass es eigentlich höchste Zeit wäre, etwas zu tun, wenn man denn die menschenverursachte Erderwärmung als gegeben betrachtet. Und das weiß man eigentlich schon seit Helmut Kohls Zeiten. Da braucht man sich nur mal die Tagesschau von vor 40 Jahren anschauen! 40 Jahre, in denen man es völlig verschnarcht hat. Diese oft belächelten Horrorszenarien für die nächsten Jahrzehnte sind ja nicht so ganz von der Hand zu weisen, und insbesondere, wenn es irgendwo eine exponentielle Entwicklung gibt, kann etwas schneller gehen als einem lieb ist.

Und jetzt sollen wir das in 40 Jahren versäumte in wenigen Jahren gerade biegen? Das kann eigentlich nur zu massiven sozialen Unruhen führen. Umgekehrt aber halt dann auch, wenn man nix tut.

Und ja, es braucht Regulierung von oben her. Sonst wird niemand sein Verhalten ändern! Auch für uns geht es heuer wieder in den Urlaub, mit dem Flieger! Zwar ein Wanderurlaub, aber dort mit der Bahn hinzufahren, den 5fachen Preis und die 4fache Reisezeit samt diversen Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, war es uns nicht wert. Es wäre aber an der Zeit, es bleiben zu lassen. Aber freiwillig? Also braucht es doch Druck "von oben her", das sehe ich bei mir selber.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von RF_NWD »

Der Protest aus der jungen Generation ist ja völlig berechtigt. Selbt wenn man sich auf lokaler Ebene einig ist, dass viel mehr notwendig wäre beim Gegensteuern gegen den Klimawandel, passiert einfach viel zu wenig.
Guter Wille ist allerorten durchaus vorhanden.
Die Stadt Münster hat schon 2019 den Klimanotstand ausgerufen und eine Vision entwickelt, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden.
www.stadt-muenster.de/klima/unser-klima-2030/vision
Anerkennung, Unterstützung und Geld gibt es dazu auch von der EU
https://www.staedtetag.de/ueber-uns/aus ... ellstaedte
Aber es passiert einfach viel zu wenig.
Rechnet man die Zahlen der letzten Jahre hoch, ist das alles in weiter Ferne .Vor 2090 wird das nichts, wenn es so weiter geht.
www.allesmuenster.de/klimaneutralitaet-in-weiter-ferne/
Da kann man die Wut der jungen Generation gut verstehen. Sie braucht die Unterstützung und den Rat der Großelterngeneration, die ja teilweise selbst schon seit den Siebzigern am Thema dran ist: Auch den gut gemeinten Rat, sich nicht in sinnlosem Aktivismus zu zermürben und die Unwilligen gegen sich aufzubringen. Es kann nicht sein, dass eine vergreisende Wohlstandsgeneration der heranwachsenden Bevölkerung ihre Zukunft verbaut und versaut.
UKW/DAB + : Panasonic RF D10, Sony XDR S60DBP, Technisat 307 BT
mobil: PEAQ PDR 050-B-1

unterwegs im TERRA.vita
www.geopark-terravita.de
ross22
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von ross22 »

Allgäu_Süd hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:29
Spacelab hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:20 Also irgendwie kann ich mich dem Eindruck eh nicht erwehren dass das alles irgendwie nur Symbolpolitik ohne ernstgemeinten Hintergrund ist. "Mit Herzblut und Engagement dabei" stelle ich mir anders vor. Da wird, so wie das bei der aktuellen Ampel leider üblich ist, nur herumgeschwafelt, pompöse Sonntagsreden gehalten und das Thema von einem Tisch auf den nächsten geschoben.
Genau! Mehr braucht man dazu gar nicht mehr sagen.
Oder vielleicht doch? ;)

Politik ist die Wissenschaft von: " Versuch, Irrtum und neuem Versuch."

Wenn man in einem bestehenden System die Ramenbedingungen ändert hat man ein neues System.
Mit Vorteilen aber auch mit neuen Nachteilen.

Um das Schiffchen in der Mitte zu halten muss immer nachgesteuert werden.

Eine optimale Lösung gab es nie. Das war schon bei der Ölkrise mit dem Sonntagsfahrverbot oder bei der deutschen Einheit so.
Wenn man sich das nicht vor Augen hält ist man schnell der Wutbürger.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von Nicoco »

Habakukk hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:18 Das ist der Hauptgrund, warum ich hoffe, dass die Ölzentralheizung in unserem Mehrfamilienhaus noch lange funktioniert. Im ganzen Haus die Böden rausreißen und nachträglich Fußbodenheizungen einzubauen, ist eigentlich der völlige Wahnsinn. Das kommt ja dann schon fast einer Komplettsanierung gleich.
Und genau wegen deinen Bedenken, laufen die Leute ja auch zurecht Sturm gegen die Verbotspläne.
Es ist eben nicht damit getan, die Öl-/Gasheizung gegen eine Wärmepumpe zu tauschen.
Wenn man es richtig machen will, muss eben viel mehr passieren, da die Wärmepumpe sonst im Betrieb zu einem finanziellen Grab mutiert.
Und Fußbodenheizung alleine reicht in einigen Fällen sicherlich auch nicht, wenn der Bau entsprechend alt und schlecht gedämmt ist. Dann wird durch die niedrigere Vorlauftemperatur im Winter die Bude nicht vernünftig warm.
Also zusätzliche Dämmung + neue Fenster sind dann auch angesagt.

Für so ein Vorhaben kann man pauschal locker 50 - 100 Tsd Euro ansetzen.
Das erkläre mal einem Paar das gerade in Rente geht und ihr Haus als Altersvorsorge gerade abgezahlt hat.
Die werden dir einen Husten.
Dazu kommen Lieferengpässe und Handwerkermangel.
Heißt unterm Strich, wessen Heizung die 15 Jahre überschritten hat, kann langsam schon mal mit dem Planen und Sparen für eine neue Anlage beginnen.
Zuletzt geändert von Nicoco am Di 28. Mär 2023, 10:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von PAM »

Habakukk hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 09:39[...] Auch für uns geht es heuer wieder in den Urlaub, mit dem Flieger! [...]
Mach' es, noch ist es bezahlbar! Weil noch mit steuerbefreitem Jet A-1 geflogen werden darf. Mit der Umstellung des Flugverkehrs auf synthetischen Flugzeugturbinenkraftstoff wird dieser nicht nur von sich aus teuer, sondern national versteuert. Die Fluggesellschaften werden zwar bestrebt sein, bei ausländischen Flugzielen billiger zu tanken - das geht aber nur für eine Teilstrecke und ich kann mir nicht vorstellen, dass man diesen Preisvorteil an die Passagiere auch nur anteilig weitergeben wird.

Perspektivisch gebe ich dem Urlaubsfliegen noch 5 oder 7 Jahre - dann hat es sich auch damit zumindest für die jährliche Urlaubsreise erledigt. Man wird sich das bei den Preisen vielleicht alle 10 Jahre mal leisten - die meisten aber nicht mehr und das ist gut so.
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von Allgäu_Süd »

Und dann machen alle Urlaub in Bayern? :motz:
PAM
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Re: Die Letzte Generation: Zulässiger oder gar notwendiger Protest oder kriminelle Vereinigung?

Beitrag von PAM »

Nicoco hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 10:33 [...] Wenn man es richtig machen will, muss eben viel mehr passieren, da die Wärmepumpe sonst im Betrieb zu einem finanziellen Grab mutiert.
Und Fußbodenheizung alleine reicht in einigen Fällen sicherlich auch nicht, wenn der Bau entsprechend alt und schlecht gedämmt ist. Dann wird durch die niedrigere Vorlauftemperatur im Winter die Bude nicht vernünftig warm.
Also zusätzliche Dämmung + neue Fenster sind dann auch angesagt.

Für so ein Vorhaben kann man pauschal locker 50 - 100 Tsd Euro ansetzen. Das erkläre mal einem Paar das gerade in Rente geht und ihr Haus als Altersvorsorge gerade abgezahlt hat. Die werden dir einen Husten. Dazu kommen Lieferengpässe und Handwerkermangel. Heißt unterm Strich, wessen Heizung die 15 Jahre überschritten hat, kann langsam schon mal mit dem Planen und Sparen für eine neue Anlage beginnen.
Sprich es doch ehrlich aus! Deine 50 - 100 T EUR sind deutlich zu knapp kalkuliert. Mit Dach- und Fassadendämmung sowie neuen Fenstern/Türen sind deine 100 T EUR weg. Du brauchst eine neue Heizung, in den Innenräumen musst du die komplette Heizungsanlage neu einbauen, alle Rohrleitungen ersetzen und Wand- bzw. Fußbodenheizung einbauen. Bei so tiefgreifenden Sanierungen machst du bitte auch die elektrische Anlage neu, ertüchtigst sie für Solarstrom und Solarthermie sowie für eine Hausautomation, die du brauchen wirst, um deine großen Stromverbraucher dann zu betreiben, wenn du Energieüberschuss hast. Hinzu kommt, dass nahezu hermetisch abgeschlossene Häuser eine maschinelle Be- und Entlüftung benötigen, um Luftqualität und Hausklima in Regionen zu halten, die gesund für das Bauwerk und seine Bewohner sind. Hier sind Wärmeverluste zu kompensieren, also Wärmerückgewinnung einkalkulieren! Das kommt alles oben drauf und dort gehen mehr als die nächsten 100 T EUR rein.

Setze mal bei den aktuellen Preisen für die Entkernung, energetische Sanierung und den Neueinbau der gesamten Haustechnik bei einem 70er- oder 80er-Jahre "Bungalowstil"-Eigenheim etwa eine Viertelmillion an. Für viele ältere Häuser wird die nötige Kernsanierung zum Totalschaden, der Abriss nicht selten die einzige Lösung. Insbesondere dann, wenn ohnehin keine Viertelmillion angespart wurde, die Kinder den Eltern die Sanierung finanzieren wollen bzw. wenn die Kreditwürdigkeit von den Banken verneint wird. Den Betroffenen bleiben also die Abrisskosten, die Beräumung des Grundstücks und der Grundstücksverkauf. Ein praktischer aber schmuckloser Neubau nach Abriss käme bei gleicher Bauwerksgröße in meiner Heimat derzeit auf etwa eine halbe Million.

Der bereits jetzt bis zum Bersten angespannte Mietwohnungsmarkt wird nicht für jeden eine alterstaugliche Bleibe bereithalten, zumal es auch im Mietwohnungsbestand mehrheitlich ältere Bausubstanz gibt, deren wirtschaftliche Sanierungsfähigkeit fraglich erscheint. Es ist also anzunehmen, dass auch hier in der nächsten Zeit weitaus mehr abgerissen wird - neu gebaut wird derzeit ja praktisch auch nichts. Material- und Fachkräftemangel sei dank! Abgesehen davon frage ich mich, ob man sich als gerade aus dem Arbeitsleben ausgeschiedenes Mitglied der Gesellschaft noch einmal eine Haussanierung antun will, inklusive "Wohnen auf der Baustelle" für mehrere Jahre bei gleichzeitigem Verzicht auf Urlaub und Tage, an denen man "nichts fürs Haus getan hat". Effektiv bleibt einzig der Sonntag als annähernder Ruhetag, an dem lärmende Arbeiten zu unterbleiben haben. Wobei man ja drinnen etwas leises machen kann...
Allgäu_Süd hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 10:41Und dann machen alle Urlaub in Bayern? :motz:
Horden von Preußen werden mit dem Deutschlandticket einfallen! :opa:
Zuletzt geändert von PAM am Di 28. Mär 2023, 11:10, insgesamt 2-mal geändert.
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