maroon6 hat geschrieben: ↑Mo 19. Dez 2022, 11:46
Menschenrechte sind wichtig und Misstände kann man anmahnen. Aber Veränderungen müssen - in welchem Volk auch immer - von innen heraus stattfinden. Ich habe etwa sehr viel Sympathie für die aktuellen Proteste im Iran. Ein Auftritt nach dem Motto "wir sind die Deutschen, und ihr habt euch gefälligst unseren Werten anzupassen", das geht aber nicht. ARD-Moderator Claus Lufen spricht unverhohlen von der deutschen „Wertepolizei“. Ich muss ihm zustimmen. Stellt euch das nur mal bildlich vor, wenn es umgekehrt der Fall wäre.
Es ist ja ein Teil der Bevölkerung selbst, die unsere Werte gerne leben möchte, und nicht die der diktierenden Minderheit - oder zumindest die Allgemeinen Menschenrechte zugestanden bekommen möchte. Beobachte doch mal nur, was auf Flügen aus diesen erzkonservativen Ländern passiert. Oder dort, wo der Staat nicht hinschauen kann.
Wenn in Flügen aus den Emiraten oder aus dem Iran reihenweise die Burkas und Kopftücher in die Reisetasche fliegen und die Kutte durchs Kleid ersetzt wird, spricht das Bände.
Und ja, das stelle ich mir vor. Ich wäre als Opposition in einer Diktatur sehr froh über jede Unterstützung von außen. Wäre Deutschland eine Diktatur, würde ich sehr wohl darauf hoffen, dass von Außen so viel Druck kommt, dass die Diktatur zerbricht. Ich empfinde auch die sogenannte Niederlage im zweiten Weltkrieg insgesamt als Befreiung zumindest des Westteils Deutschlands - und das sogar ohne Fehlverhalten der Gegenseite kleinreden zu müssen.
Dass die Vorgehensweise(!) der deutschen Seite in Bezug auf die WM zu undiplomatisch und zu großkotzig war, steht auf einem ganz anderen Blatt. Zumal es ja Bestrebungen in Katar gibt, sich zu verbessern. Bei Frauenrechten ist man dort fast schon ein Paradies verglichen mit Regimen wie dem der Al Sauds. Und bei uns gab es ja auch mal Zeiten - lange nach dem 2. Weltkrieg -, in denen die Ehefrau die Genehmigung des Ehemannes brauchte, um arbeiten zu dürfen, und in denen gleichgeschlechtliche Handlungen unter Strafe standen. Würde bei uns so jemand etwas wieder zu etablieren versuchen, würde ich sehr wohl auf eine Intervention des Auslands hoffen.
Katar hat gezeigt, dass man Sport-Großereignisse veranstalten kann, ich sehe gute Chancen bei ihrer Bewerbung für die Olympischen "Sommerspiele" (auch die werden in unserem Herbst oder Winter stattfinden) 2036. Die Welt hat unsere Meinung zur WM nicht geteilt, heute schreiben viele inernationale Gazetten sogar von der "besten WM aller Zeiten". Vielleicht wäre es doch besser, die deutsche "Wertepolizei" mal bei solchen Ereignissen in Urlaub zu schicken und sich einfach auf den Sport zu konzentrieren.
Während des Events: d'accord. Im Vorfeld? Nein. Und jemandem vorzuwerfen, den Zirkus persönlich nicht mitzumachen und etwas zu boykottieren, was seinen Wertvorstellungen eben widerpricht: Geht garnicht.
Genau das wird hier aber zuhauf gemacht. Akzeptiert doch einfach mal, dass ein wertebewusster Konsument oder auch Unternehmer selbst entscheidet, für welchen Firlefanz er herhalten möchte und für welchen nicht.