"Deutschlandticket" für 49€ kommt.

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Nicoco
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von Nicoco »

Jetzt mal Hand aufs Herz, wer mag denn wirklich daran glauben, dass die Bahn innerhalb von drei Jahren ganze 40 Mrd Euro in die Infrastruktur verbauen kann?
Dafür fehlt mir die Fantasie. :gruebel:

Der Laden braucht alleine zwei Jahre zur Planung der Modernisierung einer popeligen Regionalstrecke.
Gebaut werden soll danach dann mindestens 18 Monate. Dann ist schon mindestens 2028… :rolleyes:
https://www.deutschebahn.com/de/presse/ ... n-12662708
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Manager
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von Manager »

Nach dem Streikende am Freitag war ich gestern mit dem MEX 18 der SWEG von Heilbronn nach Stuttgart unterwegs. :rolleyes:
Und der Zug war auf Hin- und Rückweg sogar pünktlich. Aber...

Der Zug am Vormittag bestand gerade einmal aus 4 Wagen und war übervoll. Bereits bei der Einfahrt in Heilbronn waren alle Sitzplätze besetzt. Nun kamen noch etwa 150 bis 200 Fahrgäste hinzu, so dass nun selbst die Stehplätze überbelegt wurden. Der Zug war rappelvoll. Ein einziges Gedränge und Geschiebe. Viele wie ich standen irgendwo auf einem Gang im Pulk und bekamen noch nicht einmal einen Haltegriff zu fassen. :verrueckt:

Am Hbf in Stuttgart fragte ich dann den Zugführer warum er nur mit so wenige Wagen unterwegs sei, denn für so viele Passagieren hätte der Zug doch doppelt so lang sein sollen...
Der antworte mir dann, dass genügend freie Zugwagen zur Verfügung stehen würden und man den Zug jederzeit verlängern könne. Er verstehe es auch nicht warum er zu so einer stark frequentierten Uhrzeit nur mit 4 Waggons unterwegs sei. Schuld daran sei aber nicht die SWEG, sondern das Land BaWü. Die Zug sei so kurz, weil das Land BaWü nicht mehr Kapazitäten bei seiner Zug Gesellschaft bestellt hätte. Und das obwohl bekannt sei, dass die Züge nach Stuttgart immer stark ausgelastet oder sogar überlastet wären.

Vielleicht kann sich der seit 2011 in "The Länd" zuständige Verkehrsminister statt um Radschnellwege auch mal um den ÖPNV kümmern.
Das 49 € Ticket ist ja so ein Erfolg. :sagnix:
Das Deutschlandticket scheint in Baden-Württemberg ein Erfolg zu sein. Das legen Zahlen des Verkehrsministeriums nahe.

Insgesamt nutzen den Daten zufolge also mehr als 1,5 Millionen Menschen in Baden-Württemberg das Deutschlandticket oder die vergünstige Form für junge Menschen.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bewertet diese Zahlen als großen Erfolg. Das Deutschlandticket sei ein echter Gewinn für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie für die Verkehrswende insgesamt.
---> https://www.tagesschau.de/inland/region ... w-100.html

Ein großer Erfolg - wahrhaftig. Habe ich am Samstag wieder gesehen. :mad:
ulionken
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von ulionken »

@Manager: Ich nehme an, Du hast das Problem mit zu geringer Kapazität auch schon der NVBW gemeldet (Fahrgastbeteiligung)?

https://www.bwegt.de/ihr-nahverkehr/ser ... eteiligung oder Email... (da wird erfahrungsgemäß zumindest jemand antworten)

73 de Uli
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RF_NWD
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von RF_NWD »

Ich habe an meinen beiden freien "Schön Wetter" Wochenenden nur positive Erfahrungen gemacht.
Keine Ausfälle, keine Verspätungen, keine Überfüllungen. Alles nach Plan.
Meine Vermutung: Die permanenten Streikbedrohungen schrecken vor allem Fernreisende ab. Für einen Sonntag war der Osnabrücker HBF recht leer. Wenig Reisende mit viel Gepäck.
In den Regionalbahnen (die hier ja sowieso kaum bestreikt sind) sieht man bei den Kontrollen wie hoch mittlerweile der Anteil der Fahrgäste mit DT geworden ist. Da gibt es kaum noch was Anderes., was vorgezeigt wird.

Bei den Kontrollen fällt aber auch auf, das immer noch einige glauben, tricksen zu können : 2 minderjährige Mädchen auf dem Weg nach Rinteln wurden in der Weserbahn mit "geliehenen" Tickets erwischt. Die eine mit APP , die andere mit Chipkarte, die von den Müttern geklaut waren. Das ergab dann zweimal einen 60 er für die beiden.

Gestern musste ich auch mal den Perso vorzeigen, weil das Lesegerät der Kontrolleurin defekt war.
Sonst begnügen die sich in der Regel mit dem erfolgreichen "Piep".
htw89
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von htw89 »

Letzten Donnerstag war ich mit dem RRX unterwegs nach Bochum und zurück. So pünktlich wie da sind die sonst nie. Macht sich bemerkbar dass die Strecke nicht von DB-ICs und ICEs verstopft wurde. :joke: Davon waren zwar auch vereinzelte zu sehen in den Bahnhöfen, aber es war doch vergleichsweise ruhig. War dann auch die Gelegenheit, meine letzten Alttickets loszuwerden, ich hatte noch 2 Abschnitte aufm 10er Ticket Preisstufe B von 2023 frei. Bevor die ungültig werden nutz ich die lieber ;-)
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von ulionken »

Meine Erfahrungen mit dem ÖV aus den letzten Tagen sind auch gut: Vor einer Woche nach Freiburg und zurück, mit der S-Bahn (SBB), RE 7 (Deutsche Bahn), Strassenbahn und Bus (beide VAG Freiburg). Die Reisekette mit dreimaligem Umsteigen klappte in beide Richtungen problemlos und ohne relevante Verspätungen. Der Pendlerzug auf der Rückfahrt und die Trams in Freiburg waren sehr gut gefüllt, aber es gab gerade so genügend Sitzplätze. Mit dem 49-€-Ticket entfiel anders als früher das mühsame Suchen nach den besten (und richtigen) Einzeltickets.

Ebenso gut liefen zwei Reisen in der Schweiz - Sonntagswanderung im Jura (mit IR-Zügen der SBB und Postauto bzw. Stadtbus Aarau) und ein beruflicher Besuch in Zürich (S-Bahn und IC der SBB sowie Trams in Zürich): Alles im Fahrplan (was dort allerdings völlig normal ist) und ausreichend Platz.

"Früher" hätte ich / hätten wir das alles mit dem Auto gemacht. Das Auto ist immer noch da, wird aber nur noch bei Bedarf benutzt, also zum Einkaufen grösserer Mengen oder wenn das Ziel zu abgelegen für den ÖV ist. Die Jurawanderung wäre mit dem Auto so gar nicht möglich gewesen, weil Start und Ziel verschieden waren.

73 de Uli
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von Manager »

Wette gewonnen.
War mir klar, dass es keine 24 Std. dauern wird bis mir die "üblichen Verdächtigen" eines besseren belehren werden - nämlich dass bei der 49 € Bahn alles supersupersupertoll funktioniert. Probleme, Kritik? Nein, das passt halt nicht in euer Weltbild. - Schade.
ulionken
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von ulionken »

Manager hat geschrieben: Mo 11. Mär 2024, 21:09 Wette gewonnen.
War mir klar, dass es keine 24 Std. dauern wird bis mir die "üblichen Verdächtigen" eines besseren belehren werden - nämlich dass bei der 49 € Bahn alles supersupersupertoll funktioniert. Probleme, Kritik? Nein, das passt halt nicht in euer Weltbild. - Schade.
Wenn Du mich damit meinst, dann hast Du mich völlig falsch verstanden. Und mein Weltbild kennst Du dann offensichtlich auch nicht. Solche Kritik ist wichtig, und ich habe Dich mitnichten eines besseren belehren wollen!

Ich habe allerdings berichtet, dass es nicht überall und immer so traurig aussieht wie in dem Fall, den Du geschildert hast. Derart überfüllte Züge wie in Deinem Fall habe ich hier am Südwestzipfel zuletzt in den Monaten des 9-€-Tickets erlebt. Von einem "supersupersupertoll" sind die Zustände aber angesichts häufiger Verspätungen und geplatzter Anschlüsse ziemlich weit entfernt!

Das Bahnnetz und seine Servicequalität in Deutschland sind in einem bedauernswerten Zustand. Das ist die logische Folge einer chronischen Unterfinanzierung. Wieso fahren zwischen Heilbronn und Stuttgart Züge mit zu wenig Kapazität? Weil zu wenig Kapazität bestellt wurde. Und wieso wurde zu wenig bestellt? Weil die Mittel, die die Politik in Bund und Land für die ÖPNV-Subventionierung bereitstellen, für mehr nicht ausreichen. Und wieso ist das so? Die Politiker setzen gestützt auf den vermeintlichen oder tatsächlichen Wählerwillen andere Prioritäten, die begrenzten Mittel aus Steuergeldern auszugeben. Minister Hermann würde sicher gerne mehr ausgeben, aber woher soll er sie nehmen?

Kritik an diesen Zuständen in diesem Forum ändert daran allerdings genau nichts. Hast Du denn wenigstens die NVBW über den Fall informiert? Das sind die Besteller. Die Illusion, das sich rasch etwas ändert habe ich allerdings wegen der Punkte im letzten Absatz auch nicht.

73 de Uli
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von DH0GHU »

ulionken hat geschrieben: Mo 11. Mär 2024, 21:56 Weil die Mittel, die die Politik in Bund und Land für die ÖPNV-Subventionierung bereitstellen, für mehr nicht ausreichen.
Daran ändert leider das 49-€-Ticket auch nichts.
Wer möchte, dass Pendler und Freizeitnutzer, die bisher mit dem Auto unterwegs sind, die Bahn stärker nutzen, muss zuerst die nötigen Resourcen bereit stellen. Schön, wo die vorhanden sind, wie hier an der Werdenfelsbahn außerhalb der Stoßzeiten oder für azyklisch Pendelnde.
Mit Mindereinnahmen durch günstigere Tickets schafft man diese Resourcenbereitstellung nicht. Wenn das System ÖPNV (+Fernverkehr) mal gut funktioniert, kann man darüber nachdenken, zusätzlich die Preisgestaltung attraktiver zu gestalten. In Zeiten überfüllter verspäteter Züge empfinde ich das 49-€-Ticket nicht unbedingt als Umstiegsmotivation. Und dank der Streiks und witterungsbedingter Ausfälle sind in diesem Winterhalbjahr bisher schon gut und gerne 2000 extra PKW-km dazu gekommen. Die nächsten 600 vermutlich in 2 Wochen...
Es ist ja schön, das Oma Mustermann und Frührentner nun günstig durchs Land touren können. Die grundsätzlichen Verkehrsprobleme löst man damit nicht, schon garnicht schafft man damit eine Verkehrswende.

Die Erfahrungen, die Manager hier geschildert hat, könnten Münchner und Umlandbewohner genauso schildern. Die Regionalbahnen sind hier zu Pendler-Zeiten und zu Ausflugszeiten ebenfalls überfüllt. Erschwerend kommt bei der Werdenfelsbahn auch noch dazu, dass die Bahnen nicht auf touristischen Verkehr mit Gepäck ausgelegt sind. Mitunter führt das zu babylonischen Kofferturmbauwerken.
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von ulionken »

DH0GHU hat geschrieben: Mo 11. Mär 2024, 23:23
ulionken hat geschrieben: Mo 11. Mär 2024, 21:56 Weil die Mittel, die die Politik in Bund und Land für die ÖPNV-Subventionierung bereitstellen, für mehr nicht ausreichen.
Daran ändert leider das 49-€-Ticket auch nichts.
Im Gegenteil: Die ÖPNV-Betriebe haben durch das 49-€-Ticket Mindereinnahmen (aus meinem Haushalt pro Monat nur noch 98 statt 133 €, also -36%!), die durch mehr Benutzer offenbar nicht ausgeglichen werden. Die wegen des 49-€-Tickets hinzugewonnen Benutzer führen zu volleren Zügen, und sie könnten auch zu mehr Verspötungen und Anschlussverlusten führen. Trotz alledem, in "meiner" Region funktioniert das System bei allen Mängeln ganz brauchbar, besser als vor 10 oder 20 Jahren. Die Mängel gehen hier weniger auf zu geringe bestellte Kapazität, sondern mehr auf defekte Fahrzeuge, zu knapp kalkulierte Fahrzeugreserve oder Personalmangel zurück. Im Raum Freiburg hatte man zwar neue Fahrzeuge bestellt, die aber zu oft in den Werkstätten landen, und die den beabsichtigten Fahrplan realistisch nie fahren können. Zur Zeit fahren deshalb zwischen Titisee und Seebrugg statt Zügen nur Busse. Diese Fehlplanung liegt tatsächlich in der Verantwortung des Verkehrsministers in Stuttgart.

Ich hätte übrigens kein Problem mit 65 oder 70 €/Monat für so ein Nahverkehrsticket, wenn die Zusatzeinnahmen in eine bessere Bedienqualität fliessen würden!

73 de Uli
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von Manager »

DH0GHU hat geschrieben: Mo 11. Mär 2024, 23:23 Wer möchte, dass Pendler und Freizeitnutzer, die bisher mit dem Auto unterwegs sind, die Bahn stärker nutzen, muss zuerst die nötigen Resourcen bereit stellen.
[...]
Mit Mindereinnahmen durch günstigere Tickets schafft man diese Resourcenbereitstellung nicht. Wenn das System ÖPNV (+Fernverkehr) mal gut funktioniert, kann man darüber nachdenken, zusätzlich die Preisgestaltung attraktiver zu gestalten. In Zeiten überfüllter verspäteter Züge empfinde ich das 49-€-Ticket nicht unbedingt als Umstiegsmotivation.
[...]
Es ist ja schön, das Oma Mustermann und Frührentner nun günstig durchs Land touren können. Die grundsätzlichen Verkehrsprobleme löst man damit nicht, schon garnicht schafft man damit eine Verkehrswende.
Danke, DH0GHU. :cheers:
Endlich versteht mich hier jemand. :spos:

Es nützt doch nichts die Preise zu senken wenn es kein adäquates Angebot dazu gibt. So ist das 49 € Ticket doch eine reine Mogelpackung.
Und dann will man umweltfreundlich unterwegs sein und nutzt den ÖPNV; und erlebt dann so eine Pleite wie am Samstag. Eine Stunde im dicht gedrängten Pulk stehen mit immer schlechterer Luft. Das war am Rande der Körperverletzung. So etwas tun sich doch auf Dauer nur Leute an, die keine Alternative haben. Den ideologisch gewollten und sicher sinnvollen Umstieg vom Auto auf den ÖPNV schafft man damit nicht.


Und dann noch ein Punkt an dem die Bahn keine Schuld trifft: Obwohl meine beiden Mitfahrer (guter Freund + seine Frau) und ich erkennbar die mit Abstand ältesten Passagiere (alle Ü60 und nicht mehr gut zu Fuß) in dem Waggon waren, fand es von den jungen Männern auf den Notsitzen neben uns (alle mit offensichtlicher Herkunft aus dem Nahen Osten) niemand für nötig uns einen Platz anzubieten. Mit Friedrich Merz und seinen Zahnarztterminen hat das aber nichts zu tun. :sagnix:
RF_NWD
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von RF_NWD »

Ich hatte gestern mal die Gelegenheit, einen Stresstest des Systems nach Einführung des DT auf meiner alten Stammstrecke zu machen und mit langjährigen Beobachtungen vor 2020 zu vergleichen.

1. In der Schwachzeit Osnabrück um 12:00 :

Früher fuhr dort der IC Richtung Berlin. Anschluss in Minden mit 20 Min Wartezeit zur WFB nach Stadthagen. Auslastung der WFB war immer sehr gering. Verlässlichkeit des IC schon früher nicht gut.
Aber für den Anschluss hat es meist noch gereicht. Der IC Halt in Minden für den IC wurde jetzt gestrichen. Ersatz eine Regionallinie bis Löhne. Umstiegszeit zur WFB 13 Min. Die neue Linie ermöglicht bei Pünktlichkeit aber auch Verbindungen nach Hameln (7min) mit der Weserbahn und zum RRX nach Bielefeld. (5min)
Der RE 62 hatte um 12:00 viel Platz, kam aber wegen fehlenden Einfahrtsignals in Löhne 4 min zu spät an. Der FDL in Löhne hat die Weserbahn an den gleichen Bahnsteig umgesteuert, die Umsteiger nach Hameln bekamen den Anschluss. Auch die Umsteiger nach Bielefeld erreichten ihren Zug, weil der RRX 3 min zu spät war noch ohne Mühe.
Warum nutzen Fahrgäste eine Umstiegsverbindung über Löhne nach Bielefeld und nicht eine Direktverbindung ?
Weil sie laut Plan 10 Min. schneller ist, mit dem DT geht und nichts mehr kostet !
Die Auslastung im RE 70 nach Braunschweig war weitaus höher als im Vergleich zu früher. Also kein freier Vierer, man muss sich einen freien Zweier-Platz suchen. Ist aber überhaupt kein Problem. Mein Eindruck: Fahrgäste aus OWL fahren häufiger als früher Richtung NDS über die Landesgrenze mit ihrem DT.

2. Rückfahrt in der Rush-Hour Stadthagen um 16:30.

Anzeigetafel am Bahnhof lässt nichts Gutes erwarten. Ein IC nach Dresden Abfahrt 15:57 mit 45 Min Verspätung von Gleis 3 ? Auf Gleis 4 steht wartend ein ICE. Was soll das denn ? WFB 16:37 nach BI 20 Min Verspätung. Die Ansagen und die APP erklären es: "Vandalismusschäden!" Die S-Bahn Richtung Minden 16:07 hatte wohl schon früher Stop gemacht und ist nicht in Stadthagen angekommen.
ICE und IC fahren um 16:40 nach Osten nacheinander ab. Strecke also wieder frei.
16:45 kommt der Verstärker nach Minden mit 15 Min Verspätung an. Sieht rappelvoll bei Ankunft aus. Vorn im 1.Wagen leert sich der Zug aber fast völlig in Stadthagen. Vierer Gruppe bis Minden frei.
Umstieg in Minden am gleichen Bahnsteig in den Hauptzug nach Bielefeld. Letzter Wagen: Zweier-Sitzplätze rückwarts verfügbar. Der Zug kommt 17 Min zu spät in Löhne an. Der RE nach Osnabrück ist weg. Umstieg in Herford in die ERB wäre auch nicht mehr gesichert gewesen. Bei dem warmen Frühlingswetter auf einer Bank vor dem Bahnhof mit Kaffee und Kuchen aus einer nahen Bäckerei die Wartezeit überbrückt.
RE 60 von Braunschweig nach Rheine kommt 3 min später in Löhne an. Muss dann auf freier Strecke bei Kirchlengern die ERB nach Rahden vorlassen. Kommt in Osnabrück 7 Min zu spät an. Die Umsteiger nach Münster
erwischen den RE 2 nicht mehr. Auch diese Umstiegsverbindung wird mit dem DT mehr genutzt. Mit dem NDS-Ticket war die ja verboten.
Hier wurde die Sitzplatzsuche etwas schwieriger. Sind einfach zu viele Plätze mit Gepäck belegt. Aber Notsitze im Fahrradwagen sind nicht belegt. Geht auch mal. Der Kiss hat ja ales in allem 627 Sitzplätze.

Insgesamt :
Stresstest unter den Bedingungen des DT bestanden. Aber eine Stunde später, als geplant, angekommen. Solche Vorfälle auf der Strecke gab es früher ja auch immer wieder. Und wenn ein Zug ausfiel, war der nächste eben voller. Hier in der Region sind die Kapazitäten der Züge sehr ordentlich. Komplett aus derm Ruder lief das nur während der Zeit des 9€ Tickets. Da konnte man sich als Insider aber auch noch behelfen mit dem Zusatzticket für die 1. Klasse ab Minden. Das war gestern nicht erforderlich. Hatte es auch nicht vorab gelöst. Da war von den 32 Sitzpätzen von außen in Löhne betrachtet nur einer belegt .
htw89
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von htw89 »

Der "westfälische Schweinetransporter" aka RB66 wird ab 8.4. nur noch zweistündig verkehren, verschiedene andere Linien werden auf manchen Streckenabschnitten den Betrieb einstellen.
https://www.eurobahn.de/presse/pressemi ... april-730/

Eigentlich ein riesengroßes "F*** you" an die Westfalen von der Eurobahn, denn alle genannten Linien befinden sich im Münsterland und/oder OWL. Das Ruhrgebiet und Südwestfalen scheinen Priorität zu genießen.
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von RF_NWD »

Ich hatte das heute Morgen schon in den WDR Regionalmeldungen gehört.

NDS kommt dabei aber recht glimpflich bei weg. An die RB 61von Hengelo nach Bielefeld hat die Eurobahn sich nicht rangetraut. Die LNVG ist in Bezug sehr viel strenger mit den Betreibern als die NWL. Wenn es dort zur Sicherstellung des Betriebes denn mal hilft... An den Wochenenden im Sommer ief das doch in den letzten Jahren oft schon sowieso auf einen 2h Takt raus bei den vielen kurzfrisitgen Personalausfällen. Den SEV zwischen Minden-Nienburg kennen die sehr wenigen Kunden dieser Strecke auch schon. Mal wegen Bauarbeiten an dieser Strecke oder bei Bauarbeiten andern Orts, bei der MI-NI als IC Umleiter-Strecke gebraucht wurde. Pendler gibt es nicht viele auf der Strecke. Nach Nienburg ist der Umweg über Wunstof mit der S-Bahn dann immer noch schneller als der SEV.

Zwischen Münster und Osnabrück werden sich die vielen Studenten auf der Linie ärgern. Der RE 2 hat aber in der Woche noch ordentlich Platzkapazitäten anders als an den Wochenenden. Blöd ist es aber für die kleinen Stationen wie Natrup-Hagen, wo der RE 2 alle 2h durchrauscht.

Als postiv habe ich heute die neue Schnellbus-Linie von Osnabrück nach Bad-Iburg-Glandorf empfunden. Damit kommt man in 15 min vom Osnabrücker Rosenplatz zum Iburger Rathaus. Fährt stündlich zwischen 6 und 23 Uhr zusätzlich zum bestehenden Regionalbus. Sogar sonntags stübdlich von 8 bis 23 Uhr. Bin gespannt, ob das wirklich angenommen wird und man das Angebot in dieser Form halten kann. Mit solchen Fahrzeiten wird der ÖPNV mal konkurrenzfähig zum Auto.
Nicoco
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Re: "Deutschlandticket" für 49€ kommt.

Beitrag von Nicoco »

Die neuen X-Bus Linien hier fahren nach dem selben Prinzip, 6-23 Uhr unter der Woche, am Wochenende leicht abgeändert, aber immer mindestens im Stundentakt.
Die alten Linien fuhren meist nur alle zwei Stunden, teils sogar noch mit Lücken im Takt und am Wochenende vollkommen unbrauchbar.
Resultat der neuen Linien, plötzlich fahren die Busse nicht mehr leer durch die Gegend :spos:
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