Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

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DH0GHU
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

Nicoco hat geschrieben: Mo 17. Okt 2022, 20:59 Die drei bestehenden AKWs laufen lassen - Notfalls auch bis 2024 - halte ich für absolut richtig.
Jetzt aber wieder bereits abgeschaltete und auf den Rückbau vorbereitete AKWs reaktivieren, halte ich für falsch.
Das Geld was man dafür investieren müsste, ist in einem Ausbau von regenerativen Energiequellen, Trassen, Speicher, usw. besser ausgegeben.
Man kann sie nicht einfach bis 2024 laufen lassen. Das sind keine Autos, die man mal eben ein bischen länger und auf Reserve fährt und aus dem Kanister betankt, bevor man TÜV und Kundendienst macht oder eine Tankstelle ansteuert.
Die fehlerhaften Kühlrohre sind ein Problem (und ich möchte nicht 100 km neben meiner Heimat einen GAU erleben müssen. Ganz ehrlich. Nichtmal einen mittleren Störfall. Man bedenke, dass selbst ehemalige Atomaufsichtsmitarbeiter die Sicherheit von Neckarwestheim hinterfragen) - außerdem müssten selbst für einen Betrieb bis April 2023 Brennstäbe erneuert werden. Isar müsste sowieso erstmal gewartet werden, danach ist ein Wiederhochfahren ohne neuen Brennstoff fraglich.
Es kann gut sein, dass der Bundestag nun eine Ermächtigungsgrundlage für den Weiterbetrieb schafft, dieser aber schlichtweg an technischen Fakten scheitert. Es wäre dann allemal billiger, Steinkohlekraftwerke wieder anzuwerfen und das gesparte Geld für die AKW-Streckung in einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien zu stecken. Die CO2-Bilanz wäre dann unter Umständen auch nicht schlechter.
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PAM
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von PAM »

Alles Quatsch, alles falsch! Verbrauchsreduzierungen erzwingt man nur durch schmerzhaft teure Endverbraucherpreise. Zeitweise Brownouts beschleunigen die Deindustrialisierung. Nichts davon wird voran getrieben.
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Nicoco
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von Nicoco »

DH0GHU hat geschrieben: Mo 17. Okt 2022, 21:10 Man kann sie nicht einfach bis 2024 laufen lassen. Das sind keine Autos, die man mal eben ein bischen länger und auf Reserve fährt und aus dem Kanister betankt, bevor man TÜV und Kundendienst macht oder eine Tankstelle ansteuert.
Das ist mir schon klar, dass das nicht "einfach" und "mal eben" geht.
Aber das was noch geht und sicherheitstechnisch auf typisch deutsche Manier abgenommen wurde muss auch genutzt werden.
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von pomnitz26 »

Als Techniker kann ich euch versichern das vieles was sowieso schon am Ende war einfach bis zu absolut allerletzten ausgenutzt wird. Seit Jahren wird nur noch gesagt das man da nichts mehr investieren braucht und wird. Man bekommt einfach keine Teile mehr. Nun wieder einfach weiter verlängern birgt in meinen Augen ein viel zu hohes Risiko. Man kann einfach nicht jede Anweisung von oben befolgen und lässt sich zur Not auch mal etwas einfallen um die Leute vor zu großen Gefahren zu schützen. Muss ich auch manchmal so machen.
Nicoco
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von Nicoco »

Natürlich wurde da die letzten Jahre immer nur das Nötigste gemacht. Schließlich sollte ja Ende 2022 Schluss sein.

Bei den ganzen Kohlekraftwerken ist es nicht anders.
Natürlich spielt hier das Thema Sicherheit eine ganz andere Rolle als beim AKW, aber grundsätzlich wurden viele der Anlagen in den letzten Jahren ebenfalls drastisch auf Sparkurs betrieben, da sie ja ebenfalls in absehbarer Zeit für immer stillgelegt werden sollten.
Will man nun viele der Kraftwerke im großen Stil wieder länger nutzen, muss auch dort erstmal wieder massiv investiert werden.
Also egal ob AKW oder Kohle verlängern, für beides muss seitens der Betreiber ordentlich Geld in die Hand genommen werden.
Zuletzt geändert von Nicoco am Mo 17. Okt 2022, 22:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von das letzte MHz »

MP Weil hat Berlin bereits klare Grenzen aufgezeigt. Niedersachsen werde den Streckbetrieb des KKW Emsland ermöglichen, ABER entscheidend sei, dass spätestens am 15. April 2023 dieses endgültig abgeschaltet wird und keinesfalls neue Brennelemente beschafft würden. Für den immer durch und durch diplomatischen MP Weil (bei dem man tunlichst auf die Zwischentöne hören sollte) eine unverhohlene Absage an die FDP für eine darüber hinausgehenden Laufzeitverlängerung.
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PAM
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von PAM »

Berliner-Zeitung.de:
PCK Schwedt: Wir setzen unser technisches Wissen aufs Spiel
(Gastbeitrag, der Autor war beteiligt beim Aufbau der Raffinerie)
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

In Frankreich verschärft sich die Lage zusehends: https://www.spiegel.de/ausland/frankrei ... d68b07ca63
Durch die Streiks dürfte sich dort die Energieknappheit und damit in letzter Konsequenz auch die wirtschaftliche und soziale Lage wie auch Inflation weiter verschärfen... :kopf:


Interessant: In BaWü werden derzeit gerade mal 10% der Photovoltaik-Kapazitäten auf Dachflächen tatsächlich genutzt (Stand 2020, jetzt sicher etwas mehr). https://www.energieatlas-bw.de/sonne/da ... achflachen
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von ulionken »

DH0GHU hat geschrieben: Di 18. Okt 2022, 20:52 In Frankreich verschärft sich die Lage zusehends: https://www.spiegel.de/ausland/frankrei ... d68b07ca63
Durch die Streiks dürfte sich dort die Energieknappheit und damit in letzter Konsequenz auch die wirtschaftliche und soziale Lage wie auch Inflation weiter verschärfen... :kopf:
In Frankreich fehlt also derzeit die Hälfte der landesweiten AKW-Leistung von 61 GW! Und in Deutschland hat man sich wochenlang medienwirksam über den Weiterbetrieb von 3 alten AKW gestritten, die zusammen gerade mal popelige 4 GW leisten (für Frankreich sicher willkommen, zumal man in gegenseitiger Solidarität nun Erdgas liefert).

Ich hoffe, dieser unsinnige Streit wegen der 4 GW ist nun erledigt, und die Politiker können sich wieder wichtigeren Problemen widmen: z. B. Hürden für den Umstieg auf erneuerbare Energien beseitigen und das Ganze bezahlbar machen.

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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von PAM »

ulionken hat geschrieben: Di 18. Okt 2022, 21:30 [...]
In Frankreich fehlt also derzeit die Hälfte der landesweiten AKW-Leistung von 61 GW! Und in Deutschland hat man sich wochenlang medienwirksam über den Weiterbetrieb von 3 alten AKW gestritten, die zusammen gerade mal popelige 4 GW leisten (für Frankreich sicher willkommen, zumal man in gegenseitiger Solidarität nun Erdgas liefert). [...]
Die Elektroenergieproduktion für Frankreich aus Erdgas ist zwar "Bruderhilfe", verschlechtert aber unseren ökologischen Fußabdruck. Das wird Berücksichtigung finden müssen...
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von Thomas(Metal) »

PAM hat geschrieben: Di 18. Okt 2022, 21:56
ulionken hat geschrieben: Di 18. Okt 2022, 21:30 [...]
In Frankreich fehlt also derzeit die Hälfte der landesweiten AKW-Leistung von 61 GW! Und in Deutschland hat man sich wochenlang medienwirksam über den Weiterbetrieb von 3 alten AKW gestritten, die zusammen gerade mal popelige 4 GW leisten (für Frankreich sicher willkommen, zumal man in gegenseitiger Solidarität nun Erdgas liefert). [...]
Die Elektroenergieproduktion für Frankreich aus Erdgas ist zwar "Bruderhilfe", verschlechtert aber unseren ökologischen Fußabdruck. Das wird Berücksichtigung finden müssen...
Da findet sicher nichts Berücksichtigung. Ich werfe mal eines in den Ring und sorge sicherlich für Verstimmung: Warum wird das nicht insgesamt EU-weit organisiert? Immerhin sind die Stromnetze auch entsprechend groß. Beim Gas hört man ja jetzt leise Vorschläge und laut mit der Aussage zur Marktmacht.
Wenn man sich eh gegenseitig hilft und helfen muß sollte man da alles auch unter einem gemeinsamen Dach laufen lassen. Natürlich würde das die Kernkraftgegner ungern sehen. Aber: Sollte tatsächlich etwas passieren sind eben genau diese Grenzen sowieso hinfällig. Und bei den Gasspeichern gilt: Das ist eben kein "Bundeseigentum" auch wenn das einige durch Stützen für Importeuere so sehen: Die Privatwirtschaft hat da eingespeichert/eingelagert.
Auch wahr: Warum sollte es auf EU-Ebene funktionieren wenn bereits die BNetzA einen schweren Stand hat. Das zeigt vielleicht ganz ansatzweise was hier für Bretter zu bohren wären. Man kann es aber auch positiver sehen: Vielleicht wäre dort auch schnell sehr viel zu erreichen, immerhin drückt sehr vielen der gleiche Schuh. Aber ich gebe mich keiner Illusion hin: Man wird auch das/diese Möglichkeit wieder in den Sand setzen.
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von PAM »

Tagesspiegel.de:
Durchschnittlich 20 Prozent: Stromnetzgebühren werden 2023 stark ansteigen
[...] Verbraucher würden regional unterschiedlich stark belastet, heißt es bei Verivox. Den stärksten Anstieg gebe es in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Plus von 52 Prozent. Das entspreche einer jährlichen Mehrbelastung von 208 Euro. In Brandenburg steigen die Stromnetzgebühren den Angaben zufolge um 48 Prozent (plus 182 Euro), in Berlin um 30 Prozent (plus 79 Euro). Am geringsten falle die Belastung in Bremen (plus 4 Prozent), Thüringen (9 Prozent) und Baden-Württemberg (10 Prozent) aus. [...]
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von PAM »

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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von das letzte MHz »

Der Weiterbetrieb des KKW Emsland könnte zum Blackout führen, wenn nicht Windkraftanlagen stattdessen abgeschaltet werden:
Der noch verbleibende Meiler im Emsland trägt lediglich 0,5 Prozent zur deutschen Stromversorgung bei. Schon im letzten Jahr kam es in der Region zu einer Netzüberlastung. Da Atomkraftwerke schwieriger zu drosseln sind, müssen deshalb die Windräder abgeschaltet werden.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wi ... 60920.html

Na da hat die Ampel (SPD und FDP insbesondere) mal wieder genau die falsche Entscheidung getroffen :rolleyes:

Wäre wohl doch besser gewesen auf das Ergebnis vom Habeck'schen Stresstest zu hören, welches genau dieses Szenario vermeiden wollte. Der Staat wird dadurch nämlich schadensersatzpflichtig gegenüber den Windkraftbetreibern, wodurch der Strompreis durch den Weiterbetrieb vom KKW Emsland sogar steigen wird :mad: :mad: :mad:

Aber Hauptsache die FDP hat ihren Willen :kopf: Die Ampel ist doch politisch am Ende, wenn so ein Murks bei raus kommt, dann wären Neuwahlen das einzig richtige...
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

Der noch verbleibende Meiler im Emsland trägt lediglich 0,5 Prozent zur deutschen Stromversorgung bei. Schon im letzten Jahr kam es in der Region zu einer Netzüberlastung. Da Atomkraftwerke schwieriger zu drosseln sind, müssen deshalb die Windräder abgeschaltet werden.

Wo kommt denn die Zahl her? Sorry, aber wenn schon mit so falschen Zahlen hantiert wird, muss man alles Weitere auch in Frage stellen.... :motz: :kopf:

Die Jahresproduktion des KKW Emsland liegt bei ca. 10,5 TWh, bei einer deutschen Gesamtstromproduktion von etwa 520 TWh p.a. sind das etwa 2%.

Und ja: ich gebe zu: ich fand die Ampel-Idee mal gut: eine eher linke Regierung braucht grundsätzlich ein liberales Korrektiv. Dass daraus ein Blockativ.. oder wie nennt man das... wird... man hätte es ja ahnen können. Nur: Im Fall von Neuwahlen werden die Böcke vermutlich zu Gärtnern gemacht...
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