Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

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Thomas(Metal)
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von Thomas(Metal) »

Ich ziehe es mal nach hier:
DH0GHU hat geschrieben: Mi 10. Mai 2023, 22:35
ulionken hat geschrieben: Mi 10. Mai 2023, 22:17 Hier am Dreiländereck waren nach den Debakeln mit Erdwärmebohrungen in Staufen (Gipskeuper angebohrt, Gebäuderisse nach dessen Aufquellen, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hebungs ... m_Breisgau) und Basel (durch Gesteinssbohrungen ausgelöste Erdbeben, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Deep_Heat_Mining_Basel) alle Aktivitäten zur Geothermienutzung eingestellt worden.

Inzwischen gehen sie mit den neuen Erkenntnissen und wissenschaftlicher Begleitung wieder los. Im Schweizer Jura bei Delémont will man bis zu 5 km tief bohren, um die Erdwärme zu nutzen - es gab am Wochenende dort Proteste, https://www.srf.ch/news/schweiz/soforti ... ie-projekt.

Heute morgen hat die Badische Zeitung ganzseitig über ein neues Projekt im Oberrheingraben berichtet, wo warme Wasserbecken ohne Störungen durch gefährliche Gesteinsschichten in etwa 1 km Tiefe angebohrt werden sollen: https://www.badische-zeitung.de/wie-die ... utzen-will (Details hinter der Bezahlschranke, evtl. mehr auf der Webseite von Badenova).

Energie will fast jeder nutzen, aber die Risiken und Nachteile zu deren Gewinnung will kaum jemand tragen (besonders nicht im eigenen Vorgarten oder Hinterhof :D ).

Der Spott über die Fehlschläge ist vorhersagbar - aber wo sind die Vorschläge der Spötter zu Energiequellen, die billig, risikolos und ohne lästige Nebeneffekte sind? Natürlich völlige Fehlanzeige. Bis zum Beweis des Gegenteils behaupte ich, dass es solch eine eierlegende Wollmilchsau im Energiebereich nunmal in absehbarer Zukunft nicht gibt und man nur darüber diskutieren kann, was am wenigsten schädlich und lästig ist.

73 de Uli

In München nutzen die SWM schon lange Geothermie für Fernwärme, u.a. an den Standorten Sauerlach, Dürrnhaar und Kirchstockach sowie in Riem und Freiham. Dazu kommt bald noch Sendling-Süd. Probleme? Keine. Die Probleme in der Rheinebene waren Kinderkrankheiten - man darf sich hier aber zurecht für die Zukunft vernünftige Entschädigungsregelungen wünschen.
Andernorts wird ja wie selbstverständlich im Anhydrit gebuddelt, auch für so Dinge wie Tiefbahnhöfe... Die unvorsichtige Vorgehensweise und die mangelhafte Schadensregulierung am Oberrhein haben selbstverständlich dem ganzen Geothermiethema einen Bärendienst erwiesen. Und ja, ich finde es richtig, dass es am Oberrhein nun weiter geht. und das sage ich als jemand, der - Immobilie sei Dank - ggf. selbst von Schäden betroffen wäre.

Ansonsten dürfen die Schwurbelheinis und NIMBY-Deppen ja gerne mal Alternativen aufzeigen, die KEINE Risiken beinhalten. Die Häuser, die ehemals dort standen, wo heute Braunkohle gefördert wird, sind auch nicht mehr in einem besseren Zustand als die Gebäude in Staufen. Die Problematik der Bergschäden über Bergwerken sollte ebenfalls gut bekannt sein - Stichwort Ewigkeitskosten und "Loch in der Straße" oder gar "Haus im Loch". Gut dass noch nie ein Atomkraftwerk irgendwelche Gebiete unbewohnbar gemacht hat. Ah halt doch, aber nicht in Deutschland. Na dann.
Mir wäre schon sehr daran gelegen einfach mal das zu machen was einfach und realistisch ist. Man muß nicht direkt dort einen Piloten machen wo man ggf. auf Gips treffen wird. Da gäbe es auch noch andere Gegenden mit deutlich(st) geringerem Risiko - es geht auch ohne Steilvorlage für die "Reichsbedenkenträger" aller (!) Couleur. Letztlich wäre es auch mir ein Stück weit egal was dann mir das Haus warm macht. Die Prämissen sind andere.
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Felix II
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von Felix II »

Energie will fast jeder nutzen, aber die Risiken und Nachteile zu deren Gewinnung will kaum jemand tragen (besonders nicht im eigenen Vorgarten oder Hinterhof :D ).
Wer sowas schreibt den mag ich fragen: Wäre es dir egal ? Mal so ein kleines Erdbeben um die Ecke, was macht das schon. Hat man dann halt paar Risse in der Wand, ach egal was macht das schon...
mfG: Felix II
[hr]
Zitat H.S.: Es gibt kluge Menschen in Deutschland. Und solche die gendern...
Sticks and stones may break my bones but there will always be something to offend a feminist.
Wikipedia: Standart bezeichnet häufig eine Falschschreibung des Wortes Standard
ulionken
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von ulionken »

Felix II hat geschrieben: Sa 13. Mai 2023, 10:21
Energie will fast jeder nutzen, aber die Risiken und Nachteile zu deren Gewinnung will kaum jemand tragen (besonders nicht im eigenen Vorgarten oder Hinterhof :D ).
Wer sowas schreibt den mag ich fragen: Wäre es dir egal ? Mal so ein kleines Erdbeben um die Ecke, was macht das schon. Hat man dann halt paar Risse in der Wand, ach egal was macht das schon...
Wieso "wäre" ? Nein, das ist mir nicht egal. Wohlgemerkt, die Erdbeben bei Basel waren hier gleich vor meiner Haustür - jedoch zu schwach (3-4), um sie zu spüren. Schäden gab es hier keine.

Nur, wer solche Fiaskos dazu benutzt, um pauschal jede Möglichkeit zur Energiegewinnung via Geothermie zu diskreditieren oder lächerlich zu machen, der muss sich fragen lassen, welche Alternativen ohne Risiken er/sie denn vorschlägt. Na, wo sind denn z. B. Deine Antworten darauf ?

Ich finde es jedenfalls gut, dass die Firma Badenova hier in meiner Region die Möglichkeit zur Nutzung der Geothermie erprobt, solange man nicht Gesteinsschichten in der Nähe von Wohnsiedlungen anbohrt.

73 de Uli
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DH0GHU
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

Der Rückbau von Neckarwestheim I und II kostet 9 Mrd €: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ak ... u-100.html
Dürften dann so ca. 1,5 bis 2 Cent pro kWh bisher produzierter elektrischer Energie sein... :eek:
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Thomas(Metal)
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von Thomas(Metal) »

DH0GHU hat geschrieben: Di 23. Mai 2023, 21:54 Der Rückbau von Neckarwestheim I und II kostet 9 Mrd €: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ak ... u-100.html
Dürften dann so ca. 1,5 bis 2 Cent pro kWh bisher produzierter elektrischer Energie sein... :eek:
Ist wie Lamm oder Kalb. Man bezahlt dafür das etwas nicht alt wird obwohl es das Zeug dazu hätte.

Nachtrag und OT:
Bleiben wir beim Fleisch. Das ist wie das Spanferkel. Wenn ich dann dagegen überlege eine traditionelle Sau bei der Hausschlachtung - ja! Da gehört Fett als Geschmacksträger klar dazu und nicht irgend ein Lifestyle-Produkt das irgendwie nichts Halbes oder Ganzes ist. Klar kommt auch bei uns immer mal ein Spanferkel aufs Feuer. Aber wenn es irgendwie geht suchen wir tradionell aus. Das heutige Spanferkel hat mit dem vor 30 Jahren nichts gemein.
Was ich damit sagen will: Lifestyle-Frage. So ist das auch beim KKW. Da könnte man auch besser, viel besser!
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

So jung waren die Reaktoren in Neckarwestheim auch nicht mehr. Vielleicht würden am Ende die Rückbaukosten nur noch zwischen 1 und 1,5 Cent pro kWh betragen - aber das ist dennoch ein weiteres Argument gegen die angebliche wirtschaftliche Attraktivität der Kernkraft.
Speziell die Frage, ob Kernkraft damit ein Garant für den Verbleibt energieintensiver Industrien in Deutschland hätte sein können, lässt sich immer klarer mit Nein beantworten - denn in vielen Regionen der Welt kostet ja jetzt schon die kWh regenerativer Strom weniger als der Bau und Rückbau von KKWs an Kosten verursacht - ganz ohne Betrieb....
Was nun das Alter betrifft. Da gehen die Meinungen über die normale Lebenszeit ein wenig auseinander. Interessenverbände pro KKW sprechen von bis zu 60 Jahren, aber andere Quellen veranschlagen eher 40 Jahre. Die Reaktoren in Neckarwestheim liefen jeweils ca. 35 Jahre...
Nunja...

Gas haben wir jedenfalls genug: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ko ... s-126.html
Und der Weg des Geldes führt eher richtung regenerativer Energien: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/te ... a-100.html
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

strade hat geschrieben: Do 13. Apr 2023, 16:08 Dann wird KGE sicher recht behalten, dass sie damit rechnet, dass nach dem Verschwinden der AKW der Strom billiger wird. Allein mir fehlt der Glaube, ihr ja bekanntlich nicht.
Zeit für eine Überprüfung. Auch zur These, es würde nun deutlich mehr Braunkohle verbrannt, und sei es durch Importe.

https://energy-charts.info/charts/price ... 0011000000
Der Strom wurde nicht teurer. Der Preis blieb konstant.
Er ist freilich ca. 50% teurer als im Mai 2021. Aber nur noch halb so teuer wie im Mai 2022. Und billiger als im Herbst 2021.
Interessant übrigens diese Analyse der Stromgestehungskosten von 2019: https://www.quarks.de/technik/energie/w ... nstigsten/


https://energy-charts.info/charts/power ... erval=year
https://energy-charts.info/charts/power ... 1&month=05
https://energy-charts.info/charts/power ... 3&month=05

Tatsächlich sank der Anteil fossiler Energieträger auch nach der AKW-Abschaltung jahreszeitüblich weiter. Allerdings liegt er 2023 etwas höher als 2021, was man an den beiden unteren Grafiken sieht. Allerdings standen damals 8 GW installierte AKW-Leistung zur Verfügung. Am Rückgang der Kohleverstromung hat der Atomausstieg also nicht viel geändert - ein Großteil der weggefallenen 8 GW wurden auf andere Weise ersetzt. Und nein, es wurde im Mai auch in Polen oder Tschechien nicht mehr Kohle verstromt als 2021. Auch nicht EU-weit. Und das, obwohl EU-weit deutlich über 10 GW elektrischer Leistung aus Kernenergie weggefallen sind. Dafür stieg der EU-weite Anteil erneuerbarer Energien von Mai 2021 von 44,6% auf 50%. Wobei der Mai 2021 auffällig gut war. 2021 war er der einzige Monat mit mehr als 40% Erneuerbaren am Strommix der EU. Dieses Jahr hat das nur der Februar nicht geschafft.
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

Die Bundesnetzagentur kommt nun zu einem ähnlichen Ergebnis:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/atomk ... d829160d64

Interessant ist ja auch, dass der Markt rein aus wirtschaftlichen Gründen Ökostrom bevorzugt - was der gerne aufgestellten Behauptung, Marktwirtschaft und Ökologie wären Gegenspieler, doch sehr stark entgegensteht.
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

DH0GHU hat geschrieben: Fr 16. Jun 2023, 13:17
Interessant ist ja auch, dass der Markt rein aus wirtschaftlichen Gründen Ökostrom bevorzugt - was der gerne aufgestellten Behauptung, Marktwirtschaft und Ökologie wären Gegenspieler, doch sehr stark entgegensteht.
Der Weg des Geldes ist eindeutig: https://www.zkb.ch/de/blog/asset-manage ... leich.html
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von DH0GHU »

Wertvolle Richtigstellung zu allerlei Geschwurbel: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtscha ... obal-de-DE
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von Habakukk »

Man fragt sich dann schon, ob Frau Weidel einfach zu doof ist, die Zusammenhänge zu verstehen, oder ganz bewusst die Tatsachen verdreht?
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Re: Kernkraft? Ja, bitte! - Eine Frage der Energiewende

Beitrag von Nicoco »

Doof ist sie eigentlich nicht, daher darf man wohl Absicht unterstellen :joke:
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