RF_NWD hat geschrieben: ↑Mo 13. Jun 2022, 19:44
Ein Faktor ist sicher die Reisezeit. Wer das Glück hat, eine recht schnelle Zugverbindung ohne Umstieg zu haben,
und den Bahnhof in der Nähe, kommt da sicherlich zu einer anderen Bewertung, als wenn man erst einen langsamen Bus nutzen muss mit langen Wartezeiten, oder mehr als 2 km laufen muss.
Auch die Nähe zu einem Autobahnanschluss ist ein Faktor. Die Uhrzeit ebenfalls und die Gewohnheit.
Bei mir ist es so, dass ich sehr viel davon abhängig mache, wie ich am Zielort mobil sein kann (Ziel auf dem Land ohne ÖPNV / Auto vor Ort aus Gründen nötig -> Auto), wie viel Gepäck ich habe (2 Wochen Urlaub -> Auto), und ob ich sehr oft womöglich zeitkritische Umstiege habe (Zusatzverzögerungen, geplatzte Reservierungen, Unruhe). Ideal sind Fahrten für Kurzurlaube/Besuche in Großstädte, die ich von München aus direkt erreichen kann, und die ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz haben, also Städte wie Berlin, Stuttgart, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Karlsruhe etc. Die Zeit ist nichtmal so wichtig: Für mich als passionierter Radiohörer ist die Zeit im Auto zwar nicht komplett verloren, aber als Selbstfahrer kann ich sonst im Auto nicht viel machen. Auf den letzten Bahnfahrten habe ich einen 500-seitigen Kriminalroman gelesen, manchmal surfe ich einfach nur ein bischen im Netz, ein mal habe ich sogar ein Teilprojekt für die Firma durchgeplant. Auf sehr langen Bahnfahrten (z.B. München-Berlin in Vor-Schnellfahrstreckenzeiten) habe ich diverse Hobby-Verwaltungsaufgaben am Laptop erledigt, und so weiter. Das ist also meist keine verlorene Zeit - und manchmal kann auch Relaxen oder Landschaft anschauen nach einer harten Arbeitswochen sehr entspannend sein. Das setzt aber voraus, dass die Fahrt einigermaßen angenehm ist: Also entweder 1. Klasse oder Ruhe-Abteil im ICE.
Was mir hier sehr hilft: Die Regionalbahn auf meiner Strecke ist meist sehr zuverlässig (wenn sie nicht entgleist), Verspätungen >5 Minuten sind selten, >10 Minuten rar. Meine wichtigste Standard-Verbindung hat 20 Minuten Umstiegszeit in Pasing, und der zu erreichende ICE startet in München. Das klappt fast immer, und wenn er nicht wie letzten Freitag aus einer vorherigen Fahrt 30 Minuten Verspätung aufgesammelt hat, ist der ja auch pünktlich. Der Rückweg ist etwas kritischer. Die exorbitanten Verspätungen im Fernverkehr schlagen im letzter Zeit immer mehr durch. Glücklicherweise kann ich dann einfach bis zum Hauptbahnhof durchfahren und mich oft schon in die Folge-Regionalbahn setzen, die bereits bereit gestellt ist.
Ein weiterer Faktor ist für mich die Erreichbarkeit des Bahnhofs: Da es hier keinen real-existierenden Bus-ÖPNV gibt, ist ein großer Parkplatz, idealerweise kostenlos, einfach eine Serviceleistung, die ich voraussetze. Also Pflicht. Entfiele diese Umstiegsmöglichkeit Auto/Bahn, wäre meine Bahncard gekündigt.
Achja: Die Autobahn ist ungefähr genauso weit weg wie der Bahnhof. Im Gegensatz zum Bahnhof aber sogar ohne Ortsdurchfahrt erreichbar...
Allerdings (ver)endet die Autobahn auf dem Mittleren Ring in München. Zur A96 sinds aber auch nur 45-50 Minuten mit nur noch zwei harmlosen Ortsdurchfahrten (bis auf die Schranke an "meinem" Heimatbahnhof
). Insofern herrscht hier eigentlich Wahlfreiheit und eine recht gute Verkehrsanbindung. Den "Kollapsklopps" München kann ich mit dem Auto sehr gut umfahren: Nach Osten führt die Bundesstraße direkt zum Irschenberg/A8 (allerdings mit Stauschwerpunkt Bad Tölz), nach Westen kommt man in unter einer Stunde zur A7 bei Kempten, wie erwähnt ca. 50 Minuten nach Landsberg (ideal für alles, was entlang der Autobahnen von der A7 westwärts in Deutschland liegt). Für Fahrten nach Nordostdeutschland und Franken muss man notgedrungen an München vorbei bzw. durch München hindurch. Aber genau in die Richtung ist die Bahn mittlerweile auch richtig schnell, wenn denn die eingangs genannten Kriterien passen. Mit dem Auto nach Berlin? Totaler Blödsinn. Freitags mit dem Auto nach Erfurt? Das Ziel lag 20km außerhalb - war trotzdem ein Fehler, das Auto zu nehmen, das hat viel länger als die Bahn gedauert und ich war danach "durch" - wenn rund um Nürnberg nichts mehr geht, kann man Stunden verlieren. Da kann die A73 ab Bamberg noch so "schnell" sein.
Wäre ich beruflich jeden Tag mit der Bahn unterwegs, würden mich freilich auch 5 oder 10 Minuten Verspätung nerven.