Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

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DH0GHU
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von DH0GHU »

Ich persönlich bleibe beim althergebrachten Maskulinum oder bei "Zuhörerinnen und Zuhörer". Erstens bin ich dann nicht ausgeschlossen ( :D ), zweitens habe ich das mal so gelernt. Es stört mich auch nicht - und es stört mich genauso wenig, wenn jemand anderes die gegenderte Form benutzt, oder eine Auflistung. Bei glühenden Gender-befürwortern würde ich mich wohl genauso in die Nesseln setzen wie bei jenen, die das radikal ablehnen. Gut, dass es die hier nicht gibt, eine 2-Fronten-Debatte zu managen ist dann doch kein Spaß mehr ;-)
Es ist eben nicht nur das Klischee des "Angry Old White Man", der gegen gendern ist.
Es gibt eben bei den "nicht-gendernden" u.a. die Leute
- die nicht gendern, und es dabei belassen
- die nicht gendern, sich daran stören, und es dabei belassen,
- die nicht gendern, sich daran stören, und das in der entsprechenden Diskussion auch frei heraus sagen, und das ggf auch sprachwissenschaftlich/sprachtechnisch untermauern können
- die nicht gendern, sich daran stören, und das in der entsprechenden Diskussion auch frei heraus sagen, und das mit ihrem Sprachgefühl/gelernter Sprachausübung begründen
- die nicht gendern, sich daran stören, und das in der entsprechenden Diskussion auch frei heraus sagen
- die nicht gendern, sich daran stören, und das auch jedem aufs Auge drücken, den das eigentlich garnicht interessiert
- die nicht gendern, sich daran stören, und jeden, der das anders sieht, als Feind in ihrem Kulturkampf deklarieren.

Die letzte Gruppe zähle ich zu den "Angry old white man", bei der vorletzten muss man das fallweise entscheiden. Bei den anderen Gruppen ist in der Regel aber auch keine politische Motivation zu erkennen, während bei den letztgenannten Gruppen häufig weitere Positionen zutreffen, die für sich allein genommen oft garnicht extrem sind, in der Kombination aber halt schon... Man kann auch liberal oder links sein, und gendersternchen oder "sehr geehrte Zuhörende" für schlechten Stil halten. Es ist dann eben die Präsentation der eigenen Haltung, die den Unterschied macht.
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Habakukk
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von Habakukk »

PAM hat geschrieben: Mi 27. Dez 2023, 10:43 Wer meint, bei einer Ansprache von Personengruppen zwingend alle und jeden anzusprechen, der soll sich die Mühe machen und wirklich vollumfänglich jeden persönlich ansprechen. Wem das zu umständlich ist, der spricht die Gruppe als Mehrzahl einzelner Individuen an, was dann auch reichen muss.
Das Problem ist halt, dass sehr viele das grammatikalische Geschlecht mit dem tatsächlichen Geschlecht verwechseln und sich deshalb bei der Verwendung des generischen Maskulinums ausgeschlossen oder diskriminiert fühlen. Ich kann das auch nachvollziehen, dass das nicht jeder als gut empfindet.

Wenn man dann, wie beim Gendern eingeführt, nicht mehr nur alle über das generische Maskulinum anspricht, sondern die realen Geschlechter benennt, wird es einfach immer komplizierter. Und warum nur das Geschlecht benennen? Wollen wir nicht auch noch Haut-, Haarfarbe und Links-/Rechtshänder auch noch explizit aufführen? Wo hört das dann auf?

Drum bin ich dafür, an der Stelle das generische Neutrum einzuführen, und wir können uns den ganzen Sums mit der expliziten Benennerei sparen.
PAM
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von PAM »

Ich wiederum sehe mich - als Neutrum angesprochen - nicht adressiert. :rp: Dafür darfst du mich gern als zu einer Gruppe gehörenden Teil adressieren.

Wie du schriebst, das grammatikalische Geschlecht einer Gruppe schließt alle Dazugehörigen ein - unabhängig von biologischem Geschlecht oder Nichtgeschlecht, gleich welcher "Rassenzugehörigkeit" und ohne Ausschluss von Glaube oder Nichtglaube.
🎧📺📻📡
RF_NWD
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von RF_NWD »

Der Ansatz des generischen Neutrums ist ein pragmatischer und zweckmäßiger Umgang mit dem Problem.
https://gendern.eu/
Der Artikel diskutiert alle bisherigen Lösungsversuche und stellt dem als pragmatische Alternative das generische Neutrum entgegen.
Der Lösungsansatz generisches Neutrum ist nicht neu; er wurde z. B. 1991 von der führenden Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch befürwortet[3]. Leider fehlte Frau Pusch damals die Weitsicht, das Vertrauen, der Mut – was auch immer –, konsequent zu diesem Ansatz zu stehen. Stattdessen schlug sie eine Übergangszeit von 50 Jahren vor, in der das generische Femininum gelten sollte – und entzog dem Vorschlag damit seine Seriosität und gleichzeitig jegliche Chance der Umsetzung.
Das generische Neutrum ist gleichzeitig logisch und mit der sonstigen deutschen Grammatik im Einklang.
Das generische Neutrum muss nicht von höchster Stelle verordnet werden
Beispiel der BUW: Das ist genau der Stil, der manche Leute auf die Palme bringt:
Zudem steht jedem*jeder Studienanfänger*in, der*die dies möchte, während des Studiums ein*e Mentor*in bei, der*die ihn*sie bei der Studienplanung und bei individuellen Fragen im Studium unterstützt.
Der Text liest sich doch wesentlich leichter so:
Zudem steht jedem Studienanfänger, das dies möchte, während des Studiums ein Mentor bei, das es bei der Studienplanung und bei individuellen Fragen im Studium unterstützt.
Sicher gewöhngsbedürftig, aber leicht erlenbar. Im Grunde eine Angleichung an Prinzipien der englischen Sprache, die unsere Spitzfindigkeiten und Ungereimtheiten mit den Artikeln nicht hat, wenn auch nicht vollumfänglich.
PAM
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von PAM »

Für viele präzise, jedoch das Maskulinum verwendende Formulierungen, könnte man auch eine der englischen Sprache angelehnte Umschreibung verwenden. Es ist zwar schade um den ursprünglich präzisen sowie zumeist unmissverständlichen Ausdruck und macht es so Fremdsprachlern auch nicht leichter, die deutsche Sprache zu erlernen und anzuwenden, aber wenn es geeignet und nicht sinnentstellend ist, von mir aus.

"Studierende" schließt nach meinem Sprachverständnis alle ein, die studieren - gleich welchen Geschlechts oder Nichtgeschlechts. Widersprüchlich wird es dagegen, wenn z. B. der Verkehrsfunk meines Radioprogramms auf Einschränkungen und Ausfälle für "Busfahrende" hinweist. Hier wird es für mich als Deutsch-Muttersprachler bereits kompliziert: Richtete sich der Hinweis nun an das Fahrpersonal oder die Fahrgäste?

Der Begriff der Fahrgäste als Gruppe ist für mich geschlechtlich nicht belegt. Der Begriff des Fahrpersonals auch nicht. Ich würde auch bei Nennung von Busfahrern nicht prinzipiell Busfahrerinnen ausschließen, zumal ich in der DDR aufwuchs, die bei beruflicher Gleichberechtigung der BRD um Jahre voraus war. In meiner Kindheit in den 1980ern gehörten weibliche Triebfahrzeugführer in der Berliner S- oder U-Bahn, in Straßenbahnen oder auch in Bussen bereits zum üblichen Bild.

Kurzum: Man kann es auch vorsätzlich kompliziert machen, was besonders Nichtmuttersprachler aller Geschlechter ;) zu spüren bekommen. Man tut mit den Hör- und Lesefluss störenden Formulierungen aber auch Mitmenschen mit Lernschwächen keinen Gefallen, sondern grenzt diese vermeidbar aus, was durchaus berechtigt ebenso als Diskriminierung verstanden werden darf. Nicht, dass sich Sprache nicht weiterentwickeln würde. Aber sie sollte ihre Erlernbarkeit nicht vorsätzlich erschweren. Fiesheiten der deutschen Sprache, wie Doppeldeutigkeiten oder Dialekte, sind Hürden genug!
🎧📺📻📡
Thomas(Metal)
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von Thomas(Metal) »

RF_NWD hat geschrieben: Mi 27. Dez 2023, 09:32 Ach ja.
Wenn alle Feindbilder des "angry old man" mal wieder zusammentreffen....
Die Wirklichkeit ist doch viel komplexer. Das generische Maskulinum der deutschen Sprache ist nun einmal ein Problem. Wenn ein Ör. Sender wie der WDR oder eine Zeitung wie die NOZ als Sprachregelung ausgeben: Bei uns wird nicht gegendert. Denkt euch das Gendersternchen im Kopf einfach dazu, wird das der Wirklichkeit genau so wenig gerecht, wie der Doppelpunkt in gesprochenen Texten.
Wenn wir also Formulierungen hören wie "die Bäcker", "die Ärzte" oder "die Politiker", neigen wir schon dazu, nur Männer vor unserem geistigen Auge sehen
Zunächst einmal: "angry old man". Gerne. Es war kein Verdienst, sondern nur eine Frage der Zeit und deshalb wurde in diesem Jahr ein weiterer Zehner vollgemacht mit dem man als alt gilt. Aber bitte, das mit angry zutrifft nicht zu.
Wer sich das was denkt wenn dann "Mannschaften" am (Team-)Work sind sei einmal dahingestellt. Gedanken sind frei und damit nicht zu ändern. Was man aber ändern kann ist eine Gleichstellung. Die heißt schlicht und simpel: Nur Leistung und Wissen zählt. Das führt dann auch zur gleichen Bezahlung und Anerkennung. Das ist verdient, dafür trete ich (schon immer) in jedem Fall ein. Und jeder hat Stärken und Schwächen, aber niemand ist gleich mit jemand anderem. Das ist nach meiner Ansicht ein ganz gefährlicher Weg der da eingeschlagen wird. Es wird Unterschiede geben. Immer. Sie schlicht wegzuleugnen (sic!) führt nicht zu mehr Gerechtigkeit. Dann nehmen wir mal das aktuelle Beispiel die FFW und die Sandsäcke. Die Männer werden mehr Kraft haben. Aber: Eine Frau hält u. U. deutlich länger durch durch, ist z. T. wesentlich leidensfähiger, "zäher". Vergleichbar? Nein, nicht im Ansatz. Kann sich aber im gemeinsamen Einsatz perfekt ergänzen.

Von mir aus gehen wir gerne in der Sprache ins Jahr 1991, also nach der Wiedervereinigung zurück. Dann mischen wir Ost und West natürlich noch zusammen. Dafür lassen wir diese unsägliche Rechtschreibreform. Klar sind wichtige Erkenntnisse und Erfingungen im Rausch der Menscheit entstanden. Ich lasse auch gerne offen in welchem. Dennoch, wenn man "reichlich dicht" z. B. meint das drei Konsonanten nun die Lösung wäre die alle weiterbringt möge man das doch bitte am Folgetag revidieren sobald man wieder nüchtern ist. Mit dem Gendern könnte es sich vielleicht genauso verhalten.
RF_NWD hat geschrieben: Mi 27. Dez 2023, 09:32 Die neuen politischen Bewegungen allüberall haben ja eins gemeinsam: Sozial und wirtschaftspolitische eher links im herkömmlichen Schema aber kultur- und gesellschaftspolitisch stramm rechts und retro.
Genau das Gegenteil was ich bevorzugen würde ;-)
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von htw89 »

Ich hätt ja gedacht, dass ich wenn ich mal in Bayern wäre, verhaftet werde weil ich tätowiert bin. Aber dass es dann am Gendern liegen könnte, damit hätte ich auch nicht gerechnet :joke:
Auch wenn ich im Alltag nicht gendere würde ich das in Bayern zukünftig absichtlich machen. :spos: :D
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von Chief Wiggum »

Das tut mir leid.
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von htw89 »

Gut möglich, dass als Reaktion darauf die Gendersternverfechter dann einfach aufs generische Femininum umsteigen in Veröffentlichungen. Da bin ich gespannt auf die Reaktion von Ministerpräsidentin Söderin ( ;) ).
Den "Woken" Sprachverbote vorwerfen, die es gar nicht gibt, aber selbst tatsächlich welche einführen. :verrueckt:
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von Chief Wiggum »

Irgendjemand muss dem Schwachsinn ja Einhalt gebieten.
PAM
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von PAM »

Toom-Radiowerbung hat geschrieben:"...Vorteilskarteninhabende..."
:rolleyes:
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von ross22 »

Lümmel*innen. :D
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Re: Gender-Wahn: Das sind die schlimmsten Sprachverbieger*innen

Beitrag von DH0GHU »

https://www.reddit.com/r/deutschememes/ ... ?rdt=37319

:D


Aber muss schon sagen. Exzellentes Produktmarketing der CSU. Man überlässt das Verbotspartei-Sein definitiv nicht den Grün*innen ;)
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