Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?
Verfasst: Mo 20. Mär 2023, 11:23
Rutscht nicht ausschließlich auf der SED/PDS/Die Linke herum! Die zitierten "russischen Interessen" sind globaler zu sehen. Einerseits die aus russischer Sicht als Bedrohung empfundene Umzingelung mit NATO-Mitgliedsstaaten, die längst nicht mehr einem angestrebten Mächtegleichgewicht zuzuschreiben gingen. Der überwiegende Teil der späteren Mitgliedsstaaten trat der NATO trotz des Protests Russlands bei und fachte Stück für Stück das Gefühl der Bedrohung an. Die nahe der russischen Grenze aufgefahrenen militärischen Kapazitäten tragen jedenfalls nicht zu einem Wohlbehagen bei - dürften derzeit aber nötig sein, um z. B. den russischen Griff nach Staaten des Baltikums zu unterbinden.
Ebenso schrieb ich bereits ausführlich von der Neuaufteilung der Welt unter den Mächtigen und davon, dass sich einige von ihnen anders als bisher orientieren. Russland beispielsweise ist in der derzeitigen Lage sehr auf China angewiesen - als größter Außenhandelspartner. Durch die Embargo-Lage kann Russland auch nicht anders, macht sich dafür aber an vielen neuen Stellen von China abhängig. Auch das ist einer der Gründe für den anstehenden Präsidentenbesuch. China will Russland als Wirtschaftspartner - jedoch keinesfalls in einer Situation, in der sich Russland derzeit befindet. China erwartet Verlässlichkeit und an der hat man mit einem Wirtschaftspartner in einem aktiven Krieg zurecht Bedenken. Innenpolitisch ist Russland nämlich selbst auch alles andere als stabil. Was bzw. wer käme bei einem Putsch gegen den derzeitigen russischen Präsidenten oder seinem plötzlichen Versterben ins Präsidentenamt? Er ist nicht mehr der Jüngste und um seinen Gesundheitszustand gibt es vielerlei Gerüchte. Macht man sich wenigstens die Mühe, eine Wahl zu inszenieren? Oder wird irgendwer "ins Amt eingesetzt"? Was, wenn Jewgeni Prigoschin die Macht an sich reißt? Wohin steuert Russland dann, militärisch wie auch wirtschaftlich? Welchen innenpolitischen Kurs würde es geben?
China selbst muss derzeit aber mehr als vorsichtig sein, was der chinesische Präsident auch weiß und was eindeutig an seinem sehr vorsichtigen und ruhig-besonnenen Handeln erkennbar ist. Vielfach wurde bereits behauptet, dass China den russischen Krieg mit Waffen- und Munitionslieferungen unterstützt. Für wahrscheinlicher halte ich, dass die Unterstützung eher in den Bereich des Technologietransfers geht und es sich primär um "Dual use-Waren" handelt, die neben zivilen auch militärischen Zielen dienen können. Eingesetzt wird vielfach chinesische Spionagesoftware mit KI-Unterstützung. Aufklärungsdrohnen usw. werden definitiv aus laufender chinesischer Produktion geliefert und eingesetzt. Eine aktivere Beteiligung Chinas am Angriffskrieg gegen die Ukraine würde China jedoch mehr schaden als nutzen und auch die m. E. ernsthaft angestrebte Vermittlerrolle absurd werden lassen. China ist also sehr daran interessiert, den Krieg baldmöglichst zu beenden - auf welchem Ergebnis auch immer. China wäre es m. E. auch gleichgültig, würde es bei der Annektierung des Donbass, der Krim und weiteren Regionen bleiben - käme damit zeitgleich eine Stabilisierung Russlands zustande. Jedoch dürfte klar sein, dass ein solcher chinesischer Verhandlungsvorschlag für die ukrainische Seite unerträglich und nicht akzeptabel wäre. Die Ukraine steht offenbar noch immer hinter dem Ziel "Endsieg" mit der Rückeroberung aller besetzten Gebiete einschließlich der Krim. Zurecht, völkerrechtlich ist dieses Ziel nicht zu beanstanden. Man muss es nur erreichen können.
Berliner-Zeitung.de:
Entrüstung nach Diplomaten-Aussage: Kündigt Polen den „Eintritt“ in den Krieg an?
Ebenso schrieb ich bereits ausführlich von der Neuaufteilung der Welt unter den Mächtigen und davon, dass sich einige von ihnen anders als bisher orientieren. Russland beispielsweise ist in der derzeitigen Lage sehr auf China angewiesen - als größter Außenhandelspartner. Durch die Embargo-Lage kann Russland auch nicht anders, macht sich dafür aber an vielen neuen Stellen von China abhängig. Auch das ist einer der Gründe für den anstehenden Präsidentenbesuch. China will Russland als Wirtschaftspartner - jedoch keinesfalls in einer Situation, in der sich Russland derzeit befindet. China erwartet Verlässlichkeit und an der hat man mit einem Wirtschaftspartner in einem aktiven Krieg zurecht Bedenken. Innenpolitisch ist Russland nämlich selbst auch alles andere als stabil. Was bzw. wer käme bei einem Putsch gegen den derzeitigen russischen Präsidenten oder seinem plötzlichen Versterben ins Präsidentenamt? Er ist nicht mehr der Jüngste und um seinen Gesundheitszustand gibt es vielerlei Gerüchte. Macht man sich wenigstens die Mühe, eine Wahl zu inszenieren? Oder wird irgendwer "ins Amt eingesetzt"? Was, wenn Jewgeni Prigoschin die Macht an sich reißt? Wohin steuert Russland dann, militärisch wie auch wirtschaftlich? Welchen innenpolitischen Kurs würde es geben?
China selbst muss derzeit aber mehr als vorsichtig sein, was der chinesische Präsident auch weiß und was eindeutig an seinem sehr vorsichtigen und ruhig-besonnenen Handeln erkennbar ist. Vielfach wurde bereits behauptet, dass China den russischen Krieg mit Waffen- und Munitionslieferungen unterstützt. Für wahrscheinlicher halte ich, dass die Unterstützung eher in den Bereich des Technologietransfers geht und es sich primär um "Dual use-Waren" handelt, die neben zivilen auch militärischen Zielen dienen können. Eingesetzt wird vielfach chinesische Spionagesoftware mit KI-Unterstützung. Aufklärungsdrohnen usw. werden definitiv aus laufender chinesischer Produktion geliefert und eingesetzt. Eine aktivere Beteiligung Chinas am Angriffskrieg gegen die Ukraine würde China jedoch mehr schaden als nutzen und auch die m. E. ernsthaft angestrebte Vermittlerrolle absurd werden lassen. China ist also sehr daran interessiert, den Krieg baldmöglichst zu beenden - auf welchem Ergebnis auch immer. China wäre es m. E. auch gleichgültig, würde es bei der Annektierung des Donbass, der Krim und weiteren Regionen bleiben - käme damit zeitgleich eine Stabilisierung Russlands zustande. Jedoch dürfte klar sein, dass ein solcher chinesischer Verhandlungsvorschlag für die ukrainische Seite unerträglich und nicht akzeptabel wäre. Die Ukraine steht offenbar noch immer hinter dem Ziel "Endsieg" mit der Rückeroberung aller besetzten Gebiete einschließlich der Krim. Zurecht, völkerrechtlich ist dieses Ziel nicht zu beanstanden. Man muss es nur erreichen können.
Berliner-Zeitung.de:
Entrüstung nach Diplomaten-Aussage: Kündigt Polen den „Eintritt“ in den Krieg an?