RADIO354 hat geschrieben: ↑So 25. Jun 2023, 12:21
Das Ist mir auch in den Sinn gekommen...
Aber um von Belarus aus gen Kiew zu marschieren wäre auch Ohne diese Komödie gegangen, so verbunden man doch ist.... [...]
Dieses nach außen als Putschversuch inszenierte Theaterstück war für den Kreml gewiss keine Überraschung. Die Akte der Aufführung standen im Spielprogramm. Wenn man es kann, sollte man zwischen den Zeilen lesen: Zum 1. Juli sollte die Söldnerarmee nicht mehr (wie bisher) weitgehend autonom agieren. Jene Einheiten, die sich in die russischen Truppen einreihen sollten, wären von dort befehligt und mit Verbrauchsmaterial, Munition, Proviant sowie Kraftstoffen mitversorgt worden. Sie wären damit aber ihrem bisherigen Befehlshaber entzogen worden, hätten die militärische Schlagkraft seiner Truppe und ihn selbst Einfluss gekostet. Dass er mit Putin militärtaktisch und politisch über Kreuz liegt, ist kein Geheimnis und auch nicht erst seit gestern so. Er musste also aktiv werden, um nicht aufs Abstellgleis abgeschoben zu werden. Offiziell wäre für ihn und seine Privatarmee zum 1. Juli also Schluss gewesen.
Der Marsch auf Moskau war das sprichwörtliche Säbelrasseln und der Auftrag an Putin, sich eindeutig zu positionieren. Die Lage hat das Potenzial, abseits des Machtkampfs die innere Stabilität Russlands, die Regierungsdirektive und letztlich auch die Weiterführung des Krieges infrage zu stellen. In ihr lag und liegt weiterhin die Gefahr eines Bürgerkriegs. Die in der Rede von gestern zitierten Parallelen zur Lage Russlands 1917 - inmitten des Ersten Weltkriegs wurde Russland von innen zutiefst erschüttert - räumten den erkannten Ernst der Lage ein. Dass daraus zum Abend eine 180 °-Wende des Kreml wurde, wendete zwar erstmal den gegenwärtigen Angriff auf die nationale Sicherheit ab, machten aber auch den Verlust eines Teils der absoluten Macht des Präsidenten für die Weltöffentlichkeit unübersehbar. Der konnte damit zwar sein Gesicht wahren, zeigt aber auch, dass er erpressbar bleibt. Es wird weitere Versuche geben, auf ihn und die Kriegsentwicklung Einfluss zu nehmen. Ich rechne auch damit, dass wir auf den nächsten Griff nach der Macht oder ggf. einen erneuten Putschversuch nicht besonders lange warten müssen.
Nun liegt es an der Ukraine, möglichst viel von dem inneren Stabilitätsverlust Russlands für sich zu nutzen. Zugleich sollte die nochmals akuter gewordene Bedrohung von Weißrussland aus richtig eingeschätzt werden. Eine der schlagkräftigsten taktischen Waffen im Krieg ist die Überraschung. Neben dem Fortführen der Angriffs-, Verteidigungs- und Rückeroberungshandlungen bietet eine tiefgehende Erschütterung der nationalen Stabilität Russlands wieder eine verbesserte Chance für den diplomatischen Weg.
