Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

[maroon6]

Ich habe in zwei Etappen gestern die gesamte Rede gehört, die übrigens im Publikum auf starke Zustimmung stieß. Sie gibt eben nicht der Ukraine die Alleinschuld, sie kritisiert aber die Haltung und Arroganz des Westens. Im Moment zählt in diesem Krieg aus Sicht des Westens nur eine Strategie: Der Ukraine Waffen liefern und hoffen, dass Russland irgendwann aufgibt. Es gibt keinerlei Bemühungen zu diplomatischen Gespächen. Reaktion ist, dass die Ukraine immer mehr zerstört wird und Tausende weiter ihren Tod finden. Es ist so naiv zu glauben, dieser Krieg könne rein militärisch gelöst werden und auch nur so, dass Russland am Ende aufgibt und nichts in der Hand hat.

Ich habe selbst Geschichte studiert. Nur ganz selten wurde ein Krieg in der Historie auf dem Schlachtfeld entschieden. Und es geht nur mit Kompromissen, zu denen müsste auch die Ukraine bereit sein. Etwa ein neutrales, erneutes Referendum in den annektierten Gebieten oder ein Verzicht der Ukraine auf eine NATO- und ggbf. EU-Mitgliedschaft. Im Moment sind wir in einer Endlos-Schleife: Waffenlieferungen auf der einen, wütende Zerstörung auf der anderen Seite.

Der umstrittene Vortrag an der VHS Reutlingen stammt ja schon von Juli, doch erst jetzt ist er im Netz gelandet bzw. wurde zigfach geteilt und sorgt daher nun für diesen Aufruhr. Auch interessant: Die ersten Kommentare sprachen Frau Krone-Schmalz noch viel Lob aus für ihre Offenheit aus. Sie hatte am Ende darum gefleht, dass es zu einer Annäherung der Kriegsparteien beim G20-Gipfel im November kommen soll. Sie will nur eins: Ein Ende des Kriegs und einen neuen Dialog, wie damals die Ost-Entspannungspolitik von Willy Brandt, die ausgerechnet begann, nachdem kurz zuvor die Russen den Prager Frühling gewaltsam beendeten. Wie wir wissen, war das mit G20 nix.

[Habakukk]

Etwa ein neutrales, erneutes Referendum in den annektierten Gebieten

Das ist mir auch schon in den Sinn gekommen, aber wie willst du das zum jetzigen Zeitpunkt so durchführen, dass es auch wirklich Aussagekraft hat? Dort sind weite Teile zerbombt, sehr viele Teile der Bevölkerung irgendwohin geflüchtet. Die Separatisten agieren mit Repression, die ukrainische Seite höchstwahrscheinlich genauso.

In diesen vom Krieg gezeichneten Gebieten muss erst mal wieder so etwas wie ein Normalzustand einkehren, bevor man hier ansatzweise ein geordnetes Referendum abhalten kann.
Welchen Status sollen diese Gebiete bis dahin denn dann haben, damit das für alle Seiten akzeptabel ist?

Und dann stellt sich die Frage, wie will man sicherstellen, dass dieses Referendum dann neutral abgehalten wird und auch wirklich den Willen der Bevölkerung repräsentiert? Dass jeder so abstimmen kann wie er es für richtig hält, ohne dass ihm hinterher, wenn es anders kommt, Konsequenzen drohen? Ein Referendum ist doch nutzlos, wenn Separatisten oder Russen mit der Knarre in der Hand an den Wahllokalen stehen. Ein Referendum ist genauso sinnlos, wenn jeder mit Sanktionen rechnen muss, der auch nur ansatzweise pro-russisch agiert, sollte es pro Ukraine ausgehen.

Es gibt sowas wie die OSZE, aber ob Russland die akzeptiert? Wer wäre denn "neutral" genug, hier die Neutralität eines Referendums zu garantieren? Sollen die Referenden unter Aufsicht von Xi Jinping durchgeführt werden? Und wer sorgt dann dafür, dass es hinterher nicht doch zur Unterdrückung der Teile der Bevölkerung kommt, die je nach Ergebnis pro-russisch oder pro-ukrainisch sind?

Das sind alles feine Sachen, die du da schreibst, mein Gefühl sagt mir nur, dass alles, was *wirklich* ein Kompromiss wäre, weder für Ukraine noch für Russland akzeptabel wäre. Alles andere würde Russland dann nur dafür belohnen, dass sie mit massiver Waffengewalt andere Länder angreifen. Der Lerneffekt ist dann: man muss nur übel und destruktiv genug wüten, dann erreicht man seine Ziele auch.

Schwierig!

[ross22]

Oder mit Winston Churchill's Worten:

"Du kannst mit einem Tiger nicht vernünftig reden, mit dem Kopf in seinem Maul".

[DH0GHU]

Es ist auch kaum davon auszugehen, dass Russland "einfach so" sich wieder auf die Ebene eines normalen Mitglieds der Völkergemeinschaft zurück begibt.

https://www.t-online.de/nachrichten/aus ... aden-.html

[DH0GHU]

Und noch eine Pressestimme: https://www.n-tv.de/politik/Merkels-Bil ... obal-de-DE

Ich muss ja zugeben, auch mein Merkel-Bild hat sich die letzten Monate stark gewandelt. Bis zum Ukrainekrieg hielt ich sie für eine sehr gute Kanzlerin, die "nur" in der falschen Partei war. Nunja, ich gebe zu, dass ich das wohl auch zu blauäugig gesehen habe (immerhin hat sich mein Putin-Bild nicht mehr grundlegend ändern müssen....)

[DH0GHU]

Und noch eine Pressestimme: https://www.n-tv.de/politik/Merkels-Bil ... obal-de-DE

Ich muss ja zugeben, auch mein Merkel-Bild hat sich die letzten Monate stark gewandelt. Bis zum Ukrainekrieg hielt ich sie für eine sehr gute Kanzlerin, die "nur" in der falschen Partei war. Nunja, ich gebe zu, dass ich das wohl auch zu blauäugig gesehen habe (immerhin hat sich mein Putin-Bild nicht mehr grundlegend ändern müssen....)

... und es gibt immerhin Politiker, die in dem Punkt selbstkritischer sind: https://www.tagesschau.de/inland/innenp ... d-101.html "Wir wollten es nicht sehen".

[UK-DX]

Ich habe selbst Geschichte studiert. Nur ganz selten wurde ein Krieg in der Historie auf dem Schlachtfeld entschieden. Und es geht nur mit Kompromissen, zu denen müsste auch die Ukraine bereit sein. Etwa ein neutrales, erneutes Referendum in den annektierten Gebieten oder ein Verzicht der Ukraine auf eine NATO- und ggbf. EU-Mitgliedschaft. Im Moment sind wir in einer Endlos-Schleife: Waffenlieferungen auf der einen, wütende Zerstörung auf der anderen Seite.

Bei dieser Darstellung wird mir schlecht, besonders bei der Forderung nach einem "neutralen Referendum". Dies kann ja doch nicht Dein Ernst sein.

Ich denke einen Kompromiss gab es ja schon, im Budapester Memorandum, aus 1994. Die Ukraine verzichtete auf Atomwaffen, Russland akzeptierte die Ukraine und deren Grenzen, und genau dieses wurde Seitens Russland eben gebrochen.

Nun bleibt dem Westen nichts Anderes uebrig an die Ukraine Waffen zu liefern, Putin auszulaugen, und ihm via Sanktionen die Wirtschaft zu ruinieren und zu hoffen, dass Putin mehr und mehr unter Druck kommt. Putin ist zwar ein Diktator, aber das Land hat er nicht so im Griff wie der Diktator in Nordkorea. Hinzu kommt noch dass viele faehige und leistungsbereite Menschen Russland den Ruecken kehren, - und dies offenbar fuer sehr lange Zeit.

Gibt man Putin eine Chance ist das eher so, wie man Hitler eben Tschechien gibt, und Oesterreich und vom Frieden redet und fuer Putin sind die Balten oder die Polen die naechsten.

Fuer Putin ist die Ukraine die Hauptspeise, und die darf nicht schmecken, sie muss ihm den Magen verderben, am besten Krebs ausloesen, sodass er an die Nachspeise, die Balten gar nicht mehr denkt.

Auch wird man die Ukrainer bei Kriegsende mit irgendetwas fuer ihre militaerische Kampfbereitschaft belohnen muessen. Wiederaufbau aus dem Westen, und NATO Beitritt. Russland wird akzeptieren muessen, als Verlierer, - so wie Nazi Deutschland akzeptieren musste.

[PAM]

CNN.com: Russian commander says "NATO bloc" in Ukraine can't be beaten without nuclear weapons

“We don't have the resources to defeat the NATO bloc with conventional means. But we have nuclear weapons for that,” Khodakovsky said.

[Nicoco]

WELT.de: Überprüfung des Fracking-Verbots - „Verfassungsrechtlich problematische Weigerung“

[PAM]

Berliner-Zeitung.de:
Geschenk aus der Ukraine: Polens Polizeichef löste Explosion aus Versehen aus
...Sachen gibt's!

[DH0GHU]

WELT.de: Überprüfung des Fracking-Verbots - „Verfassungsrechtlich problematische Weigerung“

Ich bin ja nicht oft Kubickis Meinung, oder gar der der CSU (die natürlich nur für Fracking ist, weil das nicht in Bayern stattfinden würde). Aber letztendlich ist die deutsche Haltung zum Fracking im Inland nichts anderes als angewandtes Sankt-Florians-Prinzip, und darüber hinaus wirtschaftlicher, ökologischer und strategischer Unsinn.
Wenn wir schon Erdgas brauchen, um die Zeit bis zur vollkommenen Umstellung auf regenerative Quellen zu überbrücken, dann doch bitte ohne derart egoistische Tabus. Fracking wird nicht besser, wenn es die Umwelt in fernen Ländern schädigt. Das Trinkwasser eines Afrikaners, Amerikaners oder Asiaten ist nicht weniger wertvoll als das eines Deutschen.

Nur: Mit den getätigten Investitionsentscheidungen für langfristige LNG-Lieferketten wird man nun garnicht mehr anders können...

[DH0GHU]

Was nachkommt, muss nicht besser sein: https://www.fr.de/politik/ukraine-news- ... obal-de-DE

[pomnitz26]

Manchmal frage ich mich ob Putin von seinen Untergebenen nicht bewusst getäuscht wird um die ganze Welt gegen sich aufzubringen bis er nur noch abtreten kann? Seine Nachfolger stehen schon und warten nur darauf.

[das letzte MHz]

Manchmal frage ich mich ob Putin von seinen Untergebenen nicht bewusst getäuscht wird um die ganze Welt gegen sich aufzubringen bis er nur noch abtreten kann? Seine Nachfolger stehen schon und warten nur darauf.

Putin wollte von sich aus den Krieg. Getäuscht wurde er höchstens über die Fähigkeiten der russischen Armee. Wer berichtet schon gerne von Missstände für die er (mit)verantwortlich ist. Aber auch das ist keine Entschuldigung für Putin, wenn er mit offenen Augen durchs Leben ginge, wüsste er, dass das, was ihm berichtet wird, nicht mit dem übereinstimmt, was man im russischen Alltag beobachten kann. Zumal er ja selbst ein System der Angst installiert hat, indem Menschen für die Wahrheit bestraft und für die Lüge belohnt werden (also wer Probleme anspricht wird für diese verantwortlich gemacht und wer es sich passend zusammenlügt, bekommt eine Belobigung ohne dass weiter geprüft wird, ob das Berichtete überhaupt stimmt).

[DH0GHU]

Tja.

Nur tote Diktatoren sind gute Diktatoren, insofern wäre Mitleid fehl am Platz.