Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

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RF_NWD
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von RF_NWD »

Screenshot 2024-04-12 122942.png
Wenn das wirklich die originale Fragestellung war, ist schon die Auswertung der Redaktion eine Interpetation, die Fragen zur Methodik hervorruft. Die Frage ist eventuell mehrdeutig zu verstehen.
PAM
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von PAM »

Nachdem sich Israel nun praktisch mitten im Krieg befindet und die USA dem Land aus vielerlei Gründen und Verpflichtungen an die Seite springen müssen, kann man das US-Interesse am Ausgang des Ukraine-Kriegs als beendet betrachten. Ob EU-Europa nun auch das Interesse an weiterer materieller und finanzieller Unterstützung verliert oder dies gar nicht mehr allein stemmen kann bzw. will, das werden die nächsten Monate zeigen. Daran ändert auch ein einziges aus Deutschland abgegebenes Patriot wohl nicht mehr viel.

Derweil verdichten sich die Zeichen, dass die Ukraine den letzten noch halbwegs massiv befestigten Verteidigungswall im Osten nicht mehr ewig lange halten kann. Zwar beschränken sich die russischen Durchbrüche im Ganzen betrachtet noch auf "Tippelschritte", jedoch dürfte deren Wirkung auf die Verluste und die weitere Abnutzung der ukrainischen Fronttruppen sowie deren Motivation nicht folgenlos bleiben.

Gelingt ein russischer Durchbruch im taktisch wichtigen Bereich, käme für die Ukrainer nur noch ein fluchtartiger Rückzug in Betracht - ein Teil könnte in Kriegsgefangenschaft gehen. Hinter der jetzigen befestigten Verteidigungslinie gibt es nicht mehr viel, was einen raschen Vorstoß der russischen Kräfte verlangsamen oder gar aufhalten könnte.

Selbst um die ukrainischen Fronttruppen spürbar zu verstärken, dürfte die kürzliche Mobilisierungswelle zu wenig bringen und auch zu spät gekommen sein. Letzteres ist verständlich, ist eine solche Maßnahme doch innenpolitisch nicht nur unbeliebt, sondern beeinflusst auch maßgeblich die Stimmung bzw. die mentale Unterstützung der Sache durch Familien und Angehörige der Eingezogenen.
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Manager
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von Manager »

PAM hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 10:45 Nachdem sich Israel nun praktisch mitten im Krieg befindet und die USA dem Land aus vielerlei Gründen und Verpflichtungen an die Seite springen müssen, kann man das US-Interesse am Ausgang des Ukraine-Kriegs als beendet betrachten. Ob EU-Europa nun auch das Interesse an weiterer materieller und finanzieller Unterstützung verliert oder dies gar nicht mehr allein stemmen kann bzw. will, das werden die nächsten Monate zeigen. Daran ändert auch ein einziges aus Deutschland abgegebenes Patriot wohl nicht mehr viel.

Derweil verdichten sich die Zeichen, dass die Ukraine den letzten noch halbwegs massiv befestigten Verteidigungswall im Osten nicht mehr ewig lange halten kann. Zwar beschränken sich die russischen Durchbrüche im Ganzen betrachtet noch auf "Tippelschritte", jedoch dürfte deren Wirkung auf die Verluste und die weitere Abnutzung der ukrainischen Fronttruppen sowie deren Motivation nicht folgenlos bleiben.

Gelingt ein russischer Durchbruch im taktisch wichtigen Bereich, käme für die Ukrainer nur noch ein fluchtartiger Rückzug in Betracht - ein Teil könnte in Kriegsgefangenschaft gehen. Hinter der jetzigen befestigten Verteidigungslinie gibt es nicht mehr viel, was einen raschen Vorstoß der russischen Kräfte verlangsamen oder gar aufhalten könnte.

Selbst um die ukrainischen Fronttruppen spürbar zu verstärken, dürfte die kürzliche Mobilisierungswelle zu wenig bringen und auch zu spät gekommen sein. Letzteres ist verständlich, ist eine solche Maßnahme doch innenpolitisch nicht nur unbeliebt, sondern beeinflusst auch maßgeblich die Stimmung bzw. die mentale Unterstützung der Sache durch Familien und Angehörige der Eingezogenen.
Schön hast Du das aufgesagt. Dein FSB Kontakt Offizier wird zufrieden sein. :sagnix:
PAM
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von PAM »

Manager hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 13:09 Schön hast Du das aufgesagt. Dein FSB Kontakt Offizier wird zufrieden sein. :sagnix:
Gegen Meinungen kann man nichts sagen. Was war denn - darüber hinaus - der Nutzinhalt deines Satzes?

Nüchtern betrachtet halten sie die letzte massiv befestigte Verteidigungslinie. Es mangelt an ausgeruhten bzw. regenerierten Kräften, an Munition, teilweise über Stunden oder Tage an der Versorgung durch die "rückwärtigen Dienste" und zeitgleich hält die Gegenseite bei hohem Personaleinsatz und phasenweise sehr hohen Verlusten an Truppen und rollendem Material den Druck hoch.

Trotzdem die russischen Truppen an mehreren Frontabschnitten mit 100+ Verlusten täglich durch Tod oder kampfunfähig machende Verletzungen im Vergleich zum taktischen Nutzen außerhalb jeglicher vorstellbarer Logik arbeiten, scheinen sie das aufrecht erhalten zu wollen. Das, was sich wie Himmelfahrtskommandos darstellt, sorgt auf Seiten der Ukrainer jedoch auch für anhaltend hohe physische Belastung, lässt kein Ausruhen und keinerlei Unaufmerksamkeit zu.
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PAM
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von PAM »

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dxbruelhart
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von dxbruelhart »

Sollte Russland gegen die Ukraine militärisch gewinnen, dann haben wir garantiert den 3. Weltkrieg; dann kann die NATO nicht mehr zusehen, sondern muss handeln. Dann werden Putin und seine Entourage bald weiter "bauen" am der Restaurierung der Sowjetunion, und werden nicht zögern, Estland und nachher auch die übrigen baltischen Länder anzugreifen.
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frank.koriander
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von frank.koriander »

Das wird alles nicht besser und realistischer, wenn man es 100fach wiederholt. Keiner kann in Putin reinschauen, keiner kennt seine Pläne. Aber immer noch halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass er NATO-Gebiet angreifen wird. Eher folgt nach der Ukraine ein Militäreinsatz in Moldau und vielleicht Georgien, so lange sie nicht in EU und NATO sind. Wenn überhaupt...

Daher sehe ich die Gefahr eines dritten Weltkriegs eher, wenn sich die NATO oder auch nur einige NATO-Länder aktiv am Einsatz in der Ukraine mit Truppen beteiligen. Und nicht, falls dieses ausbleibt.
Drehrumbum
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von Drehrumbum »

dxbruelhart hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 15:44 Sollte Russland gegen die Ukraine militärisch gewinnen, dann haben wir garantiert den 3. Weltkrieg; dann kann die NATO nicht mehr zusehen, sondern muss handeln.
Hör auf. Niemand im Westen hat die Absicht, nur wegen der Ukraine den 3. WK zu riskieren. Es wird jetzt eher darauf hinauslaufen, die Ukraine zu Verhandlungen zu drängen, denn die Ziele (des Westens) sind mittlerweile unerreichbar. Selbstredend ist die Verhandlungsposition heute eine andere als zu Beginn. Also bitte nochmal nachlesen, wie das damals ablief...

https://www.theamericanconservative.com ... -no-peace/

Beispielsweise Thomas Greminger vom Eidgenössischen Aussendepartement hatte im August 23 schon ein mögliches Szenario vorgedacht. Darin kommen als "Vorbilder" Nord- und Südkorea oder Ost- und Westdeutschland vor.

https://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag ... ld.1752366
dxbruelhart hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 15:44Dann werden Putin und seine Entourage bald weiter "bauen" am der Restaurierung der Sowjetunion, und werden nicht zögern, Estland und nachher auch die übrigen baltischen Länder anzugreifen.
Du machst den Schweden und Finnen Angst! Die sind gerade erst frisch in die NATO eingetreten, um sicher zu gehen, dass sie nicht bald von Putin "überrannt" werden. Gilt das etwa nicht für die baltischen NATO-Staaten, die seit 2004 Mitglieder der NATO sind? Das wäre dann in der Tat der "Bündnisfall" und dann gnade uns Gott.
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ross22
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von ross22 »

Manager hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 13:09
PAM hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 10:45 Nachdem sich Israel nun praktisch mitten im Krieg befindet und die USA ..

Derweil verdichten sich die Zeichen, dass die Ukraine...

Gelingt ein russischer Durchbruch im taktisch wichtigen Bereich, ...

Selbst um die ukrainischen Fronttruppen spürbar zu verstärken, dürfte die kürzliche Mobilisierungswelle zu wenig bringen und auch zu spät gekommen sein. Letzteres ist verständlich, ist eine solche Maßnahme doch innenpolitisch nicht nur unbeliebt, sondern beeinflusst auch maßgeblich die Stimmung bzw. die mentale Unterstützung der Sache durch Familien und Angehörige der Eingezogenen.
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Ich sehe in der Bestandsaufnahme von PAM doch Realismus. Die Ukraine muss jetzt wieder massiv militärisch unterstützt werden.
Logistik ist machbar aber moralisch und um vor allem finanziell jetzt an zwei Fronten zu unterstützen müsste Biden eine Zustimmung im Senat und Repräsentantenhaus bekommen. Das schaut im Moment schlecht aus.
Theoretisch hätte er Möglichkeiten daran vorbei zu regieren mit dem Pacht und Leih Gesetz.
Darauf wartet Trump.
Ich hätte es gerne anders und die Hoffnung steht auf sehr, sehr dünnem Eis.
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von dxbruelhart »

Wir müssen auf jeden Fall alles unternehmen, dass die Ukraine als Staat in den Grenzen von 2013 und zuvor weiter existieren kann.
Im Dezember 2021 wollte jedenfalls Selenski weder der NATO beitreten noch fremde Truppen auf seinem Staatsgebiet haben. Im Donbass und auf der Krim waren aber schon russische Truppen. Hätte die Ukraine diese Gebiete zurückerhalten, wenn sie diesem Pakt zugestimmt hätten (gemäss Link von drehrumbum von theamerican )?
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von dxbruelhart »

Das ist Macrons Lösung für diese Krise https://www.spiegel.de/ausland/ukraine- ... -so-app-sh
Scholz hilft derzeit Putin.
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dxbruelhart
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von dxbruelhart »

Hier die Hungerwaffe, die Putin auch schon ausgespielt hat https://www.arte.tv/de/videos/111766-00 ... eidekrieg/
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von Drehrumbum »

Bitte Artikel hinter einer Paywall nur mit Kennzeichnung verlinken! Ich hab kein SPON, BZ... Abo.
dxbruelhart hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 20:20Hungerwaffe
Hoffentlich kommt jetzt niemand auf den absolut absurden Gedanken, die Strategie der USA bezüglich "Energie" näher zu beleuchten oder gar zu hinterfragen. Die USA möchten (bekanntlich) den Energieexport forcieren. Dabei geht es auch darum, die Erlöse anderer Akteure (speziell Russland) am Weltmarkt zu schmälern (siehe z.B. "Extending Russia", RAND Corp.) bzw. sich als (neuer) Lieferant zu empfehlen. Böse Zungen würden jetzt natürlich "neue Abhängigkeiten schaffen" sagen. Der Export von LNG in Richtung EU hat ja massiv zugenommen, nachdem Russland ausgefallen ist. Dass Westeuropa, aber speziell Deutschland (besonders durch die fertiggestellte "Nord Stream 2"), gute Energiebeziehungen zu Russland hatte, war/ist aber nicht nur der USA ein Dorn im Auge. Allein die Ukraine hätte mit dem Betrieb von NS2 rund 2 Mrd. USD pro Jahr an Durchleitungsgebühren verloren. Frau Merkel hat sich bei ihrer Abschiedstour noch dafür eingesetzt, dass trotz NS2 noch Gas durch die die Ukraine geleitet wird. Aber das könnt ihr alles selbst nachlesen...
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von dxbruelhart »

Drehrumbum hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 23:21 Bitte Artikel hinter einer Paywall nur mit Kennzeichnung verlinken! Ich hab kein SPON, BZ... Abo.
dxbruelhart hat geschrieben: So 14. Apr 2024, 20:20Hungerwaffe
Hoffentlich kommt jetzt niemand auf den absolut absurden Gedanken, die Strategie der USA bezüglich "Energie" näher zu beleuchten oder gar zu hinterfragen. Die USA möchten (bekanntlich) den Energieexport forcieren. Dabei geht es auch darum, die Erlöse anderer Akteure (speziell Russland) am Weltmarkt zu schmälern (siehe z.B. "Extending Russia", RAND Corp.) bzw. sich als (neuer) Lieferant zu empfehlen. Böse Zungen würden jetzt natürlich "neue Abhängigkeiten schaffen" sagen. Der Export von LNG in Richtung EU hat ja massiv zugenommen, nachdem Russland ausgefallen ist. Dass Westeuropa, aber speziell Deutschland (besonders durch die fertiggestellte "Nord Stream 2"), gute Energiebeziehungen zu Russland hatte, war/ist aber nicht nur der USA ein Dorn im Auge. Allein die Ukraine hätte mit dem Betrieb von NS2 rund 2 Mrd. USD pro Jahr an Durchleitungsgebühren verloren. Frau Merkel hat sich bei ihrer Abschiedstour noch dafür eingesetzt, dass trotz NS2 noch Gas durch die die Ukraine geleitet wird. Aber das könnt ihr alles selbst nachlesen...
Gas sollten wir ja explizit nur noch zum kochen nutzen, nicht mehr zum heizen - wegen der Klimakrise...

Und hier der Artikel zu Macron zum Ukraine-Krieg:

Krieg in der Ukraine
Warum Macron recht hat und Scholz nur Putin stärkt
Ein Gastbeitrag von Boris Bondarew
Es ist richtig, dass der französische Präsident Bodentruppen in der Ukraine nicht ausgeschlossen hat. Denn Wladimir Putin fürchtet nichts so sehr wie die direkte Beteiligung Europas am Krieg.

Von Beginn seines Krieges gegen die Ukraine hat Putin die Rhetorik benutzt, um seine Gegner einzuschüchtern. Am 24. Februar 2022 erklärte er: »Wer auch immer versucht, uns zu behindern, geschweige denn eine Bedrohung für unser Land und unser Volk zu schaffen, muss wissen, dass die Antwort Russlands sofort erfolgen und zu Konsequenzen führen wird, die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben. Wir sind auf jede Entwicklung der Ereignisse vorbereitet. Alle notwendigen Entscheidungen wurden in dieser Hinsicht getroffen. Ich hoffe, dass ich gehört werde.«

Zum Autor
Boris Bondarew, Jahrgang 1980, stammt aus einer Moskauer Diplomatenfamilie. Seit 2002 war er selbst im diplomatischen Dienst des russischen Außenministeriums tätig mit Stationen in Kambodscha und der Mongolei. Ab November 2019 diente Bondarew als Botschaftsrat der Ständigen Vertretung Russlands bei den Vereinten Nationen in Genf. Sein Rücktritt im Mai 2022 sorgte für großes Aufsehen, weil Bondarew in einem offenen Brief gegen den Angriffskrieg seines Landes auf die Ukraine protestierte. Er lebt weiterhin in Schweiz und steht unter dem Schutz der dortigen Behörden.

Die Empfänger der Botschaft – in erster Linie die Nato-Staaten – haben die Drohung wie von Moskau gewollt verstanden und sich sofort darauf geeinigt, dass das Militärbündnis unter keinen Umständen direkt in einen Krieg verwickelt werden darf. Das hieß: keine Truppen, nicht mal ernsthafte Waffenlieferungen. Es spricht viel dafür, dass eine Reihe osteuropäischer Länder, die ihre MiG-29-Kampfflugzeuge bereits im Frühjahr 2022 der Ukraine abtreten wollten, auf Druck einiger westlicher Führer, die eine Eskalation befürchteten, einknickten.

Im Gegensatz zu Putin begann der Westen sofort damit, für sich »rote Linien« zu ziehen und öffentlich zu verkünden. Zweifellos muss man sich über die Grenzen des eigenen Handelns im Klaren sein. Aber man darf sie dem Gegner niemals verraten. Dass die Nato-Führer es taten, wirft die Frage auf, ob sie inkompetent sind oder nie eine Chance sahen, den Konflikt zu gewinnen.

Putin bedient sich gekonnt der Sprache der Irreführung, ganz im Sinne des antiken chinesischen Militärstrategen Sunzi: »Krieg ist der Weg der Täuschung«. Putins Rhetorik zeichnet sich dadurch aus, dass er sich des Mittels der »bewussten Mehrdeutigkeit« bedient. Er droht, sagt aber nie genau, was er tun wird. Es könnte sich um den Einsatz einer Atomwaffe, einen Cyberangriff oder sonst was handeln. Oder gar nichts. Zweideutige Erklärungen lassen Spielraum – man kann hinterher immer behaupten, genau das gemeint zu haben, was passiert ist.

Kein regionaler Territorialkonflikt
Wenn ein Regierungschef wie Bundeskanzler Olaf Scholz unmissverständlich verkündet, unter keinen Umständen dieses oder jenes zu tun, gibt er Putin einen Trumpf in die Hand. Es ist erstaunlich, dass solche grundlegenden Dinge erfahrenen Politikern erklärt werden müssen. Die westlichen Länder – vor allem in Europa – haben sich an eine bequeme ruhige Existenz gewöhnt und zögern, ihre Komfortzone zu verlassen. Ihre Devise lautet: Was wir ignorieren, wird schon irgendwie verschwinden.

Europa fehlt die Bereitschaft, die Tatsache anzuerkennen, dass Putins Krieg in der Ukraine eine Herausforderung für die gegenwärtige Weltordnung ist und nicht irgendein »regionaler Territorialkonflikt«. Das hält es davon ab, die Situation, in der es sich befindet, in ihrem ganzen tragischen Umfang zu erkennen. Putin führt eine »reaktionäre Revolution« mit dem Ziel an, die Welt wie im 19. Jahrhundert in Imperien samt Einflusssphären aufzuteilen. Er sieht keinen anderen Weg, für den Rest seines Lebens auf dem Thron zu sitzen. Danach richtet er sein Handeln aus.

Umso ermutigender ist es, die veränderte Rhetorik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu vernehmen. Er scheint er- und anerkannt zu haben, in welchem Maße Europa bedroht ist. Macron hat sich endlich – im dritten Jahr des Krieges – dazu entschlossen, sich der Sprache des Krieges zu bedienen und wie Putin das Prinzip der bewussten Zweideutigkeit zu verwenden. Seine Worte, dass die Entsendung von Truppen in die Ukraine – es ist wichtig, dass er nur von einer Möglichkeit redet – nicht ausgeschlossen werden kann , sind ein Schritt in die richtige Richtung.

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