Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

[Radiowelt]

@ross22: Ja, eben.

[ross22]

Was genau hast du nicht verstanden?

Ein Agressor ist verantwortlich. Bingo

[ulionken]

Die Fronten sind jetzt also mehr als nur verhärtet, weil der Westen nicht mit "Hitler" verhandeln wollte/will und die Ukraine zurückgepfiffen hat. Dieses "Getreideabkommen" damals, ist aber auch nicht einfach so vom Himmel gefallen, sondern war ein Ergebnis dieser Verhandlungen.

Hmm, wieso sollte denn "der Westen" mit wem auch immer verhandeln? Dies ist ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine, der Westen ist (anders als eventuell in Russlands Propaganda) keine Kriegspartei! Die westlichen Länder könnten solche Verhandlungen zwischen den beiden Kriegsparteien in Gang setzen, moderieren, begleiten oder sich als Garantiemächte anbieten, aber einigen müssen sich die Ukraine und Russland. Das wurde wohl vor gut zwei Jahren auch versucht, ist aber aus mir nicht ganz klaren Gründen im Sande verlaufen. Für die oft wiederholte Geschichte mit dem "Zurückpfeifen" fehlen mir übrigens belegte Fakten - das mag ja so gewesen sein oder auch nicht, es ist aber zum Auflösen dieses Kriegs doch mittlerweile irrelevant.

Natürlich muss man auch mit einem üblen Kriegsverbrecher Verhandlungen suchen, wenn es darum geht, einen von ihm ausgelösten Krieg zu beenden. Die Frage ist allerdings, wie man bei irgendeiner Verhandlungslösung auch nur annähernd sicherstellen will, dass nicht die eine Kriegspartei erneut wortbrüchig wird und bei nächster Gelegenheit wieder dort oder woanders als Aggressor loslegt. Ich hoffe, dass sich die Beteiligten bei der Konferenz in der Schweiz im Juni ein paar Optionen dazu überlegen und dann damit bei der erwähnten anderen Kriegspartei sondieren gehen. Das muss ja nicht alles auf offener Bühne diskutiert werden.

73 de Uli

[Habakukk]

Ich verstehe auch nicht, warum heute immer so getan wird, als wäre anfangs niemand zu Putin gefahren, um zu verhandeln. Ich kann mich noch sehr gut an den unendlich langen Tisch erinnern, an dem sich mehrere Politiker erniedrigen ließen... Aber es muss schon auch die andere Seite von ihrer Maximalforderung abweichen. Sonst hat das nichts mit Verhandeln zu tun.

[frank.koriander]

Die Gespräche von Scholz in China mit ernüchterndem Ergebnis auch in punkto Frieden in der Ukraine haben wieder gezeigt, wie komplex die Lage inzwischen ist. Es gibt eben die westlichen Demokratien und es gibt Autokratien. China profitiert aktuell wie kein anderes Land von Russland. Alles, was Russland aufgrund der westlichen Sanktionen derzeit nicht liefern kann, das liefert China. Daher hat China maximal ein Interesse Friedensverhandlungen mitzumoderieren, wenn Russland mit dabei ist. Den Gespächen in der Schweiz wird China wohl fernbleiben. Damit wird diese "Friedenskonferenz" endgültig zur Farce. Das wäre so, als würde es einen Gipfel zur Zukunft der Automobilbranche geben, ohne die Fahrzeugbauer einzuladen.

Dann flattert heute solch eine Meldung auf meinem Schreibtisch rein: Das bekannte deutsche Elektronik-Unternehmen WISI beantragt Insolvenz, unter anderem, weil aufgrund der Sanktionen das Russland-Geschäft weggebrochen ist. Danke schön, damit bestätigt sich mal wieder, dass der Westen sich mit seiner Politik nur selbst schadet und mit seiner Moral-Arroganz Arbeitsplätze vernichtet.

Ich bin froh in einer westlichen Demokratie zu leben. Dennoch gibt es eben auch viele Autokratien in der Welt. Sich von diesen wirtschaftlich unabhängig zu machen gefährdet massivst unseren Wohlstand, Als nächstes fällt ja dann der Iran als Handelspartner weg. Sicher, es ist eine Gratwanderung, aber bei dieser Abwägung sollte man immer schauen, ab wann man mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Die Sanktionen gegen Russland haben in jedem Fall erstes bewirkt. Hier geht alles den Bach runter, während es Russland weiter gut geht und sich China über massig Aufträge aus Russland freut.

Die Welt ist damit zwiegespalten, ich sehe aktuell keinen Moderator zwischen der Ukraine und Russland. Es gibt "den Westen", es gibt die Achse Russland-China-Nordkorea-Iran, und es gibt jede Menge Lönder, die von Russland als Handelspartner abhängig sind (wie Indien) und daher einen Teufel tun, sich in den Konflikt einzumischen.

[Habakukk]

Hier geht alles den Bach runter, während es Russland weiter gut geht und sich China über massig Aufträge aus Russland freut.

Wir sollten einfach auch mal wieder irgendwo einmarschieren. Kriegswirtschaft ist halt einfach ein sehr einträgliches Geschäft.

[frank.koriander]

Hier geht alles den Bach runter, während es Russland weiter gut geht und sich China über massig Aufträge aus Russland freut.

Wir sollten einfach auch mal wieder irgendwo einmarschieren. Kriegswirtschaft ist halt einfach ein sehr einträgliches Geschäft.

Och, wer bei Rheinmetall arbeitet, hat auch jetzt schon einen festen Arbeitsplatz für die kommenden Jahre^^

[PAM]

Randnotiz: Den nächtlichen Angriffen auf einige ukrainische Metropolregionen hat man kaum noch Luftabwehr entgegenzusetzen - Munitionsmangel. Das berichten mehrere Quellen.

[Radiowelt]

Ich verstehe auch nicht, warum heute immer so getan wird, als wäre anfangs niemand zu Putin gefahren, um zu verhandeln. Ich kann mich noch sehr gut an den unendlich langen Tisch erinnern, an dem sich mehrere Politiker erniedrigen ließen... Aber es muss schon auch die andere Seite von ihrer Maximalforderung abweichen. Sonst hat das nichts mit Verhandeln zu tun.

Ja, daran kann ich mich auch noch erinnern. Ist schon erstaunlich, welche Erinnerungslücken manche haben oder davon nichts mehr wissen wollen.
Und wie Putin damals u.a. Scholz oder Macron ins Gesicht gelogen hat, er wolle nicht in die Ukraine einmarschieren.
Wirklich sehr "glaubwürdig" ein solcher "Verhandlungspartner".
Achso, was die Sanktionen und die russische Wirtschaft betrifft - man sollte nicht alles glauben, was die russische Propaganda so verbreitet, von wegen der russischen Wirtschaft geht es so gut.
Einziger Wachstumfaktor ist dort die Produktion in der Kriegswirtschaft, auf die man bekanntlich umgestellt hat.

[PAM]

Eines der Ziele der vergangenen Nacht war die Stadt Tschernihiw im Norden. Verschiedene Quellen berichten von Raketenbeschuss, u. a. mit der "second hit"-Taktik, bei der nach den ersten Treffern in größerem Zeitabstand ein Folgebeschuss stattfindet. Dieser zielt darauf ab, beim Zweitschlag Rettungskräfte und Feuerwehrtechnik zu treffen. Mehrere Quellen berichten, dass es keine Abfangversuche gegeben habe und führen Munitionsmangel für die Luftabwehr an.

[frank.koriander]

Also, wenn man nicht verhandeln will, dann gibt es nur eine Möglichkeit: Dem langsamen Sterben der Ukraine weiter zuzusehen. Und die Lage im Osten wird inzwischen als dramatischer als in Bachmut geschildert:

https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... r-102.html

https://www.n-tv.de/politik/Raketenangr ... 79527.html

Russland geht da mit bekannter Strategie vor: Erst die Bevölkerung mit massiven Angriffen und Zerstörung der Infrastruktur in die Flucht treiben, danach in heftigen, blutigen Kämpfen die Städte erobern. Tschassiw Jar soll symbolträchtig bis 9. Mai eingenommen werden. Tscherhiniw ist als nächstes dran, und Fernziel dürfte Charkiw sein. Das macht man aber erstmal so richtig kaputt.

[Radiowelt]

Es wird höchste Zeit, daß das Repräsentantenhaus endlich die Militärhilfe für die Ukraine verabschiedet.
Trump steht ja jetzt hinter Johnson. Ich drücke dem Vorsitzenden die Daumen.
Ich glaube, einige Menschen wollen oder können sich nicht vorstellen, in welch' schrecklicher Situation viele Ukrainer durch Putins Bombenterror sind, wenn ihr Haus zerbombt wurde, sie frieren müssen, Angehörige umgebracht wurden etc.
Scholz sagte auch kürzlich wieder, Deutschland werde alles liefern was die Ukraine braucht, "solange wie nötig".
Ich kann mich noch gut an die fast täglichen Jubelmeldungen von Radio Moskau erinnern, man habe wieder einen Ernteüberschuss von 150% erzielt usw.
Komischerweise stand aber die Wirtschaft der Sowjetunion Mitte der 80er kurz vor dem Zusammenbruch, weil man sich totgerüstet hatte.
Der große Unterschied zwischen der Sowjetunion und Russland heute besteht darin, daß die Sowjetunion nach 1945 KEINE imperialistische Macht war. Sie respektierte die festgelegten Grenzen.
Das heutige Russland dagegen ist eine imperialistische Macht, die sich nicht mehr für die Grenzen anderer Länder interessiert. Das scheinen einige nicht begreifen zu wollen.

[PAM]

In der vergangenen Woche gab es - unter weitgehender Ignoranz unserer Leitmedien - wieder Gespräche auf diplomatischer Ebene zwischen den Kriegsparteien. Hierbei soll die russische Bereitschaft erneuert worden sein, das Ende März 2022 durch Gesprächsabbruch gescheiterte Abkommen über die Beendigung der Kriegshandlung erneut zu diskutieren. Unter Hinweis auf die jetzige Position der Ukraine wurden die russischen Forderungen jedoch erweitert. Sie umfassen den Anschluss der russisch besetzten Gebiete an Russland einschließlich der offiziellen Abtretung der Krim, den erneuten Verzicht auf einen NATO-Beitritt bei gleichzeitiger Aufgabe einer schlagkräftigen Armee und eine Verpflichtung zur Neutralität. Einmal mehr wurde auch die Forderung nach einer "Entnazifizierung" erneuert, was nicht weniger als den Austausch der Regierung durch eine Moskau-hörige Marionettenregierung bedeuten dürfte.

Während die Gespräche in russischen Medien durchaus ein Thema waren, sollen ukrainische Medien dazu geschwiegen haben. Ich möchte dies jetzt nicht weiter werten - die Forderungen werden für den ukrainischen Präsidenten weiterhin nicht akzeptabel sein.

Unterdessen macht Tschechiens Präsident Petr Pavel sein Versprechen wahr, der Ukraine bis zum Sommer ein großes Munitionspaket liefern zu wollen. Es war am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz vereinbart worden. Geldgeber seien Länder abseits der bisher engagierten Staaten, beispielsweise Norwegen, die Niederlande und auch Deutschland. Die Geschützmunition kommt u. a. aus der Türkei, aus Südkorea, aus Südafrika und aus Pakistan. Beispielhaft genannt sind wenigstens eine halbe Million des NATO-Kalibers 155 mm sowie 300 T des 122 mm-Kalibers für Haubitzen aus Sowjetzeiten, von der die Ukraine zahlreiche besitzt und von denen auch immer wieder welche erbeutet werden. Das Munitionspaket ist übrigens größer als die europäische Produktion des vergangenen Jahres. Im Gespräch war auch Munition für die Luftabwehr, jedoch wären die begehrten Mengen nicht kurzfristig zu bekommen.

[Drehrumbum]

Was genau hast du nicht verstanden?

Ein Agressor ist verantwortlich. Bingo

Im Grundsatz natürlich richtig. Wir können uns jetzt alle hinstellen, mit dem Finger auf Russland zeigen und laut "Ihr seid schuld!" rufen. Nur leider ändert sich damit rein gar nichts.

Und wie Putin damals u.a. Scholz oder Macron ins Gesicht gelogen hat, er wolle nicht in die Ukraine einmarschieren.

Ganz so wie dargestellt, ist es sicherlich nicht gewesen. Den genauen(!) Worlaut von irgendwelchen Statements (in voller Länge und nicht aus dem Kontext gerissen) kann man sicherlich nachlesen. Im Moment muss das genügen.

Zunächst (8.2.22) war Macron in Moskau.

Putin selbst erwähnte diese Zugeständnisse bei der Pressekonferenz nach dem Gespräch mit Macron nicht. Sein Sprecher Dmitri Peskow bestätigte den Abzug der russischen Truppen aus Belarus – ohne ein Datum zu nennen –, dementierte aber etwaige andere Zusagen. Die Berichte über einen Verzicht auf weitere Manöver in der Ukraine seien falsch, sagte er. Frankreich und Russland seien sich bezüglich einer Deeskalation der Lage noch nicht einig geworden. Deeskalation sei aber nötig. Das Treffen der beiden Staatschefs habe hierfür die Basis gelegt.

Und weiter unten:

Russland hat nach westlichen Erkenntnissen mehr als 100.000 Soldaten nahe der ukrainischen Grenze zusammengezogen. Dies schürt Befürchtungen, dass Russland einen Angriff auf das Nachbarland vorbereiten könnte. Russland bestreitet dies, sieht sich aber zugleich von der Nato bedroht. Die Regierung in Moskau fordert Garantien, dass die Ukraine niemals Nato-Mitglied wird. Außerdem solle die Nato in Osteuropa keine Waffen stationieren und ihre Truppen von dort zurückziehen. Das wiederum weisen die USA und die Nato zurück.

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... imir-putin

Scholz folgte eine Woche später (15.2.22).

Wladimir Putin betonte, dass Russland keinen neuen Krieg in Europa wolle. "Dazu, ob wir das wollen oder nicht: Natürlich nicht!", sagte Putin auf eine entsprechende Frage. Auch deshalb habe Russland eine Debatte um die Sicherheit in Europa angestoßen. Moskau sei weiter bereit, mit der Nato und mit den USA über Sicherheitsgarantien zu verhandeln.

Russland fordert schriftliche Garantien, dass die Nato sich nicht weiter ausdehne. Die Frage einer Aufnahme der Ukraine in das Bündnis müsse jetzt entschieden werden.

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/ost ... e-100.html

[PAM]

Der ukrainische Verteidigungsminister Umerow hat im Zusammenhang mit einem Frontbesuch die Lage als "angespannt" bezeichnet. Mit personeller und materieller Übermacht versuche die Gegenseite den ukrainischen Fronttruppen jede Chance zur Regeneration zu nehmen und den Druck sowie den Verbrauch hoch zu halten. Man geht weiterhin davon aus, dass die russischen Truppen bis zur Militärparade am 9. Mai (Feierlichkeiten anlässlich des Sieges über Deutschland im 2. Weltkrieg) einen Erfolg liefern müssen: Das taktische Ziel ist die Einnahme von Tschassiw Jar bzw. eines Höhenzuges unweit davon. Wer sich dort positioniert, der kann den Donbass praktisch kontrollieren. Würde der Durchbruch durch die noch gehaltene massiv befestigte Verteidigungslinie gelingen, wäre ein eiliger Rückzug der ukrainischen Truppen dort verbunden, die dahinter folgenden Verteidigungslinien sind bei Weitem nicht mehr so befestigt. Zuletzt waren die russischen Geländegewinne mit einem geradezu unvorstellbaren Verlust an Infanteristen und Unmengen rollendem Material verbunden.