PAM hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2024, 16:23
"Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig' ab!" - Die Verhandlungsbedingungen, zunächst über einen Waffenstillstand und anschließend über ein Beenden der Kriegstätigkeit, sind heute weitaus schlechter als im Frühjahr 2022. Zu den Maximalbedingungen beider Seiten ohnehin illusorisch. Nicht, dass ich der Ukraine das Verteidigungsrecht und den Anspruch auf ihre vollumfängliche staatliche Integrität absprechen möchte - der russische Angriff war und ist völkerrechtswidrig und zu verurteilen - so muss man Realist bleiben und nüchtern bewerten, dass die Ukraine kaum weiter entfernt von ihren Maximalzielen ist als jetzt.
Genau so ist es. Nun sehen wir mal in die Geschichte und nehmen drei Kriege und deren Ende:
1. Der 2. Weltkrieg. Massive Flächen-Bombardements auf Deutschland, die Landung in der Normandie und anderes brachten Hitler zum Sturz. Okay, für Russland als Atommacht fällt eine solche Lösung flach. Ebenso eine ähnlich geartete Aktion in der Ukraine. Beides würde einen viel schlimmeren Krieg nach sich ziehen, wohl den 3. Weltkrieg.
2. Der Afghanistan-Krieg: Russland marschierte ein und zog nach 10 Jahren wieder ab. Zuvor gab es Verhandlungen zwischen Pakistan und Afghanistan und einen Nicht-Einmischungspakt von USA und UDSSR. Ein solcher Rückzug russischer Truppen könnte dann stattfinden, wenn beide Seiten nach jahrelangem Kampf merken, dass sie nicht weiterkommen und es doch zu Verhandlungen welcher Art auch immer kommt. Vorher muss aber weiter mindestens ein Patt gehalten werden. Dafür muss die Ukraine so unterstützt werden, dass sie mithalten kann, was aktuell nicht der Fall ist. Problem ist zudem, dass Russland wesentlich mehr Reservisten hat und in den nächsten Jahren auch weit mehr an Kriegsgerät produziert. Weitere 8 Jahre wie im Fall Afghanistan kann die Ukraine nicht durchhalten.
3. Der Jugoslawien-Krieg: Unter massivem UN-Druck wurden die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch gezwängt. Der Aggressor bekam viele Zugeständnisse zugunsten eines Friedens, der bis heute hält, aber immer noch auf wackligen Füßen steht. Für die Ukraine so nicht machbar, da es nie ein UN-Mandat geben wird, solange Russland Veto-Macht ist. Es könnten aber neutrale Staaten wie die Türkei, China oder Indien versuchen, beide Kriegsparteien wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.
Tja, 2022 in Istanbul war man nah dran am Frieden. Der Westen wollte nicht, weil man damals die Chance sah, dass die Ukraine die Russen wieder vollständig von ihrem Territorium verjagen und damit die Maximalziele erreichen kann.