Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

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PAM
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von PAM »

Spacelab hat geschrieben: Do 24. Mär 2022, 07:30Putin braucht aber das Geld mindestens so nötig wie wir seine Energielieferungen. Also sagen "Keine Rubel? Kein Gas und Öl!" kann er nicht. Deshalb sind ja auch so viele verwundert das er mittlerweile schon mit so einem zahnlosen Tiger um die Ecke kommt. Wobei andere vermuten das er damit viel mehr Zank und Streit zwischen den NATO Ländern entfachen will.
Das ist nicht das Kernziel.

Teil der allerersten Sanktionen war das Abhängen Russlands vom internationalen Zahlungsverkehr. Die russische Zentralbank unterliegt den Sanktionen, ihre Rubel-Reserven im Ausland wurden eingefroren. Mit der Forderung, Erdgaslieferungen in Rubel bezahlen zu müssen, steht EU-Europa vor der Wahl, entweder die eigenen Sanktionen zu unterlaufen oder auf russisches Erdgas zu verzichten. Es ist gleich, wie die Entscheidung ausfällt - die russische Seite ist in jedem Fall der Gewinner.

Rund 60 % des Erdgasverbrauchs kommen aus Russland. Würde man darauf verzichten, so ist diese Menge keinesfalls aus anderen Quellen zu kompensieren. Den Rest regelt der Markt: Wird etwas knapp, werden zuerst die Börsen nervös und die Preise ziehen deutlich an. Das wird zwar zu einem Rückgang der Verbräuche führen, jedoch kann nicht überall gespart werden. Vielerorts, z. B. in Berlin, wird Elektroenergie aus Erdgas erzeugt. Erdgas müsste also rationiert werden. Nach deutscher Gesetzgebung haben Haushalte und Einrichtungen der so genannten "kritischen Infrastruktur" Vorrang. Dazu zählen Gesundheitseinrichtungen - jedoch auch die Energieerzeuger. Die Industrie steht hinten an und müsste mit Einschränkungen oder auch mit der Einstellung der Versorgung rechnen. Selbst wenn jetzt erstmal die wärmere Jahreszeit ansteht, bis zum nächsten Winter ist das Problem nicht vom Tisch. Daran ändern auch die Absichtserklärungen wenig, die von der Auslandsreise des Ministers Habeck mitgebracht wurden.
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Spacelab
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von Spacelab »

Ich habs heute morgen leider nur mit einem Ohr in der Reportage hören können, aber das Problem (für Putin) soll sein das er unser Geld schneller braucht wie wir neues Gas. Wir könnten, zumindest eine kurze Zeit, eine fehlende Gaslieferung überbrücken. Putin benötigt aber sofort frisches Geld da er jetzt schon Zahlungsschwierigkeiten haben soll. Deshalb auch die sehr kurze "Umstellfrist" von gerade mal einer Woche.

Darüber wo das Gas für den nächsten Winter herkommen soll macht man sich aktuell noch gar keine Gedanken. Vermutlich hofft man das Putin bis dahin eingeknickt ist und doch wieder USD bzw. EUR akzeptiert, von sich aus umgeschwenkt ist und wieder eine neue Sau durchs Dorf treibt, oder gar der Krieg bis dahin vorbei ist, oder weiß der Geier an was die Verantwortlichen da so glauben. :rolleyes:
PAM
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von PAM »

EU-Europa muss sich in der Tat kurzfristig entscheiden und dabei auch eine einheitliche Linie beibehalten. Oder EU-Europa zerstreitet sich darüber und die Sanktionen bröckeln. Dass russisches Erdgas in Rubel bezahlt werden soll, das hat mehrerlei Ziele. Der Rubel ist durch das Abschneiden der russischen Zentralbank vom internationalen Zahlungsverkehr massiv abgewertet worden. Geht EU-Europa auf diese Forderung ein, so müssten die Gasempfänger EUR oder USD und Rubel tauschen. Darauf wartet die russische Zentralbank nun, denn prompt wäre sie wieder im Geschäft. Zugleich würde der Rubel vermehrt nachgefragt und an Wert gewinnen.

Geht EU-Europa nicht auf diese Forderung ein, könnte Gazprom die Lieferungen mit Verweis auf nicht bezahlte Rechnungen einstellen. Anders herum könnte EU-Europa aber auch russisches Erdgas boykottieren und nicht mehr beziehen - hat dafür jedoch weder kurz- noch mittelfristige Alternativen. Dabei geht es nicht nur um das Heizen oder die Stromerzeugung aus Erdgas. Großverbraucher aus der Industrie wären die ersten Betroffenen. Wirtschaftlich der nächste Schritt in Richtung einer Rezension.

Hinweis: Die Lieferverträge mit Gazprom sollen auf EUR oder USD als Zahlungswährung laufen. Ich vermag es nicht zu beurteilen, ob die einseitige Vertragsänderung der Zahlungswährung direkt ein Vertragsbruch wäre - wie es einige unserer Leitmedien einschließlich des Ministers Habeck darstellen.

Ach ja, infolge dessen zog der Preis für Rohöl wieder spürbar an. ;) Die Preiserhöhungen an den Tankstellen wurden nach meinem Empfinden prompt weitergegeben, um oder unter 2 EUR wird es nichts mehr geben. Ich denke mal, die zweite Runde der Gewinnmitnahmen wird wieder Endverbraucherpreise um oder über 2,20 bringen.
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das letzte MHz
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von das letzte MHz »

Der russische Kommandeur Oberst Juri Medwedew wurde offenbar von einem Panzer seiner eigenen Einheit überrollt. Laut "Daily Mail" wurde er mit schweren Beinverletzungen auf einer Trage in ein Krankenhaus gebracht. Nach Angaben eines ukrainischen Journalisten, so der Zeitungsbericht weiter, sei Medwedew von einem seiner eigenen Soldaten überfahren worden. Dieser sei über die schweren Verluste seiner Einheit verärgert gewesen. Laut dem ukrainischen Journalisten sei die Hälfte der Soldaten des Bataillons entweder getötet oder verletzt.
Quelle: ntv

und

https://www.dailymail.co.uk/news/articl ... laims.html
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von DH0GHU »

PAM hat geschrieben: Do 24. Mär 2022, 09:30
Hinweis: Die Lieferverträge mit Gazprom sollen auf EUR oder USD als Zahlungswährung laufen. Ich vermag es nicht zu beurteilen, ob die einseitige Vertragsänderung der Zahlungswährung direkt ein Vertragsbruch wäre - wie es einige unserer Leitmedien einschließlich des Ministers Habeck darstellen.
Normalerweise gilt so etwas, wenn es entsprechend im Vertrag steht. Das Problem hat ja jede Firma, die über die Grenzen des Währungsraums am Firmensitz hinweg handelt, und schon manche Firma hätte sich gewünscht, die Bedingungen noch ändern zu können.
Es gilt natürlich nicht für spontane Spotmarkt-Geschäfte.

Selbstverständlich kann man unter den im Vertrag festgelegten Stornobedingungen auch von einem Vertrag zurück treten... Möglicherweise kann Gazprom dann höhere Gewalt geltend machen - formal kann gazprom ja nichts dafür, wenn irgendwo ein Krieg ausbricht :motz:
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von PAM »

PAM hat geschrieben: Do 24. Mär 2022, 09:30 Die Lieferverträge mit Gazprom sollen auf EUR oder USD als Zahlungswährung laufen. Ich vermag es nicht zu beurteilen, ob die einseitige Vertragsänderung der Zahlungswährung direkt ein Vertragsbruch wäre - wie es einige unserer Leitmedien einschließlich des Ministers Habeck darstellen.
Der Ökonom Marcus Matthias Keupp äußerte sich in einem Interview, die Lieferverträge seien mit Laufzeiten bis zu 15 Jahren in EUR oder USD ausgehandelt. Die einseitige Veränderung der Zahlungsmodalitäten käme nach seiner Ansicht einem Vertragsbruch gleich, sofern die Gegenseite der Änderung nicht zustimmt. Insofern sei die ausgesprochene Androhung, Zahlungen in Rubel zu verlangen, eher eine taktische Äußerung gewesen. In der Tat vermochte selbst diese Aussage den Rubel etwas zu stabilisieren. Zugleich stieg allein deshalb der Gaspreis auf den Spotmärkten um etwa ein Viertel. Allein schon, weil sie Ängste schüren sollte, Erdgas könnte knapp werden. Zur Erinnerung, das betrifft nicht die bereits laufenden Langzeitverträge! Die Bezahlungen liefen bisher in Devisen über die Gazprom Bank, die nicht sanktioniert wird.

Primär war das Ziel dieses Schachzuges also die Stabilisierung des Rubels. So wird Russland nicht um massive Eingriffe in den nationalen Finanzsektor herumkommen. Zumal der Rubel trotz Leitzinserhöhung weiter an Wert verloren hatte.

Marcus Matthias Keupp bezeichnet einen Boykott von Erdgas und Erdöl aus Russland als nicht direkt geeignet, den Krieg zu beenden. Zwar gehen die Einnahmen daraus über Rosneft und Gazprom in den Staatshaushalt, sind aber nicht kriegsrelevant. Kriegsrelevant sind die Produktionsstätten für Kriegsmaterial und -gerät, für Kraft- und Schmierstoffe und die Bezahlung der Militärangehörigen. In allem ist Russland autark, kann selbst produzieren und bezahlt in der Landeswährung Rubel. Im Kriegseinsatz ist wenig westliche Technik, womit sich Sanktionen etwa durch für Russland nicht mehr verfügbare Ersatzteile kaum bemerkbar machen würden. Bei Kriegsmaterial und -gerät lebt das Militär derzeit von den Reserven. Es gibt Berichte westlicher Geheimdienste über Ausfallquoten von Waffensystemen der Artillerie bis zu 50 oder gar 60 %. Ebenso scheint das rollende Material über Jahrzehnte wartungsfrei aufbewahrt worden zu sein. Technische Ausfälle addieren sich also zu den Verlusten im Kampfeinsatz. All das binnen kurzer Zeit in großen Mengen neu zu produzieren ist unmöglich.

Es war eine irrige Einschätzung, der Griff nach der Ukraine wäre eine Sache weniger Tage gewesen. Für einen länger andauernden Krieg in klassischem Umfang vermissen mehrere Ökonomen eine langjährige Vorbereitung der Wirtschaft auf eine Kriegsphase durch Umstellung auf eine darauf ausgerichtete Kriegswirtschaft. Das wäre aber auch im Ausland nicht unbemerkt geblieben. Auch scheint die Rüstungsindustrie nicht mit einer Erhöhung der Produktion zu reagieren. Und letztlich bleibt noch der sehr schleppende Nachschub zur Front. Dagegen ist der Schaden, den die russische Volkswirtschaft erlitt, schon jetzt nicht zu übersehen. Mehrere Ökonomen äußerten, es würde das Land wirtschaftlich etwa 30 Jahre zurückwerfen.

Was wäre denn geeignet, den Krieg zu beenden? Fakt ist, Putin kann und darf innenpolitisch sein Gesicht nicht verlieren. Zwar könnten einflussreiche Gruppen versuchen, ihn aus dem Amt zu drängen - man hat nur keinen Nachfolger. Es ist praktisch alles auf ihn ausgerichtet. Hinzu kommt, dass die inländische Meinungsmache durch gesteuerte Informationen (andere nennen es Propaganda) und das immer wiederholte Stärken des russischen Selbstbewusstseins weder eine militärische Niederlage noch das Ende eines starken Putin zulassen würden. Denkbar wäre - auch innenpolitisch in Russland darstellbar - ein von der Ukraine und auch international anerkannter Status des Donbass als entweder eigenständig oder aber zu Russland gehörend. Ergänzt durch die künftige Neutralität der Ukraine bei einem Ausschluss einer EU- oder gar NATO-Mitgliedschaft. Das Ziel einer Entwaffnung der Ukraine, den Einsatz einer Marionettenregierung in Kiew oder gar einen Anschluss an Russland sehe ich erstmal nicht erreichbar.

Wirtschaftlich hat es bereits jetzt die Ukraine schwer getroffen, die Schäden an Infrastruktur, Industrie und Landwirtschaft sind erheblich. Den Lebensstandard wie vor dem Krieg wird die Bevölkerung auf Jahrzehnte nicht wiedererlangen. Selbst dann nicht, wenn die EU sich wie angekündigt am Wiederaufbau beteiligen würde. Ob dies überhaupt mit einer Neutralität der Ukraine vereinbar wäre, das bliebe zu verhandeln.
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von zerobase now »

@Pam

Eine realistische Einschätzung der Lage. :spos:

Vorhin in den Nachrichten gehört, dass sich einige russische Truppen im Nordosten wohl schon wieder zurückgezogen haben, weil man mit der Logistik zu kämpfen hat und nicht weiterkommt.
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von PAM »

zerobase now hat geschrieben: Fr 25. Mär 2022, 09:02 @Pam

Eine realistische Einschätzung der Lage. :spos:

Vorhin in den Nachrichten gehört, dass sich einige russische Truppen im Nordosten wohl schon wieder zurückgezogen haben, weil man mit der Logistik zu kämpfen hat und nicht weiterkommt.
Noch ist im Kampfgebiet tiefster Winter, die Böden sind also noch gefroren. Bereits jetzt ist der überwiegende Teil der bereiften Fahrzeuge wegen Reifen mit 30 oder 40 Jahren Alter abseits der Straßen nicht zu bewegen. Kommt jahreszeitlich Tauwetter hinzu, dann wird sich diese Situation verschärfen und es wird auch für Kettenfahrzeuge schwieriger.

Den Truppen und der Technik ist es kalt, es gehen Kraftstoffe dafür drauf, nicht zu erfrieren und halbwegs einsatzfähig zu bleiben. Hinzu kommen arge Probleme bei der Truppenverpflegung und daraus resultierendem Kampfkraftverlust. Westliche Geheimdienstinformationen sehen primär Nachschubprobleme als Rückzugsgründe auf russisches Gebiet.
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Spacelab
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von Spacelab »

Wie du ja auch schon geschrieben hast, die ganze Aktion war nicht auf eine solche Länge ausgelegt. Das war als kurze "Hau ruck" Aktion geplant.

Eine andere Aussage von dir wurde in einer SWR Aktuell Reportage ebenfalls bestätigt. Laut mehrerer übereinstimmender Geheimdienstinformationen sei die Moral in der Russischen Kampftruppe total am Boden. Als Grund wurde die Kälte, teils extreme Versorgungsprobleme mit Lebensmitteln und Ersatzteilen und die mangelhafte "überalterte" Technik genannt. Ein Militärexperte meinte das dort Technik im Einsatz sei die schon seit Jahrzehnten nicht mehr gewartet wurde. "In Deutschland würde man flapsig sagen, da ist schon seit 30 Jahren kein TÜV mehr drauf."
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von zerobase now »

Spacelab hat geschrieben: Fr 25. Mär 2022, 10:21 teils extreme Versorgungsprobleme mit Lebensmitteln und Ersatzteilen und die mangelhafte "überalterte" Technik genannt. Ein Militärexperte meinte das dort Technik im Einsatz sei die schon seit Jahrzehnten nicht mehr gewartet wurde. "
Mein Gott, das sind ja Zustände wie bei der Bundeswehr. :eek: ;)
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von PAM »

Die schweren russischen Lkw sind eigentlich an allen Ecken und Enden überdimensioniert - davon lebt die Robustheit und Langlebigkeit zum größten Teil. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass sehr viel manuell gewartet und gepflegt werden muss. Hinzu kommt, dass für den Einsatz bei extrem kalten Temperaturen auf großvolumige Benzinmotoren mit vergleichsweise geringer Literleistung gesetzt wurde. Die sind zwar ziemlich anspruchslos, was die Kraftstoffqualität angeht, wollen davon dann aber reichlich sehen. Das potenziert sich bei mangelnder Wartung - zahlreiche der inzwischen gut 60 Jahre alten Lkw haben Motoren mit Vergasern. Was selbst konstruktiv simpel gemacht ist, das ist auch feldmäßig gut instandsetzbar. Zudem ist das Defektpotenzial geringer, "je weniger dran ist".

Mit falscher/verstellter Einstellung saufen einem Vergasermotoren sprichwörtlich die Haare vom Kopf. Nun trifft dieser ohnehin üppige Durst des rollenden Materials - selbst wenn die Fahrzeuge technisch einwandfrei wären - auf eine klemmende Nachführung des Nachschubs. Wahrscheinlich wird auch der eine oder andere Liter durch Standheizungen gehen - sofern vorhanden - oder in laufen gelassenen Motoren in Wärme verwandelt. So garstig kalt ist es im Kriegsgebiet derzeit zwar nicht, es war und ist bei diesen Lkw aber nicht unüblich, sie zur Sicherung der Einsatzbereitschaft bei Temperaturen um oder noch unter -40 °C (z. B. über Nacht) einfach laufen zu lassen. Das kann man allerdings nur machen, wenn man mit dem Sprit nicht sparen muss.

In Videos sieht man häufig Lkw von КрАЗ oder Fahrzeuge auf Basis des Урал. Letztere sind im Normalgebrauch mit Verbräuchen bis zu 50 l Benzin je 100 km angegeben, erstere werden um 60 l erwartet. Im Geländeeinsatz können sich die Verbrauchswerte beim Fahren mit Untersetzung durchaus noch verdoppeln. Dem steht ein durch das vergleichsweise geringe Tankvolumen ein recht überschaubarer Aktionsradius ohne Nachtankbedarf gegenüber. Diese Fahrzeuge setzen aber beide Seiten gleichermaßen ein.
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von györgy »

PAM hat geschrieben: Fr 25. Mär 2022, 08:36 Was wäre denn geeignet, den Krieg zu beenden? Fakt ist, Putin kann und darf innenpolitisch sein Gesicht nicht verlieren. Zwar könnten einflussreiche Gruppen versuchen, ihn aus dem Amt zu drängen - man hat nur keinen Nachfolger. Es ist praktisch alles auf ihn ausgerichtet. Hinzu kommt, dass die inländische Meinungsmache durch gesteuerte Informationen (andere nennen es Propaganda) und das immer wiederholte Stärken des russischen Selbstbewusstseins weder eine militärische Niederlage noch das Ende eines starken Putin zulassen würden. Denkbar wäre - auch innenpolitisch in Russland darstellbar - ein von der Ukraine und auch international anerkannter Status des Donbass als entweder eigenständig oder aber zu Russland gehörend. Ergänzt durch die künftige Neutralität der Ukraine bei einem Ausschluss einer EU- oder gar NATO-Mitgliedschaft. Das Ziel einer Entwaffnung der Ukraine, den Einsatz einer Marionettenregierung in Kiew oder gar einen Anschluss an Russland sehe ich erstmal nicht erreichbar.

Wirtschaftlich hat es bereits jetzt die Ukraine schwer getroffen, die Schäden an Infrastruktur, Industrie und Landwirtschaft sind erheblich. Den Lebensstandard wie vor dem Krieg wird die Bevölkerung auf Jahrzehnte nicht wiedererlangen. Selbst dann nicht, wenn die EU sich wie angekündigt am Wiederaufbau beteiligen würde. Ob dies überhaupt mit einer Neutralität der Ukraine vereinbar wäre, das bliebe zu verhandeln.
Ich kann mir eine Neutralität der Ukraine überhaupt nicht vorstellen, so lange sie militärisch nicht vollkommen am Boden liegt.

Eine Neutralität ohne westliche Garantien ist praktisch wertlos und wohl nur bei einem russischen Diktatfrieden denkbar, der wohl auch mit erheblichen Gebietsverlusten einhergehen würde. Russische Garantien sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen. In der Praxis würde es bedeuten, dass Russland nur kurz Luft holt und in ein paar Jahren erneut angreift.

Eine Neutralität mit westlichen Garantien (Garantiemacht USA) wäre aus russischer Sicht fast gleichbedeutend mit einem NATO-Beitritt der Ukraine. Das Land wäre in Zukunft vor russischem Zugriff geschützt und könnte ansonsten die gewünschte Westanbindung (EU-Beitritt) realisieren, also genau das was Russland verhindern will.
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von Habakukk »

Die "Neutralität", die sich Russland vorstellt, wäre wohl eher sowas wie in Belarus, also einen autoritär geführten Staat, den man von Moskau aus fernsteuern kann.
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von RADIO354 »

Habakukk hat geschrieben: Fr 25. Mär 2022, 14:14 Die "Neutralität", die sich Russland vorstellt, wäre wohl eher sowas wie in Belarus, also einen autoritär geführten Staat, den man von Moskau aus fernsteuern kann.
Genau so ist es.
Sie werden soweit gehen wie man es zulassen wird.
Das Regime in Russland muss weg.
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Re: Ukraine, Russland & Co: Seid ihr besorgt?

Beitrag von RADIO354 »

Es fehlen für die Zukunft wirksame Mechanismen wie man verhindern kann das
der unberechenbare Wahn einer Einzelperson uns Alle umbringen kann.
( Das wäre die Eigentliche Lehre aus dem Ii. Weltkrieg gewesen. Und wir stünden heute nicht vor der Herausforderung wie man den III. Weltkrieg beenden kann )
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