Mal ein paar Überlegungen zur Delta-Variante:
Die führt ja derzeit in Afrika zu massiven Ausbrüchen (
https://www.spiegel.de/ausland/corona-i ... 83f5e29f45 ) und hat in Indien ebenfalls für rasantes Wachstum gesorgt, das aber zwischenzeitlich wohl gestoppt wurde (obwohl nur ca. 3,5% der Inder komplett geimpft sind). Man spürt in der öffentlichen Diskussion schon wieder einen Hauch von Untergangsstimmung...
In Deutschland wächst der Anteil der bei nach Zufallsprinzip durchgeführten Sequenzierungen von Positivbefunden festgestellten Infektionen ebenfalls deutlich.
wenn man "Delta" als "Pandemie in der Pandemie" betrachtet, ergibt sich aber ein differenziertes Bild:
Multipliziert man den Delta-Anteil mit der Gesamtinzidenz, so gab es von KW17 bis KW20 eine Stagnation (Inzidenz nur bezogen auf Delta lag bei 2 bis 2,2), in KW 21 gab es einen Rückgang auf 1,33, und in KW22 stieg die Inzidenz um 17% auf 1,55. (In KW16 hatten wir übrigens den Peak der 3. Welle, und damals erreichte die B1.1.7-Variante gerade 90% Anteil am Infektionsgeschehen. Das bestätigt übrigens die damaligen Warnungen über den Verlauf ohne weitere Maßnahmen - die Bundesnotbremse hat uns damals wohl gerettet)
Heißt:
- der Lockdown, wie wir ihn hatten, hat auch "Delta" in Schach gehalten, bei einer Zweitimpfungsquote von damals (z.B. KW18) nur ca. 8% (und ca. 30% bei der Erstimpfung). R nur auf Delta bezogen war danach sogar leicht negativ, in KW21 stark negativ
- mit den deutlichen Lockerungen ist R auch in KW22 auf 1,17 gestiegen. Ende KW22 lag die Zweitimpfungsquote bei 20%.
1,17 ist nun aber noch kein "katastrophaler" Wert. Die Inzidenz von Delta" wäre, würde es so bleiben, damit Mitte Juli irgendwo bei 3-4. Im August hätten wir so viele Delta-Fälle pro Tag wie wir aktuell insgesamt Covid19-Fälle haben.
Mit dem aktuellen Fortschritt bei den Zweitimpfungen (nun bereits 30,4% der Bevölkerung komplett geimpft - und 50,6 % einfach) sollte das Problem doch hoffentlich überschaubar bleiben. Übrigens hat sich auch in Britannien die Dynamik bereits wieder abgeschwächt, von ca. +60% in einer Woche auf +33%.
Also: Die Taktik, wie in Britannien mit weiteren Öffnungen momentan vorsichtig zu sein (und insbesondere Testpflichten bei Aktivitäten Ungeimpfter in Innenräumen aufrecht zu erhalten), ist sicher nicht verkehrt. Pessimismus und Panik ist aber derzeit wohl eher fehl am Platz. Entscheidend wird wohl sein, wie hoch die Impfquote ist, wenn die Urlauber zurück kommen - also in ungefähr 2 Monaten, bzw nach ungefähr weiteren ca. 30 Millionen Dosen BioNTech, weiteren 8-10 Millionen Dosen Moderna und unbekannten Mengen Astra und Johnson&Johnson.
Viel mehr Sorgen muss man sich eigentlich um die Weltregionen machen, in denen bisher kaum geimpft wurde. Denn auch dort werden die Viren munter weiter mutieren und irgendwann zu uns kommen.. .