Chris_BLN hat geschrieben: ↑Mi 28. Apr 2021, 23:58
strade hat geschrieben: ↑Mi 28. Apr 2021, 22:02
Nachdem heute die Lokalzeitung die Corona-Klientel beim Namen genannt hat ( es sind die, die eher nur von den rechtigen Seiten benannt wurden ), kommt Belebung in die Sache. Selbst die CDU kann sich den Argumenten der AfD nicht mehr entziehen.
Ich ahne, was Du meinst, auch wenns etwas undeutlich formuliert ist. Und ich finde das interessant, denn es handelt sich offenbar um ein regionales Phänomen. Greifen wir mal zu einer etwas älteren (eine neuere kenne ich spontan nicht, dramatisch anders dürfte es aber auch bei den deutlich höheren aktuelleren Zahlen im optischen Kontrast kaum sein) Deutschlandkarte mit Einfärbung nach Ausländeranteil:
die linke der beiden Karten. Wenns danach ginge, müssten die beinahe schon "traditionellen" Höchstinzidenzgebiete Thüringen und Sachsen der Corona-entspannteste Flecken dieses Landes sein. Sind sie bekanntlich aber nicht, im Gegenteil. Wer ist es denn dort? Vielleicht die von der rechten Karte? So wirkt es jedenfalls, wenn man sich anschaut, wer da protestiert und blockiert.
Schauen wir mal in Thüringen genauer hin und nehmen die tatsächlich aktuellen Zahlen zum Ausländeranteil - die gibt es hier:
https://statistik.thueringen.de/datenba ... e=kr000102 . Dazu die kumulierte Infektions-Fallzahl auf 100.000 Einwohner von hier
https://www.xn--michael-bhme-djb.de/cor ... ml#caseres
Jena hat aktuell einen Ausländeranteil von 10%. Das ist der einzige zweistellige Wert in Thüringen überhaupt. Jena hat aber bezogen auf 100.000 Einwohner in ganz Thüringen die zweitniedrigste Fallzahl - 3510 Fälle auf 100.000 Einwohner.
Den niedrigsten Ausländeranteil in Thüringen hat der Landkreis Greiz (2,5%) - kleinstädtisch und dörflich geprägt. Dort war die erste Welle schon deutlich spürbar (bis ca. Inzidenz 100 im Mai 2020 - das war Rekord in Thüringen) und auch in diesem Frühjahr war man wieder weit vorn dabei und kam bundesweit in die Nachrichten mit Inzidenzen bis ca. 650:
https://www.xn--michael-bhme-djb.de/cor ... #graph_GRZ . Infiziert waren dort bislang 7355 Fälle auf 100.000 Einwohner.
Das wird nur überboten von Schmalkalden-Meiningen (7460 Fälle auf 100.000 Einwohner) - bei einem Ausländeranteil von 4,0%.
Den zweithöchsten Ausländeranteil in Thüringen hat Weimar (9,2%). Weimar gehört mit 2598 Fällen je 100.000 Einwohner zu den entspanntesten Regionen (Platz 4 in Thüringen).
Eisenach hat mit 8,8% den dritthöchsten Ausländeranteil und belegt Platz 5 bei den Fallzahlen.
Ohne das mathematisch aufdröseln zu wollen: das wirkt beinahe wie antikorreliert (ist es aber nicht, es wäre eine Scheinkorrelation, es sind andere Effekte, die die Fallzahlen bestimmen).
In Berlin wiederum ists schon wieder anders interessant:
https://www.berlin.de/corona/lageberich ... orona.html vs. z.B.
https://www.bz-berlin.de/data/uploads/2 ... 0x1080.jpg (die Karte ist auch älter und irgendwie buggy). In der zweiten Welle hat der RBB versucht, das auseinanderzunehmen, scheiterte aber auch an der mageren Datenlage:
https://www.rbb24.de/panorama/thema/202 ... idenz.html - interessant ist es trotzdem.
Man kann noch weiter machen: heute hörte ich Herrn Laschet, der in Ballungsräumen forciert impfen will. Er fand das vollkommen einleuchtend, dass dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, die Inzidenzen höher sind. Nehmen wir mal Jena in Thüringen, eine seit Jahren "ausgebuchte" Stadt, Wuchermieten für ostdeutsche Verhältnisse, Familien mit 3 Kindern wohnen da teils auf 60 qm, selbst Speisekammern wurden da einst in WGs an Studenten vermietet. Und wo steht Jena in Thüringen bei den Inzidenzen und den bisherigen kumulierten Fallzahlen? Hatten wir oben.
Dafür brannte die Pandemie teils wochenlang im absolut ländlichen Raum - als Begründung wurde in Thüringen angeführt, dass die Menschen dort haushaltsübergreifend intensivere Kontakte hätten ("man hat Nachbarschaftskontakt").
Jeder baut sich seine Begründung zusammen, die ihm gerade passt. Es könnte helfen, ins Volk reinzuhören und daraus abzuleiten, wer sich an Maßnahmen hält und wer nicht. Um am Ende feststellen zu müssen, dass zumindest in bestimmten ostdeutschen Regionen der prozentuale Anteil derer, die sich im heiligen Krieg gegen den Staat wähnen und denen das Virus als Waffe ganz gelegen kommt, deutlich höher ist als der Ausländeranteil der jeweiligen Region. Faktor 10 ist da teils durchaus drin.
Vielleicht ist das im Reiche des Herrn Laschet auch völlig anders.