Marc!? hat geschrieben: ↑Sa 23. Jan 2021, 02:10
Gut da wird halt wieder mit den 100.000 eine Sau durchs Dorf getrieben, damit man nicht über die sinkenden Zahlen schreibt. Der Höhepunkt der Winterwelle bei Corona scheint größtenteils überwunden und auch Länder wie Südafrika, wegen der Mutation, wo man ja denken müsste, es gibt extrem hohe Werte, hat nur Inzidenzwert von rund 140.
Bist Du sicher, dass in Südafrika so gut gemessen wird, dass man einen relevanten Teil der Fälle entdeckt? In Südafrika wurden bisher weniger als 8 Millionen PCR-Tests insgesamt durchgeführt, bei insgesamt 1,4 Millionen Positivbefunden. Gestorben sind 40.000 Menschen. Da in Südafrika die Bevölkerung jünger ist als hierzulande, ist die Sterberate sicher niedriger bei uns, das ist ein erster Hinweis auf eine höhere Dunkelziffer.
Bei Corona gibt es keine ausgeprägte Winterwelle. Was es generell gibt, ist eine höhere Anfälligkeit der Menschen im Winter, u.a. aufgrund eines häufigen Vitamin-D-Mangels. Wenn man sich aber die Pandemieverläufe in den einzelnen Ländern anschaut, hat der Winter einen geringen Einfluss.
Die 100.000 sind auch keine "Sau, die durchs Dorf getrieben wird", sondern mathematisch leicht nachvollziehbar. Im Sommer hatten wir letztes Jahr eine halbwegs konstante Entwicklung der Infektionszahlen. Wenn man nun bei 3000 Fällen am Tag öffnen würde (Inzidenzwert ca. 25), hätte man durch eine mutationsbedingt 40% höhere Reproduktionsrate des Virus eine ganz andere Situation. Die wöchentliche Steigerungsrate der Fallzahlen läge dann bei einer Situation wie im Vorjahr auch bei 40%, d.h. wir hätten jeden Monat eine Vervierfachung der Fallzahlen. Nach zweieinhalb Monaten hätten wir 100.000 Fälle pro Tag.
Heißt auch: nach ca. 1,5-2 Monaten gäbe es den nächsten Lockdown.
Dann lieber jetzt mit den Zahlen stärker runter und danach länger öffnen - idealerweise greift dann die Impfung, bevor der nächste Lockdown nötig wäre.
Glücklicherweise wird es ab dem 2. Quartal zunehmend mehr Impfstoff geben, aber bis sich das signifikant auf die Reproduktionszahl auswirken wird, dürfte es sicherlich Juni werden.
Auch die spanische Grippe wurde zum Schluss durch die soziale Komponente beendet, man hat nach dem Krieg und der Einschränkungen durch die Pandemie, einfach die Opfer in Kauf genommen, da man wieder Leben wollte.
Hat die spanische Grippe auch zigmillionen Menschen mit Langzeitfolgen produziert? Bei 100.000 Fällen pro Tag sind sicher viele 100 bis einige 1000 dabei, die bleibende Schäden davontragen, einige 100 werden vielleicht dem Arbeitsleben nicht mehr zur Verfügung stehen und einen erhöhten Behandlungsaufwand erfordern.
Ich finde es übrigens richtig, dass man generell nochmal die Maßnahmen verlängert, aufgrund der Probleme mit dem knappen Impfstoff.
Wenn der Impfstoff Dein Indikator ist, dann müssen die Maßnahmen weit ins 2. Quartal hinein verlängert werden.
Ich bin gespannt, wie die Franzosen durch die Pandemie kommen, aktuell sind die Zahlen landesweit konstant, man hat die Ausgangssperre auf 18 Uhr vorgezogen. Hochburg ist die Region Nizza. Man versucht sich bis zum Frühjahr zu hangeln. Durch die südlichere Lage, sicherlich eher eine Option als in Deutschland.
Seit dem Minimum am 4.12. haben sie die Zahlen in Frankreich trotz der relativ harten Maßnahmen verdoppelt.
So viel südlicher als Deutschland ist Frankreich nicht, als dass das eine Auswirkung haben dürfte. Spanien hatte das Maximum seiner 2. Welle Anfang Oktober, die ging im Sommer los, weil man zu schnell gelockert hatte.
Der Spätherbst hat uns gezeigt, dass unser Gesundheitssystem bei dauerhaften Werten um die 150 nicht flächendeckend überlastet war. Durch die Impfungen wird hier auch schon bei gleichen Werten ein enormer Druck von ihm genommen. Trotzdem sollte natürlich ein Wert darunter angestrebt werden. Bereits ein Sinken des Wertes auf ganz D um 1, bedeutet, dass jeden Tag 2 Menschen weniger auf eine Intensivstation mit Corona in Deutschland kommen. Also bei einem Wert von 130 sind es 40 Menschen. bei dem aktuellen Wert von 115 sind es 70 Menschen und bei 100 wären es 100 Menschen weniger als bei einem 150 und das jeden Tag wohlgemerkt.
Wie kommst Du auf diese Zahlen? Pro R-Wert von 1 kommen täglich ca. 5 Menschen neu auf die Intensivstation, gestern waren es 604 Neuaufnahmen. (623 wurden entlassen, davon 211 durch Eintritt des Todes). Die Tageswerte schwanken in letzter Zeit zwischen weit über 300 und knapp 800 Neuaufnahmen pro Tag.