** Der ultimative CORONA-Thread **

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Habakukk
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Habakukk »

Chris_BLN hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 15:14 Wenn man unbedingt "mit dem Virus leben" möchte, dann wird es wohl so sein, dass wir auf nicht absehbare Zeit ständig damit rechnen müssen, weitaus wahrscheinlicher Opfer einer Covid-Infektion zu werden als Opfer eines Verkehrsunfalls. Bei 1000 Neuinfektionen täglich sind je nach Personenkreis auch ca. 20-50 Menschen dabei, die bald elendig zugrundegehen. Auf Deutschlands Straßen sind es etwa 9 am Tag.
Mir stellt sich die Frage, ob man wirklich unbedingt mit dem Virus leben *möchte*, oder nicht vielleicht sogar irgendwann einfach muss?

Ich persönlich kann mich mit dem momentanen Zustand schon arrangieren, aber das geht auch nur, weil speziell für mich die Rahmenbedingungen (Job, Familie, Flexibiltät im Freizeitverhalten) einfach günstig sind. Andere haben es da deutlich schwerer!

Irgendwann wird man wieder mal die Rechnung aufstellen und die Toten und an Spätfolgen Leidenden denjenigen gegenüber stellen, die unter den Einschränkungen zu leiden haben. Es ist sehr leicht, die Demonstranten vom Wochenende alle als Spinner abzustempeln (was sie größtenteils vermutlich auch sind), aber wäre ich selbst nicht in dieser günstigen Situation (Job, Familie, Freizeit), würde ich sicher anders über die Maßnahmen denken.

Selbst wenn du heute als Rentner zur Risikogruppe gehörst: willst du deine restlichen Jahre daheim in Sicherheit verbringen, oder willst du deine verbleibende Zeit wenigstens noch bißchen was erleben, mit dem Risiko, an einer Infektion schwer zu erkranken oder zu sterben? Meine Großmutter mit 92 trauen sich die wenigsten Verwandten derzeit besuchen, aber was ist, wenn sie statt an Corona dann an Vereinsamung stirbt? Das ist in so hohem Alter nicht zu unterschätzen!

Kurzum: wenn man das Virus nicht durch Medikamente und v.a. durch eine sinnvolle(!!!) Impfung gebändigt bekommt, wird es darauf hinaus laufen, dass wir uns damit arrangieren müssen, so wie man sich mit Krebs, Demenz, Erdbeben, Vulkanausbrüchen und anderen Dingen, die sich die Natur für uns ausgedacht hat, auch arrangieren muss.
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Beitrag von zerobase now »

@Habakukk

So ähnlich sehe ich das auch. Man muss da einfach entspannter mit umgehen und wenn jede Stunde neue (vermeintliche) Horrorzahlen über den Ticker oder in den Nachrichten verkündet werden bringt uns das nicht weiter.Da bin ich ganz bei Herrn Streeck. Ein bisschen mehr Streeck und etwas weniger Drosten würde Deutschland sicherlich ganz gut tun. Streeck spricht mit da aus der Seele.

https://www.t-online.de/gesundheit/kran ... ennen.html
Zuletzt geändert von zerobase now am Mi 12. Aug 2020, 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von DH0GHU »

Chris_BLN hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 15:14 Ganz Null muss dafür nichtmal sein, aber wenn man jetzt sieht, wie Urlauber aus nicht-Risikogebieten massenhaft infiziert zurückkehren, wie Familienfeiern, wo jeder jeden eigentlich kennt, immer wieder mit umfangreichem Infektionsgeschehen enden, muss man akzeptieren, dass die grundlast doch recht hoch ist.

Und da wäre durch konsequenteres Verhalten gewiss einiges möglich gewesen, so dass uns jetzt wieder mehr Normalität zur Verfügung stehen könnte.
Leider funktioniert das NUR, wenn man ganz auf 0 geht. Bei einem 7-Tage-R von 2 bist Du sonst in 2,5 Monaten wieder da, wo wir heute sind. Selbst bei EINEM einzigen Virenträger (statistisch).

Wenn man unbedingt "mit dem Virus leben" möchte, dann wird es wohl so sein, dass wir auf nicht absehbare Zeit ständig damit rechnen müssen, weitaus wahrscheinlicher Opfer einer Covid-Infektion zu werden als Opfer eines Verkehrsunfalls. Bei 1000 Neuinfektionen täglich sind je nach Personenkreis auch ca. 20-50 Menschen dabei, die bald elendig zugrundegehen. Auf Deutschlands Straßen sind es etwa 9 am Tag.
Wir werden nicht gefragt, ob wir damit leben möchten. Eine Auslöschung wird man nicht hinbekommen, wenn es keine Impfung (und womöglich auch keine Herdenimmunität) gibt. Es ist ungewöhnlich, dass ein weit verbreiteter Krankheitserreger "einfach so" verschwindet. Er wird vielleicht mutieren und weniger gefährlich werden (oder gefährlicher). Es gibt auch Viren, gegen die eine Medikation nicht funktioniert, oder auch solche, die nur durch Dauermedikation unterdrückt werden können (Herpes und HIV sind so Beispiele).
Man wird dann allenfalls versuchen können, die Zahl schwerer Verläufe zu reduzieren.
Momentan sterben übrigens mehr als doppelt so viele Menschen pro Tag an Verkehr wie an Covid-19. Das sind klar zu viel, aber nochmal: Wenn es keine "Lösung" gibt, wie willst Du damit umgehen? Verbote bis Sankt Nimmerlein aufrecht erhalten? Die Menschheit auf eine reine Erhaltung ihrer Art reduzieren?
Ich hoffe und glaube, dass sich die Frage nicht stellen wird (Coronaviren sind nicht so wandlungsfreudig wie manche andere Virenarten). Aber wenn wir wegen 9 Verkehrstoten pro Tag den Individualverkehr nicht verbieten, warum sollte man andere Verbote wegen 4-5 Coronatoten pro Tag VERSCHÄRFEN?
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Beitrag von DH0GHU »

PAM hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 15:33 Wo würdet ihr den Anteil unentdeckt Positiver innerhalb der Bevölkerung vermuten? ;)
Seit Beginn der Erfassung wurden über >90%, wahrscheinlich >95% der Fälle, nicht entdeckt. Ich gehe daher davon aus, dass bisher ca. 2-4 Millionen Bundesbürger mit Covid19 infiziert waren, also 2,5-5%.
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Beitrag von Habakukk »

Es gab doch gerade in der Anfangszeit an ein paar wenigen Orten Massentestungen, um rauszufinden, wie viele Leute real infiziert waren. War da nicht mal von einem Faktor 5 die Rede? Also auf 1 anlassbezogen getesteten Positiven (mit Symptomen oder mit Verbindung zu jemandem mit Symptomen) kamen 4 symptomfreie Positive, die nicht getestet worden wären? Ich finde das auf die Schnelle nicht mehr! Mittlerweile vielleicht auch obsolet, weil die Testmethodik sich etwas gewandelt hat.

@DH0GHU:
Woher stammen diese Zahlen?
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Beitrag von Chris_BLN »

zerobase now hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 16:00 Ein bisschen mehr Streeck und etwas weniger Drosten würde Deutschland sicherlich ganz gut tun. Streeck spricht mit da aus der Seele.
"Ein bisschen mehr Streeck" führt in die Zustände, die Italien im März hatte. Aber vielleicht braucht das auch mal die deutsche Bevölkerung, um zu merken, dass man mit "hab ich keinen Bock drauf" naturgesetzliche Abläufe nicht aufhalten kann.

Ich habe keine Lust darauf, an Covid19 zu erkranken, selbst wenns nur ein "leichter Verlauf" ist und ich dann eventuell lebenslang keine Lebensqualität mehr habe wegen irgendwelcher Spätfolgen, die erst in ein paar Jahren besser dokumentiert sein werden.

Was hier ganz entspannt angegangen werden soll, stellt für mich eine Art "Euthanasie mit erst noch zu bestimmender Zielgruppe" dar: wer dabei drauf geht oder Spätfolgen behält, hat halt Pech gehabt. Auf sowas reagiere ich sehr unentspannt.
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Beitrag von DH0GHU »

Habakukk hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 17:34 Es gab doch gerade in der Anfangszeit an ein paar wenigen Orten Massentestungen, um rauszufinden, wie viele Leute real infiziert waren. War da nicht mal von einem Faktor 5 die Rede? Also auf 1 anlassbezogen getesteten Positiven (mit Symptomen oder mit Verbindung zu jemandem mit Symptomen) kamen 4 symptomfreie Positive, die nicht getestet worden wären? Ich finde das auf die Schnelle nicht mehr! Mittlerweile vielleicht auch obsolet, weil die Testmethodik sich etwas gewandelt hat.

@DH0GHU:
Woher stammen diese Zahlen?
Kann auch sein, dass das Faktor 5 war. In den USA (New York) war es ca. Faktor 10 -> daher diese zahlen. Außerdem weist die aktuell deutlich geringere Todesrate in diese Richtung. Zugegebenermaßen kann das auch ganz andere Ursachen haben, z.B. eine im Sommer wesentlich besser justierte Immunabwehr.
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von DH0GHU »

Chris_BLN hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 17:57
zerobase now hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 16:00 Ein bisschen mehr Streeck und etwas weniger Drosten würde Deutschland sicherlich ganz gut tun. Streeck spricht mit da aus der Seele.
"Ein bisschen mehr Streeck" führt in die Zustände, die Italien im März hatte. Aber vielleicht braucht das auch mal die deutsche Bevölkerung, um zu merken, dass man mit "hab ich keinen Bock drauf" naturgesetzliche Abläufe nicht aufhalten kann.

Ich habe keine Lust darauf, an Covid19 zu erkranken, selbst wenns nur ein "leichter Verlauf" ist und ich dann eventuell lebenslang keine Lebensqualität mehr habe wegen irgendwelcher Spätfolgen, die erst in ein paar Jahren besser dokumentiert sein werden.
Was, wenn Dein Leben dann lebenslang keine Lebensqualität mehr hat, weil bei einem mehrjährigen Lockdown (davon sprichst Du!) die Wirtschaft *1) zusammenbricht, Staaten zusammenbrechen (letztendlich die bestehende Weltordnung), das Gesundheitssystem zusammenbricht, Du vielleicht nicht mehr behandelt werden kannst, wenn Du einen leichten Herzinfarkt hattest, etc?

Covid-19 ist sicherlich hinsichtlich Folgen deutlich schädlicher als eine Grippe oder eine Erkältung, aber auch bei diesen Krankheiten gibt es immer wieder Langzeitfolgen mit fatalen Auswirkungen, bis hin zur Notwendigkeit von Herztransplantationen bei verschleppter Herzmuskelentzündung. Deshalb ist es auch gut, dass gegen Covid-19 weiterhin deutlich mehr getan wird, als gegen andere Infektionskrankheiten. Ein kompletter Lockdown, Grenzschließungen etc. sind nicht nötig, damit Du Dich darüber hinaus schützst. Das kannst Du selbst. Hier ist (auch) Eigenverantwortung gefragt.


*1) 2009 brach die Weltwirtschaft um ca. 2% ein. Wir reden bei einem Lockdown in den betroffenen Volkswirtschaften von Einbruchraten >30%. Dass sie in der Praxis oft deutlich niedriger sind, liegt vor allem daran, dass kaum irgendwo ein Lockdown länger als 6 Wochen eines Quartals gedauert hat, und die Daten meist Quartalsbezogen sind.
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Chris_BLN »

DH0GHU hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 18:12 Was, wenn Dein Leben dann lebenslang keine Lebensqualität mehr hat, weil bei einem mehrjährigen Lockdown (davon sprichst Du!) die Wirtschaft *1) zusammenbricht, Staaten zusammenbrechen (letztendlich die bestehende Weltordnung), das Gesundheitssystem zusammenbricht, Du vielleicht nicht mehr behandelt werden kannst, wenn Du einen leichten Herzinfarkt hattest, etc?
Ich spreche nicht von einem mehrjährigen Lockdown. Die mehrjährige Lähmung produzieren wir uns durch unser derzeitiges Verhalten, so nicht eine Erlösung in Form eines Impfstoffes kommt. Das, was wir derzeit haben und was wieder stärker werden wird, ruiniert die Wirtschaft deutlich mehr, als einen echten Stopp einzulegen, so gut das möglich ist. Die Chance dazu ist im Frühjahr schon verpasst worden, die Maßnahmen waren zu lasch, der erreichte Wert noch viel zu hoch.
DH0GHU hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 18:12 Ein kompletter Lockdown, Grenzschließungen etc. sind nicht nötig, damit Du Dich darüber hinaus schützst. Das kannst Du selbst. Hier ist (auch) Eigenverantwortung gefragt.
Was soll ich denn noch tun? Ich gehe außer zum Einkaufen und wenns unbedingt sein muss zu einem Arzt nirgendwo mehr hin, wo Menschenansammlungen sind. Trotzdem habe ich jedes mal beim Einkaufen asoziale Arshclöcher, die ihre Maske nicht richtig tragen und zusätzlich keinerlei Abstand halten. Wir empfangen keinen Besuch seit März. Ich war seit 6 Monaten nicht in meiner Wohnung, weil ich dorthin mit der Bahn fahren müsste und keine Lust darauf habe, mich unterwegs zu infizieren, weil andere keine Eigenverantwortung zu brauchen glauben und damit auch keine Verantwirtung für die Allgemeinheit übernehmen.

Viel mehr kann ich nicht mehr tun. Ich gehe da auch auf dem Zahnfleisch und habe keine Lust, das noch jahrelang durchhalten zu müssen (was auch finanziell nicht geht), weil die Bevölkerung die Zahl an aktuell Infizierten durch Disziplinlosigkeit oben hält.
DH0GHU hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 18:12 *1) 2009 brach die Weltwirtschaft um ca. 2% ein. Wir reden bei einem Lockdown in den betroffenen Volkswirtschaften von Einbruchraten >30%. Dass sie in der Praxis oft deutlich niedriger sind, liegt vor allem daran, dass kaum irgendwo ein Lockdown länger als 6 Wochen eines Quartals gedauert hat, und die Daten meist Quartalsbezogen sind.
Es gibt eine interdisziplinär geführte Berechnung, wonach die Kosten für die Gesellschaft in Deutschland bei einem R von 0,7 am geringsten gewesen wären. Radikalere Maßnahmen lähmen, laxere Maßnahmen führen zu höheren Kosten durch die Folgen der Pandemie. Und die USA, in der man von oberster Ebene kaum spürbare Maßnahmen für notwendig erachtete, geht auch am Stock: https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... demokraten - Ignoranz der Pandemie schützt also auch nicht vor wirtschaftlichen Folgen.
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Du solltest etwas mehr Vertrauen in Politiker und "Experten" haben, dann wird alles gut :D
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Nachreichen zur Corona Demo
https://youtu.be/Y-vIqD2aLYw
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Chris_BLN hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 18:34 Ich spreche nicht von einem mehrjährigen Lockdown. Die mehrjährige Lähmung produzieren wir uns durch unser derzeitiges Verhalten, so nicht eine Erlösung in Form eines Impfstoffes kommt. Das, was wir derzeit haben und was wieder stärker werden wird, ruiniert die Wirtschaft deutlich mehr, als einen echten Stopp einzulegen, so gut das möglich ist. Die Chance dazu ist im Frühjahr schon verpasst worden, die Maßnahmen waren zu lasch, der erreichte Wert noch viel zu hoch.
Was denn noch? In Bayern galt eine Ausgangsbeschränkung. Willst Du, dass die Leute komplett drinnen bleiben, mit allen Folgeerkrankungen? Anfangen bei Vitamin-D-Mangel, weiter zu allen Folgen von Bewegungsmangel? zumal, das hätte WELTWEIT stattfinden müssen, also zumindest überall dort, wo man ein Vorhandensein des Virus nicht ausschließen konnte. Da so ein Virus nicht erstmal zur Ausweiskontrolle kommt, bevor er einreist, schlicht unmöglich...

Schon im Frühjahr gab es mehrere Expertenäußerungen, die eine Auslöschung des Virus für unmöglich gehalten haben. Schon damals war die allgemeine Zielsetzung "Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden, bis es einen Impfstoff gibt" - im englischen mit "flatten the curve" umschrieben. Ich hatte selbst auch lange geglaubt, dass eine Auslöschung möglich wäre. Aber da reicht ja schon die Notwendigkeit der Lebensmittelversorgung, der medizinischen Versorgung und der Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Dienste, um das unmöglich zu machen. Möglich wäre das vielleicht, wenn man erst Symptome hätte, bevor man infektiös wird, oder wenn es Zuhause-Schnelltests gäbe, mit der man sich jeden morgen selbst testen kann...

Für eine Auslöschung hätte es eine Bekämpfung an der Wurzel benötigt. Nachdem Corona aber spätestens im Dezember(!) in Europa grassierte, war es dafür eh schon lange zu spät.
Quelle: https://www.springermedizin.de/covid-19 ... t/18105714
https://www.heise.de/tp/features/Covid- ... 99025.html

Der Lockdown in Deutschland war nicht zu schwach, er war zu spät. Der Lockdown kam um den 20. März, da war der tatsächliche R vermutlich schon wieder nahe 1, durch die vorher ergriffenen soften Maßnahmen wie Verbot von Großveranstaltungen, Abstandsgebot, etc. Hätte man keine Starkbierfeste durchgeführt, wäre ein großer Teil der Fälle garnicht aufgetreten (und hätte man in Ischgl nicht den Ausbruch verschwiegen). die Kette war hier relativ klar - ca. eine Inkubationszeit nach den Winterferien in Ischgl kam die Starkbierfestsaison mit den großen Ausbrüchen überall dort, wo die nicht abgesagt wurde. Ähnliches gilt für Karneval. Man muß dem (meines Wissens leider verstorbenen) "NRW-Patienten 0" in Gangelt eigentlich dankbar sein, dass man dank seiner schweren Erkrankung überhaupt gemerkt hat, dass das Virus sich in Deutschland ausbreitet. Sonst hätte man es vielleicht erst eine Inkubationsperiode später gemerkt.
Diese Problematik haben wir heute nicht mehr.

DH0GHU hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 18:12 Ein kompletter Lockdown, Grenzschließungen etc. sind nicht nötig, damit Du Dich darüber hinaus schützst. Das kannst Du selbst. Hier ist (auch) Eigenverantwortung gefragt.
Was soll ich denn noch tun? Ich gehe außer zum Einkaufen und wenns unbedingt sein muss zu einem Arzt nirgendwo mehr hin, wo Menschenansammlungen sind. Trotzdem habe ich jedes mal beim Einkaufen asoziale Arshclöcher, die ihre Maske nicht richtig tragen und zusätzlich keinerlei Abstand halten. Wir empfangen keinen Besuch seit März. Ich war seit 6 Monaten nicht in meiner Wohnung, weil ich dorthin mit der Bahn fahren müsste und keine Lust darauf habe, mich unterwegs zu infizieren, weil andere keine Eigenverantwortung zu brauchen glauben und damit auch keine Verantwirtung für die Allgemeinheit übernehmen.

Viel mehr kann ich nicht mehr tun. Ich gehe da auch auf dem Zahnfleisch und habe keine Lust, das noch jahrelang durchhalten zu müssen (was auch finanziell nicht geht), weil die Bevölkerung die Zahl an aktuell Infizierten durch Disziplinlosigkeit oben hält.
Du beschreibst das eigentliche Problem ganz richtig: Unzureichende Durchsetzung der bestehenden Regeln. Wir brauchen nicht wieder mehr Verbote, wir benötigen eine Durchsetzung von Dingen wie der Maskenpflicht und des Abstandsgebots insbesondere gegenüber Fremden. Dann bleibt R unter 1 - das war er ja auch bis vor wenigen Wochen, trotz Lockerungen. Wobei die Frage ist, ob derzeit einfach nur durch die gezielten Tests bei Rückkehrern aus Risikogebieten (was eben oft auch Folge einer Ignoranz bestehender Regeln ist) R mit größer 1 errechnet wird.
Wie alt bist Du eigentlich? Hast Du Vorerkrankungen? Hast Du mal überlegt, zusätzlich zur normalen Maske auch zum Eigenschutz eine FFP2- oder 3-Maske zu tragen? Damit geht Dein Risiko auch im ÖPNV gegen 0. Auto als Alternative zur Bahn scheidet natürlich für Dich aus, weil Dein Sterberisiko dort ungleich höher wäre.
DH0GHU hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 18:12 *1) 2009 brach die Weltwirtschaft um ca. 2% ein. Wir reden bei einem Lockdown in den betroffenen Volkswirtschaften von Einbruchraten >30%. Dass sie in der Praxis oft deutlich niedriger sind, liegt vor allem daran, dass kaum irgendwo ein Lockdown länger als 6 Wochen eines Quartals gedauert hat, und die Daten meist Quartalsbezogen sind.
Es gibt eine interdisziplinär geführte Berechnung, wonach die Kosten für die Gesellschaft in Deutschland bei einem R von 0,7 am geringsten gewesen wären. Radikalere Maßnahmen lähmen, laxere Maßnahmen führen zu höheren Kosten durch die Folgen der Pandemie. Und die USA, in der man von oberster Ebene kaum spürbare Maßnahmen für notwendig erachtete, geht auch am Stock: https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... demokraten - Ignoranz der Pandemie schützt also auch nicht vor wirtschaftlichen Folgen.
Der 7-Tage-R lag zeitweise in Deutschland unter 0,6 und ab 12.4. unter 0,7.
Erst nachdem er ziemlich lange so niedrig war, hat man gelockert - anders als in den USA, wo die Lockerungen zum Teil schon kamen, als ein leichtes Absinken der täglichen Fallzahlen zu erkennen war. Das hat dann eine zweite Welle mit relativ hoher Dynamik provoziert, mit den entsprechenden Folgen.
Ob die aktuell steigenden Fallzahlen in Deutschland und anderen EU-Ländern tatsächlich eine zweite Welle sind, oder zu einem Gutteil "nur" optimierter Testung geschuldet sind, wird man frühestens in 1-2 Wochen an den Todefallzahlen sehen. Die liegen momentan bei 4-5 pro Tag (7-Tage-Mittel; Circa-Werte Anfang April 100, Mittel April 240, Anfang Mai 140, Anfang Juni 27, Anfang Juli 8, Anfang August 3; wobei der Wert 3 nur an einem einzigen Tag errechnet wurde...).
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Thomas(Metal) »

Mal zwischendurch: So läuft die Corona Rechtsbeugung in Bayern.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/ve ... en,S7SNekP

Was interessiert da schon der Verwaltungsgerichtshof Ansbach das Amtsgericht
https://www.br.de/nachrichten/amp/bayer ... ng,Ry2BDP8

Aber in Bayern wird das beklatscht wie man an den Kommentaren sehen kann. Wo bin ich nur gelandet...
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

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Nunja, da war doch mal dieses vielzitierte Interview mit dem Leiter einer Polizeidienststelle, wo es darum ging, ob man zum Schneiden von Zweigen für einen Frühlingsstrauß die Wohnung verlassen und in den nahen Wald gehen dürfe.
Nein, natürlich dürfe man das nicht. Man dürfe aber die Wohnung verlassen, um sich an der frischen Luft zu bewegen, und wenn man dabei ZUFÄLLIG ein paar Zweige für einen Frühlingsstrauß fände und diese abschneide und mitnähme, wäre das natürlich okay.

Nunja, man könnte nun wohlwollend sagen: Das ist halt eine Anti-Deppen-Regelung, um zur Not was gegen fahrlässig handelnde Deppen in der Hand zu haben...
Böswillige Variante: Man mußte Härte demonstrieren, nachdem 8 von 10 Landkreisen mit den höchsten Infektionsraten deutschlandweit solche aus Bayern waren, in denen noch Starkbierfeste stattfinden durften...
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von ulionken »

Habakukk hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 15:40
Chris_BLN hat geschrieben: Mi 12. Aug 2020, 15:14 Wenn man unbedingt "mit dem Virus leben" möchte, dann wird es wohl so sein, dass wir auf nicht absehbare Zeit ständig damit rechnen müssen, weitaus wahrscheinlicher Opfer einer Covid-Infektion zu werden als Opfer eines Verkehrsunfalls. Bei 1000 Neuinfektionen täglich sind je nach Personenkreis auch ca. 20-50 Menschen dabei, die bald elendig zugrundegehen. Auf Deutschlands Straßen sind es etwa 9 am Tag.
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Wir haben derzeit in DE etwa 5 Corona-Todesfälle pro Tag im 7-Tage-Mittel und nicht 20-50. Quellen: https://www.worldometers.info/coronavir ... y/germany/, https://ourworldindata.org/coronavirus-data-explorer

Das war relativ konstant in den letzten Wochen und ist im Bereich der Verkehrstoten (für den Vergleich wurde ich hier vor Wochen schon mal heftig kritisiert). Es könnte mit mehr Infektionen zeitverzögert ansteigen. Aber wenn man die 9 täglichen Verkehrstoten gesellschaftlich akzeptiert, dann müsste diese Messlatte auch für Corona gelten - solange man nicht wieder in ein schnelles exponentielles Wachstum reinläuft wie im März.
Ich persönlich kann mich mit dem momentanen Zustand schon arrangieren, aber das geht auch nur, weil speziell für mich die Rahmenbedingungen (Job, Familie, Flexibiltät im Freizeitverhalten) einfach günstig sind. Andere haben es da deutlich schwerer!


Mir geht es ganz ähnlich. Fernreisen mache ich gar keine mehr, fahre dafür eher in einsame Bergregionen, arbeite aber wieder im fast menschenleeren Büro statt im Homeoffice, meide Menschenansammlungen und Feiern, nutze den ÖV nur zu verkehrsarmen Zeiten und sonst fast nur das Fahrrad und meckere schon mal, wenn mir jemand zu nahe kommt. Das ist alles nicht ideal, aber ich kann mich damit für viele Monate arrangieren. Ich habe aber eine komfortable Situation: ich kann arbeiten, wo ich möchte, keine finanziellen Sorgen, habe Platz und kann unangenehmen Situationen einfach aus dem Weg gehen.
Irgendwann wird man wieder mal die Rechnung aufstellen und die Toten und an Spätfolgen Leidenden denjenigen gegenüber stellen, die unter den Einschränkungen zu leiden haben. Es ist sehr leicht, die Demonstranten vom Wochenende alle als Spinner abzustempeln (was sie größtenteils vermutlich auch sind), aber wäre ich selbst nicht in dieser günstigen Situation (Job, Familie, Freizeit), würde ich sicher anders über die Maßnahmen denken.


Die Rechnung wird schwer aufzustellen sein, aber wer wegen der Situation die Arbeit verliert, der wird das nicht so entspannt sehen und vielleicht allein deshalb krank werden. Der unbestrittene Zweck, das Corona-Virus in Schach zu halten, kann also nicht jedes beliebige Mittel rechtfertigen. Diese Abwägung macht die Politik im Vergleich zu anderen Ländern gar nicht so schlecht, obwohl ich nicht mit allem einverstanden bin. Die Typen, die einfache Regeln nicht einhalten wollen, sollte man ruhig und konsequent zur Kasse bitten und zwar deutlich schmerzhafter als fürs Falschparken oder ähnliche Bagatellen.

73 de Uli
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