** Der ultimative CORONA-Thread **

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zerobase now
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von zerobase now »

Die Schweden machen ja bei Corona immer schon ihr eigenes Ding. Es gibt aber auch Gegenbeispiele wie Großbritannien wo die Inzidenz bei 60 liegt. Dort ist aber seit Wochen schon fast alles wieder erlaubt und jeder weiss, dass die Engländer sich nicht unbedingt sehr strikt an Vorgaben halten. Die niedrige Inzidenz ist einzig und allein dem schnellen Impffortschritt dort zu verdanken. Wobei man abwarten muss, wie sich die Delta Variante dort jetzt verbreitet.

Es bleibt kompliziert.
:rolleyes:
Habakukk
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Habakukk »

Nur weil die einen niedrige Zahlen wegen höherer Impfquote haben, schließt das ja nicht aus, dass andere niederige Zahlen wegen eines vorangegangenen Lockdowns haben. Natürlich trägt das alles dazu bei, die Maßnahmen genauso wie die Saisonalität genauso wie die Impfung.
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das letzte MHz
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von das letzte MHz »

Habakukk hat geschrieben: Do 10. Jun 2021, 14:58 Nur weil die einen niedrige Zahlen wegen höherer Impfquote haben, schließt das ja nicht aus, dass andere niederige Zahlen wegen eines vorangegangenen Lockdowns haben. Natürlich trägt das alles dazu bei, die Maßnahmen genauso wie die Saisonalität genauso wie die Impfung.
Man sieht wie gut ein Lockdown wirkt, wenn man den im Frühjahr 2020 mit dem im Herbst 2020 vergleicht. Im Frühjahr haben die Menschen sich viel stärker an die Maßnahmen gehalten und die erste Welle war im Vergleich zu dem, was dann als zweite und dritte Welle kam, wo man es schon nicht mehr so genau genommen hat, sehr viel kleiner und schneller beendet und das nur aufgrund des Lockdowns. Bei der dritten Welle waren die Voraussetzungen hingegen schon besser, weil man bereits FFP2 Masken und Impfungen hatte. Dennoch war sie dreimal stärker und viel länger als die erste, da die Menschen in der Öffentlichkeit zwar mitgemacht haben, aber eben nicht mehr im Privaten.

Also: Ein Lockdown wirkt, wenn er denn auch eingehalten wird ... und zwar auch im Privaten und in unbeobachteten Momenten.
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** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von PAM »

Trotz der offenen Aufforderungen, überzählige Besucher oder gar Partys bei Nachbarn zu melden, hatte das wohl nicht viel gebracht. Im Privaten gab es nur Appelle und keine Kontrollen. Die ausgeweitete Testpflicht kam auch erst spät - weshalb ich die Zahlen aus 2020 mit denen aus 2021 für kaum vergleichbar halte. Im letzten Jahr wurde nur bei fast schon eindeutiger Symptomatik getestet, heute als Erlaubnis zum Aufsuchen bestimmter Orte oder zum Ausüben mancher Tätigkeiten. Es hätte viel mehr getestet werden sollen, als die Tests in ausreichender Menge verfügbar waren. Und auch nicht als Laientest, sondern mit geschultem Personal ähnlich wie bei einer Fahrkartenkontrolle verdachtsunabhängig.

Was ist jetzt eigentlich aus den Plänen geworden, die kostenlosen Testmöglichkeiten auslaufen zu lassen, wenn jeder ein Impfangebot bekommen hat und dieses realisieren konnte? Man sollte die Testpflicht für Ungeimpfte z. B. beim Grenzübertritt, für Hotelübernachtungen oder den Besuch von sportlichen sowie kulturellen Veranstaltungen unbedingt aufrechterhalten. Dann freilich als Selbstzahler! Ich bin mir sicher, das ist eine ausgezeichnete Motivation...
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von DH0GHU »

zerobase now hat geschrieben: Do 10. Jun 2021, 13:17 In erster Linie auf das Impfen. Natürlich spielt auch das Sommerwetter da noch mit rein. Hätte es nicht so ein Impfchaos gegeben, hätten wir diese Zahlen schon Anfang Mai erreichen können. Die Maßnahmen haben nicht so große Auswirkungen auf Ansteckungszahlen wie man gemeinhin glaubt.
Bei der 2. Welle hatte das Impfen noch keinen Einfluss.
Eine Virenübertragung braucht Überträger und Ziele. Beides gab es im Lockdown häufigst nicht. Wer im Homeoffice war, und sich an die Einschränkungen gehalten hat, hat oft Wochenlang mit Ausnahme der Kassiererin im Lebensmittelgeschäft (hinter Plexiglas und mit beidseitigen FFP2-Masken) keine Menschenseele getroffen.
Es kann doch von der Logik garnicht anders sein, als dass die Maßnahmen eben diese Auswirkung haben.
Ist R ohne Maßnahmen 3, so sorgen Maßnahmen, die die Kontaktzahl auf 1/4 reduzieren, für ein R von 0,75. Das kann garnicht anders sein.

Bei mir wars jedenfalls so, dass sich meine privaten beabsichtigten Kontakte im Wochenschnitt um mehr als 90% reduziert haben. Die Häufigkeit beruflicher Kontakte war in den Wellen außer zu Beginn der 2. Welle um ca. 85% reduziert. Anstatt mindestens einer Bahnreise pro Monat (3h Dauer pro Strecke) gab es von Ende August 2020 bis Mai 2021 keine einzige. ÖPNV habe ich in der Zeit auch ca. 80% seltener genutzt als zu normalen Zeiten.

Und im Bekanntenkreis? Selbst im produzierenden Gewerbe ohne Homeofficemöglichkeit gab es oft starke Kontaktreduktionen. In der Firma eines guten Freundes wurde beispielsweise von 1- auf 2-Schicht-Betrieb mit 30 Minuten Pause zwischen den Schichten umgestellt. Also eine Halbierung der beruflichen Kontakte. Dazu natürlich Maskenpflicht etc.


Dass der Lockdown keine Auwirkung auf das Infektionsgeschehen gehabt haben soll, halte ich daher für ein nicht nachvollziehbares Gerücht. Auch die Wirksamkeit der Maske, richtig getragen dürfte unzweifelhaft sein - oder sind die ganzen Mediziner, die diese Masken seit Jahren nutzen, alle nur dumme Angsthasen? ;)
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von DH0GHU »

PAM hat geschrieben: Do 10. Jun 2021, 16:30 Trotz der offenen Aufforderungen, überzählige Besucher oder gar Partys bei Nachbarn zu melden, hatte das wohl nicht viel gebracht.
Naja, da ist dann ja auch irgendwo eine Grenze erreicht. Nur weil das irgendjemand gerne hätte, klebe ich nicht mit einem Zählzettel am Fenster und werde nicht zum Denunziantenar***l**h.
Die ausgeweitete Testpflicht kam auch erst spät - weshalb ich die Zahlen aus 2020 mit denen aus 2021 für kaum vergleichbar halte.
Eigentlich dachte ich: die Aussage lässt sich sicher bestätigen.
Zum Peak der 1. Welle hatten wir knapp 6000 laborbestätigte SARS-CoV2-Infektionen pro Tag und 230 Covid19-Tote pro Tag: Lethalität 3,8%
Zum Peak der 2. Welle (vor den ersten Impfungen) hatten wir 26000 laborbestätigte SARS-CoV2-Infektionen pro Tag und 900 Covid19-Tote pro Tag: Lethalität 3,5%
Hab mich wohl getäuscht :-(

Oder war die Zahl der unentdeckten Todesfälle in der 1. Welle auch so viel größer?

Im letzten Jahr wurde nur bei fast schon eindeutiger Symptomatik getestet, heute als Erlaubnis zum Aufsuchen bestimmter Orte oder zum Ausüben mancher Tätigkeiten. Es hätte viel mehr getestet werden sollen, als die Tests in ausreichender Menge verfügbar waren. Und auch nicht als Laientest, sondern mit geschultem Personal ähnlich wie bei einer Fahrkartenkontrolle verdachtsunabhängig.
Absolut! Testen, testen, testen. Jeder, der rausgefischt wird, nimmt nicht mehr am Infektionsgeschehen teil.
Man liest immer nur über das "Impfchaos" - dabei liegt Deutschland beim Impfen im internationalen Vergleich sogar ziemlich weit vorne (unter "großen" Ländern sind nur USA und GB deutlich weiter, die meisten europäischen Länder haben ähnliche Impfquoten wie wir). Wo Deutschland richtig schlecht abschneidet ist beim Testen.
Rechnerisch wurde jeder Däne 10,4 mal getestet, jeder Däne 5 mal, jeder Brite 2,8 mal, jeder US-Amerikaner 1,5 mal, Franzosen 1,35 mal, jeder Italiener oder Spanier 1,1 mal. Ein Deutscher? 0,73 mal...
In diesen Zahlen sind die Schnelltests nicht enthalten, da dürfte es jetzt insgesamt besser aussehen, aber Schnelltests gabs in Österreich schon lange, als man hier noch nicht mal richtig darüber diskutierte.
Da hätte auch manche andere Einschränkung vermieden werden können. Aber dann ist da ja auch noch die heilige Kuh Datenschutz. Auch die ist viel wichtiger als das Schicksal eines Restaurantbetreibers. Aber das muss man wohl einfach als gottgegeben hinnehmen ;)

Was ist jetzt eigentlich aus den Plänen geworden, die kostenlosen Testmöglichkeiten auslaufen zu lassen, wenn jeder ein Impfangebot bekommen hat und dieses realisieren konnte? Man sollte die Testpflicht für Ungeimpfte z. B. beim Grenzübertritt, für Hotelübernachtungen oder den Besuch von sportlichen sowie kulturellen Veranstaltungen unbedingt aufrechterhalten. Dann freilich als Selbstzahler! Ich bin mir sicher, das ist eine ausgezeichnete Motivation...
So ein Test kostet irgendwas um 10 €. Geschenkt. ;)
Meine erste Reaktion ist ja eh die: "Wenn jeder, der geimpft werden will, denn endlich auch wirklich geimpft ist (auch Manager :rp: ), dann ist mir das aber ehrlich gesagt auch egal, was mit Ungeimpften passiert..." Aber da sind eben auch noch "impfversager", die man vor Ungeimpften schützen muss - und die Kosten für die Allgemeinheit, wenn Ungeimpfte wochen- oder monatelang Resourcen im Gesundheitswesen blockieren oder womöglich jahrelang als Beitragszahler ausfallen. ... Insofern: sinnvolle Überlegung.
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Habakukk
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Habakukk »

Dass die Maßnahmen in Summe was bringen, sieht man alleine daran, dass die Grippewelle diesen Winter praktisch komplett ausgefallen ist.

Ich finde den von Uli ins Spiel gebrachten Vergleich zwischen Norwegen und Schweden am aussagekräftigsten.
Wenn in Schweden die Zahlen trotz Impfung und Saisonalität immer noch so hoch sind und völlig konträr zum europäischen Rest ansteigen anstatt rapide zu fallen, zeigt das doch alles.
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maroon6
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von maroon6 »

Habakukk hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 08:28 Dass die Maßnahmen in Summe was bringen, sieht man alleine daran, dass die Grippewelle diesen Winter praktisch komplett ausgefallen ist.

Ich finde den von Uli ins Spiel gebrachten Vergleich zwischen Norwegen und Schweden am aussagekräftigsten.
Wenn in Schweden die Zahlen trotz Impfung und Saisonalität immer noch so hoch sind und völlig konträr zum europäischen Rest ansteigen anstatt rapide zu fallen, zeigt das doch alles.
Du hast freilich mit allem recht, aber es zeigt wieder eines der Hauptprobleme bei dieser Debatte: Die Berücksichtigung der "Gegenseite". Das ist dann halt was anderes als bei chemischen Elementen, physischen Teilchen oder Euros in der Wirtschaftswelt: Die erleiden nix, weil sie keine sozialen Wesen sind.

Jeder Lockdown, jede Maßnahmen bringen unglaubliche wirtschaftliche, soziale und psychische Nebenwirkungen mit sich. Wenn Eltern z.B. ihre Kinder isolieren, um sie vor PIMS oder Long Covid zu schützen, vergessen sie oft, dass die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Erkrankung aufgrund dieser Isolation weit höher ist.

Ja, ich weiß, ich vertrete dort eine andere Auffassung: Aber mir ist eine Grippewelle im Winter und von mir aus auch eine weitere Covid-Welle weit lieber als eine Absage aller Veranstaltungen inklusive Weihnachtsmärkte, ausgefallene Familien- und Weihnachtsfeiern, generell soziale Distanzierung bis zu einem Verbot die eigene Familie zu besuchen. Viren und andere Erreger sind lästig, aber sie gehören zum Leben dazu. Man kann sie mal temporär eindämmen, wenn beim Gesundheitssystem tatsächlich (!!) eine Überlasung droht, aber das sollte die absolute Ausnahme bleiben und nie zu einem Regelfall werden.

Ich denke aber schon, dass so manche Schutzmaßnahmen die Nach-Corona-Zeit überleben: Das Masketragen im Bus oder wenn man selbst erkältet ist, Ellenbogenschlag statt Händeschütteln, generell mehr Händewaschen, Desinfektionsspender, generell eine andere Einstellung zu Infektionskrankheiten in der Arbeitswelt (es droht keine Kündigung mehr, wenn man mal mit Erkältung nicht erscheint) usw. Das alles kann in Summe auch schon weniger Krankheitsfälle bedeuten.
Habakukk
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Habakukk »

maroon6 hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 08:35 Du hast freilich mit allem recht, aber es zeigt wieder eines der Hauptprobleme bei dieser Debatte: Die Berücksichtigung der "Gegenseite". Das ist dann halt was anderes als bei chemischen Elementen, physischen Teilchen oder Euros in der Wirtschaftswelt: Die erleiden nix, weil sie keine sozialen Wesen sind.
Naja, du tust immer so, als würde das aus der Diskussion ausgegrenzt, aber das stimmt doch nicht: dieser soziale Faktor wird doch tagtäglich immer wieder in die Diskussion gebracht, und dass z.B. momentan jedes dritte Kind psychisch auffällig ist, war gerade diese Woche wieder in den Medien. Würde die soziale Komponente keine Rolle spielen, hätte es überhaupt keine politische Diskussion zum Lockdown gegeben, man hätte ihn einfach eingeführt, und zwar die harte Version (max 1km um die Wohnung). So kam letzten Herbst ein Kompromiss heraus, der leider vielleicht die schlechteste aller Möglichkeiten war.

Natürlich tut man uns mit den Maßnahmen und v.a. mit der sozialen Distanzierung ganz schön was an. Aber was ist die Alternative? Du redest zum x-ten mal die Gefahren von Covid 19 klein und hältst das Corona-Virus wohl immer noch nur für eine etwas strengeres Grippe-Virus. Das ist es aber nicht, Corona ist eine richtig schön fiese Gefäßkrankheit, die sich an Stellen auswirkt, die du dir nicht ausdenken kannst, und zwar durchaus auch mal mit Verzögerung. Ja, wir müssen mit diversen Viren leben, aber auch schon in der Vergangenheit gab es außergewöhnliche Maßnahmen für außergewöhnliche Erreger (Pest, Spanische Grippe, Pocken, ....).
maroon6 hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 08:35 Viren und andere Erreger sind lästig, aber sie gehören zum Leben dazu. Man kann sie mal temporär eindämmen, wenn beim Gesundheitssystem tatsächlich (!!) eine Überlasung droht, aber das sollte die absolute Ausnahme bleiben und nie zu einem Regelfall werden.
Du tust so, als wäre das ein Gerücht, dass das Gesundheitssystem teilweise überlastet war. Ich habe eine Bekannte, die auf einer Corona-Intensivstation arbeitet und die meinte, dass es in der dritten Welle tatsächlich zu einer Überlastung kam. Und zwar nicht wegen mangelnder vorhandener Intensivbetten, sondern wegen Personalmangel. Weil es von vornherein nicht genügend ausreichend geschultes Personal gab, aber im Verlauf der Corona-Pandemie viele die Segel gestrichen haben und in andere Bereiche gegangen sind. Stressbedingt, wegen der hohen Verantwortung! Weil man nach 1 Jahr Covid 19 Intensivstation einfach durch ist! D.h., es konnten viele Intensivbetten nicht belegt werden, weil niemand die Patienten betreuen konnte.

Jetzt wirst du sagen, das ist das Ergebnis falscher Geundheitspolitik (Einsparungen etc...) und hast damit natürlich recht, aber kann man deswegen die Leute, die beatmet und auf Intensivstation sollen, einfach ihrem Schicksal überlassen und sagen, da musst du halt nächstes mal eine andere Partei wählen?
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von maroon6 »

Wenn man etwas vielleicht aus dieser Pandemie lernen kann, dann ist es:

1. Man braucht ein Frühwarnsystem und am besten strikte Eindämmungsmaßnahmen überall dort, wo neue Viren auftauchen, damit sie sich gar nicht erst ausbreiten können. Heute würde man keine Berater aus Wuhan mehr einen Monat nach Ausbruch in deutsche Firmen holen.

2. Wenn man das Virus nicht lokal am Ausbruchsort stoppen kann, braucht man sofort Einreiseverbote, Quarantäneanordungen für deutsche Staatsbürger, die aus der betroffenen Region kommen usw.

3. Wenn auch das nicht gelingt und sich das Virus ausbreitet, braucht es mehr regionale Lockdowns mit lokal begrenzten Eindämmungsmaßnahmen - vorübergehende Kontaktsperren, Abriegelung betroffener Regionen, Reise- und Besuchsverbote.

4. Gelingt auch das nicht, ist ein kurzer, dafür aber harter, kompletter nationaler Lockdown (kurz = maximal 6 Wochen) immer noch die bessere Alternative als jegliche Light- oder reine Social Lockdowns, die sich über Monate hinziehen. Damit kann eine Gesellschaft leben, vor allem nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres.

Ich bin sehr gespannt über das von der WHO angestrebte Frühwarnsystem.

Parallel bin ich mal gepsannt, ob man aus Fehlern des letzten Sommers lernt und sich besser auf eine möglicher weitere Welle im Herbst vorbereitet.
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Habakukk »

Das fiese am SARS Cov 2-Virus war einfach, dass es auch bei symptomlosen Fällen ansteckend ist.

Das frühere SARS-Virus wäre eigentlich m.W. noch sehr viel schlimmer (deutlich höhere Sterberate), aber zum Glück war das nur ansteckend, wenn die Leute sehr deutliche Symptome hatten. Dadurch konnten relevante Personen früh genug erkannt und in Quarantäne gesteckt werden. Es stehen dann nur diejenigen in Generalverdacht, die am Rumhusten sind, und nicht gleich die gesamte Bevölkerung. Da kann man natürlich sehr viel gezielter vorgehen. Das ist für mich der entscheidende Knackpunkt, der die Pandemie mit SARS-Cov 2 fast unausweichlich gemacht hat.

Ich kann mich noch gut an die vor einem Jahr wiederholte Doku von 2003/4 zum SARS-Virus erinnern, in der ein damals noch sehr junger Herr Drosten (noch völlig unbekannt) meinte, es sei ein großes Glück gewesen, dass SARS nur mit gleichzeitig auftretenden deutlichen Symptomen ansteckend war. Wenn da aber mal was käme, bei dem das anders sei, könnte das ziemlich übel werden. Da hat er leider Recht behalten.
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von maroon6 »

Die Frage ist ja nicht das ob, sondern nur das wann. Drosten sagt ja, auch das bisher nur sehr lokal aufgetretene MERS-Virus hätte das Potenzial für eine weltweite Pandemie, und auch dort ist die Sterblichkeit weit höher. Ob es auch dort infizierte ohne Symptome gibt, kann ich nicht sagen.

Allgemein ist Prävention die beste Schutzmaßnahme. Zu Prävention gehört meiner Auffassung nach neben dem angesprochnenen Frühwarnsystem und einer besseren Vorbereitung und personellen Aufstockung des Gesundheitssystems (dass dieses zur Grundversorgung gehört, sollte nun jeder kapiert haben) aber auch eigene Schutzmaßnahmen: SARS-CoV-2 hat gezeigt, dass ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Sport (also gut trainierter Lunge) und weniger Stress durchaus vor schweren Verläufen vorbeugen kann. Sicher, es sind auch Top-Sportler und junge Menschen schwer erkrankt, aber das war mehr Ausnahme denn Regel. Bei den Fällen mit milden Symptomen in unserem Umfeld handelt es sich ausnahmslos um Menschen, von denen wir wissen, dass sie einen relativ gesunden Lebensstil gepflegt hatten. Ich finde, dieser Punkt wurde viel zu wenig während der Pandemie behandelt.
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von DH0GHU »

maroon6 hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 10:02 Wenn man etwas vielleicht aus dieser Pandemie lernen kann, dann ist es:

1. Man braucht ein Frühwarnsystem und am besten strikte Eindämmungsmaßnahmen überall dort, wo neue Viren auftauchen, damit sie sich gar nicht erst ausbreiten können. Heute würde man keine Berater aus Wuhan mehr einen Monat nach Ausbruch in deutsche Firmen holen.

2. Wenn man das Virus nicht lokal am Ausbruchsort stoppen kann, braucht man sofort Einreiseverbote, Quarantäneanordungen für deutsche Staatsbürger, die aus der betroffenen Region kommen usw.

3. Wenn auch das nicht gelingt und sich das Virus ausbreitet, braucht es mehr regionale Lockdowns mit lokal begrenzten Eindämmungsmaßnahmen - vorübergehende Kontaktsperren, Abriegelung betroffener Regionen, Reise- und Besuchsverbote.

4. Gelingt auch das nicht, ist ein kurzer, dafür aber harter, kompletter nationaler Lockdown (kurz = maximal 6 Wochen) immer noch die bessere Alternative als jegliche Light- oder reine Social Lockdowns, die sich über Monate hinziehen. Damit kann eine Gesellschaft leben, vor allem nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres.

Ich bin sehr gespannt über das von der WHO angestrebte Frühwarnsystem.

Parallel bin ich mal gepsannt, ob man aus Fehlern des letzten Sommers lernt und sich besser auf eine möglicher weitere Welle im Herbst vorbereitet.
Volle Zustimmung.
Hauptfehler bei uns war aber vor allem die extrem langsame Reaktion, die von politischem Hickhack, Kleinstaaterei und Interessenkonflikten geprägt war. Was wir hier brauchen ist eine Art "Regelungstechnisches System", das quasi auf einen Wertsprung am Eingang schnell eine Sprungantwort, auch mit der Gefahr eines Überschwingens, bietet. Je später eine Maßnahme eingeführt wird, desto länger dauert sie. Wenn ich ein einer Metrik sehe "die Intensivstationen sind in 6 Wochen voll", darf ich halt nicht erst nach 3 Wochen reagieren, um dann "Kurz vor Knapp" zu sein, sondern SOFORT. Dadurch vermeidet man, überhaupt erst in die kritische Phase zu kommen.
Aber dann schlagen Präventionsparadox und menschliche Dummheit zu :heul:
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von Habakukk »

Das Problem bei Sars-Cov2 war aber doch schon, dass das Virus anfangs deutlich unterschätzt wurde, dass wichtige Informationen aus China nicht oder nur sehr zögerlich kamen. Ich finde es durchaus als sehr schwierig, da das richtige Maß zu finden. Mit den jetzigen Erfahrungen wird man in Zukunft vielleicht anders vorgehen, aber wenn du jedes mal, wenn irgendwo ein neues Virus entsteht, Grenzen dicht machst, Flugverkehr lahmlegst, etc.., wird das sehr sehr schwierig. Umgekehrt muss ein Virus aber als so gravierend gefährlich erkannt werden, dass es frühzeitig eingedämmt werden kann. Und dann muss das blöderweise auch weltweit funktionieren, sonst bringt das alles nichts, wenn Deutschland nächstes mal besser vorbereitet ist. Wir leben ja leider nicht in einer Insellage, in der wir alleine vor uns hin wursteln können.

Ich glaube also schon, dass man sehr vieles deutlich besser machen kann, aber ich bezweifle, dass man dieses Virus unter all diesen Umständen hätte eindämmen können. Spätestens als das Ding aus China draußen war, war's vorbei.
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Re: ** Der ultimative CORONA-Thread **

Beitrag von maroon6 »

Generell fehlt immer der Weitblick, an dem sich Maßnahmen orientieren, es ist weiter nur ein Fahren auf Sicht. Während man auf der einen Seite bis vor kurzem nicht mal den Spaziergang mit zwei Freunden machen durfte (was völlig unkritisch gewesen wäre), erlaubt Rheinland-Pfalz nun wieder private Feiern mit 25 Leuten in Innenräumen, in einem nächsten Schritt sind dann sogar 100 (!!!) geplant.

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland ... 1-100.html

Nix gelernt! Genau diese privaten Events ohne Schutzmaßnahmen hatten vor allem im Spätsommer für eine schlagartige Verbreitung des Virus gesorgt. Und immer noch hat die breite Mehrheit keinen vollen Impfschutz und selbst mit dem ist es kritisch, solange die WHO nicht das Ende der Pandemie verkündet. Daher sehe ich auch immer noch diesen bloßen Blick auf die aktuelle Inzidenz kritisch.

Ich hätte solche private Events sogar unabhängig der aktuellen Zahlen bis zum Ende der Pandemie untersagt. Hier fehlt einfach nach wie vor der Weitblick in alle Richtungen. Bei exponentiellem Wachstum gibt es einen unfassbaren, fast schon panikartigen Aktionismus bis hin zu Schaufenster-Maßnahmen, die gar nix bringen. Umgekehrt bei niedrigen Zahlen, wo man meinen könnte, es gäbe das Virus gar nicht mehr.

Und heute wird auch wieder die Sau Abschaffung der Maskenpflicht durchs Land getragen, diesmal von FDP und (man höre und staune) CDU hier in Hessen.

Das gute ist, dass es auch einen eigenen, gesunden Menschenverstand gibt. Eine Einladung zur Hochzeit eines Freundes im August (geplant mit über 60 Leuten) werde ich wohl absagen, obwohl bis dahin vollständig geimpft. Bzw. ich werde erstmal Berichte abwarten, inwiefern es bei solchen Feiern weiter Infektionen mit schweren Verläufen gibt trotz Impfschutz der meisten. Umgekehrt habe ich mich aber im Winter mit mehr Menschen draußen getroffen als es erlaubt war.
Zuletzt geändert von maroon6 am Fr 11. Jun 2021, 13:53, insgesamt 2-mal geändert.
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