PAM hat geschrieben: ↑Mi 13. Okt 2021, 05:57
Ich vertrete ja noch immer die Ansicht, dass man sich nicht vorschnell vom Atomstrom hätte verabschieden dürfen. Von als unsicher erkannten Kraftwerken gewiss, das kann es nicht wert sein. Aber eine bestehende Reaktoranlage kann mit dem eingesetzten Brennmaterial eine ganze Weile laufen. Und die Betreiber hatten und haben noch betriebsfähiges Material, das man hätte aufbrauchen können. Problemabfall ist es in jedem Fall, ob nun ausgenutzt und verbraucht oder noch einsatzfähig. Es wäre genauso, als würde ich täglich eine Packung Milch öffnen, ein Schlückchen in meinen Kaffee geben und den Rest sofort wegschütten. Macht doch auch niemand, oder?
Kommt drauf an, ob die Milch schon umgekippt ist oder nicht. Nein, ganz klar: Ich halte Atomkraft nicht für die Energie der Zukunft, aber aus Sicht des Klimaschutzes wäre der Kohleausstieg zuerst sinnvoll gewesen, und erst danach ein Atomkraftausstieg - der ergibt sich beim Verzicht auf den Neubau von AKWs von ganz alleine. Und je sicherer ein AKW ist, desto teurer ist sein Bau... Glaubt nicht, Atomstrom wäre billig. Schon gar nicht aus volkswirtschaftlicher Sicht. Nur der Brennstoff ist billig.
Akut fehlt es an Speichermöglichkeiten und potenten Stromtrassen, um die Energie vom Erzeugungsort auf die Verbrauchsregionen zu verteilen. Der Ausbau von beidem wurde und wird politisch behindert, mehrheitlich sogar mit teurer Lobbyarbeit.
Anders als, auch hier immer wieder, mit hoher Frequenz betont, sind das im Regelfall auch nicht die Grünen, die das (als Partei) behindern, sondern eben Lobbygruppen - oder lokale Aktivisten egal welcher Couleur*. Die Hauptkritik an angeblichen Umweltfolgen der Elektromobilität (die bei Licht betrachtet viel geringer sind als die der Ölförderung) kommt ja auch nicht von Grünen, sondern von Verbrennungsmotorlobbyisten. Ich find's ja immer lustig, wenn man einen Verbrennungsmotorenpapst wie Fritz Indra über Elektromobilität herziehen lässt. Das ist gerade so, als würde man Ali Chamenei über Dogmen der katholischen Kirche befinden lassen... Auch für diese Leute gilt: "Wes Brot ich ess des Lied ich sing".
*man denke nur an die Speicherstauseepläne im Südschwarzwald oder am Jochberg. In BaWü waren die grünen FÜR den Ausbau, aber die lokale Bevölkerung natürlich nicht. Das ist wie mit der Autobahn. Reisen wollen wir alle, aber wehe, die Trasse verläuft in Hörreichweite.
Ach ja, die BR-Nachrichten erwähnten eben, dass der Gaspreis seit Jahresbeginn um 440 % gestiegen sei.
... was jetzt aber nicht primär Folge der Klimaschutzpolitik in Deutschland ist. ALLE Energierohstoffe steigen weltweit deutlich, auch Öl, das wesentlich flexibler gehandelt werden kann als Gas, hat sich binnen Jahresfrist im Preis verdoppelt. Die Preischarts für Kohle habe ich gestern in diesem Forum gepostet.
Spannend bleibt weiterhin die Frage, woher das Geld für die Realisierung der vielen Wahlkampfversprechen kommen soll. Von den Grünen kam die Aussage, mit Nebenhaushalten, beispielsweise einem Klimaschutzhaushalt, an der Schuldenbremse vorbei Kredite aufnehmen zu können. Diese Neuverschuldung, so die Grünen, wären die Klimaverantwortung der kommenden Generationen. Diese kommenden Generationen werden sich dafür bedanken, denn eine hohe Staatsverschuldung wird ganz konkret zu spüren sein. Konkreter als jedes diffuse Weltuntergangsgeschwafel!
Die Bewohner des Ahrtals werden Deine wohlfeilen Worte zu schätzen wissen. Als ob da die Welt untergegangen wäre! Es war ja nur ein relativ dünn besiedeltes Tal... CO2-Ausstoß wird vom Klima fest verzinst. Zehnjährige Bundesanleihen übrigens aktuell mit -0,28%....
Jetzt lohnt es sich, genau auf die FDP zu achten: In den Wahlkampf ging die Partei mit der Position, Steuererhöhungen auszuschließen und die Schuldenbremse wieder einzuhalten. Diese sprichwörtlichen "roten Linien" waren bisher immer als nicht diskutabel bezeichnet worden. Jetzt, wo der Griff nach der Macht nah ist, sollten die Wähler genau hinsehen!
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass die FDP zugunsten einer Regierungsbeteiligung...
Nur in einer Diktatur kann eine Partei alle Wahlversprechen umsetzen - selbst in einer demokratischen Alleinregierung klappt das nicht (Mitbestimmungsrechte anderer Gremien wie Bundesrat, die Verfassung, internationale Verträge, etc, können dem immer im Weg stehen). Und in demokratisch verfassten Koalitionen ist so etwas grundsätzlich nicht möglich.
Und selbstverständlich gehe ich erst mal mit Maximalforderungen in eine Verhandlung. Mögliche Kompromisslinien im Vorfeld zu publizieren, ist eine sehr große strategische Dummheit.