Natürlich nicht. Ich höre nur selten, dass man Auto fährt, weil ÖPNV zu teuer sei - ich habe im Bekanntenkreis EINEN Fall. Ja, eine gewisse Aufstockung der ÖPNV-Förderung für günstigere Preise (Irgendwas im Bereich 1-2 € PRO TAG für die Basis-Tarifzonen) wäre sicher noch ein "Pluspunkt". Die Hauptargumente sind immer: Unzuverlässig, zu voll, zu schlechter Takt. Dazu muss man doch nur mit ÖPNV-"Kandidaten" reden.htw89 hat geschrieben: ↑So 1. Mai 2022, 09:45
... glaube ich nicht, dass dieses Ticket nachhaltig die Leute dazu bringt auf ÖPNV umzusteigen, da es völlig überhastet eingeführt wird ohne verbesserte Voraussetzungen zu schaffen, seien es häufigere Verbindungen, mehr Kapazitäten, ein Netz das dieser Menge auch gewachsen ist und nicht dazu führt dass der RE1 zusätzlich zu den obligatorischen +10 min noch +30 min dazu bekommt, weil irgendwer die Tür blockiert.
Aber, nach wie vor: Politisch ist eine Verkehrswende bisher nur von den Grünen gewollt - und da die dann allzuoft gleich mit Individualverkehr-Bashing arbeiten, wird die Akzeptanz dadurch nicht zwingend besser. Individualverkehr muss, kann und darf sein. Die Angebotsseite muss passen. Und beim Umstieg von Individual- auf ÖPN-Verkehr geht es eben NICHT vorwiegend um Kosten auf Kundenseite. Man vermischt hier in meinen Augen unzulässigerweise Sozialpolitik und Verkehrspolitik. Wenn ich will, dass sich jeder Rentner und jeder Transferleistungsbezieher ÖPNV leisten kann, muss ich durch entsprechende Bemessung der Regelsätze dafür sorgen, dass er es sich leisten kann. Dazu muss ich dem C-Benz-fahrenden Hausbesitzer nicht die nächste Tour zum Weinfest verbilligen. DER lässt sein Auto stehen, wenn er weiß, dass er mit den Öffis zuverlässiger ans Ziel kommt und dabei höchstwahrscheinlich einen Sitzplatz hat. Und als Berufstätiger will er wissen, dass er auch noch nach Hause kommt, wenn das letzte Meeting mit dem Vertrieb in Amerika mal wieder länger dauert... Von den vielen Spät- und Nachtschicht-Arbeitnehmern ganz zu schweigen.
Deutsche Verkehrspolitik verschwendet kaum Gedanken an diese Angebotsseite! Denen kommt doch offenbar garnicht in den Sinn, dass ein (bestenfalls!) alle 60 Minuten fahrender Bus, dessen Halt 1,5 km vom Hospital entfernt ist und 1 km von zuhause hält und für 15 km 30 Minuten braucht, keine Alternative zum eigenen PKW ist, wenn man nach 10 Stunden Arbeit und x Notfällen einfach nur ins Bett will.
Gerade hier im Südosten regt mich das Gefasel der Politik immer wieder auf. In Sonntagsreden wird der ÖPNV gelobt und seine Bedeutung herausgestellt. In der Praxis? Eingleisige Strecken, die vollkommen ausgelastet sind, Stehplatz ist häufig Normalität. Verbindungen gibts fast nur radial um die Landeshauptstadt und für die Schülerbeförderung.
Es KANN derzeit gar nicht im ernsthaften Interesse der Politik sein, dauerhaft mehr Leute auf die Schiene und in die Busse zu bekommen. Es gibt dafür keine Schienenkapazitäten, es gibt vermutlich auch nicht genug Busfahrer. Man müsste hier LANGFRISTIG investieren. Weder Autokanzler Gas-Gerd mit seinem Bahnausbaustopp-Tiefensee noch die Regierung Merkel mit ihren CSU-Verkehrtministern hat hier irgendwas wirklich vorangetrieben. Bei uns wird die PKW-Strecke nach Süden vom Autobahnende der A95 über Garmisch-Partenkirchen derzeit massiv ausgebaut. Ein (sinnvoller) Tunnel zur Umfahrung des Orts Oberau dürfte demnächst in Betrieb sein. Daneben sind noch 3 weitere Tunnel geplant oder in Bau, um bis Garmisch-Partenkirchen 4-spurig zu werden und dann den Verkehr durch Tunnel um GAP richtung Mittenwald und Richtung Fernpass vorbeizuleiten. Die Bahnstrecke hingegen ist ab Tutzing einspurig - und zu Arbeitnehmer- und Touristen-Zeiten übervoll. Angenehm ist die Reise schon jetzt nur, wenn man antizyklisch fährt. Nochmal 10-20% mehr Fahrgäste, und die Verbindung kollabiert. Besser kann man Leute nicht von der Notwendigkeit des Individualverkehrs überzeugen als mit solchen Vorgehensweisen. Zumal dann die Autofahrt von München ins Zugspitzgebiet in wenigen Jahren staufrei von Statten gehen wird, während man in der Bahn im Gedränge steht.