In den letzten Tagen wurden 2 Studien veröffentlicht, die den Ursachen des Erstarkens der AFD bei gleichzeitiger Stagnation der Union nachgehen.
Gestern: Bertelsmannstiftung:
Die deutsche Mittelschicht ist laut einer Bertelsmann-Studie für Populismus anfälliger geworden. Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg stellt fest: "Es ist ein besorgniserregender Befund, dass das Vertrauen der gesellschaftlichen Mitte in die etablierten Parteien deutlich abgenommen hat. Die Ampel hat durch Dauerstreit den Eindruck erweckt, sie interessiere sich mehr für ihre eigenen Probleme als für die der Bürger. Dass die Union davon nur unzureichend profitiert, sollte Friedrich Merz zu denken geben. Die Menschen schauen auch beim Chef der größten Oppositionspartei darauf, ob er nur für sich selbst arbeitet – oder zum Wohl des Landes Kompromissbereitschaft zeigt", unterstreicht die BADISCHE ZEITUNG.
Presseschau DLF
Die Mitte stärken - Warum die Mitte an Zuversicht verliert
Die Menschen in der Mitte der Gesellschaft verlieren an Zuversicht. Sie hadern zunehmend mit den demokratischen Parteien, denen sie bisher vertraut und die sie gewählt haben. Ampel und Union reagieren darauf vor allem mit gegenseitiger Konfrontation und Blockade. Besser als sich in der Mitte zu bekämpfen wäre, sich gemeinsam um die Mitte zu bemühen – die Lage und ein Vorschlag.
www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-p ... un-sollten
www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikat ... e-staerken
Neben dem deutlichen Vertrauensverlust und Abstiegsängsten in den Gruppen der Mitte wird eine Sichtweise eines nicht funktionierenden Staatsgebildes deutlich, was die Mitte fordern lässt, der Staat müsse deutlich mehr investieren und das Dogma der Schuldenbremse aufgeben.
Als weitere Auffälligkeit der aktuellen Stimmungslage in Deutschland deutet sich eine wieder stärker
von sozialen Unterschieden geprägte elektorale Konfliktlinie an, deren Verfestigung das Ergebnis der
Bundestagwahl 2025 prägen könnte, sofern die demokratischen Parteien der politischen Mitte darauf nicht
rechtzeitig und nachhaltig reagieren.
Das Fazit der Bertelsmann-Analyse:
Die Stimmung in der Mitte der Gesellschaft ist schlecht.Vor allem die Milieus der Mitte blicken immer weniger
optimistisch in die Zukunft. Ihr Verlust an Zuversicht prägt die gesellschaftliche Stimmung und überträgt sich
in andere Milieus. Gleichzeitig schwindet ihre Unterstützung für die Parteien der demokratischen Mitte.
Der Schwund an Zuversicht und Vertrauen vor allem in der Mitte und in den sozial schwächeren Milieus der
Gesellschaft führt zu einem Wiedererstarken sozialer Konfliktlinien, zum Erstarken des Populismus und prägt
zunehmen die Umfragen und Wahlergebnisse. Gleichzeitig wünscht sich die Mitte wie die große
Mehrheit aller Menschen in Deutschland mehr Investitionen in die wichtigen Bereiche ihrer Lebensrealität, mehr Investitionen in ein besseres Funktionieren ihres Alltagslebens, von den Schulen zu den Krankenhäusern,
von der Digitalisierung zur Mobilität, vom Klimaschutz zur inneren und äußeren Sicherheit und von der Integra-
tion bis zum gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt.Statt kameralistischem Festhalten an der Schul-
denbremse wünschen sich die meisten Menschen in Deutschland solche Investitionen auch, wenn sie
zunächst durch mehr Kredite des Staates finanziert werden müssten. Buchhalterische Schuldenphobie spiegelt
weder die Mehrheitsmeinung der Deutschen insgesamt, noch die der Menschen in der gesellschaftlichen Mitte.
Solche Investitionen in die Zuversicht der Mitte wären damit Investitionen in die Resilienz unserer Demokratie.
Der Haushalt 2025 ist vor der Bundestagswahl 2025 dafür die letzte Chance. Gelingt den Parteien der
„gelungenen“ Bonner Demokratie ein solcher Kraftakt? Die Mitte selbst ist mit großer Mehrheit dafür – die
Parteien der demokratischen Mitte auch?
Die 2.Studie kommt vom Münchener IFO Institut :
Je mehr Menschen von Armut bedroht sind, desto mehr Stimmen erhalten rechtsextreme Parteien in den jeweiligen Regionen. Das hat das Münchner Ifo-Institut kürzlich errechnet. Steigt der Anteil der Haushalte unter der Armutsgrenze um einen Prozentpunkt, steigt der Stimmenanteil von rechtsextremen Parteien bei Bundestagswahlen um 0,5 Prozentpunkte.
Die Mittelschicht in Deutschland ist, auch das hat das ifo-Institut errechnet, in den vergangenen Jahren geschrumpft. Nicht viel, aber dennoch: Von 65 Prozent im Jahre 2007 auf 63 Prozent (2019). Ein Rückgang, der zwar relativ moderat erscheint, aber im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern beachtlich ist, ordnen die Forschenden ein. Die breite Mitte wird kleiner und das schürt die Angst, selbst bald nicht mehr dazu zu gehören....
Aber nach Butterwegges Einschätzung ist es nicht nur die drohende Armut, die Abstiegsängste befeuert, sondern die generelle soziale Ungleichheit. „Die fünf reichsten Familien in Deutschland haben so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung“, sagt Butterwegge. „Das erzeugt viel Druck für die Mittelschicht. Es ist nicht nur die Angst vor dem sozialen Abstieg, sondern auch davor, zwischen unten und oben zerrieben zu werden.“
Forsa Chef Güllner vergleicht die aktuelle Situation mit der von 1933. "„Es hat Tradition, dass sich ein Teil der Mittelschicht in Krisensituationen politisch nach rechts wendet.“
www.rnd.de/wissen/wie-die-angst-vor-arm ... VLBCI.html
Die Ifo Studie im Original:
Mehr Armutsgefährdung führt zu mehr Stimmen für Rechtsextreme
www.ifo.de/pressemitteilung/2024-03-13/ ... htsextreme
Die Beiträge dazu als Download
"Wohlstand in Gefahr?"
www.ifo.de/publikationen/2024/zeitschri ... populismus