Am Wochenende werden die Huren umgestellt

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SOLAR MAX
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Re: Am Wochenende werden die Huren umgestellt

Beitrag von SOLAR MAX »

Auch meine biologische Uhr tickt nach der Sommerzeit. Doch viele Menschen haben Probleme damit.
Wie wäre es denn, wenn man die Uhren nur um eine halbe Stunde vorstellt ? Das wäre doch ein guter Kompromiss mit dem wohl alle leben könnten, oder ?
TobiasF
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Re: Am Wochenende werden die Huren umgestellt

Beitrag von TobiasF »

SOLAR MAX hat geschrieben: Mo 1. Apr 2024, 12:52 Wie wäre es denn, wenn man die Uhren nur um eine halbe Stunde vorstellt ?
Ähm, nein. Wenn ich dann in andere Zeitzonen reise, ein grenzüberschreitendes Meeting habe oder anderweitig mit anderen Zeitzonen bzw. UTC arbeiten muss, wird es kompliziert. Im Status quo ist es einfacher, ändert sich doch (mit wenigen Ausnahmen) nur der Stundenteil, während der Minutenteil konstant bleibt.
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RF_NWD
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Re: Am Wochenende werden die Huren umgestellt

Beitrag von RF_NWD »

Irgendwie ist Europa beim Thema Zeitumstellung in einer Sackgasse gelandet, aus der nur schwer wieder rauszukommen ist. Vor allem im Bereich der sehr großen Zeitzone UTC +1 sind die Unterschiede viel zu groß.
Dass es in Spanien oder sogar in Frankreich und in Benelux Tendenzen gibt, wie vor dem 2.Weltkrieg zu UTC +/-0 zurückzukehren, ist nachvollziehbar. War ja anfangs eine Folge der deutschen Besatzung im 2.Weltkrieg.
Portugal hat mehrfach hin-und her gewechselt. Das Experiment in GB mit der ganzjährigen UTC + 1 um 1970 herum, wurde ganz schnell wieder beendet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mitteleur ... ische_Zeit

Natürlich ist die Ausgangslage heute eine ganz andere als im 19.Jahrhundert, als die am Höchststand der Sonne um 12:00 orientierten Ortszeiten einer vorwiegend in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung mit der Herausforderung einer einheitlichen Zeitzone für den Eisenbahnverkehr kollidierten.
www.n-tv.de/wissen/Wie-Zuege-die-Zeitzo ... 46146.html

Aber auch Deutschland ist mittlerweile, anders als im Kaiserreich, in eine ungünstige Randlage geraten. Die Ortszeit des 15. Längengrads passt nur noch zur östlichsten Stadt in Görlitz.
Insbesondere in den westlichen Landesteilen Deutschlands ergeben sich daraus Anpassungsschwierigkeiten für die Chronobiologie vor allem junger Menschen: Im Winter geht in Westdeutschland die Sonne erst gegen 8.30 Uhr MEZ auf, also lange nach Schulbeginn. Im Sommer dagegen geht sie dort erst gegen 21 Uhr MEZ unter, obwohl junge Menschen dann bereits schlafen sollten.
www.tagesspiegel.de/wissen/nur-in-gorli ... 11954.html
Der Längengrad 7,5 in der Mitte zwischen Görlitz und London verläuft zwischen Osnabrück und Rheine.
Nur solche UTC + 0,5 Zeiten wären wirklich nicht praktikabel.

Ein weiterer Aspelt neben den unterschiedlichen Chrono-Typen sind die oft vernachlässigten soziologischen Faktoren wie sozialem Status und Berufstätigkeit. Den Mainstream Beschäftigten mit 9-17 Uhr Gleitzeit und 4(1/2) Tage-Woche und vielleicht noch Homeoffice kratzt die Zeitumszellung weniger als den Schichtarbeiter, der vom längeren Sonnenlicht abends allenfalls noch ganz im Westen in der Dämmerung im Juni was hat, jetzt aber zur Frühschicht erst mal wieder im Dunkeln aufstehen muss. Ich fand das morgens auch immer ärgerlich, dass man wieder das Licht am Fahrrad anmachen musste.
Rentner können sich ihre Orts-Zeit ja quasi selber machen. Da kommt es auf eine Stunde meist nicht an.
Manches regelt auch Angebot- und Nachfrage. Mittlerweise ist bei den Öffnungszeiten der Supermärkte aus 8-22 Uhr 7- 21 in der Regel geworden. Im Winter geht da abends kaum noch einer hin.

Und andere Gruppen können sich gegen die Zeitdikatatur der "Lerchen" überhaupt nicht wehren. Die Schulkinder in Deutschland leiden darunter ganz besonders. Nur weil Mama das sonst nicht in ihren Rhytmus mit Schulweg und Arbeitsweg danach integriert bekommt. Jeder Blick übern Tellerrand in andere Länder zeigt: Geht doch mit späterem Schulanfang.
www.quarks.de/gesellschaft/warum-eine-e ... esung-ist/

Und so wird es wohl noch ein paar Jahre weiter gehen. Zu jeder Zeitumstellung, das übliche Ritual der Pro- und Contra Diskussionen, geprägt vom Wohnort, Bio-Rhythmus und Status, ohne dass man auf einen Nenner kommt.

"Geklaute Zeit" ( Contra)
www.rnd.de/kultur/gegen-die-zeitumstell ... WNBQ4.html
"Mehr Licht und Leichtigkeit" (Pro)
www.rnd.de/kultur/fuer-die-zeitumstellu ... TVSFI.html
Wobei die junge Volontärin aus Köln sich nur für die Umstellung im Sommer ausspricht, die Zeitumstellung als rituelles Symbol für den Wechsel der Jahreszeiten begrüßt, die eben ihre unterschiedliche Zeiten haben dürfen.

Irgendwie ist da auch was dran. Man hat ein paar Tage, wo man mies drauf ist zu Beginn, so wie heute bei dem trüben Tag. Das legt sich dann wieder. Diese Woche kann ich mich stressfrei gewöhnen. Heute am Feiertag 1. Arbeitstag nach der Umstellung. Beginn um 10 Uhr. Morgen wieder frei. Nächste Frühschichten erst wieder am Wochenende.

Nähmen wir mal den unwahrscheinlichen Fall einer Volksbefragung zum Thema an :
Wie müsste eine möglichst neutrale, nicht subjektive Formulierung aussehen ?
Gar nicht mal so einfach. Man weiß bei diesem Thema, dass der Zeitpunkt und die Wortwahl zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen können.
www.rnd.de/panorama/umfrage-zur-zeitums ... JP7SQ.html

1. Frage: Soll die Umstellung der geltenden Zeitzone auf UTC+ 2 in Deutschland im März und Rückstellung auf UTC +1 Ende Oktober beibehalten werden ?

Bei Nein:
2.Frage: Welche Zeitzone soll dauerhaft in Deutschland gelten ?
UTC + 1 ( Sonnenstand Görlitz)
UTC +2 ( Sonnenstand Kiew, St.Petersburg)
UTC +/-0 (Sonnenstand London)

Natürlich wird es dazu nicht kommen, weil damit kaum einer was anfangen kann. Aber jede Formulierung mit den Begriffen Sommer, Winter oder Normal hat einen manipulativen Chrakakter. Die nicht repräsentative EU Umfrage damals mittern im Hochsommer in jedem Fall.
Dilemma gut zusammengefasst;
https://www.test.de/Zeitumstellung-Somm ... 4828889-0/
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