Nicht mehr verfügbar. Aber andere Einspielungen sind zu haben, darunter diese mit der Academy of St Martin-in-the-Fields unter Neville Marriner:
https://www.youtube.com/watch?v=P04yfGRNebM
Und jetzt wird es irre: die habe ich auf CD. Erste und einzige Klassik-CD, die ich mir bislang gekauft habe.
Ich habe die CD wegen eines anderen Tracks gekauft.
Es muss um 2002 herum gewesen sein, als ich meine Stereoanlage aus dem Elternhaus in die erste eigene, allein bewohnte Wohnung in der Universitätsstadt gebracht hatte, eine neue Schüssel kaufte und auf den Balkon stellte und wieder Radio via Satellit hatte. An einem der ersten Wochenenden, die ich in dieser Wohnung verbrachte, statt zu meinen Eltern zu fahren, saß ich an einem sonnigen Morgen noch im Schlafanzug am Rechner, las wohl Radioforen, zappte derweil nach Musik durch die Kanäle und landete beim DRadio Berlin. Es lief Klassik, etwas, was ich damals noch komplett ablehnte.
Was da lief, brachte mich aber binnen weniger Sekunden weinend auf den Fußboden. Ich konnte vorher noch schnell die Aufnahmesoftware starten, bevor es mich umwarf.
Das Fragment hörte ich dann täglich etliche male und es hatte noch wochenlang immer die gleiche Wirkung.
Erst Jahre später recherchierte ich nach der Playliste dieser Sendung, fand sie aufgrund des Datumsstempels in meinem Fragment und konnte den Titel identifizieren. Er befand sich auf dieser CD, die dann freilich gekauft werden musste.
Bitteschön:
Vaughan Williams: The Lark Ascending .
Ist eine Aufnahme aus der Kingsway Hall, London, 1972. Eine einstige Kirche, später als Aufnahmeort für Klassik genutzt und leider 1998 abgerissen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Kingsway_Hall .
"The Lark Ascending" gehört in Großbritannien zum "Mainstream", ist also ein oft und gern gewünschtes Stück Klassik, also gar nichts "besonderes", das nur Freaks kennen.
Für mich gehört es definitiv auf den Soundtrack meines Lebens.
Eine ähnliche Wirkung beim ersten Hören hatte auch eine deutsche Indie-Rock-Nummer: ab auf den Fußboden.
Tomte - Du bist den ganzen Weg gerannt
Was hat mich der Track 2003 umgehauen! Ich hatte
Die Bastarde, die dich jetzt nach Hause bringen, einen anderen Titel aus diesem Album, schon im Radio gehört, u.a. auf 1Live. Das ganze Album kannte ich aber noch nicht. Es stand auf der "bei Gelegenheit reinhören"-Liste, die damals bei mir sehr lang war.
Gekauft habe ich die CD dann ohne vorher reinzuhören am Abend des 28.8.2003, also vor genau 17 Jahren. Das war ein Donnerstag, ich hatte mir vormittags an der Uni frei genommen und war zeitig früh per Bahn in meine Heimatstadt gefahren zu einem Termin. Im Zug muste ich auf Toilette und auf dem Weg dorthin kam ich durch ein Abteil, in dem ein ex-Bekannter von mir saß, der den Kontakt 2 Jahre vorher abgebrochen hatte, was bei mir in Folge Dinge in Bewegung brachte, die beinahe zum Abbruch der Dissertation aus gesundheitlichen Gründen führten und mich für 9 Wochen in eine stationäre geschlossene Psychotherapie brachten.
Es dürfte für beide ein Schreck gewesen sein, Worte gewechselt haben wir nicht. Für mich war es heftig, ich bin danach wie verpeilt durch die Stadt gelaufen, habe irgendwie meinen Termin wahrgenommen, bin zum Bahnhof zurück und an die Uni. Irgendwie den Tag überstanden, abends dann planmäßig Yogakurs gehabt. Vorher in die Müller-Drogerie in der Innenstadt und die CD unbesehen gekauft. Irgend eine innere Stimme befahl es mir. Nach dem Yoga nach Hause, CD rein - und es warf mich um. Da sind noch mehr solche Perlen drauf, u.a. auch
Tomte - Endlich einmal. Ich kam nicht mehr hoch, ich habe das Album in dieser Nacht wohl mehrfach gehört. Und auch noch Wochen später hatte es immer die gleiche Wirkung.
Umso enttäuschender waren die folgenden Alben für mich. Nur noch Schwulst und Pathos.
Eine andere Geschichte, die in den Soundtrack meines Lebens gehört:
Es war im Sommer 1991 (bestes Jahr meines Lebens). Ich war damals 17. Den "Wettkampf" namens "mit wem wird Lars in Urlaub fahren?" hatte ich gewonnen, mein bester und liebster Schulfreund Lars (ich liebte ihn und ich liebe ihn immer noch) hatte sich für eine Woche Paddelurlaub in Mecklenburg mit mir entschieden statt für Ungarn mit einer Gruppe Mitschüler, von denen einer schon 18 war und ein Auto hatte. Erfahren habe ich es erst in dem Moment, in dem am Abend des 9.8.1991 ein Auto bei uns hielt und Lars' Eltern ihn zu mir brachten. Wir sind am frühesten Morgen des 10.8.1991 mit der Bahn nach Mecklenburg, Boot in Kratzeburg aufgebaut, Sachen eingestopft und los.
Am Montag, 12.8.1991, kamen wir vormittags am Woblitzsee nahe Groß Quassow an. Dort befindet sich heute noch der größte Campingplatz der Gegend. Wir landeten mit dem Pouch-Faltboot am C34 Woblitzsee
irgendwo hier an. Am Steg saß ein Typ mit Radio. Naturbeschallung mag ich gar nicht, aber es war DT64 und da hing ich dran. Wo DT64 lief, war ich zu Hause. Das Lied, vorher nie gehört, fräste sich im Kopf fest. Vormittagsmagazin "Take Five" mit Uwe Wassermann. In der Abmoderation erhaschte ich nur ein "Rainbow". Wir machten kurz Rast, Lars versuchte vom Münzfernsprecher (!) aus seine Schwester anzurufen, deren Nummer mit "110" endete. Das noch alte Telefonnetz schnitt kurzerhand alles davor weg und Lars durfte sich bei der Polizei entschuldigen. Ja, so war das damals. Ich rief dann wohl noch erfolgreich meine Eltern an, Vater hatte an diesem Tag seinen 57. Geburtstag. Eine Stunde später kämpften wir auf dem Woblitzsee gegen fiesen Wind von vorne und kamen kaum noch voran.
Das Lied ging mir nicht mehr aus dem Kopf, Recherchen ergaben nichts - damals gab es auch noch kein Internet. 2 Jahre später hörte ich den Titel plötzlich, als ich als Zivi in der Klinikumsapotheke am Schreibtisch saß. ich rannte raus auf die Laderampe - der Titel spielte im Auto eines Trans-O-Flex-Fahrers. Eine Absage danach gab es nicht, denn es war eine Kassette, die er auch nur im Auto gefunden hatte. Ich erbettelte sie mir und zog den Titel abends herunter. Leider wieder ohne Interpretenangabe. Abr nun hatte ich ihn wenigstens "irgendwie".
Erst am 11.7.2006 stellte ich einen Schnipsel davon online und bekam sofort in den Radioforen den präzisen Tip:
"Das sind Sacco & Mancetti mit RAINBOW'S END von 1990. Die fünfköpfige Band stammt aus Regensburg."
Was für ein gediegener Song!
Und noch einer, wieder eng verknüpft mit privaten Erlebnissen. Es war in den Sommerferien 1989, noch DDR, als ich beschloss, einen Überraschungsbesuch bei meinem besten Schulfreund (der gleiche wie 1991) zu machen. Also mit dem Fahrrad knapp 40 km am Samstagmorgen des 29.7.1989 absolviert - es war teils brutal, seitlich weggeflossenes Kopfsteinpflaster und starke Anstiege. Aber der Besuch war toll! Während der Tour hatte ich einen Titel im Kopf, der am Freitagabend davor in den "Schlagern der Woche" auf Bayern 3 gelaufen war:
Pet Shop Boys - It's Alright. Damals hörten wir ja noch die Charts... Ohrwurm, wäre heute für mich nichts mehr wert, wenn da nicht die Story dazu wäre.