Mietwohnungsversteigerung?

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PowerAM

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von PowerAM »

Mir fällt auf, dass in meinem Heimatdorf sowie in den Nachbar-Ortsteilen seit zwei Jahren verstärkt so genannte "Stadtvillen" gebaut werden. Mal nur 4 Wohnungen, mal auch 12 oder mehr. Nichts davon geht in den Mietwohnungsmarkt, es werden ausnahmslos Eigentumswohnungen.

Im Nachbar-Ortsteil wird demnächst ebenfalls so ein dunkelgrau gefärbter Klotz fertig, der als betreutes Wohnen Appartements für wohlhabende Senioren anbietet. Freilich mit Concierge, angeliefertem Essen und demenztauglichem 2,5 m-Zaun zur Straße. Abgesehen von der Lage an einer viel befahrenen Durchgangsstraße und nur schmalem Gehsteig davor, die Preise sind stolz und beginnen bereits bei den kleinsten Buden vierstellig.

Ach ja, von 130 - 170 EUR je qm sind wir binnen eines Jahres in den unattraktivsten Lagen bei bereits 260 EUR je qm angekommen. Die liegen am Ortsrand, sind i. d. R. nicht erschlossen. Wer noch etwas in Fußmarschentfernung zur Bahn findet, der darf nochmal einen 100er mehr kalkulieren. Mein Bruder kaufte sein Grundstück im vergangen Jahr und hat auch schon ziemlich geschluckt. Die recht zentrumsnahe Lage erkaufte er sich damit, dass die Regionalbahn im Halbstundentakt direkt an seinem künftigen Haus vorbei donnert und in 100 m Entfernung zweimal das Typhon ertönen lässt. Es sind einige 10000 in die Beräumung unzähliger ausgewachsener Kiefern und deren Ersatzpflanzungen an einem anderen Platz im Ort gegangen. Zum Glück hat die Munitionsbergung nichts gefunden. Das hatte auch schon eine gute fünfstellige Summe verschlungen.
Spacelab

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von Spacelab »

RheinMain701 hat geschrieben: Ich sehe schon in 20, 30 Jahren eine Immobilienschwemme auf uns zukommen ohne dass irgendwo eine entsprechende Nachfrage ersichtlich ist, die Preise werden ins Bodenlose stürzen. Soviel zum Thema "sichere Altersvorsorge".
Exakt genau das gleiche sagte vor kurzem erst so ein Börsenfuzzi in der TeleBörse auf n-tv.
HeibelA

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von HeibelA »

Das gilt aber sicher nicht für die Großstadtlagen Süddeutschlands und deren Einzugsgebiete. Hier wird es wohl anhaltend Nachfragen nach Wohnraum geben, wenn auch nicht in diesem extremen Maße. Da dürften Investitionen schon relativ sicher sein und eine sinnvollere Altersvorsorge als diese durch Niedrigzinsen gewinnbefreiten Lebensversicherungen oder Riesterrenten.
Chief Wiggum

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von Chief Wiggum »

Die Gegenden um die Ballungszentrem herum werden wohl immer nachgefragt bleiben.
Nur die Dörfer "am Arsch der Welt" werden irgendwann verschwunden sein....
PowerAM

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von PowerAM »

Deine "gehobene Wohnlage" dürfte auch sehr gefragt sein.
Chief Wiggum

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von Chief Wiggum »

Und wird immer teurer...:o
Spacelab

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von Spacelab »

Dieser Börsenmensch in der TeleBörse hatte auch viel mehr Sorge dass das Stadt<>Land Gefälle noch mehr kippt. Die Landbürger sehen sich ja jetzt bereits schon als "Bürger zweiter Klasse".
PowerAM

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von PowerAM »

Angesichts der explodierenden Kosten bei gleichzeitig nicht mithaltenden Einkommen bin ich froh, nicht noch mehr Heuschrecken satt machen zu müssen.
pomnitz26

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von pomnitz26 »

Bei uns auf dem Lande findet man keinen der für 250€ warm zur Miete wohnen möchte. Sind 60qm mit 2 Kellern, Dachboden, Garten, einen weiteren Gebäude wo vor 20 Jahren zumeist Tiere gehalten worden und noch weiteren Abstellräumen die aber nur gemeinschaftlich genutzt werden können. Ich habe das Ding lange abbezahlt und bin Eigentümer. Natürlich wird da deutlich weniger gezahlt. Wasser, Müll, Ölheizung, größzügige Rasenflächen werden vom Hausverwalter gepflegt, alle Kosten sowie ein reichhaltiges Eigentümerkonto für Reperaturen wie Heizung sind inbegriffen. Der Strom und die Grundsteuer (lächerliche Beträge) müssen selber gezahlt werden.

Nicht zu vergessen, eine kleine effiziente Antennenanlage auf dem Dachboden in schöner Höhe. Mich bekommt man erst hier weg wenn ich nicht mehr Herr meiner Sinne bin.
RheinMain701

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von RheinMain701 »

Bei dem was ich gerade gelesen habe kann man schon irgendwie eine Schadenfreude entwickeln.

Die Stadt Frankfurt hat für sündhaft teures Geld, glaube 300 Millionen Euro waren es, einen Teil der historischen Altstadt von vor dem Krieg auf dem Gelände des ehemaligen technischen Rathauses wieder aufgebaut. Nach langer Bauzeit ist das Projekt jetzt fertig und wurde feierlich eröffnet. Jetzt melden sich aber die Eigentümer dieser Häuser und beschweren sich, dass sie keine Mieter finden und auf ihren Altstadthäusern sitzenbleiben. Veranschlagt als Miete sind übrigens 3000 € kalt für 145 m². Damit lockt man selbst die hochheiligen ausländischen Investoren nicht an, da gibt es auch in Frankfurt deutlich günstigere Immobilien. Ich sehe schon jetzt, dass diese Altstadt nichts weiter als eine riesige Investitionsruine ist.
RheinMain701

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von RheinMain701 »

Welche absurden Züge der ganze Wohnungsmarkt annimmt konnte man letztens im hr sehen. Gut, hat vielleicht nur am Rande was mit dem Thema zu tun aber ist fast genau so schlimm.

Alleinerziehende Mutter mit behindertem Sohn. Die Mutter arbeitet, der Sohnemann war bis jetzt in einem Internat gut versorgt. Bis jetzt. Denn jetzt wird er 18 und beendet seine Schule. Das Amt hat der Mutter jetzt genau zwei Möglichkeiten gegeben: entweder soll der Sohn mit 18 ins Altersheim abgeschoben werden, oder sie soll gefälligst kündigen und hartzen um ihren Sohn zuhause zu versorgen.

Denn nicht nur die Mutter, sondern auch die Behörden konnten sogar nach deutschlandweiter Suche keine Wohnung für den jungen Mann finden. Alles voll belegt. Auch nach Monaten gab es nirgends auch nur ein Angebot. Und jetzt steht die Mutter halt vor dem Dilemma, wobei beides irgendwie ein Skandal ist. Einerseits einen 18-jährigen in ein Altersheim abschieben zu wollen (was soll der da? Das hat die Mutter sogar wortwörtlich im Interview gefragt...), andererseits von der Mutter verlangen, sie solle doch von Vater Staat leben und sich auf die soziale Hängematte legen damit sie für ihren Sohn da ist. Und woanders wird so etwas dann als Sozialschmarotzer bezeichnet. Das ist schon absurd.

Passend dazu schaffen die Bundesländer die Pflicht zum Bau von barrierefreien Wohnungen wieder ab. Weil das ja zu teuer sei. Wobei ich nie verstanden habe wie man ernsthaft verlangen kann in einem Mehrfamilienhaus mit vier Parteien und zwei Stockwerken (also EG und 1. OG und vielleicht noch ein Abstellraum unterm Dach) noch einen Aufzug hinzustellen. Das durfte ich erst letztens sehen. Da wurde genau so ein Haus mit zwei Stockwerken gebaut und in der Mitte der Aufzugsschacht. Da hab ich mich schon gefragt, muss das echt sein? In so einer Luxusvilla wird doch eh kein Rollifahrer wohnen können, allein schon vom finanziellen her. Da sollte man ganz woanders anfangen. Die ganzen Hochhäuser mit 10, 20 Stockwerken haben zwar alle Aufzüge im Inneren aber um erstmal dort hinzukommen muss man erstmal, richtig, Treppen steigen. Das sollte doch eigentlich viel kostengünstiger sein da nachzurüsten als jetzt in jedem Haus einen Aufzug hinstellen zu wollen der ja bestimmt auch in der Wartung nicht gerade billig ist.

Aber nun ja, was beschwere ich mich. Genauso wie mit der bescheuerten "Dämmpflicht" wo jemand schon ausgerechnet hat dass sich die Kosten über die Lebensdauer des Hauses niemals rechnen weil das Dämmmaterial schneller verrottet als man dadurch irgendwelche Heizkosten spart. Und man bekommt ein Schimmelproblem in solchen Häusern weil die Wände nicht mehr gescheit atmen können. Ich kenne so ein Haus, das verschimmelt auch genau so weil es übertrieben gedämmt ist. Da sollte man sich lieber die Fenster und die Heizungsanlagen anschauen. Es gibt noch genug Wohnungen in Deutschland die haben uralte Fenster/Balkontüren, teilweise sogar nur einfach verglast. Wieviel man hier wohl sparen könnte wenn man bloß die Fenster/Türen austauscht. Oder gar Außenrollos anbringt (fehlen häufig auch)...
PowerAM

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von PowerAM »

PowerAM hat geschrieben:[...] Ach ja, von 130 - 170 EUR je qm sind wir binnen eines Jahres in den unattraktivsten Lagen bei bereits 260 EUR je qm angekommen. Die liegen am Ortsrand, sind i. d. R. nicht erschlossen. Wer noch etwas in Fußmarschentfernung zur Bahn findet, der darf nochmal einen 100er mehr kalkulieren. [...]
280 EUR je qm sind derweil das Minimum in unattraktiver Lage. Um dort bauen zu können, müssen reichlich Kiefern geerntet und verwertet werden, zudem sind Ausgleichspflanzungen zu leisten. Das Genehmigungsverfahren "Bäume" bewegt sich im Bereich eines 1000ers. Will man mit Holz bauen, dann würde es sich lohnen, das zu nehmen.
RheinMain701

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von RheinMain701 »

Währenddessen wird hier ein Neubaugebiet erschlossen. Und - Überraschung - es werden Einfamilienhäuser. Es soll wohl eine Nachfrage nach über 100 Bauplätzen gegeben haben, bei gerade einmal 10 ausgeschriebenen Bauplätzen. Da weiß man, wohin die Reise geht.
Spacelab

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von Spacelab »

Das war doch hier im Ort auch nicht anders. 20 Bauplätze ausgeschrieben und die waren schneller weg als man sich bewerben konnte. Laut Amtsblatt soll es das zigfache an Nachfragen gegeben haben. Die Häuser die da jetzt gebaut wurden sind alles ausnahmslos Einfamilienhäuser der aller billigsten Machart. Absolut schmucklose grau weiße viereckige Fertigbauhäuser.
pomnitz26

Re: Mietwohnungsversteigerung?

Beitrag von pomnitz26 »

Im Osten werden die Blöcke abgerissen, bei euch aufgebaut. Der Beton scheint für die Ewigkeit.
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