Es ist leider so, dass man in den Online-Plattformen auch Leserbriefe und Kommentare nur als bezahlender Kunde einsehen kann., obwohl das manchmal wirklich interessant wäre.
So spricht sich z.b ein Leser im Mindener Tagebaltt "Für mehr wertschätzende Kommunikation im politischen Diskurs" aus. in der Print-Ausgabe habe ich es zufällig gelesen:
Der Leser ärgert sich vor allem über die Üblichen Polit-Talks in ARD und ZDF. Dort gehe es hauptsächlich darum, wer was und wie gesagt habe. Sachliche Argumente würden nicht ausgetauscht. Manchmal gehe es nur darum, den Gesprächspartner bloß zu stellen.
Der Leser weist auf eine Kolumne von Marina Weisband, die er im DLF gehört habe.
Da ich gerade ein Buch von ihr gelesen habe : "Was uns durch die Krise trägt" machte mich das neugierig.
www.deutschlandfunk.de/meinung-marina-w ... s-100.html
Und das ist natürlich der Vorteil der ÖR Angebote: Keine Bezahlschranken !
Weisband spricht da wirklich einen wunden Punkt an.:
Das Thema verschwindet hinter den subjektiven Interessen
Der Interviewer sitzt da und denkt: Wie kann ich die Politikerin jetzt auf eine Aussage festnageln? Wie lande ich einen Coup? Und die Politikerin denkt: Wie kann ich meine vom Ressort geplante Message platzieren? Wie kann ich vermeiden, dass aus irgendeinem Nebensatz eine Sensation gemacht wird?
Und was kaum in dieser Situation gedacht wird: Was ist eigentlich gerade die Lage? Was müssen die Leute verstehen? Welche Grundlagen haben wir für unsere Entscheidungen?
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte nicht, dass Journalisten und Politiker gemeinsame Sache machen und die Presse keine kritischen Fragen stellt. Aber es ist wichtig, dass beide Seiten den Anspruch haben, Entscheidungsgrundlagen zu kommunizieren. In dem Wissen, dass der Politiker oder die Politikerin eine subjektive Sicht der Welt hat und eine bestimmte politische Vision, die der Journalist oder die Journalistin nicht unbedingt teilt. Das habe ich in sehr guten Interviews auch schon oft erlebt.
Sie selbst hat ja eine klare Haltung z.B. zum Ukraine Krieg, Judenhass und Faschismus. Sie hinterfragt aber auch aus ihrer Biographie heraus als Ex-Piratin, den Stil heutiger Auseinandersetzungen in den Medien.
Auch die Kolumne :" In wenigen Schritten zum erfolgreichen Querulanten "
In wenigen Schritten zum erfolgreichen Querulanten
www.deutschlandfunk.de/kolumne-ueber-me ... t-100.html
Egal ob Klima-, Schul- oder Corona-Debatte. Finden Sie den Punkt, bei dem sich alle einig sind. Vertreten Sie die Gegenposition – und mediale Aufmerksamkeit ist gewiss. Ein Leitfaden für Personen des öffentlichen Lebens, die in Talkshows wollen.
Suchen Sie sich das Thema der Zeit und finden Sie den einen Punkt darin, über den sich alle einig sind. Vertreten Sie die gegenteilige Meinung. Es ist völlig egal, wie Sie das unterfüttern. Wenn Ihnen jemand widerspricht, müssen Sie nur von Mainstreammeinung sprechen, von Angepasstheit, von Zensur und, am besten, Diktatur.
Je extremer die Meinung, umso mehr Aufmerksamkeit
Warum ist diese Strategie so erfolgreich? Das Thema der Stunde ist sowieso in allen Talkshows. Die Personen mit den extremsten Meinungen erregen natürlich am meisten Aufmerksamkeit. Und dann müssen in der Talkshow natürlich „alle Seiten“ der Debatte vertreten sein. Dass die Debatte sich vorher darum drehte, wie man Verkehr in Innenstädten am besten regeln kann – geschenkt! Erzählen Sie etwas von einem Krieg gegen alle Autofahrer.
Der Zufall will es, dass sich heute beide Chefredakteuere der NOZ für die Grundsätze ihre journalistischen Arbeit gegenüber Leserkritik rechtfertigen.
Burghard Ewert, der in m.E. in das Schema von Marina Weisband passt: Bloß nie Mainstream sein! Immer dagegen: Ob Corona oder Pistorius ist egal. Hauptsache messerscharf dagegen. Immer vorn in der Hitliste der Gegenkommentare der Leserschaft.
Dabei erlebt er im Grunde das Gleiche wie Weisband aus anderer Richtung:
Ich wurde in den vergangenen Jahren an die Front gewünscht, um dort zu verrecken. Auch an Corona sollte ich sterben. Regelmäßig kommt es zu anderen Beleidigungen und Verleumdungen. Meine privaten Lebensumstände zogen ein Interesse auf sich, das ich als unangemessen empfand. Meinen Arbeitsplatz hätte ich mindestens verlieren sollen, wenn es nach mehr als einem Kritiker meiner journalistischen Tätigkeit geht.
www.noz.de/deutschland-welt/meinung/art ... n-46758366 ( NOZ+) 16 Leserkommentare 05.04.
Von daher habe ich durchaus Verständnis dafür, dass es Amtspersonen und Politiker belasten kann, wenn sie mit Hassreden überzogen werden. Andererseits: Wer austeilt, muss auch einstecken können. Das gilt für mich, weshalb ich in der Regel nur dann genauer hingucke, wenn jemand über reine Kritik hinaus falsche Tatsachenbehauptungen in die Welt setzt.
Die recht junge 2. Chefredakturin in "Was geht" ist nie so radikal und um Ausgleich bemüht.
www.noz.de/deutschland-welt/meinung/art ... n-46758366 ( NOZ +) 0 Leserkommentare 05.04.
Der Austausch mit politischen Amtsträgern ist nicht immer einfach. Besonders, wenn gefordert wird, politische Botschaften zu senden, statt zu berichten. Doch journalistische Arbeit lebt vielmehr vom ständigen Dialog. Und ist in erster Linie dem Leser verpflichtet, findet Chefredakteurin Louisa Riepe.
Über Gespräche mit Lesern:
Sie können sich sicher vorstellen, dass diese Gespräche längst nicht immer angenehm verlaufen. Einschätzungen wie, die NOZ entwickle sich zu einem „Käseblatt“ oder habe „Bildzeitungsniveau“, sind so alt wie unsere Zeitung selbst und fachlich gesehen so falsch wie eh und je. Deswegen treffen sie mich nicht wirklich. Anders ist es, wenn von offizieller Seite übermäßige Ansprüche an unsere journalistische Arbeit angemeldet werden....
Nicht selbstverständlich ist für mich die Vermischung von Nachrichten und Botschaften, wie wir es in den sozialen Medien häufig erleben – und wie es auch manche Menschen in unserer Region einfordern....Wir sollen also Botschaften senden, statt zu berichten. Dem muss ich eine Absage erteilen.
Edit:
Da wir hier ja in einem Forum über Rundfunk sind, als Ergänzung noch der Hinweis auf den top-frischen Podcast aus der Medienredaktion des DLF:
www.deutschlandfunk.de/nach-redaktionsschluss-100.html
Objektivität versus Haltung Welche Aufgabe haben Journalisten heutzutage?
Gibt es zu viel Haltung im Journalismus? Ist er zu erzieherisch, meidet kritische Themen? Darüber diskutieren Friedbert Meurer, Leiter Aktuelles im Deutschlandfunk, Anne-Lena Mösken, Freie Presse und Medienforscher Christian Hoffmann.